Kanadas Start-up-Landschaft bietet Gründern eine gute Mischung aus Finanzierung und Förderung. Toronto, Montreal und Vancouver sind wichtige Innovationshubs für junge Unternehmer.
Einhörner gibt es in Kanada immer häufiger. Die Anzahl dieser Jungunternehmen mit einer Marktbewertung von mindestens 1 Milliarde US-Dollar (US$) liegt heute bei etwa 20. Zwölf davon erreichten dieses Ziel 2021. Sehr viel passiert im Dienstleistungssektor. Aber die Tätigkeitsfelder der erfolgreichen Jungunternehmen sind breit gestreut, von Finanzwirtschaft über Blockchain/Web3 bis hin zu Landwirtschaft und IT-Hardware ist alles vertreten.
Das kanadische Start-up-Ökosystem entwickelt sich schnell und ist mittlerweile international renommiert. Noch vor Jahren fiel es Kanada schwer, Einhörner hervorzubringen. Oft mangelte es am nötigen Kapital zur Skalierung. Nun ist hier ein Aufwärtstrend spürbar. Dieser gipfelte in über 11 Milliarden US$ an Wagniskapital, welches 2021 in kanadische Start-ups floss.
Start-up-Ökosystem gewinnt an internationaler Bedeutung
Im Global Startup Ecosystem Index steht Kanada weltweit auf Platz 4. Erstellt wird das Ranking von StartupBlink, einer Forschungsgemeinschaft für Start-up-Ökosysteme. Vier Länder dominieren das Ranking mit deutlichem Abstand zu den restlichen Kandidaten.
Kanada gehört nach den USA, dem Vereinigten Königreich und Israel zu einer festen Größe, so StartupBlink. Damit ist Nordamerika das mit Abstand wichtigste regionale Ökosystem für Gründer in der Welt. Und: Kanada verringert seinen Abstand zu den USA im Ranking spürbar. Auch Israels dritte Position im globalen Vergleich könne Kanada bald herausfordern, sollte das Land seine dynamische Entwicklung fortsetzen, glaubt StartupBlink.
In den Sektoren Bildung, Energie und Umwelt sowie Gesundheit schneidet das kanadische Ökosystem im internationalen Vergleich am stärksten ab. Die Atlantikprovinzen Kanadas bewertet Startup Genome, ein weiterer Analyst internationaler Gründer-Ökosysteme, als einen der besten Nährböden für Start-ups in der maritimen Wirtschaft. An der Ostküste Kanadas wird diese zudem durch das Ocean Supercluster gefördert. Der industriegeführte Zusammenschluss von Unternehmen, Forschungsinstituten, gemeinnützigen sowie staatlichen Organisationen soll sektorübergreifend Projekte finanzieren und durchführen, die Kanadas maritime Wirtschaft stärken.
Potenzial weiter ausbauen
Kanada will die Rahmenbedingungen für sein erfolgreiches Start-up-Umfeld weiter verbessern. Sowohl die Zentralregierung als auch die Provinzen bieten zahlreiche Programme, die Gründer unterstützen, sei es mit Beratung, Finanzierung oder Unternehmensdienstleistungen.
Der Staat hat die Bedeutung der Start-up-Szene für die Innovationskraft erkannt und bemüht sich um eine stetige Entwicklung dieses Sektors. Kanadas Regierung priorisiert dabei unter anderem den Faktor Humankapital. Das Start-up Visa Programm lotst dabei ausländische Gründer ins Land, sodass diese mit neuen Firmen das Wirtschaftsumfeld ausbauen. Wer die (teilweise hohen) Anforderungen erfüllt, darf nach Kanada einwandern.
Beste Voraussetzungen für Start-ups bietet Kanada durch seine Nähe zum riesigen US-Markt und dessen finanzkräftigen Wagniskapitalgebern. Ebenso attraktiv für Gründer ist die hohe Lebensqualität in vielen kanadischen Städten, die englische Sprache sowie das stabile, rechtssichere Wirtschaftsumfeld. Dazu kann das Land mit Erfolgsgeschichten wie Slack, Shopify, Hootsuite oder Wealthsimple punkten, die zeigen, dass das Umfeld ein erprobter Nährboden für junge Unternehmen ist. Zu den aufsteigenden neuen Sternen im kanadischen Start-up-Himmel gehören unter anderem Dapper Labs, 1Password, PointClickCare, Blockstream und Trulioo.
Kanada mit elf Gründerhochburgen in Global Top 200 vertreten
Auch ein Blick auf das Städteranking zeigt den aufsteigenden Trend kanadischer Start-up-Zentren. Toronto steht als wichtigste Hochburg für Neugründer global auf Platz 25. Im Ranking von StartupBlink folgen Vancouver (40), Montreal (45), Ottawa (89) und Kitchener-Waterloo (91). Winnipeg kam 2022 erstmals unter die Top 200-Städte weltweit.
Kanada wird 2022 insgesamt mit 41 Städten in den Top 1000 globaler Standorte für Start-ups geführt. Das sind elf Städte mehr als im Vorjahr und stellt einen der größten Entwicklungssprünge im Ranking dar.
Toronto, Vancouver und Montreal sind nicht nur die größten Metropolregionen Kanadas, sondern auch die wichtigsten Start-up-Zentren des Landes. Das Gebiet zwischen dem Großraum Toronto bis hin zur Waterloo Region (Golden Horseshoe genannt) wird aufgrund seiner Innovationshubs und Gründeraktivitäten oft als Silicon Valley of the North bezeichnet. Toronto-Waterloo rangiert für Startup Genome global auf Position 17. Die Region habe zudem die höchste Konzentration an KI-Start-ups in der Welt. Ebenso forschen multinationale Unternehmen wie Google, SAP, Oracle Netsuite und EPAM in diesem Ökosystem an neuen Technologien.
Top Start-ups im KanadaName | Stadt | Kapitalbeschaffung in Mrd. US$ | Branche |
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Dapper Labs | Vancouver | 7,6 | Internetsoftware und -dienstleistungen |
1Password | Toronto | 6,8 | Cybersecurity |
Hopper | Montreal | 5,0 | Reisetech |
SSENSE | Montreal | 4,2 | E-Commerce |
PointClickCare | Mississauga | 4,0 | Internetsoftware und -dienstleistungen |
Blockstream | Vancouver | 3,2 | Fintech |
ApplyBoard | Kitchener | 3,2 | Bildung, Edtech |
Clearco | Toronto | 2,0 | Fintech |
Quelle: CBInsights, Juli 2022
Aber auch im Westen des Landes, in Vancouver, British Columbia gibt es eine boomende Start-up-Landschaft. Im StartupBlink Ranking liegt Vancouver im Bereich Energie und Umwelt auf Platz 6 weltweit. Von den aktuell etwa 600 aktiven Start-ups in der Stadt sind die meisten in diesem Sektor aktiv. Elektronik und Internet der Dinge sowie Marketing und Vertrieb sind ebenfalls stark vertretene Geschäftsfelder.
Es gibt von der Ost- bis zur Westküste zahlreiche Veranstaltungen für Gründer und Start-ups in Kanada. Zu den wichtigsten Veranstaltungen des Jahres zählen Elevate und Collision in Toronto. Ebenfalls umfangreich vertreten sind Acceleratoren und Inkubatoren, deren Differenzierung in Kanada teilweise verschwimmt.
Auswahl an Inkubatoren und Acceleratoren im KanadaName | Fokus | Anmerkungen |
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Innovacorp | Frühphase, VC | Inkubator in Halifax, Investitionen in wissensbasierte Start-ups aus Nova Scotia |
MaRS Discovery District | Frühphase, Wachstum, Tech-Start-ups, Medtech, Cleantech, Fintech | Weltweit größtes städtisches Innovationszentrum, Toronto |
CommuniTech | Gründer, Wachstumsfinanzierung, Tech-Start-ups | Für innovative Technologien in Kitchener/Waterloo |
L-SPARK | Skalierung, Wachstum, Serie A, SaaS, Cloud | Accelerator und Inkubator in Ottawa |
Centech | Frühphase, Deep-Tech, Medtech | Katalysator für Tech-Start-ups in Montreal |
LE CAMP | Frühphase, Wachstumsphase, Tech-Start-ups | Quebec Inkubatoren und Acceleratoren |
Creative Destruction Lab | wissenschafts- und technologiebasierte Unternehmen in der Seed-Phase | Standorte: Vancouver, Calgary, Toronto, Montreal, Halifax |
Innovate BC | Frühphase, Tech-Start-ups | Verbindet große und kleine Innovatoren mit der Finanzierung durch die Regierung von BC |
Next Canada | Tech-Start-ups | NEXT Canada ist eine nationale, gemeinnützige Organisation; drei Programme: Next 36, Next Founders and Next AI |
The Accelerator Centre | Inkubation, Acceleration, VC, globaler Zugriff | Private Acceleratoren in Waterloo |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, 2022
Für kanadische Jungunternehmen, die auf Auslandsmärkten aktiv werden wollen, bietet der staatliche Canadian Technology Accelerator (CTA), der unter anderem in wichtigen globalen Technologiehubs wie San Francisco, Boston, Singapur, Hong Kong oder Berlin vertreten ist, klassische Acceleratoren-Dienstleistungen.
Von Daniel Lenkeit
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Toronto