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Branchen | Kenia | Branchenüberblick

Trotz Konjunkturschwäche sind einige Branchen optimistisch

Für deutsche Unternehmen bietet Kenia weiterhin gute Geschäftsmöglichkeiten, auch wenn die Wirtschaft derzeit schwächelt. Germany Trade & Invest gibt einen Überblick.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Energiewirtschaft: Geothermie soll Kenias Grundlast erhöhen

Die Investitionen in Kenias Stromversorgung werden in den kommenden Jahren deutlich steigen. Das Stromnetz muss dringend ausgebaut werden, angesichts knapper Kapazitäten und deutlich steigendem Strombedarf. Auch gibt es einen wachsenden Markt für netzungebundene Lösungen, wie Solaranlagen für die Industrie, Farmen und Haushalte. Aus deutscher Sicht ist der Strommarkt unter anderem interessant für Zulieferer, Projektentwickler und technische Berater.

Vor allem Geothermiekraftwerke sollen in naher Zukunft gebaut werden, weil die Spitzennachfrage von etwa 2.150 Megawatt (MW) schon fast die verfügbare Kapazität erreicht hat. Zwar liegt die installierte, mit dem Netz verbundene Kapazität Kenias bei über 3.000 MW, aber tatsächlich verfügbar ist deutlich weniger. Kenia braucht mehr Grundlast, und die kann die Geothermie liefern. Deren Potenzial im gesamten kenianischen Riftvalley wird auf etwa 10.000 MW geschätzt.

Bauwirtschaft: Regierung plant höheres Budget für Straßenbau 

Für deutsche Unternehmen lohnt es sich, ein Auge auf den kenianischen Bausektor zu werfen. Die geplante Budgeterhöhung des Staates im Straßenbau könnte eine Zunahme der Bauaufträge ab dem 2. Halbjahr 2023 bedeuten. Zwar dominieren chinesische Bauunternehmen den Markt, aber deutsche Zulieferer von Baumaschinen, Werkzeugen, Baustoffen und Chemikalien, Armaturen, Beschlägen, Fliesen, Fassaden, Fenstern, Inneneinrichtungen und Elektronik können an Projekten partizipieren.

Darüber hinaus übernehmen Consultants bei staatlichen Projekten regelmäßig das Anfertigen von Studien und die Bauaufsicht. Mitunter kommen bei privaten Hochbauprojekten auch Architekturbüros zum Zuge, wie zum Beispiel Gerkan, Marg und Partner (GMP) beim kürzlich fertiggestellten AVIC-Tower in Nairobi, dem mit 148 Metern höchsten Gebäude der Stadt.

Gesundheitswirtschaft: Private Unternehmen investieren weiter

Kenias Gesundheitssektor dürfte im Vergleich mit anderen Branchen weiterhin überdurchschnittlich wachsen. Deutsche Unternehmen verfügen über eine Vielzahl von Liefermöglichkeiten, vor allem bei Medizintechnik und pharmazeutischen Produkten. Gekauft wird von privater und staatlicher Seite. Bei Geschäften mit Letzterer spielen Compliance-Themen eine wichtige Rolle. Zudem gewinnt die lokale Präsenz in Form einer Vertriebsniederlassung vor Ort oder gar Produktion immer mehr an Bedeutung.

Das rapide Bevölkerungswachstum Kenias von derzeit jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen wird zu einer Zunahme chronischer Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten führen. Im afrikanischen Vergleich sind Kenianer gut über medizinische Versorgungsmöglichkeiten informiert und daher eher bereit, Geld für Vorsorge und Behandlungen auszugeben.

Landwirtschaft: Agrar-Investoren interessieren sich für den Binnenmarkt

Kenias Landwirtschaft ist ein Wachstumsmarkt, aufgrund steigender Binnennachfrage. Gleichwohl wird zu wenig investiert. Interessante Bereiche sind die Herstellung von Fleisch, Molkereiprodukten, Zucker, Getreide sowie Obst und Gemüse. Trotz zunehmendem Interesse von Agrar-Investoren wird der Anbau von Kleinbauern dominiert. Diesen fehlt es meist an Kapital und Know-how. Der kenianische Staat arbeitet zusammen mit Gebern daran, Anbaumethoden, Lieferketten und Marketingmaßnahmen weiterzuentwickeln.

Der kommerziell betriebene Agrar-Export gewinnt weiter an Bedeutung. Tee, Kaffee und Hortikultur ragen hier heraus, aber auch Baumwolle und Pyrethrum (Insektizid) werden angebaut. Insbesondere im Hortikulturbereich (Anbau von Schnittblumen, Obst und Gemüse) finden zahlreiche Investitionen statt. Derzeit boomt die Nachfrage nach Avocados und Macadamia-Nüssen.

Wasser und Umwelt: Wasserversorgung leidet unter dem Klimawandel

In den kommenden Jahren dürften Investitionen in die Wasserversorgung sowie in die Abwasserentsorgung zunehmen. Gefragt sind technische Komponenten aus dem Ausland, welche fast vollständig importiert werden müssen, sowie Know-how bei der Beratung. Bevölkerungszuwachs, Verstädterung, Zersiedelung und Umweltprobleme sowie die in den letzten Jahren unberechenbar gewordenen Regenzeiten machen Maßnahmen im Wasser- und Abwasserbereich zunehmend dringender.

Aufgrund der zunehmenden Umweltschäden zeichnet sich die Verschärfung der Umweltauflagen für Großverbraucher von Wasser ab. Industrie und Agrarbetriebe müssen daher in die Reinigung ihrer Abwässer investieren.

Einen umfassenden Überblick zur Wirtschaftslage in Kenia bietet der GTAI-Wirtschaftsausblick.

Beratungsgutscheine Afrika

Mit den "Beratungsgutscheinen Afrika" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern.


Unternehmen können eine individuelle und bedarfsorientierte Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent.

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