Branche kompakt | Mexiko | Energiewirtschaft
Branchenstruktur
Deutsche Unternehmen sind in Mexikos Markt für erneuerbare Energien vor allem als Technologielieferanten und Projektentwickler aktiv.
14.11.2024
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Mexikos staatlicher Stromkonzern CFE dominiert weiterhin den Strommarkt: Im Jahr 2023 entfiel 41,9 Prozent der landesweiten Stromerzeugung auf das Unternehmen. Allerdings verlässt sich der Konzern dabei fast ausschließlich auf Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke. Solar- und Windenergie nutzt CFE bisher so gut wie nicht. So stammte 2023 nur 0,2 Prozent des von CFE erzeugten Stroms aus Solarparks (273 Gigawattstunden) und nur 0,06 Prozent (86 Gigawattstunden) wurde mit Windkraft erzeugt.
Europäische Firmen stark bei erneuerbaren Energien
Der Strom aus erneuerbaren Energien (ausgenommen Wasserkraft) kommt in Mexiko somit zu 99 Prozent von privaten Anbietern, die nach der Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes 2013 ins Land kamen. Insbesondere europäische Firmen wie Iberdrola, Naturgy, Engie und Enel Green Power betreiben viele Solar- und Windparks. Allerdings beschränkten sich die Privatunternehmen während der Regierung López Obrador auf den Betrieb ihrer bestehenden Anlagen, die Entwicklung neuer Projekte war "on hold".
Die Zahlen zu ausländischen Direktinvestitionen bestätigen diesen Trend: Investierten ausländische Unternehmen im bisherigen Rekordjahr 2018 – dem letzten Jahr der Regierung Enrique Peña Nieto – noch 4,2 Milliarden US$ in den mexikanischen Markt zur Stromerzeugung, so kippte diese Ziffer 2023 sogar ins Negative (-93 Millionen US$).
Unternehmen | Herkunftsland | Umsatz 2023 |
---|---|---|
CFE (Comisión Federal de Electricidad) | Staatlicher mexikanischer Stromkonzern | 36.027 |
Iberdrola | Spanien | 3.248 |
Sempra Infraestructura | USA | 2.921 |
Naturgy | Spanien | 1.577 |
Engie | Frankreich | 999 |
TC Energía | Kanada | 899 |
AES | USA | 705 |
Carso Energy | Mexiko | 196 |
Deutsche Unternehmen erfolgreich als Projektentwickler tätig
Marktchancen ergaben sich in der Vergangenheit als Projektentwickler für private Stromkonzerne: Sowitec etwa entwickelte bereits Wind- und Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 800 Megawatt in Mexiko, die unter anderem an den italienischen Konzern Enel Green Power und andere Investoren verkauft wurden.
BayWa r.e. ist ebenfalls als Projektentwickler in Mexiko tätig und bietet auch Dienstleistungen wie Engineering-Procurement-Construction (EPC) oder Betrieb und Wartung an. RWE Renewables hat nach einer erfolgreichen Expansion in den USA 2019 ein Büro in Mexiko-Stadt eröffnet. Goldbeck Solar hingegen zog sich aufgrund des schwierigen politischen Umfeldes zuletzt aus Mexiko zurück.
Als Technologielieferant ist Siemens Energy stark in Mexiko vertreten. Die Sparte Siemens Gamesa kommt gemäß dem Windenergieverband AMDEE auf rund 37 Prozent der installierten Kapazität von Windturbinen. Unter den Komponentenherstellern sticht außerdem Liebherr hervor: Das Unternehmen produziert in einem modernen Werk nahe der Industriemetropole Monterrey Großwälzlager, die unter anderem in Windrädern genutzt werden. Die Produktion von Liebherr wird komplett an die USA geliefert.
Rotorblätter werden lokal hergestellt
Zweitwichtigster Turbinenanbieter in Mexiko ist die dänische Vestas mit einem Marktanteil von 32 Prozent. Das Unternehmen produziert seit 2018 Rotorblätter im Bundesstaat Tamaulipas, gemeinsam mit der US-Firma TPI Composites. TPI Composites verfügt daneben über drei Fabriken in Ciudad Juárez nahe der US-Grenze. Anfang 2024 gewann Vestas einen Großauftrag zur Belieferung des Windparks Cimarrón (319 Megawatt) des Unternehmens Sempra Infrastructure im Bundesstaat Baja California.
Drittwichtigster Player im Turbinengeschäft ist die deutsch-spanische Nordex Group. Laut Firmenangaben waren Mitte 2024 rund 1.900 Megawatt an Nordex-Turbinen in Mexiko in Betrieb, was einem Marktanteil von etwa 25 Prozent entspricht. Seit 2019 stellt Nordex Group im Bundesstaat Tamaulipas Rotorblätter her, schräg gegenüber dem Werk von Vestas/TPI Composites. Außerdem fertigt das Unternehmen Betontürme für Windräder im Bundesstaat Nuevo León.
Nur geringe Produktion von Fotovoltaikmodulen
Laut einer Umfrage des Solarverbandes ASOLMEX sind Fotovoltaikmodule der Hersteller Trina Solar, Risen Energy und Canadian Solar die am meisten verwendeten Module in Mexiko. Gemeinsam kommen sie auf einen Marktanteil von über 40 Prozent. Bei zentralen Wechselrichtern sind Fronius, SMA Solar, Solis und ABB führend. Bei Mikrowechselrichtern teilen sich APSystems und Enphase den Markt quasi auf.
Rund ein Dutzend Unternehmen fertigen Fotovoltaikmodule, Wechselrichter und andere PV-Komponenten in Mexiko. Zu den wichtigsten Firmen gehören ERDM Solar und IUSASOL. Der Fokus der Fertigung liegt auf Modulen mit einer Leistung von 50 bis 200 Watt, vereinzelt auch bis zu 300 Watt. Marktbeobachter gehen davon aus, dass heimische Modulproduzenten bei Großprojekten aufgrund höherer Kosten nicht zum Zug kommen.
In Mexiko entfällt auf Solarpanels, sofern sie mit Wechselrichtern, einfachen Dioden oder jeglichen zusätzlichen Ausrüstungen versehen sind (Zolltarifnummern 8501.3101, 8501.3201 oder 8501.3301) ein Drittlandzoll von 15 Prozent. Für Produkte mit Ursprung in der EU, sofern dieser mit der Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 belegt werden kann, entfällt der Importzoll.