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Wirtschaftsumfeld | Japan | Außenwirtschaftspolitik

Japan baut Lieferketten mit ASEAN-Staaten aus

Der Archipel strebt noch engere Beziehungen mit dem südostasiatischen Wirtschaftsraum an. Dort ist Japan bereits ein Hauptpartner bei Handel und Investitionen.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan will seine Beziehung mit der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), auf ein neues Level heben. Im Jahr 2023, in dem sich der Abschluss des ASEAN-Japan Friendship and Cooperation Agreement zum fünfzigsten Male jährt, soll eine ASEAN-Japan Economic Co-Creation Vision formuliert werden. Ziel ist es, Lösungen für gemeinsame Herausforderungen zu finden und die digitale und grüne Transformation voranzutreiben.

Für Japan ist die Region ein wichtiger Bestandteil seiner globalen Lieferketten, sei es in der Automobilbranche, der Elektronik oder der medizinisch-pharmazeutischen Versorgung. Zudem will Japan die nachhaltige Umgestaltung der ASEAN-Region unterstützen. Dies zielt einerseits auf die Lieferung von Ausrüstung für die Dekarbonisierung sowie andererseits auf die Abnahme grüner Energieträger, wie Ammoniak und Wasserstoff, ab.

Lieferkettenstärkung im Blick

Japan sieht die ASEAN-Länder als wichtigen Standort, wenn es darum geht, seine Lieferketten insgesamt zu stärken. Die Coronapandemie und Chinas fast drei Jahre währende Null-Covid-Politik haben Japans Lieferketten stark beeinträchtigt und das Risiko einer zu hohen Konzentration der Produktion auf einzelne Länder deutlich gemacht. Um die Diversifizierung zu unterstützen, hat das Wirtschaftsministerium zwei Programme aufgelegt: eins für Investitionen in Japan und eins für Investitionen in ASEAN-Ländern.

Bei der Auflage des Programms im Jahr 2020 hat die Regierung umgerechnet circa 1,7 Milliarden US-Dollar dafür freigemacht. Rund 10 Prozent waren explizit für die Diversifizierung der Produktion weg aus China und hin nach Südostasien vorgesehen. So hat das Chemieunternehmen Shin-Etsu Chemical Unterstützung dafür erhalten, seine Herstellung von Magneten auf Seltenerdenbasis von China nach Vietnam zu verlagern.

Attraktivität des Staatenbündnisses wächst

Die Unterstützung für die Diversifizierung der Lieferketten nach ASEAN läuft vorerst noch bis 2025. Mit oder ohne finanzielle staatliche Hilfen: Japanische Unternehmen suchen nach Wegen, sich resilienter aufzustellen und neue Absatzmärkte zu finden. So hat der Klimaanlagenhersteller Daikin im Herbst 2022 angekündigt, seine Lieferketten bis März 2024 umzugestalten. Dann soll für die Produktion von Klimageräten außerhalb Chinas keine Zulieferung von Teilen Made in China mehr erforderlich sein. Stattdessen weitet Daikin seine Produktion in Malaysia und in Japan aus.

Darüber hinaus sehen japanische Firmen in ASEAN einen attraktiven Absatzmarkt unter anderem für Energie- und Transportausrüstung sowie für Ausrüstung, die zur Dekarbonisierung von Industrien beitragen kann. Nicht zuletzt bietet die Wachstumsregion mit einer relativ jungen Bevölkerung von insgesamt rund 668 Millionen Einwohnern ein hohes Absatzpotenzial. Da der Heimatmarkt kaum noch wächst, will etwa Japans größter Supermarktbetreiber Aeon seinen Umsatz in ASEAN stark ausweiten.

Investitionen in der ASEAN-Region sollen steigen

Japan investiert seit vielen Jahren in die Länder der ASEAN-Region, um dort Produktionsstätten aufzubauen. Dabei liegen die japanischen Investitionen in die südostasiatische Wirtschaftsgemeinschaft seit mehr als zehn Jahren höher als die Gelder, die nach China fließen. Nach den USA ist ASEAN das zweitwichtigste Investitionsziel für Japan. Laut Statistik flossen in den ersten neun Monaten 2022 etwa 13,6 Prozent der japanischen Direktinvestitionen in die fünf Hauptempfängerländer der ASEAN-Region, allen voran nach Singapur.

Auch die ASEAN-Staaten haben ein hohes Interesse daran, mehr japanische Firmen anzuziehen. Laut der im Mai 2022 von der Außenhandelsorganisation JETRO (Japan External Trade Organization) veröffentlichten Umfrage Basic Survey on Overseas Business Activities waren im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) mehr als 7.400 japanische Firmen in ASEAN aktiv. Dies waren in etwa gleich viele wie in China. Dabei ging die Zahl der japanischen Firmen in China gegenüber dem Fiskaljahr 2019 zurück, wohingegen sie in ASEAN zulegte.

Insbesondere in der Automobilindustrie sind japanische Unternehmen breit in ASEAN investiert. In den nächsten zehn Jahren sollen japanische Automobilanbieter in der ASEAN-Region im Wettbewerb bestehen. Dieser verschiebt sich dabei immer stärker in Richtung Elektrofahrzeuge. Dies ergab die Umfrage des Business Sentiment Survey Report: Perception of ASEAN Businesses Towards Japan 2022, die der ASEAN Japan Business Council und die JETRO gemeinsam durchgeführt haben.

Handel floriert

Japans Güteraustausch mit ASEAN ist 2022 stärker gestiegen als der Gesamtaußenhandel Japans. Das ist nicht nur auf die höheren Importe von Rohstoffen aus Indonesien und Malaysia zurückzuführen. Mit einem Anstieg um mehr als 30 Prozent legten auch die Wareneinfuhren aus Vietnam und Singapur kräftig zu. Auf der Exportseite verzeichnete die japanische Zollstatistik mit Indonesien, Singapur und den Philippinen ebenfalls ein Wachstum von mehr als 30 Prozent.

Japans Exporte in die ASEAN-Region erreichten 2022 einen Anteil an den Gesamtausfuhren von 15,8 Prozent. Die Importe von dort kamen anteilig auf 15 Prozent. Die Entwicklung der Anteile blieb im Vergleich zum Vorcoronajahr 2019 in etwa konstant. Die südostasiatische Wirtschaftsregion wird für Japan als Handelspartner an Bedeutung zunehmen, da der Archipel die Lieferketten robuster aufstellen und auch den Export in die Region forcieren will. Japan exportierte 2022 hauptsächlich Eisen- und Stahlprodukte, Halbleitererzeugnisse und Kfz-Teile in die ASEAN-Region.

Beim Wachstum dürfte auch die Umsetzung des RCEP-Abkommens (Regional Comprehensive Economic Partnership) unterstützen. Der Pakt soll den Freihandel zwischen 15 Ländern in Ost- und Südostasien vereinfachen. Ein Ziel ist es auch, den Schutz von Investitionen, intellektuellen Eigentumsrechten und anderen Handelsaktivitäten zu regeln. RCEP trat Anfang 2022 in Kraft. Neben den zehn ASEAN-Mitgliedern sind Australien, China, Japan, Neuseeland und Südkorea Partnerländer.

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