Wirtschaftsausblick | Malaysia
Malaysias Wirtschaft entwickelt sich weiter positiv
Die malaysische Wirtschaft wächst stabil. Tourismus, Bauwirtschaft und verarbeitende Industrie legen zu. Zwischen Malaysia und Deutschland werden vor allem Halbleiter gehandelt.
04.07.2024
Von Werner Kemper | Kuala Lumpur
Top-Thema: Malaysia und Singapur rücken enger zusammen
Malaysia und Singapur wollen in dem an Singapur grenzenden Bundesstaat Johor eine gemeinsame Sonderwirtschaftszone errichten. Eine Absichtserklärung wurde von beiden Staaten bereits unterzeichnet. Schwerpunkt der Sonderwirtschaftszone soll die Ansiedlung von Produktionsbetrieben aus den Branchen Elektronik und Elektrotechnik (vor allem Halbleiterindustrie), Finanzdienstleistungen, sonstige unternehmensrelevante Dienstleistungen und Gesundheitswirtschaft sein.
Der genaue Plan und der zeitliche Ablauf sollen Ende 2024 bekannt gegeben werden. Marktkenner sehen in dem Vorhaben eine Win-Win-Situation für beide Länder. Singapur fehlt es vor allem an Fläche. Der Stadtstaat könnte durch die Kooperation den bereits in Singapur tätigen Unternehmen Möglichkeiten eröffnen, ihre Produktion in Stadtnähe auszuweiten. Dieses Modell könnte auch Unternehmen anlocken, die bislang den Weg in die Löwenstadt gescheut haben.
Zudem würde die Sonderwirtschaftszone auch deutschen Unternehmen Chancen eröffnen: solchen, die bereits in Malaysia niedergelassen sind und expandieren möchten und Unternehmen, die noch nicht in der Region aktiv sind. Vor allem werden durch die Investitionen auch Lieferchancen, insbesondere für Maschinen und Anlagen, entstehen.
Wirtschaftsentwicklung: Erwartungen werden übertroffen
Regierung und Marktbeobachter gehen von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,3 Prozent im Jahr 2024 aus. Für das 1. Quartal 2024 wurde zunächst ein Wachstum von 3,9 Prozent erwartet, was mit 4,2 Prozent übertroffen wurde. Für das 2. Quartal 2024 wird derzeit eine Erhöhung von über 5 Prozent erwartet. Das tatsächliche Wachstum für das Gesamtjahr 2024 könnte die derzeitige Prognose von 4,3 Prozent toppen.
Das Wachstum wird in allen Sektoren spürbar sein. Am stärksten wird es sich mit 7,2 Prozent in der Bauindustrie niederschlagen. Dort greifen noch immer Nachholeffekte durch den nahezu kompletten Stillstand während der Coronapandemie. Für den Dienstleistungssektor, der vom starken Anstieg des Tourismus profitiert, wird ein Plus von 5,5 Prozent erwartet. Ende 2023 hat Malaysia die Visumspflicht für Besucher aus China und Indien abgeschafft. Die Regierung erwartet im Gesamtjahr 2024 rund 24 Millionen Reisende.
Der private Konsum wird ebenfalls zum Wachstum beitragen. Er soll bis 2024 um 6,1 Prozent zulegen. Gründe dafür sind die sinkende Arbeitslosigkeit und die rückläufige Inflation. Die Arbeitslosenquote liegt Prognosen zufolge für das Jahr 2024 bei 3,3 Prozent, die Inflation bei rund 3 Prozent. Allerdings könnte die annähernde Vollbeschäftigung bis Ende des Jahres zu einem leichten Preisauftrieb führen, da aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs um Arbeitskräfte mit durchschnittlichen Lohnsteigerungen von 5,1 Prozent gerechnet wird.
Die gute Entwicklung der heimischen Wirtschaft wird weiterhin vor allem durch externe Faktoren gefährdet. Dazu zählen die Auswirkungen des Klimawandels und ein niedriges globales Wachstum. Auch geopolitische Konflikte, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der schwelende Konflikt zwischen den USA und China einschließlich der Spannungen im südchinesischen Meer und der Krieg in Nahost stellen die malaysische Volkswirtschaft vor große Herausforderungen. Diese externen Faktoren haben mitunter zu einem Rückgang des Außenhandels geführt.
Hintergrundinformationen zu diesen und weiteren Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt.
Malaysia will den BRICS-Staaten beitreten
Nach Vietnam und Thailand hat nun auch Malaysia den Wunsch geäußert, dem Kreis der BRICS-Staaten beizutreten. BRICS ist ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben der ersten Mitgliedstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammensetzt.
Die malaysische Regierung verspricht sich davon vor allem eine Reduzierung der Volatilität ihrer Währung, des malaysischen Ringgit (RM). Durch eine teilweise Abkoppelung vom US-Dollar soll die Geldpolitik der USA nicht mehr so unmittelbar und in aller Konsequenz auf den RM durchschlagen.
Deutsche Perspektive: Exporte nach Malaysia legen leicht zu
Innerhalb der Staatengemeinschaft des Verbands Südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations; ASEAN) ist Malaysia der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Nahezu 50 Prozent der aus Malaysia bezogenen Güter sind elektronische Erzeugnisse, allen voran Halbleiter. Umgekehrt liefert Deutschland ebenfalls vor allem Halbleiter nach Malaysia. Diese werden dort in der Regel getestet, verpackt und wieder zurück nach Deutschland geschickt.
Auch als Handelsdrehscheibe gewinnt das Land immer mehr an Bedeutung für deutsche Exporteure. Von den weltweit 20 größten Seehäfen liegen zwei in Malaysia. Von dort aus werden die deutschen Erzeugnisse, die nicht im Land bleiben, in ganz Asien verteilt.
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