Wirtschaftsumfeld | Kenia | Investitionsklima
Liberale Wirtschaftspolitik wichtiger Pluspunkt bei Investoren
Kenia gilt als liberaler, aber auch schwieriger Investitionsstandort. Wachsende Geschäftsmöglichkeiten sind der Hauptanreiz für eine lokale Präsenz.
30.09.2024
Kenia bietet im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten gute Bedingungen für ausländische Investoren: Die politische Stabilität scheint nach dem letzten friedlichen Regierungswechsel Ende 2022 gestärkt, und die Wirtschaftspolitik im ostafrikanischen Land ist liberal. Zudem sind massive regulatorische Eingriffe wie Enteignungen, strenge Local-Content-Gesetze oder Devisenbeschränkungen in Kenia kaum zu befürchten.
Dennoch sind risikoscheue Investoren in Kenia zurückhaltend. Sie beklagen beispielsweise die schwerfällige Bürokratie sowie die teilweise brüchige Rechtssicherheit. Je nach Branche stellt auch das Thema "Compliance" eine Herausforderung dar. Hinzu kommen gerade aktuell sehr hohe Abgaben an den Staat sowie rigide Methoden der Steuerbehörde Kenya Revenue Authority (KRA). Unternehmen beklagen auch, dass höhere Abgaben teils ohne Ankündigung abrupt eingeführt werden. Hinzu kommen hohe Kosten für Energie und Gehälter für gute Arbeitskräfte, sodass Kenia kein billiger Standort mehr ist.
Bei Auslandsinvestitionen haben andere die Nase vorn
Kenia zählt etwas überraschend bei den ausländischen Direktinvestitionen nicht zu den herausragenden Standorten in Ostafrika. Die FDI-Bestände von knapp über 11 Milliarden US-Dollar (US$) liegen deutlich unter denen in Äthiopien mit allerdings einer mehr als doppelt so hohen Bevölkerung. Zuletzt flossen auch nach Tansania und Uganda mehr Auslandsinvestitionen. Die Nettozuflüsse erreichten nach dem World Investment Report der UN-Behörde UNCTAD im Jahr 2023 mit etwa 1,5 Milliarden US$ ebenfalls einen eher mäßigen Wert. Auch hier lagen die drei Nachbarländer vorne. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es aktuell in Kenia so gut wie keine Großprojekte. Kenia lebt von der Substanz.
Die Herkunft der Investoren in Kenia ist breit gestreut. Besonders stark vertreten sind Akteure aus Südafrika, dem Vereinigten Königreich und zunehmend auch aus Mauritius. Chinesische Unternehmen dominieren inzwischen den Bausektor, nachdem die dortige Regierung vor über zehn Jahren begonnen hat, zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen in Kenia zu finanzieren. Eine wichtige Rolle spielen indische Investoren. Sie haben einen guten Marktzugang, auch weil viele indischstämmige Kenianer die lokale Wirtschaft prägen.
Deutsche Unternehmen betreiben in Kenia überwiegend Vertrieb
Für deutsche Unternehmen ist es empfehlenswert, sorgfältig zu prüfen, ob und wie der Markteintritt nach Kenia gelingen kann, gerade angesichts der Risiken und der Billigkonkurrenz. Viele fangen klein an und verstärken dann bei guten Erfahrungen ihre Präsenz. Für den Markteinstieg wird oft ein lokaler Handelsvertreter gewählt. Der nächste Schritt ist die Gründung einer lokalen Vertriebsniederlassung bis hin zur lokalen Montage.
Mehr als 100 deutsche Unternehmen sind in Kenia vertreten. Dennoch ist Kenia für deutsche Unternehmen bislang ein eher kleiner Investitionsstandort, etwa im Vergleich zu Südafrika, wo deutlich mehr deutsche Unternehmen auch mit größeren Niederlassungen aktiv sind. Der wachsende Markt weckt jedoch zunehmend das Interesse deutscher Unternehmen. Anfang 2024 eröffnete beispielsweise der Lübecker Produzent von Medizin- und Sicherheitstechnik Dräger ein regionales Verkaufsbüro in Nairobi.
Unternehmen | Branche/Aktivität |
---|---|
B. Braun | Produktion von Infusionslösungen seit 2020 |
Beiersdorf | Produktion von Hautpflegemitteln in Nairobi |
KHS | Größere Vertriebsniederlassung mit technischen Support für Abfüllanlagen (Neueröffnung 2023) |
Krones | Größere Vertriebsniederlassung mit technischen Support für Abfüllanlagen |
Neumann Kaffee | Betrieb von Kaffeeplantagen und Verarbeitung |
Wilo | Vertrieb und Montage von Pumpensystemen (Neueröffnung 2023) |
Nairobi hat sich zu einem internationalen Wirtschaftszentrum entwickelt
Die meisten Unternehmen sind in Nairobi ansässig, und die Stadt bietet das attraktive Umfeld einer internationalen Wirtschaftsmetropole: Viele internationale Unternehmen, Ministerien, Verbände, Geberorganisationen, Banken und andere Dienstleister sind hier angesiedelt. Von großem Vorteil für deutsche Unternehmen ist die Präsenz der AHK Ostafrika, der German Business Association (GBA) sowie einer großen deutschen Botschaft mit Wirtschaftsabteilung. Die gute Verkehrsanbindung der Stadt über den Hafen von Mombasa und den Flughafen von Nairobi sowie die hervorragenden Bandbreiten der IT-Netze erleichtern das Geschäft.
Hochwertige Büroflächen sind verfügbar und die Mieten sind mit 10 bis 15 US$ pro Quadratmeter selbst in den guten Lagen der Stadt moderat, wie Gigiri, Westlands, Upper Hill oder am Wayaki Way. Auch Fachkräfte sind im afrikanischen Vergleich gut verfügbar, werden aber aufgrund der großen Konkurrenz unter den potenziellen Arbeitgebern auch gut bezahlt. Detaillierte Informationen bietet die GTAI-Publikation "Arbeitsmarkt Kenia".
Da es in Nairobi eine große Deutsche Schule sowie medizinische Einrichtungen auf internationalem Niveau gibt, ist der Standort auch für Expatfamilien interessant. Expatvisa werden allerdings nicht großzügig vergeben und sind teuer.
KenInvest informiert über Investitionsförderungen
Ansprechpartner für Investoren ist die staatliche Kenya Investment Authority (KenInvest). Steuer- und Zollvergünstigungen sowie günstige Grundstücke mit guter Infrastruktur bietet der Staat Unternehmen, die sich in einer Export Processing Zone (EPZ) (Voraussetzung: lokale Produktion mit mindestens 80 Prozent Exportanteil) oder in den neueren Special Economic Zones (SEZ) (regionale Vertriebsniederlassung mit Zollfreilager) ansiedeln.
Interessant sind mitunter auch Fördermaßnahmen seitens ausländischer Geberbanken, wie der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese fördern private Investitionen, die auch der Entwicklung des Landes dienen (Infrastruktur, Umweltschutz, Schaffung vieler Arbeitsplätze etc.). Für Investoren kann es sich lohnen, mit den Banken Kontakt aufzunehmen, um auszuloten, ob eine Förderung in Frage kommt. Neben der DEG sind in Kenia auch die Europäische Investitionsbank (EIB) und die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) in Kenia aktiv.
Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.