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Deutlich mehr Halbleiterprojekte in Japan
Japan fördert das Wiedererstarken seiner Halbleiterindustrie. Mittlerweile gibt es eine Reihe großer Vorhaben in verschiedenen Landesteilen.
21.02.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
In den kommenden Jahren dürfte die Bedeutung Japans in der Halbleiterbranche wieder steigen. Der Marktforscher SEMI rechnet für Japan – wie auch für die EU – in den nächsten drei Jahren mit einer Verdopplung der Investitionen in Halbleiterwerke. Konkret sollen diese in Japan von 6,4 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2023 auf 13,2 Milliarden US$ im Jahr 2026 steigen. Das entspricht einem Anstieg von knapp 5 Prozent auf knapp 8 Prozent der weltweiten Investitionen in dem Bereich.
Neue Vorhaben sollen wirtschaftliche Sicherheit fördern
Um die wirtschaftliche Sicherheit zu erhöhen und die technologische Entwicklung voranzutreiben, fördert Japan ähnlich wie die USA oder die EU neue Halbleitervorhaben. Dabei gewährt es im internationalen Vergleich hohe Zuschüsse.
Zu den Investoren gehört, wie in Deutschland auch, der taiwanische Auftragsfertiger TSMC. Ähnlich wie in Dresden investieren in Japan lokale Abnehmer der Chips gemeinsam mit TSMC in die Fertigung. Das erste Werk in der Präfektur Kumamoto auf der südjapanischen Insel Kyushu soll Ende Februar 2024 eröffnet werden. Der Bau eines zweiten Werks soll ebenfalls 2024 beginnen. Mittlerweile gibt es bereits Gerüchte über ein drittes Werk von TSMC in Japan.
Ein Vorhaben für 2-Nanometer-Chips auf Hokkaido soll Japan technologisch wieder näher an die Weltspitze bringen. Diese Chips will Rapidus zusammen mit dem amerikanischen Unternehmen Intel, dem Interuniversity Microelectronics Centre (imec) in Belgien und weiteren Partnern entwickeln.
Zahlreiche Großprojekte geplant
Daneben laufen in Japan weitere Großprojekte: Sony Semiconductor Solutions erweitert die Produktion von Bildsensoren. Micron, Kioxia und Western Digital investieren in Werke für Speicherchips und Rohm, Toshiba, Mitsubishi Electric und Renesas in solche für Halbleiter für die Automobilindustrie. Für den letzteren Bereich wollen auch die japanische Finanzgruppe SBI und der taiwanische Auftragshersteller Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation (PSMC) ein Werk errichten. Darüber hinaus verkündete Renesas im Februar 2024, dass es die australischen Leiterplattendesignfirma Altium für etwa 5,9 Milliarden US$ übernehmen will.
Mitsubishi Electric gab im Oktober 2023 bekannt, im Bereich der Leistungselektronik 500 Millionen US$ in eine Siliziumkarbidfirma zu investieren, die aus dem US-Unternehmen Coherent ausgegliedert werden soll. Japanische Hersteller von Leistungshalbleitern haben zudem Interesse an Galliumnitrid-Halbleitern. So gab Renesas im Januar 2024 bekannt, dass es das amerikanische Unternehmen Transphorm für 339 Millionen US$ übernehmen wird. Bei Galliumnitrid-Halbleitern sind daneben unter anderem Rohm, Mitsubishi Electric, Mitsubishi Chemical (Wafer), Toshiba und Fuji Electric aktiv.
Projektbezeichnung | Summe in Mrd. US$ *) | Projektzeitraum | Projektträger |
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Advanced 2-nm Chips, Halbleiterwerk, Chitose, Präfektur Hokkaido | 35,6 | Start der Massenproduktion Ende der 2020er-Jahre | Rapidus |
Japan Advanced Semiconductor Manufacturing, Halbleiterwerk, Kikuyo, Präfektur Kumamoto | >20 | Bau des 1. Werks für 8,6 Milliarden US$ von 2022 bis 2024; Bau des 2. Werks von 2024 bis 2027 | TSMC, Sony, Denso, Toyota |
Bildsensorenwerk, Koshi, Präfektur Kumamoto | 6,4 | Beginn des Betriebs: Fiskaljahr 2025 | Sony Semiconductor Solutions |
Werk zur Auftragsfertigung von 28-nm, 40-nm und 55-nm-Chips für die Automobilindustrie, Ohira, Präfektur Miyagi | 5,7 | Absichtserklärung | SBI, PSMC |
Next-Generation DRAM-Werk in Hiroshima, Präfektur Hiroshima | bis zu 3,6 | Produktionsstart: 2025 | Micron Technology |
Werke für Speicherchips in Kitakami, Präfektur Iwate und in Yokkaichi, Präfektur Mie | >3,2 | Kitakami 2023 bis 2027, Yokkaichi 2024 bis 2029; erste Auslieferung ab 2025 | Kioxia, Western Digital |
Werke für Siliziumkarbid-Leistungshalbleiter, Siliziumkarbid-Wafer und Silizium-Leistungshalbleiter, Kokufu, Präfektur Miyagi und Nomi, Präfektur Ishikawa | 2,8 | Produktion ab Ende 2025/2026 | Rohm, Toshiba |
Werk für Siliziumkarbid-Halbleiter in Kikuchi, Präfektur Kumamoto | 0,7 | Produktion ab April 2026, Gesamtinvestitionen fünf Jahre bis 2026: 1,8 Milliarden US$ | Mitsubishi Electric |
Werk für Siliziumkarbid-Halbleiter in Takasaki, Präfektur Gunma | k.A. | Bauzeit 2023 bis 2025 | Renesas |
Werke für Microcontroller-Chips in Hitachinaka, Präfektur Ibaraki, Kumamoto, Präfektur Kumamoto und Kai, Präfektur Yamanashi | 0,34 | Bauzeit 2023 bis 2025 /2026 | Renesas |
Japan fördert Forschung und Entwicklung auch in den Firmen
Die japanische Regierung fördert zudem Entwicklungsprojekte von Unternehmen. So erhält das Vorhaben von Rapidus zur Entwicklung von 2-Nanometer-Chips großzügige Fördermittel. Zudem will der japanische Telekommunikationsgigant NTT gemeinsam mit Intel optische Technologien zum Einsatz in Halbleitern entwickeln. Diese sollen Chips schneller und stromsparender machen. Das Ministry of Trade, Industry and Economy (METI) will hierfür Subventionen in Höhe von etwa 324 Millionen US$ gewähren.
Samsung Electronics erhält für sein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Yokohama Subventionen in Höhe von rund 142 Millionen US-Dollar. Auch andere Unternehmen wie Kioxia oder Fujitsu erhalten Forschungsgelder von der japanischen Regierung.
Japan ist auch im Quanten-Computing aktiv. Über das Investitionsvorhaben von Ibiden bei Packaging-Substraten hinaus gibt es weitere Projekte in den Bereichen Halbleiterchemikalien und Halbleiterausrüstung.
Projektbezeichnung | Summe in Mio. US$ *) | Projektzeitraum | Projektträger |
---|---|---|---|
Werk für FC-BGA-Packaging-Substrate | 864 | 2023 bis 2025 | Ibiden |
Entwicklung optischer Technologien zum Einsatz in Halbleitern | >324 | ab 2024 | NTT, Intel und eventuell SK Hynix |
Forschungs- und Entwicklungszentrum, Yokohama, Präfektur Kanagawa | 284 | 2024 bis 2028 | Samsung |
Werk für Pre-Processing-Schritte für optische Halbleiter in Hamamatsu, Präfektur Shizuoka | 263 | 7/2023 bis 6/2025 | Hamamatsu Photonics |
Amazon Web Services investiert Milliarden in Japan
Im Januar 2024 kündigte mit Amazon Web Services (AWS) ein Abnehmer von Chips hohe Investitionen in Japan an. Das Unternehmen will von 2024 bis 2027 umgerechnet circa 15 Milliarden US$ in eine Cloud-Infrastruktur in Japan investieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Ballungsräumen in Tokyo und Osaka. Seit Oktober 2023 bietet Amazon in Tokyo mit Amazon Bedrock japanischen Unternehmen einen Service zur Nutzung künstlicher Intelligenz an.
Halbleiterproduktion in Japan schon heute relevant
Japan hat zwar in den letzten Jahren seine Führungsposition in der Halbleiterproduktion eingebüßt. Dennoch exportierte es 2023 noch Halbleiter im Wert von 39 Milliarden US$. Damit lag Japan jedoch deutlich hinter China, Taiwan, Südkorea, Malaysia und den USA. Gleichzeitig exportierte Japan mehr als Deutschland.
In einigen Segmenten spielen japanische Firmen und Japan als Herstellerland nach wie vor international eine wichtige Rolle. So stellt das METI mit dem Verweis auf Auswertungen des Technologieberaters Omdia fest, dass Sonys Halbleitertochter Sony Semiconductor Solutions 2021 bei Bildsensoren einen Weltmarktanteil von 44 Prozent hält.
Bei Speicherchips kommt Kioxia auf einen globalen Anteil von 19 Prozent. Darüber hinaus produzieren die US-Hersteller Western Digital (Weltmarktanteil 14 Prozent) und Micron (Weltmarktanteil 11 Prozent) ebenfalls in Japan Speicherchips. Bei den für die Automobilindustrie wichtigen Microcontroller-Chips hielt Renesas einen globalen Anteil von 17 Prozent. Bei Leistungshalbleitern hatten japanische Anbieter insgesamt einen Weltmarktanteil von 25,5 Prozent. Darunter fielen Mitsubishi Electric (7,7 Prozent), Fuji Electric (6,1 Prozent), Toshiba (5,1 Prozent) sowie Renesas und Rohm Semiconductor mit jeweils 3,3 Prozent.
Wichtige Messen für Japans Halbleiterindustrie sind die Semicon Japan (Tokyo, nächster Termin vom 11. bis 13. Dezember 2024) und die Nepcon Japan (Tokyo, 4. bis 6. September 2024). Auch auf Messen im Ausland, beispielsweise auf der Semicon Korea oder der Semicon Europa, stellen japanische Firmen aus.