Deutsche Wettbewerbsposition | Japan
Ebenbürtiger Wettbewerb auf hohem Qualitätsniveau
Deutschland und Japan sind Wettbewerber auf Augenhöhe. Sie ergänzen sich gleichzeitig mit gegenseitigen Lieferungen von qualitativ hochwertigen Erzeugnissen und Nischenprodukten.
26.01.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japan ist global die drittgrößte Volkswirtschaft und verfügt mit einer Bevölkerung von rund 126 Millionen Einwohnern über einen großen Inlandsmarkt mit einer hohen Kaufkraft der Bevölkerung. Die lokalen Unternehmen bauen auf ihre Innovationskraft und gelten für einzelne Branchen international als Benchmark. Da Japan mit einem umfassenden Patentschutz und hohen Profitmargen lockt, sind auch deutsche Firmen vor Ort investiert. Zudem hat sich Japan für deutsche Unternehmen als eine wichtige Drehscheibe für Geschäfte auf Drittmärkten entwickelt.
Zwar ist und bleibt Japan ein stabiler Geschäftspartner. Jedoch hat die Coronapandemie dem Image des Landes geschadet. Als einziges G7-Land hat sich Japan für Geschäftsreisende abgeschottet. Das hat Auswirkungen auf die Investitionsentscheidungen deutscher Unternehmen.
Japan importierte 2021 laut UN Comtrade Waren im Wert von 769,5 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 3,1 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 19 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Japan exportierte 2021 Waren im Wert von 756,1 Milliarden US$. Davon gingen 2,7 Prozent nach Deutschland - Rang 15 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut Deutscher Industrie- und Handelskkammer waren 2019 rund 450 deutsche Unternehmen in Japan ansässig. Damit stellen deutsche Firmen etwa 265.000 Arbeitsplätze im Land. |
Deutschland hält seinen Lieferanteil
Die bilateralen Handelsströme steigen. Dies ist teilweise auch dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan zuzuschreiben, das seit Februar 2019 in Kraft ist. Der Lieferanteil Deutschlands bleibt dennoch fast konstant. In den beiden letzten Jahrzehnten haben hingegen China und Thailand als Lieferländer an Bedeutung gewonnen. Ein Grund hierfür ist, dass japanische Unternehmen ihre Produktion dorthin verlagert haben. Andere Länder Südostasiens, wie etwa Vietnam und Indonesien, dürften zukünftig ihre Lieferanteile steigern.
Deutsche Automobilbranche verliert an Lieferwert
Deutschland und Japan sind in den Branchen Automobil, Chemie und Maschinenbau stark. Dennoch ergänzen sich beide Länder bei Technologien, Zulieferungen und Nischenprodukten. In den letzten beiden Jahrzehnten hat Deutschland jedoch insbesondere im Automobilbereich Lieferanteile verloren. Grund hierfür ist, dass Japan immer öfter nötige Teile aus seinen Produktionsstandorten in China und Thailand beschafft. Diese Tendenz wird weiter zunehmen. In anderen Branchen kann Deutschland seine Lieferposition jedoch mehr oder weniger halten.
Wichtige Quelle für Spezialprodukte
Japan hat eine strategische Bedeutung als Lieferant von chemischen Materialien, Halbleitern und Halbleiterproduktionsausrüstung, elektronischen Komponenten oder auch Robotik. In solchen Schlüsseltechnologien wird die Produktion zumeist in Japan gehalten.
Rang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
---|---|---|---|---|
medizinische, pharmazeutische Produkte2 | ||||
1 | USA | 19,5 | 20,5 | 22,8 |
2 | Deutschland | 17,8 | 14,4 | 15,1 |
3 | Irland | 6,0 | 2,2 | 10,2 |
Kraftfahrzeuge3 | ||||
1 | Deutschland | 40,7 | 29,8 | 20,7 |
2 | China | 5,1 | 19,0 | 18,7 |
3 | Thailand | 1,6 | 7,3 | 10,1 |
Wissenschaftliche Geräte4 | ||||
1 | USA | 52,7 | 33,9 | 26,6 |
2 | China | 5,3 | 16,4 | 18,7 |
3 | Deutschland | 8,0 | 9,7 | 9,6 |
Auf dem Beschaffungsmarkt des Archipels konkurrieren die deutschen Einkäufer sowohl mit Playern aus Japan als auch mit solchen aus den USA, China und anderen ostasiatischen Ländern. Vor dem Hintergrund der geostrategischen Entwicklungen im pazifischen Raum, nimmt auch mit Blick auf die Leitlinien des Free and Open Indo-Pacific (FOIP) die Systemkonkurrenz mit China zu. Dies wird den Wettbewerb um Erzeugnisse tendenziell befeuern.