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Wirtschaftsumfeld | Italien | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Jobportale spielen eine wichtige Rolle bei der Personalsuche. Hochschulen unterstützen Absolventen bei der Stellensuche. Work-Life-Balance ist für viele ein wichtiges Argument.

Von Torsten Pauly | Mailand

Jobsuchende nutzen viele Kanäle

In Italien spielt das private Umfeld bei der Bewerbersuche weiter eine starke Rolle. Im 4. Quartal 2023 wandten sich 78 Prozent aller Arbeitsuchenden an Freunde oder Familienangehörige, so das nationale Statistikamt. Weitere 67 Prozent verfassten Initiativbewerbungen. Auf Stellenausschreibungen bewarben sich 50 Prozent. Geringer war die Nutzung öffentlicher Arbeitsagenturen mit 28 Prozent. Empfänger von Arbeitslosenleistungen müssen sich auf einem Vermittlungsportal registrieren. Viele Arbeitsverhältnisse kommen auch über Social Media Plattformen wie LinkedIn zustande.

Zur Rekrutierung von Hochschulabsolventen beteiligen sich viele Unternehmen direkt an Veranstaltungen in den Lehreinrichtungen. An vielen Hochschulen gibt es spezialisierte Stellenvermittlungen und Arbeitsberater, "Consulenti del Lavoro" genannt.

Zur Mitarbeitersuche bieten sich die führenden Onlineportale an. Ein solches betreiben unter anderem die überregionalen Tageszeitungen Corriere della Sera und La Repubblica. Am Markt sind auch internationale Anbieter wie Monster, Indeed und Adzuna vertreten. Ein landesweit bedeutendes Jobportal ist Cercolavoro.

Von Zeitarbeit – auf Italienisch "Lavoro temporaneo" genannt – und anderen privaten Arbeitsvermittlern machten im 4. Quartal 2023 etwa 21 Prozent aller Arbeitssuchenden Gebrauch. Internationale Firmen wie AdeccoManpower und Randstad sind auch in Italien tätig. Weitere führende italienische Anbieter sind Atempo und die GI Group.

Stellen für Hochqualifizierte und Führungspositionen werden oft mit Hilfe von Headhuntern besetzt. Deren Kommission kann ein Fünftel eines Bruttojahresgehalts einschließlich Prämien und Zusatzleistungen ausmachen. Möglich sind auch abgestufte Headhunterprämien, etwa für ein Zustandekommen von Vorstellungsgesprächen oder für Arbeitsantritte. Italienische Zeitarbeitsfirmen und andere Personalvermittler haben sich im Verband Assolavoro zusammengeschlossen.

Lohnsteuer- und Abgabenvorschriften sind in Italien komplex. Deutsche Unternehmen sollten daher insbesondere beim Markteinstieg oder bei einem befristeten Engagement in Italien überlegen, die Lohnbuchhaltung an eine professionelle Personalverwaltung auszulagern. Einen solchen Service bietet unter anderem die Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand an.

Flexible Arbeitsbedingungen sind ein wichtiges Jobargument

Für 94 Prozent aller italienischen Arbeitnehmer ist die Work-Life-Balance 2024 wichtig bei der Entscheidung für einen Job. Damit ist dieses Kriterium noch bedeutender als das Gehalt mit 93 Prozent und die Arbeitsplatzsicherheit mit 90 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Randstad, die das Unternehmen im Januar 2024 in insgesamt 34 Ländern durchgeführt hat.

Laut der Erhebung von Randstad müssen 34 Prozent aller italienischen Beschäftigten nach Ausklingen der Coronapandemie wieder mehr im Büro arbeiten. Für 26 Prozent aller Arbeitnehmer ist eine zumindest partielle Homeofficekomponente jedoch unverzichtbar bei der Entscheidung für einen Job.

In Italien waren 2022 etwa 16,1 Prozent aller Arbeitsverhältnisse befristet. Das war laut Eurostat mehr als in Deutschland (12 Prozent) und im EU-Durchschnitt (13,4 Prozent). In Teilzeit waren in Italien 2023 etwa 17,6 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigt. Diese Rate entspricht dem EU-Mittel (17,8 Prozent) und war geringer als in Deutschland (28,7 Prozent).

Der gewerkschaftliche Organisierungsgrad in Italien ist hoch. Im Jahr 2019 gehörten 32,5 Prozent aller Arbeitnehmer einer solchen Interessensvertretung an. Damit lag Italien auf Rang 18 von 139 von der International Labour Organisation (ILO) erfassten Ländern. Die drei führenden Gewerkschaftsverbände sind: Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL), Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori (CISL) und Unione Italiana del Lavoro (UIL). Lohnverhandlungen werden oft von Arbeitsniederlegungen begleitet. Lange Generalstreiks wie in der Vergangenheit gab es jedoch in den letzten Jahren nicht mehr.

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