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Kambodscha fängt immer mehr Fische
Fragwürdige Aktivitäten gefährden die Fischbestände und Wälder. Im Aquafarming könnte Kambodscha sein Wissen und Material noch verbessern.
11.06.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
Die Fischerei ist für die Ernährung der kambodschanischen Bevölkerung von großer Bedeutung, denn Fisch ist für die Menschen der wichtigste Eiweißlieferant. Die offiziell erfassten Fangmengen verdoppelten sich von 441.000 Tonnen Lebendgewicht im Jahr 2001 auf 855.400 Tonnen Lebendgewicht 2021. Wobei wegen geringer Wasserstände in den Gewässern und Umweltproblemen die Fangmenge 2021 um knapp ein Zehntel abgesackt war.
Professionelle Fischzucht im Aufwind
Inzwischen stammen rund 40 Prozent des gesamten Fischfangs aus gezüchteten Aquakulturen. Das Aquafarming hat erst seit 2007 mit der staatlichen Aquaculture Development Strategy Fahrt aufgenommen hat. Die Fischfarmen sind immer noch relativ klein, aber sie benötigen Know-how und Ausrüstungen.
Weitere 45 Prozent des Gesamtaufkommens fangen die Fischer in den Binnengewässern, insbesondere im Tonle-Sap-See sowie den Flüssen Mekong und Bassac. Die Fischbestände in diesen Gewässern schrumpfen allerdings wegen der Eingriffe in ihre natürlichen Wasserläufe und aufgrund von Überfischung.
Der Klimawandel und Umweltzerstörung gefährden die Fischerei Kambodschas zusätzlich. Die Europäische Union, die Asiatische Entwicklungsbank ADB und weitere Organisationen unterstützen daher mit mehreren Projekten eine nachhaltige Entwicklung.
In der Projekt- und Ausschreibungs-Datenbank von GTAI sind Ausschreibungen internationaler Geber sowie Projektfrühinformationen, u. a. auch zu Kambodscha, abrufbar.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stellt eine Liste von laufenden Projekten im Ernährungs- und Landwirtschaftsbereich bereit.
Seefischer landen offiziellen Angaben nach die übrigen 15 Prozent der Fische an. Es ist aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer nicht erfasster Aktivitäten hoch ist. Wegen der illegalen, unregulierten und ungemeldeten Fischerei (IUU-Fischerei) hat die Europäische Union im Jahr 2014 Einfuhren von Fischereierzeugnissen aus Kambodscha verboten. Für Kambodscha spielt der Export von Fischereierzeugnissen allerdings eine untergeordnete Rolle.
Des Weiteren dringen ausländische Trawler in Kambodschas Seegebiete ein und fangen die Bestände leer. Ein Aktionsplan aus dem Jahr 2020 soll solche illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Aktivitäten unterbinden.
Waldwirtschaft soll nachhaltiger werden
Fast die Hälfte der Fläche Kambodschas ist noch von Wald bedeckt, allerdings mit sinkender Tendenz. Die Wälder gehören dem Staat und werden von öffentlichen Stellen verwaltet. Diese vergeben Konzessionen für die private Bewirtschaftung und nehmen sie auch wieder zurück. Urwälder und Sekundärwälder wurden in den letzten Jahren aber nicht nur legal, sondern auch illegal abgeholzt. Seit 2002 ist die Rodung von Naturwäldern eigentlich verboten.
Zudem ist der Export von unverarbeiteten Hölzern seit 2006 untersagt. Sie werden daher überwiegend im Inland verarbeitet. Die Holzindustrie bezieht ihre Rohstoffe offiziell aus Produktionswäldern oder aus Wäldern, die für Wasserkraftwerke, den Bergbau oder andere Zwecke weichen müssen. Exporte von Holz und Holzwaren (SITC Warengruppen 24 und 63), ausgenommen Möbel, beliefen sich 2022 auf 416 Millionen US$. Rund 90 Prozent der Branchenausfuhren gingen in die USA.
Die Forstwirtschaft muss aus Umweltgründen deutlich professioneller und nachhaltiger werden, denn sie soll eine tragende Rolle bei der Erreichung der kambodschanischen Klimaziele einnehmen. Das kambodschanische Umweltministerium hat im Dezember 2021 ein Strategiepapier vorgelegt, das bis 2050 eine klimaneutrale Wirtschaft vorsieht. Aufforstung und Änderungen der Landnutzung sollen demnach die Treibhausgasemissionen des Königreiches erheblich senken. Konkrete Vorhaben müssen aber noch erarbeitet werden.