Wirtschaftsumfeld | Kenia | Investitionsklima
Liberales Investitionsklima - aber auch Risiken
Kenia gilt als liberaler, aber auch schwieriger Investitionsstandort. Wachsende Geschäftsmöglichkeiten sind der Hauptanreiz für eine lokale Präsenz.
16.10.2023
Gerade im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten steht Kenia recht gut da: Die politische Stabilität scheint nach dem letzten friedlichen Regierungswechsel Ende 2022 gestärkt, die Wirtschaftspolitik in Kenia ist traditionell liberal und offen für ausländische Investoren. Massive regulatorische Eingriffe wie Enteignungen, strenge Local-Content-Gesetze oder Devisenbeschränkungen sind für Unternehmen kaum zu befürchten.
Dennoch sind risikoscheue Investoren in Kenia zurückhaltend. Beklagt werden beispielsweise die schwerfällige Bürokratie sowie die teilweise brüchige Rechtssicherheit, und je nach Branche stellt auch das Thema "Compliance" eine Herausforderung dar. Zudem ist die Kaufkraft nicht durchgängig hoch. Es empfiehlt sich daher genau zu prüfen, ob man mit seinem Angebot in Kenia überhaupt auf Nachfrage stößt.
Auslandsinvestitionen in Kenia nahmen 2022 deutlich zu
Nach Jahren der Stagnation bei den Auslandsinvestitionen verzeichnete Kenia im Jahr 2022 erstmals wieder einen kräftigen Anstieg um mehr als 60 Prozent von 463 Millionen US-Dollar (US$) im Jahr 2021 auf 759 Millionen US$. Nach Ägypten war dies der stärkste Anstieg in Afrika. Dazu trugen vor allem Projekte im Energiesektor bei, insbesondere in den Bereichen Windenergie und Geothermie.
Die Herkunft der Investoren in Kenia ist breit gestreut. Eine wichtige Rolle spielen indische Investoren. Sie haben einen guten Marktzugang, auch weil viele indisch-stämmige Kenianer die lokale Wirtschaft prägen. Chinesische Unternehmen dominieren inzwischen den Bausektor, nachdem die chinesische Regierung begonnen hat, zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen in Kenia zu finanzieren. Darüber hinaus sind zahlreiche Akteure aus Südafrika, dem Vereinigten Königreich und zunehmend auch aus Mauritius in Kenia aktiv.
Deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf lokale Produktion
Mehr als 100 deutsche Unternehmen sind in Kenia vertreten. Dennoch ist Kenia für deutsche Unternehmen bislang ein eher kleiner Investitionsstandort, etwa im Vergleich zu Südafrika, wo deutlich mehr deutsche Unternehmen auch mit größeren Niederlassungen aktiv sind. Der wachsende Markt weckt jedoch zunehmend das Interesse deutscher Unternehmen sowohl für den Vertrieb als auch für die Produktion vor Ort.
Unternehmen | Branche/Aktivität |
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B. Braun | Produktion von Infusionslösungen seit 2020 |
Beiersdorf | Produktion von Hautpflegemitteln in Nairobi |
KHS | Größere Vertriebsniederlassung mit technischem Support für Abfüllanlagen (Neueröffnung 2023) |
Krones | Größere Vertriebsniederlassung mit technischem Support für Abfüllanlagen |
Neumann Kaffee | Betrieb von Kaffeeplantagen und Verarbeitung |
Wilo | Vertrieb und Montage von Pumpensystemen (Neueröffnung 2023) |
Nairobi hat sich zu einem internationalen Wirtschaftszentrum entwickelt
Die meisten Unternehmen sind in Nairobi ansässig, und die Stadt bietet inzwischen das attraktive Umfeld einer internationalen Wirtschaftsmetropole: Viele internationale Unternehmen, Ministerien, Verbände, Geberorganisationen, Banken und andere Dienstleister sind hier angesiedelt. Von Vorteil für deutsche Unternehmen ist die Präsenz der AHK Ostafrika, der German Business Association (GBA) sowie einer großen deutschen Botschaft mit Wirtschaftsabteilung. Die gute Verkehrsanbindung der Stadt über den Hafen von Mombasa und den Flughafen von Nairobi sowie die hervorragenden Bandbreiten der IT-Netze erleichtern das Geschäft.
Hochwertige Büroflächen sind zunehmend verfügbar und die Mieten sind mit 10 bis 15 US$ pro Quadratmeter selbst in den besten Lagen der Stadt (Gigiri, Westlands, Upper Hill, Wayaki Way) moderat. Auch Fachkräfte sind im afrikanischen Vergleich gut verfügbar, werden aber aufgrund der großen Konkurrenz unter den potenziellen Arbeitgebern auch gut bezahlt. Da es in Nairobi eine große Deutsche Schule sowie medizinische Einrichtungen auf internationalem Niveau gibt, ist der Standort auch für Expat-Familien interessant. Expat-Visa werden allerdings nicht großzügig vergeben.
KenInvest informiert über Investitionsförderungen
Ansprechpartner für Investoren ist die staatliche Kenya Investment Authority (KenInvest). Allerdings fehlen dem Staat derzeit die Mittel, um Investitionen in größerem Umfang finanziell zu unterstützen. Steuer- und Zollvergünstigungen sowie günstige Grundstücke mit guter Infrastruktur bietet der Staat Unternehmen, die sich in einer Export Processing Zone (EPZ) (Voraussetzung: lokale Produktion mit mindestens 80 Prozent Exportanteil) oder in den neueren Special Economic Zones (SEZ) (regionale Vertriebsniederlassung mit Zollfreilager) ansiedeln.
Interessant sind mitunter auch Fördermaßnahmen seitens ausländischer Geberbanken, wie der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese fördern private Investitionen, die auch der Entwicklung des Landes dienen (Infrastruktur, Umweltschutz, Schaffung vieler Arbeitsplätze etc.). Für Investoren kann es sich lohnen, mit den Banken Kontakt aufzunehmen, um auszuloten, ob eine Förderung in Frage kommt. Neben der DEG sind in Kenia auch die Europäische Investitionsbank (EIB) und die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) in Kenia aktiv.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.