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Branchen | Malaysia | Wasser- und Abwassertechnologie

Wasserversorgung läuft, aber nicht effizient

Malaysia will seine Wasserinfrastruktur modernisieren. Daraus ergeben sich Chancen für deutsche Anbieter. GTAI bietet eine Übersicht über aktuelle Investitionsprogramme und Projekte.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Die malaysische Wasserver- und Abwasserentsorgung ist im regionalen Vergleich gut aufgestellt. So haben 97 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Trinkwasser. Der Investitionsbedarf bleibt dennoch hoch, denn viele Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht und das Leitungsnetz muss modernisiert werden, so die Malaysian Water Association (MWA). Der Verband sieht auch Möglichkeiten bei der Steigerung der Effizienz. Technologie aus Deutschland könne hier einen wichtigen Beitrag leisten, so ein Sprecher des Verbands.

Malaysia will Wasserverbrauch kräftig senken

Im Länderranking des World Resources Institute zum Wasserstresslevel ist Malaysia mit Platz 104 von 164 Staaten – je weiter hinten im Ranking, desto geringer der Stress-Level – relativ gut positioniert. Die Nachbarn Thailand und Indonesien landen hingegen auf Rang 35 und 55. Allerdings war Malaysias Trinkwasserverbrauch 2023 mit täglich 287 Litern pro Kopf mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Diesen "Luxus" wird sich das tropische Land nicht mehr lange leisten können. Denn wegen der Niederschlagsschwankungen und häufigeren Trockenphasen in Folge des Klimawandels, wegen der wachsenden Bevölkerung sowie dem Ausbau von wasserintensiven Industrien wächst der Druck auf die Wasserversorgung. 

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Malaysias Regierung hat daher 2021 einen ambitionierten Transformationsplan für den Wassersektor verkündet, hinkt den darin anvisierten Zielen aber hinterher. Die Regierung hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, den Pro-Kopf-Verbrauch bis 2040 auf 180 Liter pro Tag zu senken. 

Dies soll unter anderem durch einen geringeren Wasserverlust im Leitungssystem erreicht werden. Denn der Anteil des Non-revenue Water (NRW) liegt laut MWA im landesweiten Durchschnitt bei 37 Prozent. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede: Während im Bundesstaat Penang die Verluste nur knapp 24 Prozent betragen, sind es in Perlis 63 Prozent. 

Einer Schätzung der Wasserbehörde National Water Services Commission (SPAN) zufolge entstanden dadurch Wasserversorgungsbetrieben von 2018 bis 2022 Verluste in Höhe von umgerechnet 2 Milliarden US-Dollar (US$). Die Regierung will deshalb bis 2025 den NRW-Anteil auf 31 Prozent reduzieren. Bis 2040 soll er auf 15 Prozent sinken, so der Plan. 

Investitionsbedarf von 7 Milliarden US-Dollar bis 2026

Um den Wasserverlust zu reduzieren, muss unter anderem die Wasserinfrastruktur modernisiert, ausgebaut und stärker überwacht werden. Laut der Wasserbehörde SPAN ist das 165.000 Kilometer lange Leitungsnetz streckenweise zwischen 30 und 50 Jahre alt und damit anfällig für Lecks, die oft unentdeckt bleiben. Ein Viertel der Rohre besteht aus Asbestzement und müsste dringend ersetzt werden. 

Die Kapazitäten zur Trinkwasseraufbereitung lagen 2022 bei knapp 19 Milliarden Litern pro Tag und sind seit 2018 um durchschnittlich 2 Prozent jährlich gewachsen, so die Daten des malaysischen Statistikamts. Den Investitionsbedarf in der Wasserver- und Abwasserentsorgung beziffert SPAN allein bis 2026 auf gut 7 Milliarden US$. Damit soll die Infrastruktur verbessert sowie neue Trinkwasserressourcen erschlossen werden. Ansonsten drohen den Versogern in den nächsten zehn Jahren weitere Umsatzverluste in Höhe von 3,6 Milliarden US$, schätzt die Wasserbehörde.

Investitionsprogramme und Projekte im malaysischen Wassersektor
Projekt (Bundesstaat)

Investitionen (in Mio. US$)

BeschreibungKontakt
Rasau Water Supply Scheme (Selangor)

1.500

Phase 1: Bau einer Wasseraufbereitungsanlage mit 700 Mio. Liter/Tag bis Ende 2024; Phase 2: Bau einer Anlage mit 700 Mio. Liter/Tag bis Ende 2028Air Selangor
Sarawak Alternative Water Supply Programme und Sarawak Water Supply Grid Programme (Sarawak)

930

Rund 300 Einzelprojekte bis 2028; Ausbau und Neubau von Wasseraufbereitungsanlagen und Erweiterung des Leitungsnetzes; Programme laufen bis 2040Jabatan Bekalan Air Luar Bandar Sarawak
National Non-Revenue Water Programme (landesweit)

587

Maßnahmen zur Reduzierung der Leitungsverluste; Laufzeit: 2025 bis 2030Ministry of Energy Transition and Water Transformation
Erweiterung und Neubau von Wasseraufbereitungsanlagen (Kedah)

280

Kapazitätsausbau an sechs Wasseraufbereitungsanlagen bis 2026; Bau von zwei neuen Anlagen (Sidam Kiri, Kodiang) bis 2027Lembaga Sumber Air Negeri Kedah
Water Contingency Plan 2030 (Penang)

259

Bau von drei Wasseraufbereitungsanlagen (Mengkuang, Sungai Muda, Sungai Kerian); Ausbau bestehender Anlagen und Modernisierung des LeitungsnetzesPerbadanan Bekalan Air Pulau Pinang
Non-Revenue Water Reduction Programme (Kedah)

225

Maßnahmen zur Reduzierung der LeitungsverlusteLembaga Sumber Air Negeri Kedah
Ausbau bestehender Wasseraufbereitungsanlagen (Sabah)

110

Verdopplung der Kapazitäten des Telibong Water Treatment Plant auf 160 Mio. Liter/Tag bis Ende 2024; Verdopplung der Kapazitäten des Kogopon Water Treatment Plant auf 80 Mio. Liter/Tag bis Ende 2026 Jabatan Air Negeri Sabah
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Auch die Digitalisierung des Wassersektors steht noch am Anfang, ist aber einer der Hauptziele des Transformationsplans. Die Wasserversorgung soll effizienter werden durch eine verbesserte Steuerung des Wasserverbrauchs und Überwachung der Wasserqualität mit Hilfe von intelligenten Zählern (Smart Meter) und Sensoren. Ein lückenloses Monitoring des Leitungsnetzes soll Lecks schnellstmöglich erkennen. Die physische Infrastruktur und IT-Systeme sollen vernetzt werden. 

Für deutsche Unternehmen aus der Wasserbranche bietet der malaysische Markt Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Lösungen zur Verbesserung der Effizienz der bestehenden Leitungsinfrastruktur sind besonders gefragt, so die Aussage des Industrieverbands MWA. 

Markteinstieg - erst registrieren, dann liefern!

Deutsche Unternehmen, die Ausrüstungen an den Wassersektor in Malaysia liefern möchten, müssen sich gemäß den "Water Services Industry (Registration of Supplier) Rules 2023" bei der nationalen Regulierungsbehörde National Water Services Commission (SPAN) als Hersteller oder Lieferant registrieren.

Voraussetzung hierfür ist, dass das Unternehmen im Firmenregister Companies Commission of Malaysia (SSM) gemäß dem "Companies Act 2016 (Act 777)" als malaysisches Unternehmen registriert ist. Weitere Informationen sind bei der Investitionsbehörde MIDA erhältlich.

Lösungen für die Abwasserproblematik in der Industrie gesucht

Auch bei der Abwasserbehandlung steht Malaysia vor Herausforderungen. Im Jahr 2022 waren rund 7.500 Klärwerke im Betrieb, vier Jahre zuvor waren es noch 7.100 Anlagen. Die Klärwerke müssen erweitert werden, denn insbesondere im Industriesektor fallen immer mehr Abwässer an. 

Wasserintensive Branchen wie die Petrochemie, die Gummi- und Kunststoffproduktion, die Elektronikindustrie, der Pharmasektor oder die Nahrungsmittelverarbeitung werden in den nächsten Jahren weiter wachsen. Hinzu kommt der rasch wachsende Wasserbedarf der boomenden Data-Center-Industrie im Bundesstaat Johor, der an Singapur grenzt. Bis 2028 benötigt Johor zusätzliche Wasseraufbereitungskapazitäten von 61 Milliarden Litern pro Jahr. 

Gefragt sind auch Lösungen für die Aufbereitung und Behandlung der jährlich 120.000 Tonnen Klärschlamm, die bei der Biogasproduktion anfallen. Malaysia will auch verstärkt Grauwasser in Industrieprozessen einsetzen. Zwischen 15 und 20 Prozent des Wasserbedarfs in der Industrie – bis zu 900 Millionen Liter pro Tag – könnten durch gering verschmutztes Abwasser gedeckt werden, schätzt der staatliche Abwasserentsorger Indah Water Konsortium.

Tariferhöhung soll Investitionsspielraum erweitern

Um mehr Finanzmittel für Investitionen in die Infrastruktur zu generieren, wurden im Februar 2024 die Wasser- und Abwassertarife leicht angehoben. Für Haushalte fallen je nach Bundesstaat und Verbrauch im Schnitt 0,40 US$ pro Kubikmeter an. Laut MWA zählt Malaysia damit zu den Ländern mit den niedrigsten Wasserpreisen in der Region. Bereits 2026 könnten die Gebühren erneut angehoben werden.

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