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Preissteigerungen treiben 2022 Importwerte nach oben
Steigende Preise für Energierohstoffe, Vorprodukte und Enderzeugnisse verteuern Japans Einfuhren im 1. Halbjahr 2022 deutlich. Ein schwacher Wechselkurs kommt erschwerend hinzu.
26.07.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Aktuell steigen weltweit die Preise für viele Güter. Dieser Trend schlägt sich in der Entwicklung des japanischen Außenhandels nieder. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 zeigten insbesondere die japanischen Importwerte von Rohstoffen eine starke Aufwärtstendenz. Zwar entwickelte sich auf der anderen Seite Japans Export relativ dynamisch. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass die Handelsbilanz des Archipels insgesamt deutlich ins Minus rutschte. Daran wird sich auch im Gesamtjahr 2022 nichts ändern.
Nach vorläufigen Zahlen der japanischen Zollstatistik sind die Einfuhren auf Yen-Basis im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 um 37,9 Prozent gestiegen. Dem stand ein Ausfuhrwachstum von 15,2 Prozent gegenüber. Die Importe des Archipels erreichten einen Wert von umgerechnet knapp 431 Milliarden US-Dollar (US$). Auf der Ausfuhrseite verzeichnete der Zoll einen Wert von 367,5 Milliarden US$.
Schwacher Yen und gestiegene Rohstoffpreise lassen Importe anschwellen
Die schwache Entwicklung der Landeswährung Yen vor allem gegenüber dem US-Dollar hat die ohnehin starke Erhöhung der Einfuhrwerte zusätzlich angeheizt. Da Rohstoffe zumeist in US-Dollar gehandelt werden, bekommt Japan den Preisdruck gleich doppelt zu spüren. Eine Reihe von Faktoren, wie der russische Angriff auf die Ukraine, die Coronapandemie und strikte Coronabeschränkungen in China haben das Angebot verknappt und die Lieferketten negativ beeinflusst.
Wie stark die Preise für Rohstoffe und Mineralien im 1. Halbjahr 2022 zugenommen haben, zeigen Zuwachsraten von über 100 Prozent für Importe aus Australien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Aus Russland stieg der Einfuhrwert um 70 Prozent. Insgesamt haben Kohle, Rohöl und Flüssiggas und einige Mineralien die Einfuhrrechnung Japans deutlich verteuert, während die Mengennachfrage kaum gestiegen ist.
| 1. Hj. 2022 1) 2) | Veränd. 1. Hj. 2022/1. HJ 2021 2) 3) |
---|---|---|
China | 91.090 | 16,9 |
USA | 42.681 | 25,2 |
Australien | 38.135 | 108,0 |
Saudi-Arabien | 20.013 | 102,7 |
Vereinigte Arabische Emirate | 19.993 | 119,9 |
Deutschland | 11.435 | 10,5 |
Russland | 8.673 | 70,1 |
Gesamt | 430.895 | 37,9 |
Warenhandel mit Deutschland wächst unterdurchschnittlich
Aber auch Länder, die keine Rohstoffe nach Japan liefern, steigerten in den ersten sechs Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahreshalbjahr ihre Ausfuhren nach Japan deutlich. Die Lieferländer für elektronische Bauelemente Taiwan und Malaysia beispielsweise legten bei den japanischen Einfuhren um mehr als 40 Prozent zu. Hingegen blieb das Wachstum der Importe aus Deutschland mit 10,5 Prozent eher schwach. Auch die Einfuhren aus China, dem größten Handelspartner Japans, lagen deutlich unter dem Zuwachs der Gesamtimporte.
Noch deutlicher zeigte sich dies bei den Exporten des Archipels. Die japanischen Ausfuhren nach China stiegen im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 um lediglich 3,7 Prozent. Dennoch blieb die Volksrepublik vor den USA der größte Exportmarkt Japans. Die Ausfuhren des Archipels nach Deutschland legten um 8,7 Prozent zu. Nur mit wenigen Ländern waren Japans Exporte rückläufig. Nach Russland lieferten Japans Unternehmen in Folge der Sanktionspolitik 29 Prozent weniger Waren.
| 1. Hj. 2022 1) 2) | Veränd. 1. Hj. 2022/1. HJ. 2021 2) 3) |
---|---|---|
China | 71.390 | 3,7 |
USA | 65.842 | 16,6 |
Südkorea | 27.594 | 26,1 |
Taiwan | 26.608 | 20,0 |
Hongkong | 17.104 | 15,6 |
Deutschland | 9.618 | 8,7 |
Russland | 2.326 | -29,0 |
Gesamt | 367.503 | 15,2 |
Kfz-Branche leidet unter sinkender Nachfrage
Abgesehen von signifikant höheren Importpreisen für fossile Brennstoffe wirkten sich auch in anderen Gütergruppen Preisaufschläge auf die Einfuhrrechnung Japans in den ersten sechs Monaten 2022 aus. Dazu gehörten Halbleiter, aber auch Eisen- und Stahlerzeugnisse, Getreide sowie nicht zuletzt chemische und pharmazeutische Produkte. Im Gegensatz dazu schrumpfte der Einfuhrwert von Fahrzeugen aufgrund einer geringeren Nachfrage gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 um 10,8 Prozent. Die mengenmäßigen Importe brachen um 22,7 Prozent ein.
Der Fahrzeugbereich war auch auf der Exportseite schwach. Die mengenmäßigen Ausfuhren von Pkw gingen um 12,5 Prozent zurück. Zugleich nahm der Ausfuhrwert nur um 1,5 Prozent ab. Japan konnte bei den Exporten in anderen wichtigen Industriebereichen, wie bei Eisen- und Stahlprodukten, Halbleitern und entsprechenden Produktionsausrüstungen, organischen Chemikalien und medizinischen Erzeugnissen zulegen.