Branchen | Japan | Bau-, Baustoffmaschinen
Baumaschinenhersteller erwarten starke Nachfrage
Japans Hersteller von Baumaschinen erwarten 2023 eine gute Geschäftsentwicklung. Dabei spielt für sie der ausländische Absatz eine wachsende Rolle.
12.07.2023
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Die Nachfrage nach Baumaschinen japanischer Hersteller soll weiter steigen. Der Branchenverband Japan Construction Equipment Manufacturers Association (CEMA) prognostiziert, dass im Fiskaljahr 2023 (1. April bis 31. März) gegenüber 2022 ein Umsatzzuwachs von mehr als 7 Prozent erreicht werden kann. Dies ergab eine Umfrage unter den 62 CEMA-Mitgliedsfirmen vom Februar 2023.
Dabei profitieren Japans Baumaschinenhersteller aktuell von der robusten Nachfrage auf dem Archipel selbst. Zudem lässt die schwache Landeswährung die Preise bei Neubestellungen aus dem Ausland und im Export sinken. Negativ wirken sich Russlands Krieg in der Ukraine wie auch die sich abkühlende Konjunktur im Nachbarland China aus.
Moderne Bauausrüstung ist gefragt
Insbesondere die Nachfrage nach moderner Bauausrüstung wird zunehmen. Denn die Zahl der im Baugewerbe Tätigen soll in Japan bis zum Jahr 2030 um circa 1,2 Millionen Arbeitskräfte abnehmen. Daher sucht die Bauindustrie nach Wegen, die Produktivität und die Effizienz der verbleibenden Arbeitskräfte zu steigern. Sie investiert in Automatisierung und Digitalisierung.
Der Branchenverband erwartet, dass sich zwischen 2020 und 2040 auf Baustellen und in anderen Einsatzgebieten einiges ändert, vor allem durch die ferngesteuerte Bedienung von Ausrüstung. Japans größtes Baumaschinenunternehmen Komatsu meldete im Juni 2023, dass in einer Tagebaumine in Brasilien zum ersten Mal ferngesteuerte Planierraupen regulär eingesetzt werden.
Autonome Baufahrzeuge im Einsatz
In den klar umgrenzten Räumen von Bergbaugebieten dürften ferngesteuerte und autonome Fahrzeuge relativ zügig zum Einsatz kommen. Komatsu arbeitet mit Toyota Motor bei der Umsetzung der autonomen Technologie zusammen. Zudem kooperieren beide Konzerne bei der Anwendung von Brennstoffzellensystemen in Baggern und anderen Geräten. Im Mai 2023 hat Komatsu mit einer Machbarkeitsstudie begonnen.
Bei der Entwicklung von elektrifizierter Bauausrüstung arbeitet Komatsu auch mit Honda etwa bei leistungsfähigen Batterien zusammen. Die Umstellung von Antrieben auf nicht-fossile Brennstoffe ist ein wichtiger Meilenstein für die Bauindustrie. Komatsu verkauft in Japan elektrifizierte Minibagger. Ausländische Anbieter wie Volvo bieten auf dem japanischen Markt ebenfalls leichte Bagger und Radlader mit elektrischen Motoren an.
Dekarbonisierung als nächstes Ziel
Auch die Bauindustrie ist dazu angehalten, zur Dekarbonisierung beizutragen. Allerdings ist der Preis etwa von elektrifizierten Baggern noch dreimal höher als mit herkömmlicher dieselbetriebener Ausrüstung. Die Entwicklung von Baumaschinen auf Strom- und Wasserstoffbasis ist im Gange. Aber es wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sie kostenmäßig mit der gegenwärtigen Ausrüstung konkurrieren können. In der Zwischenzeit erfolgt der Absatz von elektrischen Baumaschinen hauptsächlich über Mietoptionen, so der Präsident des Branchenverbandes.
Japans Einfuhr von Bauausrüstung hat sich im Jahr 2022 erholt und legte mit zweistelligen Zuwachsraten zu. Dabei steht zwar China als Importquelle an erster Stelle. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass die japanischen Baumaschinen und -teileproduzenten im Nachbarland umfangreiche Erzeugungskapazitäten haben und von dort den chinesischen Markt bedienen sowie auch exportieren.
Da die chinesische Baukonjunktur an Kraft verloren hat, suchen die japanischen Hersteller für ihre Produktion neue Absatzmärkte. Sie blicken nach Südostasien wie auch nach Europa. Der größte Abnehmer sind und bleiben jedoch die nordamerikanischen Märkte. Die hochpreisigen Modelle für den einheimischen wie auch den nordamerikanischen Markt werden in Japan produziert. Diese sind mit neuesten Technologien ausgestattet.
Japans Branche ist exportstark
Laut dem Branchenverband legten Japans Lieferungen nach Übersee im Fiskaljahr 2022 gegenüber 2021 auf Yen-Basis mit 26,5 Prozent deutlich stärker zu als der Absatz von Bauausrüstung auf dem Archipel. Dieser stieg um 6 Prozent. Insbesondere die Nachfrage in den USA beflügelte gemäß Daten der japanischen Zollbehörde mit einem Zuwachs auf Yen-Basis von über 50 Prozent den Export. Der Ausfuhrwert von Baumaschinen in die USA belief sich im Jahr 2022 auf umgerechnet 5,6 Milliarden US-Dollar (US$). Insgesamt lagen die Branchenexporte bei rund 12,9 Milliarden US$.
Die japanischen Ausfuhren von Bauausrüstung in die nordamerikanischen Märkte legten an Gewicht zu. Von 2021 bis 2022 stieg der Exportanteil von circa 40 Prozent auf fast 47 Prozent. Ein Grund ist sicherlich, dass Hitachi Construction Machinery und der US-Branchenhersteller Deere ihre mehr als 30-jährige Kooperation bei Herstellung und Vermarktung im Februar 2022 aufgelöst haben. Deere hat damit die Produktionswerke in den USA übernommen, sodass Hitachi nun verstärkt aus Japan in die USA exportiert.
Japans Hersteller bauen Kapazitäten aus
Hitachi Construction Machinery dürfte zukünftig auch in eine eigene Produktion in Nordamerika investieren. Jedenfalls plant Kubota als einer der anderen großen Baumaschinenhersteller Japans, bis Ende 2024 ein Werk im US-Bundesstaat Georgia in Betrieb zu nehmen. Dort sollen Traktoren und Baumaschinen vom Band rollen. Die Investitionssumme beläuft sich auf umgerechnet 125 Millionen US$. Zudem gab Kubota Mitte 2023 bekannt, bis Oktober 2025 seine Erzeugungskapazität für Minibagger in Japan von 48.000 Einheiten auf 78.000 Einheiten auszuweiten. Investitionen von umgerechnet rund 120 Millionen US$ sind vorgesehen.
Die Nachfrageentwicklung hat sich im Fiskaljahr 2022 bereits deutlich verbessert. Trotz Lieferproblemen bei Teilen und Werkstoffen legte die Baumaschinenbranche zu. Nach der Coronapandemie zogen die Bestellungen in einigen Ländern an. Insbesondere die öffentlichen Investitionen unterstützen die Nachfrage nach Baumaschinen. Insgesamt lieferten Japans Branchenfirmen im Fiskaljahr 2022 wertmäßig 19,4 Prozent mehr als noch 2021.