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Katar: Öl und Gas dominieren Projektvergabe
Katar gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Flüssigerdgas (LNG) und verfolgt ehrgeizige Pläne zur Erweiterung seiner LNG- und Öl-Produktionskapazitäten.
27.08.2024
Von Heena Nazir | Dubai
Katar bemüht sich um eine Diversifizierung seiner Wirtschaft, bleibt aber weiterhin stark von der Öl- und Gasbranche mit ihren volatilen Preisen abhängig. Der Sektor steht für rund 85 Prozent der Exporterlöse, trägt mehr als 70 Prozent zu den gesamten Einnahmen der Regierung bei und macht über 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Im Jahr 2023 wurden in Katar Projekte im Gesamtwert von 17,7 Milliarden US-Dollar (US$) vergeben. Davon entfielen etwa zwei Drittel auf den Gassektor. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 konzentrierte sich die Projektvergabe stark auf die Ölindustrie: Von den neuen Projekten im Gesamtwert von 8,1 Milliarden US$ entfielen 77 Prozent auf den Ölsektor.
North Field Expansion für 43 Milliarden US-Dollar
Katars größtes Gasprojekt ist der Ausbau der LNG-Produktionskapazitäten bis 2025 von bisher jährlich 33 Millionen auf 110 Millionen Tonnen. Eine weitere Steigerung um 16 Millionen Tonnen ist bis 2027 vorgesehen. Hierzu werden die Produktionskapazitäten im North Field ausgebaut. Das gesamte Projekt erfordert Investitionen im Wert von geschätzt 43 Milliarden US$. QatarEnergy hat mehrere internationale Partner für das Vorhaben gewonnen, darunter TotalEnergies (Frankreich), ExxonMobil (USA), Shell (Niederlande/UK) und ConocoPhillips (USA).
Das Projekt North Field Expansion (NFE) umfasst die Entwicklung von vier neuen LNG-Produktionslinien mit einer Kapazität von 8 Millionen Tonnen pro Jahr. Diese Produktionslinien sollen die jährliche Produktionskapazität Katars bis 2026 auf 126 Millionen Tonnen und bis 2030 auf 142 Millionen Tonnen erhöhen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Installation von acht Bohrplattformen. Zusätzlich werden acht Offshore-Bohranlagen und mehrere Pipelines installiert, darunter eine 250 Kilometer lange Gaspipeline nach Ras Laffan. Die Inbetriebnahme wird für Ende 2025 erwartet.
Die zweite Phase der Erweiterung, bekannt als North Field South (NFS), soll zwei zusätzliche Mega-LNG-Produktionslinien mit einer Kapazität von jeweils 8 Millionen Tonnen pro Jahr umfassen. Im Mai 2023 erhielt ein Joint Venture aus Technip Energies (Frankreich) und Consolidated Contractors Company (Griechenland) einen EPC-Vertrag im Wert von 10 Milliarden US$. Dabei übernimmt der Auftragnehmer die Verantwortung für die Planung, Beschaffung und den Bau des Projekts.
Das NFE-Projekt legt auch Wert auf Nachhaltigkeit. Einen Teil der Elektrizität für das Vorhaben soll der 1,7-Gigawatt-Solarpark in Al-Kharsaah liefern. Geplant sind darüber hinaus eine Reduzierung der Stickoxidemissionen um 40 Prozent sowie die Implementierung eines CO₂-Rückgewinnungssystems, das jährlich 1 Million Tonnen CO₂-Äquivalente Emissionen einsparen soll.
Projekt | Projektstand | Investitionssumme |
QatarEnergy - North Field West Development | Studie | 12.000 |
QatarEnergy LNG - North Field Production Sustainability: Phase 2: Scope D | Angebotsauswertung | 4.000 |
QatarEnergy LNG - North Field South: Offshore Pipelines And Subsea Power Cables | FEED* | 1.500 |
QatarEnergy - CO2 Sequestration Project | FEED* | 1.000 |
QatarEnergy - NGL-5: Main Package | Präqualifizierung | 400 |
QatarEnergy LNG - North Field Production Sustainability: Phase 2: Scope C | Hauptauftrag | 300 |
Investitionen im Ölsektor
Katar unternimmt auch bedeutende Investitionen im Ölsektor. Im Vergleich zum gigantischen NFE-Projekt sind sie jedoch deutlich kleiner. Die Investitionen im Ölsektor konzentrieren sich auf die Erschließung und Optimierung bestehender Felder sowie auf neue Bohrprojekte.
Al-Shaheen-Ölfeld wird ausgebaut
Das größte Projekt im Ölsektor ist der Ausbau des Ölfelds Al-Shaheen. North Oil, ein Joint Venture von QatarEnergy (70 Prozent) und TotalEnergies (30 Prozent), hat hierzu vier Hauptverträge für Engineering, Beschaffung, Bau und Installation (EPCI) vergeben. Die Ausschreibungen sind Teil des Ru'ya-Projekts, der dritten Entwicklungsphase. Das Projekt mit der geplanten Laufzeit von 2022 bis 2027 zielt darauf ab, eine Gesamtmenge von mehr als 550 Millionen Barrel Öl zu fördern.
Das Vorhaben hat einen Gesamtwert von über 6 Milliarden US$. Ein Konsortium der US-amerikanischen Unternehmen McDermott International und Qingdao McDermott Wuchuan Offshore Engineering (China), erhielt einen Auftrag für den Bau von neun Bohrplattformen im Wert von rund 2,1 Milliarden US$.
Für die zentrale Verarbeitungsplattform wurde ein weiteres Konsortium aus McDermott Middle East und Hyundai Heavy Industries (Südkorea) mit einem Vertrag im Wert von etwa 1,9 Milliarden US$ beauftragt. Larsen & Toubro aus Indien baut für rund 1,3 Milliarden US$ die Steigplattform. Zusätzlich erhielt die chinesische Offshore Oil Engineering einen Vertrag in Höhe von rund 900 Millionen US$ für den Bau von Unterwasserpipelines und -kabeln.
Ausschreibung für Bul Hanine läuft
QatarEnergy will für 500 Millionen US$ das Offshore-Ölfeld Bul Hanine erweitern und hat ein umfangreiches EPCI-Paket (Engineering, Procurement, Construction, and Installation) ausgeschrieben. Dabei ist das erste Ausschreibungspaket das größte der geplanten fünf Pakete.
Interessen könnte zunächst technische Angebote einreichen, anschließend folgen Preisangebote. Zusätzlich zu Paket 1 plant QatarEnergy die baldige Veröffentlichung von vier weiteren EPC-Paketen.
Projekt | Projektstand | Investitionssumme |
QatarEnergy - Idd El Shargi South Dome Expansion | Studie | 1.000 |
QatarEnergy - Bul Hanine Offshore Oilfield Expansion | Hauptauftrag | 500 |
QatarEnergy - Laffan Refinery 1 | FEED* | 400 |