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Optoelektronik sieht mehr Licht als Schatten
Die optoelektronische Industrie Japans erholt sich langsam vom Einbruch in der Coronakrise. Das Vorkrisenniveau wird 2022 jedoch nicht erreicht.
28.03.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japan bleibt ein wichtiger Produzent für Photonik. Für das Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) rechnet die Optoelectronic Industry and Technology Development Association (OITDA) mit einem leichten Zuwachs beim Umsatz. Auf die Angabe von konkreten Wachstumszahlen verzichtet der Branchenverband erstmals. Die Aussichten sind zu unsicher. Der Branchenverband befragte seine Mitglieder im Oktober 2021. Die Rücklaufquote lag bei einem Drittel.
Zwar rechnet der Optoelektronikverband insgesamt mit einem leichten Zuwachs im Fiskaljahr 2022. Diesen stemmt fast vollständig der Bereich Teile und Komponenten. Dahingegen stagniert die Entwicklung bei Ausrüstung und Geräten. Die optoelektronischen Unternehmen decken ein breites Branchenspektrum ab. Daher sind die Aussichten in den Einzelsegmenten auch sehr unterschiedlich.
Bildsensoren sind nachgefragt
Wachstum erwarten die Branchenfirmen im Fiskaljahr 2022 in den Segmenten optische Kommunikation, Input/Output-Geräte (Drucker, Kameras, Bildsensoren), Laser sowie optische Sensorik und Messung. Bei Displays/LEDs und Fotovoltaik gehen die Optoelektronikanbieter von einer eher stagnierenden Entwicklung aus. Schrumpfen soll das Segment optische Speicher, so Ergebnisse der OITDA-Mitgliederumfrage.
Bei optischer Kommunikation spielt im Jahr 2022 wie bereits im Vorjahr die Nachfrage nach 5G-Anwendungen, E-Commerce und Telearbeit eine Rolle. Für alle 5G-Geräte steigt der Bedarf nach leistungsfähigeren Bildsensoren. In der Produktion von Halbleitern und Präzisionsmaschinen wie auch in der Teileherstellung für Automobile nimmt der Einsatz von Lasern zu. Daher besteht für das Lasersegment eine rege Nachfrage.
Lieferengpässe bremsen Branche
Allerdings fällt die internationale Konjunkturerholung 2022 weniger stark aus, als die Unternehmen es noch Ende 2021 erwarteten. Bei der Mitgliederumfrage im Oktober 2021 waren die neue Welle von Coronainfektionen, die Verschärfung der Lieferkettenprobleme wie auch der von Russland verursachte Krisenherd in der Ukraine noch nicht absehbar. Die Ukraine ist ein wichtiger Lieferant von Neongas für die Siliziumproduktion.
Der Mangel an elektronischen Bauelementen macht der Branche zu schaffen. So gab es Lieferprobleme bei Sensoren, LEDs und anderen Teilen. Dies hat für viele Hersteller von optoelektronischen Geräten im Jahr 2021 zu Produktionsengpässen oder zeitweisen Produktionsstopps geführt. Das hat in der Folge auch die Anbieter von einer Vielzahl von Industrie- und Konsumprodukten betroffen.
Komponentenbereich zeigt Wachstumsstärke
Laut Zahlen des Branchenverbandes geht der Umsatz mit Endprodukten seit einigen Jahren zurück. Dieser Trend hat sich durch die Coronapandemie noch verstärkt. So fiel der Umsatz im Fiskaljahr 2020 gegenüber 2019 auf Yen-Basis um 8,5 Prozent und wies im Fiskaljahr 2021 nur ein geringfügiges Wachstum auf. Dennoch war der Endgerätebereich 2021 wertmäßig immer noch doppelt so groß wie der Teilebereich. Der Endgerätebereich kam umgerechnet auf knapp 73 Milliarden US-Dollar (US$).
Der Bereich Teile und Komponenten lag im Fiskaljahr 2021 bei 35 Milliarden US$. Er konnte gegenüber dem Fiskaljahr 2020 um 3,8 Prozent zulegen. Coronabedingt hatten die Hersteller von Teilen und Komponenten im Fiskaljahr 2020 ebenfalls einen Umsatzrückgang von 8 Prozent gegenüber dem Fiskaljahr 2019 erlitten. Jedoch sind die Wachstumsaussichten nach der Krise gut, denn die Digitalisierung, Internet of Things (IoT) und andere Veränderungen sind wichtige Nachfrageimpulse für optoelektronische Erzeugnisse.
Japan will an der Weltspitze bleiben
Bei optischen Instrumenten, Robotern und Sensortechnik gehören japanische Firmen immer noch zur Weltspitze. Sie investieren in Forschung und Entwicklung sowie zum Teil auch in den Produktionsausbau von Schlüsselteilen in Japan. Die Liste der etablierten einheimischen Firmen im Bereich Photonik und Optik ist lang. Zu ihr gehören Canon, Keyence, Hamamatsu Photonics, Nikon etc.
Beispielsweise hat der Elektronikkonzern Canon einen marktreifen Sensor entwickelt, der mit einem Bruchteil des Lichteinfalls herkömmlicher Sensoren auch bei Dunkelheit Farben abbilden kann, meldete das Unternehmen im Dezember 2021. Für die neue Generation von SPAD (single photon avalanche diode)-Sensoren plant das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2022 den Start der Massenproduktion in seinem Werk in Kawasaki.
Dank einer guten Nachfrage im Sensormarkt hatte Canon bereits im Sommer 2020 angekündigt, zudem in eine neue Sensorfertigungsstätte in der Stadt Hiratsuka, Präfektur Kanagawa, zu investieren. Dafür hat das Unternehmen Investitionen von umgerechnet 185 Millionen US$ eingeplant. Das neue Canon-Werk soll 2023 seinen Betrieb aufnehmen.
Firmen investieren in Kapazitäten
Der Technologiekonzern Sony baut ebenfalls seine Sensorsparte in Japan aus. Zusätzlich zum Kamera- und Playstation-Geschäft will sich das Unternehmen im Bereich elektrischer und autonomer Fahrzeuge ein weiteres Standbein schaffen. Sony will die Lieferung mit erforderlichen Halbleiterelementen für Sensoren absichern. Dazu investiert der Konzern in das Joint Venture Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM).
An dem Gemeinschaftsunternehmen sind der taiwanische Halbleiterfertiger TSMC als Mehrheitseigner und Japans größter Kfz-Teile-Hersteller Denso mit einer Minderheit beteiligt. Das 8,6 Milliarden US$-Projekt entsteht bis 2024 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sony-Sensorwerk in der Präfektur Kumamoto. Erst im April 2021 hatte Sony sein neues Werk für die CMOS-Fertigung in Nagasaki in Betrieb genommen.
Koso Corporation, eine Produktionsfirma von Hamamatsu Photonics, will mehrere Bereiche abdecken. Es stellt Leuchten auf Deuterium- und Xenon-Basis her. Diese finden bei der Analyse von Nahrungsmitteln und Chemikalien, im Umweltschutz wie auch in der Halbleiterprüfung Einsatz. Ein neues Werk soll im Frühjahr 2023 den Betrieb aufnehmen und die Produktionskapazität verdoppeln. Koso investiert umgerechnet etwa 30 Millionen US$ in der Präfektur Shizuoka.