Branchen | Japan | Gesundheitswesen, Optik
Ausgaben für Augenoptik nehmen zu
Japans Konsumenten bevorzugen Kontaktlinsen. Bei Brillen schauen sie eher auf das Design als auf den Preis. Importe bedienen hauptsächlich die Nachfrage nach Kontaktlinsen.
15.06.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Der Bedarf für Augenoptik in Japan wird in den nächsten Jahren robust zulegen. Dafür sorgen die alternde Bevölkerung und die intensive Nutzung von elektronischen Geräten von frühester Jugend an. Beim Absatz, insbesondere bei Anschlusskäufen von Kontaktlinsen, nimmt der E-Commerce zu. Kontaktlinsen sind das umsatzstärkste Einzelsegment in Japans Augenoptikmarkt.
Laut der Online-Statistikplattform Statista soll der Markt für Augenoptik in Japan im Jahr 2022 etwa 7 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Damit wird der Augenoptikmarkt den durch Corona bedingten Einbruch deutlich hinter sich lassen. Für den Zeitraum von 2022 bis 2025 erwartet das Datenanalysehaus, dass der Umsatz im jährlichen Durchschnitt um 5,5 Prozent zulegt.
Zwar geht die Bevölkerungszahl zurück, jedoch nehmen die Durchschnittspreise pro Brille und Kontaktlinse kontinuierlich zu. Einer Statistik des japanischen Innenministeriums zufolge lagen die Ausgaben der Haushalte für Brillen im Jahr 2021 bei 58 US$ und für Kontaktlinsen bei rund 36 US$. Pro Kopf der Bevölkerung betragen die Ausgaben für Sehhilfen laut Statista etwa 56 US$ im Jahr 2022 und sollen bis 2025 auf circa 66 US$ steigen.
Alter des Haushaltsvorstands | Ausgaben für Brillen 2) | Ausgaben für Kontaktlinsen 2) |
---|---|---|
unter 29 | 24,3 | 60,1 |
30-39 | 38,8 | 60,8 |
40-49 | 58,8 | 67,5 |
50-59 | 65,9 | 68,4 |
60-69 | 71,6 | 19,6 |
über 70 | 52,2 | 3,9 |
Durchschnitt | 58,1 | 36,2 |
Kontaktlinsen sind gefragt
Im umsatzstärksten Segment der Kontaktlinsen rechnet Statista im Jahr 2022 mit Verkäufen von rund 2,6 Milliarden US$. Im Jahr 2020 verringerte sich der Umsatz auf Yen-Basis um 7,4 Prozent gegenüber 2019 auf umgerechnet 2,5 Milliarden US$. Lediglich bei Pflegemitteln war kein Rückgang zu verzeichnen. Das belegt die letztverfügbare Statistik der Japan Contact Lens Association. Sie umfasst 39 Mitgliedsunternehmen.
Zahlen des japanischen Herstellers SEED zufolge dominieren bei Kontaktlinsen mit mehr als zwei Dritteln solche für den täglichen Einmalgebrauch. Dies dürfte durch die Coronapandemie noch zugenommen haben, da Aspekte wie Sauberkeit und Sicherheit noch stärker die Kaufentscheidung angetrieben haben. Kontaktlinsen für einen kurzfristigen Einsatz von bis zu einem Monat machen etwa 27 Prozent des Marktes aus und konventionelle, länger tragbare Erzeugnisse haben einen Anteil von 5 Prozent.
Viele Anbieter konkurrieren
Japan ist ein großer Absatzmarkt für Kontaktlinsen mit einer Vielzahl von Anbietern. Die größten Marktanteile hält dabei die US-Firma Johnson&Johnson mit etwa 30 Prozent, gefolgt von der japanischen Menicon und der Schweizer Firma Alcon. Der japanische Hersteller SEED hat einen Marktanteil von circa 10 Prozent. Ein Teil der von diesen Firmen in Japan verkauften Kontaktlinsen wird in Taiwan oder anderen Ländern produziert. Beim Import von Augenoptik stellen Kontaktlinsen den weitaus größten Einfuhrposten dar.
Japans Einfuhr von Augenoptik
Um den wachsenden Bedarf in Japan wie auch in anderen Märkten bedienen zu können, baut der japanische Branchenanbieter Menicon eine Produktionsstätte für Kontaktlinsen in Malaysia auf. Das hat das Unternehmen am 1. März 2022 angekündigt. Das erste Werk von Menicon in dem südostasiatischen Land soll 2025 den Betrieb aufnehmen. Die Investitionen in das Werk im Kulim Hi-tech Park sind auf umgerechnet etwa 145 Millionen US$ angesetzt.
Brillenträgerinnen geben mehr aus
Der Markt für Brillen in Japan ist bei den Preisen stark polarisiert. Das hat eine Untersuchung der Fukui Bank und der Development Bank of Japan ergeben. Demnach hat zwischen 2013 und 2020 der Anteil von Brillenverkäufen bis 10.000 Yen auf Wertbasis von 13 Prozent auf 24 Prozent zugelegt. Mit Blick auf die Menge ist dieses Segment dabei von einem Anteil von 29 Prozent auf 50 Prozent gestiegen. Bei Brillen, die für mehr als 30.000 Yen verkauft wurden, ist deren Anteil wertmäßig von 14 Prozent auf 34 Prozent gestiegen. Mengenmäßig nahm dieses Segment von 7 Prozent auf 14 Prozent zu.
Generell genießt bei der Kaufentscheidung der meisten Kunden das Design die höchste Priorität. Die Gruppe derjenigen Kunden, die auf den Preis als erstes Kaufargument achten, rangiert an zweiter Stelle. Die Kundschaft, die auf Design Wert legt, ist meist bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Bei ihnen rangiert der Tragekomfort auf Platz zwei der Kaufargumente. Frauen entscheiden sich insgesamt eher für qualitativ höherwertige Produkte, auch wenn sie etwas teurer sind.
Große Ketten dominieren Augenoptikmarkt
Die Brillenproduzenten in Japan sind in der Stadt Sabae, in der Präfektur Fukui konzentriert. Hier findet etwa 95 Prozent der Herstellung von Brillengestellen statt. Die Zahl der in Japan registrierten Produktionsunternehmen von Augenoptik (mit vier oder mehr Mitarbeitern) hat zwischen 2018 und 2019 auf 215 Firmen leicht abgenommen. Das erfasste das Wirtschaftsministerium. Durch die Coronapandemie dürfte sich die Zahl der Hersteller weiter konsolidiert haben.
Zudem sind auch die kleineren Augenoptiker von der Covid-19-Pandemie stark getroffen worden. Weit weniger Coronaeffekte haben die großen, börsennotierten Ketten verspürt. Deren Zahl an Filialen hat in den letzten Jahren noch zugenommen. Sie prägen den Augenoptikmarkt stationär wie online und sind auch im Ausland auf Expansionskurs.
Unternehmen | Umsatz 1) | Anzahl Filialen | Webseite |
---|---|---|---|
Meganetop 2) | 723,4 | 1.008 | |
JINS 3) | 580,9 | 654 | |
Miki Holdings 2) | 400,8 | 635 | |
Intermestic Inc. 4) | 263,6 | 319 | |
Visionary Holdings 5) | 236,9 | 322 |
Funktionalitäten sollen Brillenabsatz steigern
Um neue Kunden zu werben und sich gegenüber der Konkurrenz abzusetzen, werden Brillen und Kontaktlinsen mit mehr Funktionalitäten ausgestattet. So hat der japanische Brillenanbieter owndays zusammen mit Huawei im Frühjahr 2022 eine Brille auf den Markt gebracht, in die Mikrofon und Lautsprecher in den Bügeln eingebaut sind. Dies ermöglicht die drahtlose Kommunikation mit Computern und Smartphones, beispielsweise für Online-Meetings.
Der Brillenanbieter JINS hat 2021 eine Sehhilfe vorgestellt, die mit Sensoren ausgestattet ist. Sie misst über die Augenbewegungen die Konzentration, die physischen Aktivitäten und den allgemeinen Gefühlszustand. Die Daten werden drahtlos an eine App auf dem Smartphone übermittelt und sollen zur Verbesserung des Wohlbefindens beitragen, in dem sie beispielsweise Hinweise zur Körperhaltung oder Überarbeitung geben.