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Branchen | Malaysia | Wasserstoff

Malaysia ist auf dem Weg zum Wasserstoff-Hub

Um seine Klimaziele zu erreichen, steigt Malaysia in die Wasserstoffwirtschaft ein. Erste Projekte zur Produktion von blauem und grünem Wasserstoff sind in der Pipeline. 

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Malaysia will bis 2050 klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Regierung neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch auf die Wasserstoffwirtschaft. Mit Wasserstoff anstelle von Öl und Gas als Energieträger ließen sich bis 2025 bis zu 15 Prozent der jährlichen malaysischen Kohlendioxid (CO2)-Emissionen einsparen, so die Berechnung des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovation. Den Investitionsbedarf für die Klimaneutralität beziffert das Ministerium auf umgerechnet 80 Milliarden US-Dollar (US$).

Erster Schritt: Blauer Wasserstoff

In ihrer 2023 vorgestellten Roadmap für die Wasserstoffwirtschaft hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, bis 2030 Produktionskapazitäten für 2 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr zu schaffen. Diese sollen bis 2050 sukzessive auf 16 Millionen Tonnen ausgebaut werden. Die Umsetzung erfolgt dabei in Phasen. 

Die malaysische Industrie benötigt jährlich 1 Million Tonnen Wasserstoff, der nahezu vollständig durch Dampfreformierung von Erdgas hergestellt wird. Dieser graue Wasserstoff soll zunächst schrittweise durch blauen substituiert werden, bei dem die Emissionen durch CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage; CCS) verringert werden.

Der staatliche Öl- und Gaskonzern Petronas hat bislang 16 erschöpfte Gasfelder vor der Küste Malaysias identifiziert, die sich als Kohlenstofflagerstätten eignen. Das größte Vorhaben "M1 Field" soll jährlich bis zu 3,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent aufnehmen, so die Angaben des Unternehmens. Den Investitionsbedarf hierfür beziffert Petronas auf 260 Millionen US$. Der Energiekonzern kooperiert bei seinen CCS-Projekten mit einer Reihe von internationalen Technologieanbietern wie Shell, ExxonMobil, Posco, Samsung, Mitsui, Mitsubishi sowie dem deutschen Anlagenbauer Linde. Das Geschäftsmodell sieht vor, Verträge mit Drittunternehmen zur Einlagerung ihrer CO2-Emissionen zu schließen.

Sarawak und Sabah sind Vorreiter bei grünem Wasserstoff

Parallel dazu wird die Infrastruktur zur Produktion von grünem Wasserstoff aufgebaut. So soll der Anteil der Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien bis 2050 auf 70 Prozent fast verdreifacht werden. Zudem sind umfassende Investitionen in Elektrolyseure sowie in die Transport- und Lagerkapazitäten für Wasserstoff geplant. Bis 2030 sind Kapazitäten für eine jährliche Produktion von 200.000 Tonnen geplant. 

Der grüne Wasserstoff soll aber nicht nur die Dekarbonisierung der heimischen Industrie vorantreiben, sondern künftig auch in den Export gehen vor allem nach China, Singapur, Japan und Südkorea. Die malaysische Regierung erhofft sich dadurch bis 2050 zusätzliche Exporterlöse in Höhe von insgesamt 93 Milliarden US$.

Die beiden auf der Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sarawak und Sabah entwickeln sich dabei zum Zentrum der malaysischen Wasserstoffindustrie. Die Region bietet gute Voraussetzung zur Stromerzeugung aus Solar- und Wasserkraft, mit dem der grüne Wasserstoff künftig produziert werden könnte. In Sarawak sollen beispielsweise die Wasserkraftkapazitäten in den nächsten Jahren um 40 Prozent auf rund 4 Gigawatt ausgebaut werden, langfristig sind sogar bis zu 15 Gigawatt geplant. Sabah will seine Wasserkraftkapazitäten bis 2030 auf 500 Megawatt verfünffachen und das technische Potenzial für Strom aus Fotovoltaik von 100 Gigawatt erschließen. Mitte 2024 wurde eine erste Ausschreibungsrunde für Solarprojekte mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt gestartet.

Hub in Kooperationen mit Japan und Südkorea geplant

In Sarawak hat die zuständige Investitionsbehörde SEDC Energy drei Vorhaben zur Wasserstoffproduktion angeschoben und will so die Küstenregion Bintulu als ersten internationalen Wasserstoff-Hub des Landes etablieren. Das "H2biscus"-Projekt wird zusammen mit einem südkoreanischen Firmenkonsortium bestehend aus Samsung, Lotte, Korea National Oil Corporation und Posco entwickelt. Beim "H2ornbill"-Projekt sind mit Sumitomo und Eneos zwei Investoren aus Japan mit an Bord. Der Großteil der ab 2028 geplanten Produktion von grünem Wasserstoff sowie von wasserstoffbasierten Energieträgern wie blaues und grünes Ammoniak und Methanol ist für Abnehmer in Südkorea und Japan vorgesehen.

Die für erneuerbare Energien zuständige Petronas-Tochter Gentari will ab 2029 ebenfalls Wasserstoff in dem geplanten Hub produzieren. Das Unternehmen hat im Oktober 2024 mit dem singapurischen Energieversorger Seneko Energy einen Abnahmevertrag für Wasserstoff über 20 Jahre geschlossen. Im angrenzenden Bundesstaat Sabah befindet sich ein erstes Projekt im frühen Planungsstadium. Der malaysische Immobilienentwickler LBS Bina Group hat eine Absichtserklärung mit der Investitionsbehörde Sabah Forestry Development Authority und dem Leuchtmittelhersteller Midwest Green über den Bau einer Produktionsanlage für jährlich 250.000 Tonnen grünen Wasserstoff aus Wind- und Solarenergie geschlossen.

Im Bundesstaat Perak auf der malaysischen Halbinsel will der Projektenwickler Semarak Renewable Energy zudem grünen Wasserstoff aus einer 130 Megawatt starken, schwimmenden Solaranlage erzeugen. Als Investor ist Capitale Ventures aus Singapur mit 422 Millionen US$ eingestiegen.

Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Auf seinem Weg in die Wasserstoffwirtschaft ist Malaysia auf internationale Kooperationen angewiesen. Sowohl bei der Verfahrenstechnik zur Produktion von blauem und grünem Wasserstoff als auch beim Aufbau der Lager- und Transportinfrastruktur eröffnen die geplanten Projekte auch deutschen Technologie- und Lösungsanbietern Geschäftschancen. 

Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zur Herstellung von grünem Wasserstoff bietet in den nächsten Jahren Kooperationsmöglichkeiten. Die Deutsch-Malaysische Auslandshandelskammer hat 2024 eine detaillierte Zielmarktanalyse für deutsche Unternehmen aus der Wasserstoffwirtschaft zum Geschäftspotenzial in Malaysia erstellt.

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