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Wirtschaftsausblick | Japan

Japans Firmen investieren mehr

Die Abwertung des Yen schmälert die Kaufkraft der japanischen Bevölkerung. Exportorientierte Firmen verdienen allerdings gut und können mehr investieren.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Top-Thema: Yen bleibt schwach

Von Ende Oktober 2020 bis Mitte November 2024 fiel der japanische Yen von 105 Yen auf 156 Yen pro US-Dollar (US$). Trotz des Endes der Nullzinspolitik in Japan und der Zinserhöhungen im März und im Juli 2024 von zusammen 0,25 Prozentpunkten bleibt der Zinsabstand zum US-Dollar groß. Damit kommen von Seiten der Bank of Japan bisher nur wenige Impulse für eine Stärkung des Yen. Die hohe Staatsverschuldung schränkt den Spielraum der japanischen Zentralbank bei weiteren Zinserhöhungen zudem ein. Denn mit steigenden Zinsen wächst die Last der Staatsschulden. Eine neue US-Administration unter Präsident Trump dürfte auf Japan Druck machen, damit es den Yen aufwertet. Andererseits stärkt Trumps sonstige Wirtschaftspolitik eher den US-Dollar. 

Generell macht ein schwacher Yen japanische Exporte auf den Weltmärkten günstiger. Inzwischen herrscht in Japan aber ein Arbeitskräftemangel und viele japanische Firmen produzieren im Ausland, sodass der positive Effekt geringer ausfällt. Dagegen treibt der schwache Yen die importierte Inflation an, denn Einfuhren werden teurer. Die vom Innenministerium gemessene Inflation lag im Oktober 2024 bei 2,5 Prozent. Die Abwertung des Yen führt dazu, dass Japan 2023 den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland abgeben musste und 2026 sogar hinter Indien zurückfallen könnte.

Wirtschaftsentwicklung: Für 2025 wieder stärkeres Wachstum erwartet

In den ersten drei Quartalen 2024 schrumpfte Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach vorläufigen Angaben gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozent. Dabei war das 3. Quartal 2024 das erste mit einem Wachstum. Die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Fiskaljahr 2025 (von April bis März) liegen bei etwa 1 Prozent. 

Die Autoproduktion blieb im 1. Halbjahr 2024 hinter der gleichen Vorjahresperiode zurück. Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes sank real um 3,2 Prozent. Nennenswertes Wachstum gab es nur in wenigen Bereichen: Banken und Versicherungen profitieren von den Zinserhöhungen. Die Tourismusbranche expandiert dank der vielen ausländischen Besucher im Lande und auch das Gesundheitswesen wächst. Dagegen schrumpfte die Wertschöpfung im Bausektor sowie im Groß- und Einzelhandel. Generell schauen über alle Branchen hinweg viele kleine binnenmarktorientierte Firmen deutlich pessimistischer in die Zukunft als große exportorientierte Unternehmen.

Investitionen ziehen an

Dank des schwächeren Yen erzielen exportorientierte Firmen gute Gewinne. Daher steigen die Ausrüstungsinvestitionen weiter. Zusätzlich wirken sich staatliche Subventionen für Ansiedlungen in der Halbleiterindustrie und bei Batterien für Elektroautos positiv aus. Die japanischen Kfz-Hersteller wollen im Fiskaljahr 2024 weltweit mehr investieren. Allerdings verzögern sich Investitionen angesichts der unsicheren weltweiten Konjunktur für Elektroautos. 

In der Chemieindustrie gibt es in Japan bei Halbleiterchemikalien viele Projekte. Die gut laufende Konjunktur im Tourismus führt zu vielen Hotelprojekten. Auch in neue Datenzentren, künstliche Intelligenz und in die Logistik rund um den E-Commerce fließt viel Geld.

Die Regierung treibt zudem den Ausbau erneuerbarer Energien voran und will wieder mehr Kernkraftwerke in Betrieb nehmen. Zugleich forschen viele Firmen bei Wasserstoff an Zukunftslösungen.

Schwache Kaufkraftentwicklung bremst den privaten Konsum

Die Löhne steigen in Yen nominal so stark wie lange nicht mehr. Allerdings fielen die Reallöhne auch noch im 3. Quartal 2024, wenn auch langsamer als zuvor. Die Regierung hofft, dass die Reallöhne in den kommenden Monaten steigen. Dennoch dürfte der private Konsum auch im Fiskaljahr 2024 schwach bleiben und bei Weitem nicht an das Wachstum von 2,7 Prozent im Fiskaljahr 2022 heranreichen.

Sinkende Brennstoffkosten senken Handelsdefizit

In den ersten sieben Monaten 2024 sanken Japans Importe um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 424,8 Milliarden US$. Hauptgrund sind geringere Ausgaben für Brennstoffe. Zudem fielen die Importe von Personenkraftwagen um 16 Prozent.

Die Exporte schrumpften zeitgleich um 3,3 Prozent auf 399,3 Milliarden US$. In Yen stiegen Japans Exporte um 7,3 Prozent und die Importe um 2,7 Prozent. Das Defizit in Japans Außenhandel mit Waren wird damit 2024 sinken. In den Fiskaljahren 2024 und 2025 dürften Japans Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen real zulegen.

Deutsche Perspektive: Absatz deutscher Waren bleibt stabil

In den ersten drei Quartalen 2024 betrugen die deutschen Ausfuhren nach Japan 15,7 Milliarden Euro. Das waren 2,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit war Japan zweitgrößter Käufer deutscher Waren in Asien und drittgrößter Abnehmer außerhalb Europas. Die Exporte von Pharmazeutika stiegen deutlich. Auch bei Elektrotechnik sowie Mess- und Regeltechnik gab es ein Plus. Dagegen gingen die Ausfuhren bei allen anderen größeren Warengruppen zurück.

93 %

der deutschen Firmen in Japan bezeichnen die Stabilität und die Zuverlässigkeit der Geschäftsbeziehungen als Alleinstellungsmerkmal Japans (Quelle: Umfrage AHK Japan, März 2024)

Insgesamt macht der billigere Yen den Absatz deutscher Produkte in Japan schwieriger. Andererseits sind japanische Kunden zwar schwer zu gewinnen, dann aber in aller Regel treu. Der schwache Yen bietet zudem Gelegenheiten zum Kauf japanischer Firmen. So erwirbt Bosch mit Hitachi-Johnson Controls Air Conditioning ein weiteres Werk in Japan. Daneben erweitern deutsche Firmen in der Chemie- und Pharmaindustrie ihre Produktion im Land. 

Dank dem Freihandelsabkommen mit der EU können Lieferungen der meisten Industriegüter mit Ursprung in Deutschland nach Japan zollfrei erfolgen. Allerdings hatte Japan bereits vor dem Abkommen relativ geringe Einfuhrzölle. Interessant ist der Zollabbau bei Nahrungsmitteln. Bei diesen sinken Einfuhrzölle für deutsche Produkte, beispielsweise bei Käse, vorerst noch jährlich.

Weitere Informationen zu Entwicklungen in Japans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Japan. Hier finden Sie auch Beiträge zu Rechts- und Zollthemen.

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