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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

Das Engagement deutscher Firmen in Marokkos Hochbau ist überschaubar. Doch besteht ein Bedarf an hoch spezialisierten Lösungen, über die gerade die deutsche Bauwirtschaft verfügt.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Deutsche Bauunternehmen, die vor Jahren an Großprojekten in Marokko beteiligt waren, haben sich weitgehend zurückgezogen. Dies lag weniger an der Baukonjunktur vor Ort als vielmehr am Strukturwandel der deutschen Bauwirtschaft. Als der Wandel einsetzte, ging es für die deutsche Bauwirtschaft um Kostenreduzierung, Rückbesinnung auf den deutschen Kernmarkt und Konsequenzen aus der Übernahme deutscher Bauunternehmen durch ausländische Wettbewerber.

In Marokko geblieben sind nur wenige, dafür aber hoch spezialisierte Familienunternehmen, etwa die Peri Group. Dabei handelt es sich um einen Spezialisten für Schalungs- und Gerüsttechnik. In Marokko gefragt waren Peri-Lösungen unter anderem bei der Fertigstellung des Campus der Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P).

Die Hochbausparte dominieren marokkanische sowie französische, spanische, saudi-arabische und ägyptische Baukonzerne. Unter den Firmen mit Auslandskapital befinden sich Bouygues Construction, Vinci Construction, Eiffage Construction, ACS Group, FCC Construcción, Sacyr, Acciona, die Saudi Binladin Group sowie CCC Group.

Deutsche Baubranche mit Geschäftschancen

Möglichkeiten für den Markteinstieg deutscher Bau-, Architektur- und Ingenieurfirmen sind trotz der ausländischen Dominanz erkennbar. Das Logo "Made in Germany" und die deutsche Ingenieurskunst genießen allgemein einen guten Ruf. Außerdem käme deutschen Firmen bei ihrem Markteintritt zugute, dass sich Marokko um die Diversifizierung der Geschäftsbeziehungen bemüht. Die deutsche Wirtschaft ist allein schon aus diesem Grund ein gern gesehener Partner, was unter anderem daran sichtbar wird, wie zuvorkommend Delegationen aus Deutschland in Marokko empfangen werden.

Interessierte Branchenfirmen sollten in einem ersten Schritt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (AHK) in Casablanca kontaktieren. Die Kammer bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen für den Markteinstieg an. An die Erstberatung und Bedarfsermittlung kann sich eine gezielte Geschäftspartner- und Personalsuche anschließen, auf Wunsch auch die Erstellung von individuellen Marktstudien. Auch Kontakte zu den 27 Architektur-, Ingenieur- und Baufirmen unter den mehr als 800 Kammermitgliedern können relativ einfach hergestellt werden.  

Der marokkanische Baumarkt sollte ohnehin gemeinsam mit einem lokalen Partner beziehungsweise mit lokalem Personal erschlossen werden. Gerade in der Startphase ist der Aufbau eines Netzwerkes anzuraten, was mit örtlichen Partnern schneller geht. Lokale Partner können zudem bei der Einarbeitung in die marokkanischen Normen und Standards, Ausschreibungs- und Bauvorschriften sowie in die arbeits- und steuerrechtlichen Vorgaben helfen. 

Know-how beim Thema Energieeffizienz gesucht

Von wachsender Bedeutung sind die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auf dem Bau, für die Deutschland viel anzubieten hat. Das wissen Unternehmen in Marokko. Dass Know-how zu Energieeinsparungen, Wärmedämmung, zum Bau von Aktiv- und Passivhäusern aktuell wichtige, von der Politik vorgegebene Trendvorgaben sind, beweist die bis 2030 ausgelegte Stratégie Nationale de l´Efficacité Energétique. Dafür bereitet die Marokkanische Agentur für Energieeffizienz (Agence Marocaine pour l’Efficacité Energétique/AMEE) 2024 die Einführung zweier Energiestandards im Rahmen der Wärmedämmungsvorschriften im marokkanischen Baukodex (Réglementation thermique de construction au Maroc/RTCM) vor. Damit sollen Gebäude nach neuen nationalen Standards energietechnisch zertifiziert und mit Labels versehen werden. AMEE ist in puncto internationaler Zusammenarbeit offen: Mit der französischen Schwesterorganisation Institut Francais pour la Transition Energétique et Ecologique wurde im März 2024 eine Kooperation vereinbart. 

Ansatzpunkte für deutsche Firmen existieren ebenfalls bei der Planung und beim Bau von Gesundheitseinrichtungen, darunter Privatkliniken, aber auch Gebäude der öffentlichen Gesundheitsfürsorge. 

Sportstättenbau als besondere Chance für deutsche Firmen

Nicht zuletzt sind auch die deutschen Planungs- und Bauerfahrungen im Bereich Sportstättenbau gefragt. Dazu hatten die Austragung der Fußball-WM 2006 in Deutschland sowie die Beteiligung der deutschen Wirtschaft an der bautechnischen Vorbereitung der nachfolgenden Weltmeisterschaften beigetragen. 

Aktuell starten in Marokko die Planungen für die Fußball-WM 2030. Neben Sportstätten sollen Übernachtungs- und Cateringeinrichtungen an den Standorten Rabat, Casablanca, Fes, Tanger, Marrakesch und Agadir entstehen. Die Wettbewerber für die deutsche Bauwirtschaft kommen in diesem Bereich vor allem aus Spanien, ein Land, das neben Portugal die WM 2030 gemeinsam mit Marokko austragen wird. Ein auf das Thema spezialisierter Ansprechpartner für deutsche Firmen, die sich an entsprechenden Vorhaben beteiligen möchten, ist unter anderem auch die Marokkanische Agentur zur Investitions- und Exportförderung, AMDIE.

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