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Fachkräfte
Das Arbeitskräfteangebot in den Philippinen ist groß, doch der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter wächst. Meist müssen die Unternehmen ihr Personal intern schulen.
28.04.2025
Die positive Konjunkturentwicklung in den Philippinen ist auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte bis 2029 real um durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr wachsen, prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF). Insbesondere im Dienstleistungssektor nimmt der Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte zu. Damit steigen auch die Löhne und Gehälter. In der Industrie wird der Bedarf an Fachkräften in den nächsten Jahren ebenfalls wachsen. Die philippinische Regierung will daher gemeinsam mit dem Privatsektor die berufliche Ausbildung ausbauen.
Gut 60 Prozent der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt
Die Lage auf dem philippinischen Arbeitsmarkt hat sich im Verlauf 2024 gegenüber dem Vorjahr weiter verbessert. Nach vorläufigen Angaben des Statistikamtes PSA (Philippine Statistics Authority) sank die Arbeitslosenquote 2024 um einen halben Prozentpunkt auf durchschnittlich 4 Prozent. Im November 2024 waren 50 Millionen Menschen beschäftigt, was einer Erwerbsquote von 64,6 Prozent entsprach. Mit fast 31 Millionen Beschäftigten ist der Dienstleistungssektor der bedeutendste Arbeitgeber. Davon sind allein ein Drittel im Handel tätig. In der Landwirtschaft ist ein Fünftel der arbeitenden Bevölkerung beschäftigt.
Fast 9 Millionen Menschen arbeiteten im November 2024 im Industriesektor, davon gut die Hälfte in der Baubranche und weitere 3,7 Millionen in der verarbeitenden Industrie. Hier dürfte auch der Arbeitskräftebedarf weiter steigen. So benötigt der Bausektor Arbeiter für die geplanten 200 Infrastrukturprojekte. Vor allem in Schlüssel- und Wachstumsbranchen wie der Elektronikindustrie, dem Energiesektor und im Bergbau dürfte die Nachfrage nach Fachkräften in den nächsten Jahren wachsen, so die Prognose der philippinischen Investitionsbehörde Board of Investment (BOI). Die Regierung hofft, dass sich dadurch auch die Beschäftigungssituation für junge Menschen verbessert. Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre liegt mit fast 10 Prozent weit über dem Gesamtdurchschnitt.
Wettbewerb um gut ausgebildete Arbeitskräfte wird sich weiter verschärfen
Das Arbeitskräftepotenzial der Philippinen ist hoch. Mit einem Medianalter von rund 26 Jahren verfügt der Archipel im globalen und regionalen Vergleich über eine sehr junge Bevölkerung. Zum Vergleich: In Vietnam liegt der Wert bei 33 und in Thailand sogar bei 40 Jahren. Bei den Englischsprachkenntnissen belegt das Land weltweit Rang 22 und erreicht in Asien sogar Platz 2 hinter Singapur. Im akademischen Jahr 2022/2023 waren 4,8 Millionen Studierende an den 2.410 höheren Bildungseinrichtungen des Landes immatrikuliert. Fast ein Drittel der insgesamt 666.000 Absolventinnen und Absolventen machten ihren Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaften, weitere 23 Prozent studierten auf Lehramt sowie Bildungswissenschaften und 20 Prozent entfielen auf Ingenieurs- und IT-Studiengänge. Gut die Hälfte der Absolventen machten ihren Abschluss auf der Hauptinsel Luzon.
Die Regierung hat eine Reihe von Zukunftsbranchen identifiziert, in denen sie die globale Wettbewerbsfähigkeit der Philippinen stärken will. Dazu zählen unter anderem die Elektromobilität, die Elektronik- und Halbleiterindustrie sowie die erneuerbaren Energien und Stromspeichertechnik. Der Bedarf an Absolventen von Ingenieurstudiengängen sowie an Fachkräften aus technischen Berufen dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Gleiches gilt für IT-Spezialisten sowie für die schnell wachsende Business Process Management (BPM) Industrie. Bis 2028 benötigen die Anbieter von BPM-Diensten etwa 700.000 zusätzliche Mitarbeitende, prognostiziert der Personalberater ZMG Group.
Berufliche Ausbildung vermittelt meist nur Basisqualifikationen
Um den wachsenden Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu decken, will die philippinische Regierung das Berufsausbildungs- und -zertifizierungssystem (Technical and Vocational Education and Training; TVET) modernisieren und stärker an den Bedürfnissen der Unternehmen ausrichten. Im Jahr 2023 erwarben knapp 1 Millionen Filipinos ein Ausbildungs- oder Fortbildungszertifikat, so die Daten der Technical Education and Skills Development Authority (TESDA). Die Behörde ist für die Zertifizierung und Kontrolle der beruflichen Aus- und Fortbildung zuständig. Von den landesweit 4.500 Ausbildungseinrichtungen sind 90 Prozent in privater Hand. Mit einem Anteil von 27 Prozent wurden die meisten Abschlüsse im Bereich Tourismus erworben. Im Industriesektor waren Elektro und Elektronik mit 12 Prozent, Kfz mit 10 Prozent, Bau mit 9 Prozent sowie Metallverarbeitung und Maschinenbau mit 8 Prozent am stärksten vertreten.
Eine abgeschlossene Berufsausbildung bedeutet aber in der Regel bloß, dass die Absolventen die - häufig nur theoretischen - Grundlagen des jeweiligen Berufsbilds erworben haben. Eine intensive betriebsinterne Nachschulung und -qualifizierung ist in den meisten Fällen notwendig. Gleiches gilt auch für Hochschulabsolventen, beispielsweise von Ingenieursstudiengängen. Um die Ausbildung praxisorientierter aufzustellen, kooperieren philippinische Unternehmen mit beruflichen Bildungseinrichtungen. Allerdings durchlief 2023 nur jeder neunte Auszubildende sein Training in einem Unternehmen ("enterprise-based"), so die TESDA-Daten.
Deutsche Unternehmen kooperieren mit Ausbildungsbehörde
Eine Reihe von deutschen Unternehmen arbeiten mit TESDA bei der beruflichen Bildung zusammen. In seinem Porsche Training and Recruitment Center Philippines bildet der Autobauer gemeinsam mit dem Bildungsträger Don Bosco Technical Institute of Makati und der Deutsch-Philippinischen Auslandshandelskammer Kfz-Mechatroniker aus. Siemens und Festo haben im Januar 2024 ebenfalls Kooperationsvereinbarungen mit TESDA unterzeichnet
Philippinen im weltweiten VergleichFolgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können. |