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Wirtschaftsausblick | Lettland

Lettland erwartet leichte Belebung der Konjunktur

Nach einer Stagnation im Jahr 2024 dürfte die lettische Wirtschaft 2025 leicht wachsen. Motor ist der private Konsum. Auch der Bausektor rechnet mit steigenden Investitionen.

Von Niklas Becker | Helsinki

Top-Thema: Änderungen der Einkommensteuer soll Privatkonsum stimulieren 

Für 95 Prozent der Beschäftigten in Lettland wird das Nettoeinkommen zum Jahresbeginn 2025 steigen. Grund ist eine Änderung der Einkommensbesteuerung, von der alle Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von monatlich bis zu 4.000 Euro profitieren sollen. Ökonomen erwarten aufgrund der Änderung einen zusätzlichen Anstieg des lettischen Privatkonsums. 

Für die Wirtschaft wären das gute Nachrichten, denn das lettische Statistikamt verzeichnet seit dem 1. Quartal 2023 eine Stagnation der Konsumausgaben. Besonders die Lebensmitteleinzelhändler im Land haben die negative Entwicklung zu spüren bekommen.

Ab 2025 wird ein einkommensunabhängiger Steuerfreibetrag in Höhe von 510 Euro eingeführt. Im Jahr 2026 soll dieser auf 550 Euro und 2027 auf 570 Euro steigen. Auch der Steuerfreibetrag für Renten wird erhöht. Im Gegenzug werden die Steuersätze angehoben und vereinfacht. Die aktuellen Sätze von 20 und 23 Prozent werden beide auf 25,5 Prozent festgesetzt. 

Wirtschaftsentwicklung: Aussichten hellen sich auf 

Der lettische Privatverbrauch wird 2025 und 2026 der Treiber hinter dem heimischen Wirtschaftswachstum sein. Bisher läuft die Erholung von Lettlands Wirtschaftsleistung schleppender als zunächst erwartet. Mit dem Jahresbeginn 2025 soll sie jedoch an Fahrt aufnehmen. So prognostiziert die Europäische Kommission in ihrer Herbstprognose 2024 für das 1. Quartal 2025 einen leichten Zuwachs des lettischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahresvergleich um 0,2 Prozent. In den folgenden Quartalen soll der Anstieg größer ausfallen. 

Die Voraussetzungen für einen Zuwachs des lettischen Privatkonsums sind gut. So lag die Kaufkraft der Haushalte im 3. Quartal 2024 erstmals wieder auf dem Niveau von vor den deutlichen Preisanstiegen 2022 und 2023. In Zukunft soll die Kaufkraft dank der Änderungen der Einkommensbesteuerung sowie kräftigen Lohnerhöhungen weiter steigen. Das spiegelt sich auch in der Stimmung der Verbraucher wider. Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine lag der lettische Konsumklimaindex im Herbst 2024 über seinem langfristigen Durchschnitt. 

Bausektor hofft auf staatliche Investitionen

Neben der Privatnachfrage werden auch die Staatsausgaben zur Erholung der lettischen Wirtschaft beitragen, unterstützt durch einen verstärkten Einsatz von EU-Fördermitteln. Im Jahresverlauf 2024 hatte Lettland noch deutlich weniger Gelder aus Brüssel abgerufen als erwartet. Das dürfte sich 2025 ändern. Vor allem der lettische Bausektor wird hiervon profitieren. Auch das mit Abstand größte Bauprojekt im Land - die Rail Baltica - profitiert von neuen EU-Geldern. 

Ab der 2. Jahreshälfte 2025 sollen die lettischen Exporte stärker zum Wirtschaftswachstum beitragen. "Die nordischen Volkswirtschaften werden sich erholen. Das wird sich positiv auf die lettischen Ausfuhren auswirken, da sie zu unseren wichtigsten Exportpartnern gehören", sagt Liva Zorgenfreija, Chefvolkswirtin der Swedbank in Lettland. 

Das große Fragezeichen bleibt der Wechsel des Präsidenten in den USA. "Wir rechnen mit Zöllen und gehen davon aus, dass sich diese negativ auf die lettischen Ausfuhren auswirken werden. Etwa 3 Prozent der Exporte gehen in die USA– nicht der größte Exportpartner, aber es gibt einige Unternehmen in Lettland, die direkt von den Zöllen betroffen wären", erklärt die Ökonomin. Sie rechnet auch mit indirekten Auswirkungen, da andere europäische Volkswirtschaften aufgrund der US-Zölle voraussichtlich weniger stark wachsen werden und sich ihre Nachfrage nach lettischen Waren daher im Vergleich zu früheren Prognosen verringern könnten.

Deutsche Perspektive: Viel ungenutztes Potenzial 

Lettlands Exportsektor steht jedoch vor weiteren Herausforderungen. Die Exporte des Landes sind derzeit stark vom Bausektor in den nordischen Ländern abhängig. Darüber hinaus ist die Wettbewerbsfähigkeit der lettischen Ausfuhren durch den erheblichen Anstieg der Löhne bedroht. Derzeit stammen viele Exportgüter aus der Holzindustrie. 

"Lettland würde von Exporten mit höherer Wertschöpfung profitieren", sagt Zorgenfreija. Nach Ansicht der Expertin sollte sich das Land jedoch nicht nur stärker auf die Diversifizierung seiner Exportprodukte, sondern auch seiner Exportpartner konzentrieren. "Eine stärkere Diversifizierung der Exportmärkte ist notwendig", warnt Zorgenfreija. 

Nach Ansicht der Ökonomin könnte Deutschland dabei eine wichtige Rolle spielen. Mit einem Anteil von 7 Prozent ist Deutschland nach Litauen und Estland bereits der drittwichtigste Exportmarkt Lettlands. Die Expertin ist jedoch überzeugt, dass die Zusammenarbeit noch ausbaufähig ist. Das baltische Land kommt als Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen infrage. Lettlands Metallbauer verzeichneten in der jüngeren Vergangenheit beispielsweise eine wachsende Nachfrage aus Deutschland. 

Im Rahmen des Markterschließungsprogramms findet am 24. und 25. März 2025 erstmals die Einkaufsinitiative Finnland, Estland, Lettland, Litauen statt. Deutsche Unternehmen erhalten im Rahmen der Initiative einen direkten Zugang zu Lieferanten aus den vier Ländern. 

Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. Alle Informationen zu Lettland finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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