Lohnkosten

Löhne und Gehälter 

Zwar stiegen die Gehälter in der lokalen Währung in den letzten Jahren. Wegen der deutlichen Abwertung des kolumbianischen Peso (kol$) liegen sie umgerechnet in US-Dollar (US$) allerdings unter dem Wert von 2019. Der monatliche Bruttolohn der Angestellten betrug 2022 im Schnitt rund 1,6 Millionen kol$. Das entspricht rund 378 US$. Das ist weniger als der Durchschnittslohn in Chile, Argentinien und Brasilien, so die Internationale Arbeitsorganisation (ILO).

Allerdings gibt es in Kolumbien große Unterschiede zwischen den Gehältern in der Stadt und auf dem Land. Auch herrscht ein starkes Gefälle zwischen hoch qualifizierten Positionen und einfacher Arbeit. Damit ist die Aussagekraft des landesweiten Durchschnittslohns beschränkt.

Großteil verdient Mindestlohn oder weniger

Der Mindestlohn in Kolumbien wird jährlich von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern unter Vermittlung der Regierung ausgehandelt. Falls keine Einigung zustande kommt, bestimmt der amtierende Präsident den Mindestlohn. Sowohl die Inflation als auch die politische Stimmung im Land sind hierbei ausschlaggebend. So wurde der Mindestlohn für 2023 um 16 Prozent angehoben und liegt nun bei 1,16 Millionen kol$ (Stand August 2023: rund 290 US$). Hinzu kommt eine Zulage für Transportkosten in Höhe von 140.606 kol$ (etwa 35 US$). Allerdings lag die Inflation 2022 im Schnitt bei rund 10 Prozent. Dadurch entspricht die Erhöhung des Mindestlohns real nur einem Zuwachs von etwa 6 Prozent.  

Die Höhe des Mindestlohns bestimmt unter anderem auch das sogenannte integrale Gehalt (salario integral – mehr dazu im Abschnitt Arbeitsrecht), verschiedene Sozialprogramme der Regierung, die Kfz-Pflichtversicherung SOAT (Seguro Obligatorio de Accidentes de Tránsito). Daher gilt die jährliche Anpassung als sehr bedeutend. Allerdings erhalten 43 Prozent der Erwerbstätigen weniger als den Mindestlohn.

Insgesamt verdienen die Menschen in der Hauptstadt Bogotá am meisten. Die Gehälter in den nächstgrößeren Städten Medellín, Cali und Barranquilla liegen bei 70 bis 80 Prozent des Hauptstadtniveaus. Mittelgroße Städte kommen auf ein Niveau von 60 bis 70 Prozent. Die Tabelle oben stellt nur die Löhne im verarbeitenden Gewerbe dar und gibt gegebenenfalls ein verzerrtes Bild ab. In Cartagena beispielsweise sorgt die Chemieindustrie für vergleichsweise hohe Gehälter in der Industrie. Cali und Yumbo sind Zentren der Pharmaindustrie, die ebenfalls überdurchschnittlich gute Löhne zahlt. Die Nahrungsmittelproduktion, Zementherstellung und Textilindustrie in Bogotá und Medellín zahlen hingegen unterdurchschnittliche Löhne.

Die Gehälter in Kolumbien unterscheiden sich stark nach Sektor, Unternehmensgröße und Region. Daher kann nachfolgende Tabelle nur als Orientierung dienen. Grundsätzlich sind die Löhne in großen multinationalen Konzernen am höchsten, gefolgt von großen kolumbianischen Unternehmen und kleineren multinationalen Firmen. Am meisten verdienen Führungskräfte im Gesundheitswesen, Rohstoff- und Finanzsektor, in der Agroindustrie und im verarbeitenden Gewerbe.

Mehr Netto vom Brutto

Die Einkommensteuer in Kolumbien ist niedriger als in Deutschland. Daher wird vom Bruttogehalt deutlich weniger abgezogen. Der Höchststeuersatz liegt im Jahr 2023 bei 39 Prozent und gilt ab Jahreseinkommen über 1.315 Millionen kol$ (Stand August 2023: etwa 330.000 US$). Für niedrigere Einkommen gelten Steuersätze von 0, 19, 28, 33, 35 oder 37 Prozent. Die Einkommenssteuer gilt auch für in Kolumbien ansässige Ausländer. Eine gute Übersicht über die Einkommenssteuer für natürliche Personen bietet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.

Weitere Lohnbestandteile

In Kolumbien stehen dem Arbeitnehmer mehrere Lohnzusatzleistungen (prestaciones sociales) zu:

• Entlassungsgeld (cesantía): ein Monatsgehalt pro Jahr, das jeweils zu Beginn eines Kalenderjahres an einen Fonds überwiesen wird, dem der Arbeitnehmer angehört, und das ihm am Ende des Arbeitsverhältnisses ausbezahlt wird
• Zinsen auf das Entlassungsgeld: 12 Prozent des Entlassungsgeldes, direkt an den Arbeitnehmer im Januar jeden Jahres zu zahlen
• gesetzliche Bonuszahlungen (prima de servicios): ein Monatsgehalt pro Jahr, das zur Hälfte im Juni und zur Hälfte im Dezember ausgezahlt wird
• Beförderungsgeld: Angestellte mit einem Lohn von maximal zwei Mindestlöhnen, die weiter als einen Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen, erhalten das monatliche Beförderungsgeld (2023: 140.606 kol$, rund 35 US$)
• Kleidung und Schuhe: Angestellte mit einem Lohn von maximal zwei Mindestlöhnen erhalten dreimal im Jahr ein Paar Schuhe und eine Arbeitsbekleidung

Firmen gewähren zunehmend erfolgsabhängige Boni und nichtmonetäre Vergütungen (beneficios extrasalariales), besonders für hochqualifizierte Arbeitskräfte. Hierzu gehören zum Beispiel Mobiltelefone, Lebensversicherungen, Kreditzuschüsse, Firmenwagen, Ausbildungszuschüsse, Krankenversicherungen oder Clubmitgliedschaften. Die flexible Vergütung muss nicht versteuert werden, allerdings darf sie nicht mehr als 40 Prozent der gesamten Vergütung ausmachen.

Sozialversicherungsbeiträge

Für den Arbeitgeber entsteht in Kolumbien durch die unterschiedlichen Lohnnebenkosten eine Gesamtbelastung von rund 53 Prozent bezogen auf das Bruttogehalt. Der exakte Wert hängt von der Gehaltshöhe sowie dem Prozentsatz der Berufsrisiko- und Unfallversicherung ab. Folgende Leistungen kommen zu den obenstehenden Sozialbeträgen hinzu: bezahlter Urlaub (4,2 Prozent), 13. Monatsgehalt (8,3 Prozent) und die Beiträge für den Cesantías-Fonds für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses (9,3 Prozent).