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Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

Fachleute erwarten 2024 im Hochbau einen positiven Konjunkturverlauf. Sie sprechen sogar von einer Trendwende, nachdem die Vorjahre ein eher enttäuschendes Ergebnis zeigten.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Wachstumsimpulse ergeben sich 2024 unter anderem aus dem öffentlich finanzierten, aber auch privaten Wohnungsbau, aus der Errichtung von Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, aus einer Vielzahl von Ausbau- und Modernisierungsvorhaben im Groß- und Einzelhandel sowie aus Vorhaben im Tourismus, Hotel- und Gaststättengewerbe.

Hochbau erholt sich 2024

Hinzu kommen umfangreiche Hochbauarbeiten im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, darunter die hauptstädtischen Bahnhöfe Hay Riad und Rabat Ville sowie die Flughäfen in Marrakesch, Rabat und Casablanca. Auch die Wiederaufbauarbeiten in den vom Erdbeben des Jahres 2023 betroffenen Regionen im Großraum Marrakesch und im Atlasgebirge leisten einen positiven Wachstumsbeitrag. Darauf wies der Präsident der marokkanischen Zentralbank, Abdellatif Jouahri, auf dem Jahreskongress von IWF und Weltbank vom Oktober 2023 in Marrakesch hin.

Wachstumseffekte erzeugt die Vorbereitung des Africa Cup of Nations (CAN) 2025 und der Fußball-WM 2030, zu deren Austragungsländern Marokko gehört. Für Trainingszentren, Mannschaftscamps, Fußballstadien, aber auch für spezielle Gesundheitszentren und Sporthotels haben die Planungsarbeiten begonnen. Entsprechende Bauausschreibungen und neue Projektstarts werden 2024 erwartet.

Der Hochbau profitiert zusätzlich von den umfangreichen privaten und öffentlichen Investitionen in Industrieobjekte sowie in Erzeugeranlagen für erneuerbare Energien und zur Elektrolyse grünen Wasserstoffs.

Finanzierungskosten sinken

Doch haben es Investoren und Generalauftragnehmer auch mit Unwägbarkeiten zu tun. Auf die Auftragslage, aber auch auf die Anzahl der vorzeitig abgebrochenen Hochbauvorhaben und Firmenkonkurse wirken sich die Finanzierungskosten aus. Besonders kritisch stellte sich die Lage in den Vorjahren dar, als die Zentralbank die Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung mehrfach anheben musste.

Zwar war der Bestand an Wohnungsbau- und Hypothekenkrediten im Jahr 2023 nach Angaben der Zentralbank auf 26 Milliarden Euro (ein Plus von nominal 7,3 Prozent auf Vorjahresbasis) angewachsen. Doch stiegen die Kosten zum Landerwerb, zur Baudurchführung und zur Beschaffung von Baustoffen und -material in einem noch höheren Tempo. Zusätzlich übertrugen die Banken die von der Zentralbank durchgeführten Leitzinsanhebungen überproportional auf die Zinsausstattung ihrer Bau- und Hypothekenkredite. Auf diese Weise wollten sie ihr erhöhtes Ausfallrisiko kompensieren, ein Teufelskreis.

Für 2024 gehen nach den Bauexperten nun auch die Finanzexperten von einer Trendwende aus, zumal der Inflationsdruck nachlässt. Den ersten Prognosen nach soll die Jahresinflation 2024 auf 2,4 Prozent abflachen, nach 6,1 Prozent im Vorjahr. Der Vergleichswert vom März 2024 lag bei 5,8 Prozent.

Der Staat wird laut Haushaltsplanung 2024 die Rekordsumme von knapp 6 Milliarden Euro in Vorhaben des Hoch- und Tiefbaus investieren. Dies bedeutet eine Steigerung um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auslöser sind die Vorbereitung des Africa Cup of Nations (CAN), Ausbauarbeiten zur Wasserversorgung der Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft sowie der Ausbau der Hochseehäfen und des Straßennetzes. 

Einen positiven Wachstumseffekt entfalten gleichfalls die ausländischen Direktinvestitionen in die Bau- und Immobilienwirtschaft. Als wichtigste Herkunftsländer haben sich traditionell Frankreich, Spanien und die Niederlande positioniert. Hauptsächliche Zielobjekte sind Wohnungen und Wohngebäude, Hotels, Bürohäuser, Einkaufszentren und aktuell wieder Industrie- und Energieanlagen.

Fachkräftemangel und Wasserknappheit

Schwierigkeiten verzeichnen Baufirmen bei der Rekrutierung von Facharbeitern, was die Projektdurchführung mancherorts ausbremsen kann. Insbesondere bei technisch anspruchsvollen Bauvorhaben macht sich dieser Sachverhalt negativ bemerkbar. Hinzu kommt die seit fünf Jahren anhaltende Dürreperiode. Eine möglichst umweltschonende Wasseranbindung der Bauobjekte sowie Aspekte des Grundwasser- und Gewässerschutzes werden zwingend in den Planungs- und Genehmigungsverfahren abgehandelt. Teilweise verzögert und verhindert die Wasserknappheit den ersten Spatenstich. Spezifische Hochbauvorhaben, darunter zur Errichtung von Anlagen der Meerwasserentsalzung, von Werken zur Abwasserklärung und Frischwasseraufbereitung, erhalten wiederum eine besondere Förderung.

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