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Wirtschaftsumfeld | Kambodscha | Land im Überblick

Kambodscha – südostasiatisches Land im Wachstum

Kambodschas Wirtschaft verzeichnete in den letzten 20 Jahren starke Zuwächse. Der Lebensstandard steigt. Um die Erfolge zu verstetigen, sind nun Reformen nötig.

Von Christoph Janensch (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH) | Phnom Penh | Phnom Penh

Das Königreich Kambodscha liegt in Südostasien zwischen den Nachbarn Thailand und Laos im Norden und Vietnam im (Süd-)Osten. Nach dem Ende des Regimes der Roten Khmer im Jahre 1979 und der anschließenden vietnamesischen Präsenz im Land wurde 1993 die heutige Verfassung ausgerufen. Kambodscha hat seitdem eine rasante Entwicklung vollzogen. Das vergleichsweise kleine Land mit einer Bevölkerung von rund 17 Millionen Menschen ist halb so groß wie Deutschland. Mit jährlichen Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 7 Prozent vor der Coronapandemie und über 5 Prozent im Jahr 2022 zählt es zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens. Das Land lockt mit geringen Lohnkosten, einem wirtschaftsliberalen Geschäftsklima sowie Investitionsanreizen und einer jungen Bevölkerung.

Ein wichtiger Pfeiler der kambodschanischen Wirtschaft ist die verarbeitende Industrie, die sich durch arbeitsintensive Fertigung und starke Exportorientierung auszeichnet. Daneben hat die Landwirtschaft einen BIP-Anteil von rund 22 Prozent und beschäftigt knapp ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung. Da jedoch nur 10 Prozent der Agrarrohstoffe im Land verarbeitet werden, ist Kambodscha weiterhin Nettoimporteur von Lebensmitteln. Importabhängigkeiten bestehen zudem bei landwirtschaftlichen Maschinen und Betriebsmitteln. Rund 70 Prozent des Anbaugebiets wird für Reis verwendet, der vor Naturkautschuk und Cassava das wichtigste Agrarexportgut darstellt. Auch der Tourismus spielt traditionell eine wichtige Rolle im Land. Der Anteil des Gastgewerbes an der BIP-Entstehung lag im Jahr 2019 bei knapp 20 Prozent, nicht zuletzt aufgrund der mehrheitlich chinesischen Touristen. Nachdem pandemiebedingt die Besucher fast komplett ausgeblieben waren, zeichnet sich bis Ende 2024 eine weitgehende Erholung des Sektors ab.

Machtwechsel nach 38 Jahren

Nach 38 Jahren, die weitgehend von politischer Stabilität gekennzeichnet waren, übergab der ehemalige Premierminister Hun Sen im August 2023 das Amt an seinen Sohn, General Hun Manet. Dieser hat in den USA eine akademische Ausbildung abgeschlossen. Hun Sen war einer der dienstältesten Machthaber der Welt. Seine Partei, die Cambodian People's Party (CPP), wurde bei den Parlamentswahlen im Juli 2023 erneut stärkste Kraft. Das Land gilt heute als Einparteienstaat mit starker Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft.

Um an das Wachstum vor der Pandemie anzuknüpfen sind aus Sicht westlicher Partner politische und wirtschaftliche Reformen notwendig. Die Herausforderungen sind umfänglich: Verbesserungen bei Demokratie, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit, in der Justiz und im Kampf gegen Korruption sind nur einige davon. Es bestehen große Abhängigkeiten von internationalen Partnern. In den letzten Jahren näherte sich Kambodscha besonders China an. Das Reich der Mitte ist der größte ausländische Investor im Land und inzwischen auch wichtigster Handelspartner.

Auf dem Weg zum Land mit hohem mittleren Einkommen?

Von den rund 17 Millionen Menschen in Kambodscha leben etwa 2,3 Millionen in der Hauptstadt Phnom Penh, die im Südosten des Landes am Mekong liegt. Weitere große Städte im Land sind Sihanoukville, Battambang und Siem Reap. Die Amtssprache ist Khmer, als Geschäftssprache ist Englisch jedoch weit verbreitet. Das Land hat eine relativ junge Bevölkerung: Etwa 30 Prozent der Menschen sind jünger als 15 Jahre.

Seit 1998 ist Kambodscha Mitglied der Vereinigung Südostasiatischer Länder (ASEAN). 2004 trat es in die Welthandelsorganisation ein. Auch dadurch erlebte das Land zwischen 2009 und 2019 einen wirtschaftlichen Aufschwung, der zu Lohnsteigerungen und Verbesserungen der Lebensumstände vieler Menschen führte. Im selben Zeitraum sank die Armutsquote von 33,6 Prozent auf 17,8 Prozent. Seit 2016 zählt Kambodscha laut der Weltbank zu den "Lower Middle-Income Countries". Gemäß der Klassifizierung der Vereinten Nationen ist es aber noch eins der am wenigsten entwickelten Länder (LDC). 

Der Zugang zu Elektrizität, Wasserversorgung, Gesundheitsdienstleistungen, Bildung und weiteren Entwicklungsindikatoren hat sich im letzten Jahrzehnt stark verbessert. Kambodscha könnte seinen LDC-Status daher 2027 hinter sich lassen. Damit verbundene Vorteile würden dann zum Teil wegfallen. Dazu gehört unter anderem das präferenzielle Handelsabkommen Everything But Arms (EBA) in den Bereichen Handel und Entwicklungszusammenarbeit. Bisher gewährt es dem Land einen weitgehend zoll- und quotenfreien Zugang zum europäischen Markt. 

Die Regierung hat sich selbst das Ziel gesteckt, bis 2030 den Status eines "Upper Middle-Income Country" zu erreichen. Die Coronapandemie bremste diese Entwicklung jedoch. So stieg die Armutsrate zwischen 2020 und Ende 2022 um 2,8 Prozentpunkte. Die ländliche Bevölkerung ist davon besonders betroffen. Da eine Mehrheit der Bevölkerung (circa 90 Prozent) im informellen Sektor arbeitet, haben die meisten Menschen in Kambodscha zudem kaum Zugang zu sozialen Sicherungssystemen.

Vielfältige Zusammenarbeit

Deutschland unterstützt Kambodscha aktiv in seinem Entwicklungsprozess und arbeitet dabei eng mit Partnern wie der EU, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der United States Agency for International Development (USAID) zusammen. Moderne ländliche Entwicklung unter Berücksichtigung des Klimawandels (Just Transition) und von Wertschöpfungsketten spielt dabei eine wichtige Rolle, ebenso wie Gesundheit und soziale Sicherung. Weitere Bereiche sind Governance und die Stärkung der öffentlichen Verwaltung. Speziell bei der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung konnte das lokale Portfolio stark erweitert werden. Zudem bietet die Entwicklungszusammenarbeit für den Privatsektor eine Vielzahl von Kooperationsangeboten, um sich nachhaltig in Entwicklungsländern zu engagieren – zum Beispiel mit develoPPP. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert darüber hinaus auch Projekte zur Dezentralisierung und Aussöhnung im Land.

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