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Branche kompakt | Kroatien | Energiewirtschaft

Kroatiens Energiewirtschaft steht vor massiven Investitionen

In der Klima- und Energiepolitik setzt die Regierung auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Ausgangslage ist gut, unklare Spielregeln verunsichern aber Investoren.

Von Kirsten Grieß | Zagreb

Ausblick der Energiewirtschaft in Kroatien

Bewertung:

 

  • Kroatien bietet gute klimatische und geologische Bedingungen für erneuerbare Energien, das Ausbaupotenzial ist groß.
  • Im nationalen Klimaplan sind hohe Investitionen in den Energiesektor vorgesehen, dafür stehen unter anderem EU-Fördergelder bereit. 
  • Die Regierung unterstützt den Ausbau des Energiesektors, der kroatischen Energiepolitik fehlt allerdings Kontinuität und Kompetenz.
  • Langwierige Verwaltungsprozesse und Regulierungslücken blockieren die Marktentwicklung und erzeugen hohe Kosten bei Investoren.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: November 2024

  • Politische Ziele

    Kroatiens klimapolitische Ziele bis 2030 sind wenig ambitioniert. Gleichwohl wird das Land nicht alle erreichen. Mit Blick auf Energiesicherheit ist Kroatien gut aufgestellt.

    Die Republik Kroatien ist seit 2013 Mitglied der EU und damit den europäischen Klimazielen verpflichtet. In ihrem nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) konkretisiert die Regierung geplante Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Die letzte Version des NEKP wurde im November 2024 veröffentlicht. Darin nimmt Kroatien die klimapolitischen Vorgaben bis 2030 im Wesentlichen auf, das Land geht aber nicht – wie von der EU gewünscht – darüber hinaus. Doch selbst die im NEKP verankerten Emissionsziele wird Kroatien wohl nicht erreichen. Laut nationalem Energieinstitut Hrvoje Požar (EIHP) hinken der Gebäude- und Verkehrssektor bei der Reduktion hinterher. 

    Gute Startbedingungen für Energiewende

    Für den Ausbau erneuerbarer Energien ist die Ausgangslage besser. Neue Zielmarke für 2030 ist ein Anteil von 42,5 Prozent erneuerbarer Energiequellen am Bruttoendenergieverbrauch. Laut Eurostat kam Kroatien 2022 bereits auf 29,4 Prozent. Beim Bruttoendstromverbrauch soll der Anteil Erneuerbarer 76,7 Prozent erreichen – von zuletzt 55,5 Prozent im Jahr 2022. Kroatien ist damit deutlich weiter als der EU-Durchschnitt. Bis 2030 rechnet das staatliche Energieinstitut mit einem nahezu verdoppelten Bestand an erneuerbaren Produktionskapazitäten.

    Die nationalen Energie- und Klimaziele und die dafür angesetzten Kosten beschreiben ziemlich genau das Marktpotenzial des kroatischen Energiemarktes. Investoren sind gut beraten, sich daran zu orientieren.

    Maja Pokrovac Geschäftsführerin, Kroatischer Verband Erneuerbarer Energien (Obnovljivi izvori energije Hrvatske OIEH)

    Diversifizierte und sichere Energieversorgung

    Kroatiens Energieversorgung ist weitestgehend gesichert. Etwa ein Drittel des Gasbedarfs wird über inländische Gasquellen abgedeckt. Die heimische Produktion von Rohöl deckt rund 20 Prozent des Bedarfs. Mittelfristig will das Land weitere Gas- und Ölfelder erschließen. Zusätzlich investiert Kroatien in die Verdopplung der LNG-Kapazitäten. Über das 2021 eröffnete LNG-Terminal auf der Insel Krk wird der Großteil ausländischer Gaslieferungen importiert. Hauptlieferland sind die USA. Nahezu autark ist Kroatien bei der Stromversorgung. Knapp 88 Prozent des Gesamtbedarfs wurden 2023 im Land erzeugt.  

    Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine deckelt die kroatische Regierung über verschiedene Maßnahmen die Energiepreise. Besonders stark profitieren davon private Haushalte, was Branchenvertreter auf das kommunistische Erbe des Landes zurückführen. Demnach müsse Strom billig sein. Im ersten Halbjahr 2024 zahlten Privathaushalte mit 15,4 Cent pro Kilowattstunde den drittniedrigsten Preis in der EU. Die Strompreise für Nicht-Haushalte lagen bei 24,9 Cent, europaweit einer der Spitzenwerte.      

     

    Von Kirsten Grieß | Zagreb

  • Markttrends

    Das Ausbaupotenzial für Wind- und Solarenergie ist hoch, der regulatorische Rahmen blockiert indes größere Projekte. Marktchancen bieten sich bei Zukunftstechnologien. 

    Bei der Dekarbonisierung des Energiesektors setzt die kroatische Regierung auf erneuerbare Energiequellen und den Ausbau entsprechender Erzeugungskapazitäten. Schon jetzt haben Erneuerbare einen Anteil von knapp 31 Prozent an der Wärmeerzeugung und 63 Prozent an der Erzeugung von Strom (2022). Rund 38 Prozent des 2022 erzeugten Stroms stammten aus Wasserkraft. Dabei sind kroatische Wasserkraftwerke im Durchschnitt über 40 Jahre alt und längst nicht auf dem neuesten technischen Stand. Der Betreiber Hrvatska elektroprivreda (HEP) plant bis zum Jahr 2030 Investitionen von rund 290 Millionen Euro. Sämtliche Modernisierungsarbeiten übernehmen kroatische Unternehmen. Allein die Turbinen müssen aus dem Ausland importiert werden.

    38,4 Prozent

    des erzeugten Stroms stammten 2022 aus Wasserkraft. 

    Zuwächse bei Sonne, Stillstand bei Wind

    Anders sieht es bei Wind- und Solarenergie aus, hier ist das Potenzial der kohlenstoffarmen Stromerzeugung bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Lediglich 1 Prozent des kroatischen Stroms wurde 2022 durch Solarkraftwerke produziert. Der Anteil von Windkraft lag im gleichen Jahr bereits bei 15 Prozent. Seither hat sich beim Ausbau von Solarkraft einiges getan. Nach Daten des kroatischen Verbands Erneuerbarer Energien (OIEH) waren am 1. September 2024 Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von 757 Megawatt am Netz. Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich die Kapazität verfünffacht. 

    Bei der Windkraft ist der Ausbau nach 2021 nahezu zum Stillstand gekommen. Die installierte Leistung lag im September 2024 bei 1.180 Megawatt, das von der Regierung gesetzte Ziel von 2.268 Megawatt ist meilenweit entfernt. Die Verschiebung der Investitionen von Wind zu Sonne hat mit der Organisation des Energiemarktes zu tun: Seit 2022 die Berechnungsmethode für Netzanschlussgebühren umgestellt wurde, hat die Regulierungsbehörde HERA keine verbindlichen Netzgebühren festgelegt. In der Zwischenzeit gilt in Kroatien eine Gebührenverordnung aus dem Jahr 2017, die erneuerbare Energieprojekte finanziell unverhältnismäßig stark belastet. 

    Regulierungslücke bedroht Energiewende 

    Das führte faktisch zu einem Stopp aller größeren Windkraftprojekte. Laut OIEH liegen zurzeit 45 Investitionsprojekte mit einer Kapazität von 2.648 Megawatt und einem Wert von rund 2 Milliarden Euro auf Eis. Angesichts befristeter Betreibergenehmigungen besteht letztlich die Gefahr, dass ein Teil der Vorhaben gar nicht realisiert wird. Die negativen Folgen für die Energiewende in Kroatien wären beträchtlich. Auch weil sich viele der Projekte noch komplett in der Startphase befinden und Kooperationspotenzial für erfahrene deutsche Hersteller, Planer oder Investoren eröffnen. Der Verband Erneuerbare Energien (OIEH) bietet sich hier als Mittler an.

    Kleinere Projekte bis zu einer Kapazität von 10 Megawatt sind kaum von der Regulierungslücke betroffen. Das erklärt die Zuwächse auf dem Solarmarkt, die sich aus Dachaufbauten privater Haushalte und kleinen kommerziellen Solarparks speisen. In diesem Segment sind die Ausbaupotenziale in den kommenden Jahren weiterhin sehr gut. Allerdings dominieren chinesische Hersteller beinahe komplett den Markt.  

    Bei Geothermie ist Know-how gefragt

    Der Markteintritt lohnt sich für deutsche Unternehmen eher in Bereichen, die bisher wenig erschlossen sind und speziellerer Lösungen bedürfen. Das ist etwa in der Geothermie der Fall. Die Potenziale Kroatiens sind hoch, aber kaum erschlossen. Gleichzeitig sind die technischen Lösungen aufwändig. Momentan liefert in Kroatien ein geothermisches Kraftwerk Strom. Vorbereitungen für den Bau von mindestens zwei geothermischen Fernwärmesystemen laufen. Zusätzlich plant die Regierung, die Leistung von Geothermiekraftwerken bis 2030 von 10 Megawatt auf 68 Megawatt auszubauen. Deutsche Technologieanbieter könnten sich hier frühzeitig in Stellung bringen, idealerweise in einer Partnerschaft mit lokalen Entwicklern.

    Erster Batteriespeicher geht ans Netz 

    Noch in den Kinderschuhen steckt in Kroatien der Markt für Batteriespeicher. Das erste kroatische Speichersystem wird aktuell durch die Unternehmen IE-Energy aus Rijeka und den slowenischen Marktführer NGEN in der Küstenstadt Šibenik installiert. Die Kapazität beträgt zunächst 10 Megawatt. Bis Ende 2024 soll das System an das Übertragungsnetz gehen und dort die auftretenden Stromschwankungen ausgleichen. Im Zuge wachsender Erzeugungskapazitäten aus wetterabhängigen, erneuerbaren Energien wird der Bedarf solcher ausgleichenden Speicherlösungen weiter steigen. 

    Kaum Potenzial für Offshore-Windparks

    Schwimmende Fotovoltaik- oder Agrarsolaranlagen sind in Kroatien zwar noch Zukunftsmusik, OIEH bescheinigt beiden Konzepten indes gute Bedingungen. So gut wie kein Potenzial sehen Energieexperten für Offshore-Windkraftwerke. Die Bedingungen wirken angesichts der 1.800 km langen Küstenlinie zunächst vielversprechend, die kroatische Adriaküste ist aber gesprenkelt mit über 1.200 vorgelagerten Inseln. Für rentable Offshore-Projekte sind die Wasserflächen deutlich zu klein und auch mit Blick auf die Windverhältnisse rechnen sich derartige Investitionen zurzeit nicht. 

    Wasserstoffprojekte durch EU-Gelder gefördert

    Kroatien arbeitet bei der Erforschung der Potenziale von grünem Wasserstoff mit Slowenien und Italien im North Adriatic Hydrogen Valley zusammen. In das Großprojekt sind Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitute aller drei Länder eingebunden. Geplant sind aktuell 17 Pilotprojekte zur Produktion, zum Transport, zur Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff, fünf davon in Kroatien. Der Startschuss fiel im Herbst 2023. Um die Gewinnung von Wasserstoff aus Abwasserschlamm geht es in einem privatwirtschaftlichen Pilotprojekt, an dem auch die kroatische E.ON-Tochter beteiligt ist. Gemeinsam mit dem Sonderfahrzeughersteller DOK-ING testet E.ON in diesem Projekt ein vielversprechendes "Power-to-Gas"-Verfahren. Das Vorhaben erhielt Zuschüsse aus dem EU-Innovationsfonds.

    Von Kirsten Grieß | Zagreb

  • Branchenstruktur

    Kroatien kann mit einigen innovativen und international erfolgreichen Energieunternehmen aufwarten. Am Markt finden sich zahlreiche ausländische Firmen. 

    In dem vergleichsweise kleinen Land ist die Energiewirtschaft breit aufgestellt. Laut Eurostat waren 660 Unternehmen im Jahr 2022 direkt im Energiesektor tätig und beschäftigten rund 14.800 Mitarbeiter. Allein 550 Betriebe waren Stromerzeuger. Dominiert wird der kroatische Strommarkt vom staatlichen Energiekonzern HEP. Der ehemalige Monopolist ist mit zahlreichen Tochtergesellschaften in der Stromerzeugung, Strom- und Gasversorgung, der Fernwärmeproduktion und -versorgung sowie der Stromverteilung aktiv. HEP ist in Vertretung des kroatischen Staates 50-prozentiger Miteigentümer des slowenischen Atomkraftwerks Krško.

    Etwas überschaubarer ist der Kreis der Stromversorger. Aktuell sind bei der staatlichen Regulierungsbehörde HERA 15 Anbieter registriert. Während HEP der mit Abstand größte Akteur ist, haben über die Jahre auch einige andere Anbieter in Kroatien Fuß gefasst. E.ON trat 2013 in den kroatischen Stromversorgungsmarkt ein. Neben dem Geschäft als Versorger engagiert sich E.ON Hrvatska vor allem in der Energieberatung und im Bau von Energieanlagen für Geschäfts- und Privatkunden. Aus der lokalen Stromerzeugung ist E.ON aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen vor einiger Zeit ausgestiegen. 

    Kroatien bietet spezialisierte Energieausrüster 

    Der Großteil der nötigen Ausrüstung für Energieanlagen wird importiert. So gut wie alle aktuell verbauten Solarmodule und das entsprechende Zubehör stammen aus China. Gleichwohl kann Kroatien mit Solvis Varaždin auch einen erfolgreichen inländischen Hersteller von Solarmodulen vorweisen. Mit rund 300 Beschäftigten behauptet sich Solvis auch international und exportiert vor allem in Nachbarmärkte. Neben Standardmodulen bietet Solvis individuelle Lösungen etwa für Fassaden oder Carports. Laut eignen Angaben kann das Werk jährlich eine Millionen Module herstellen, das entspricht einer Kapazität von 330 Megawatt.

    Das Industrieunternehmen Končar ist Kroatiens führender Hersteller von Ausrüstungen für den Energiesektor – vor allem von Transformatoren und Elektromotoren, die überwiegend exportiert werden. Seit 1994 arbeitet Končar mit Siemens Energy bei der Entwicklung und Produktion von Transformatoren zusammen. Im Juli 2024 kündigten die Partner eine neue Fabrik für den Bau von Transformatorenkesseln an. Die künftige Anlage wird jährlich rund 160 Stahltanks für Transformatoren herstellen – genug, um etwa 2,4 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen.

    Große Anlagenbauer sind wichtige Abnehmer 

    Als Zielgruppe für deutsche Hersteller von Energieausrüstungen bieten sich staatliche Akteure wie HOPS, HEP, HEP Plin, HEP-ODS, Plinacro, JANAF oder INA an, die ihre Beschaffungen im Amtsblatt ausschreiben. Im privaten Sektor sind Generalunternehmen und große Projektentwickler wichtige Abnehmer. An erster Stelle zu nennen ist auch hier Končar. Das Unternehmen entwickelt und baut Wasser-, Kraft-Wärme-Kopplungs- und Solarkraftwerke. Ein wichtiger lokaler Projektentwickler von Anlagen zur Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Elektrizität ist das Ingenieurbüro HELB.

    Projekte der erneuerbaren Energien in KroatienLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen Euro
    Projektbezeichnung/Standort/Gespanschaft Leistung Unternehmen Status

    Investitionsvolumen

    Wasserkraftwerke Senj 2 und Kosinj mit Stausee Kosinj (Lika-Senj)

    412 

    Hrvatska elektroprivreda (HEP)Durchführung von bautechnischen Vorbereitungsmaßnahmen am Staudamm Kosinj

    450

    Windkraftanlagen bei Imotski (Split-Dalmatien)

    400

    VSB Obnovljiva Energija Hrvatska/ VSB Gruppe DeutschlandEinholung einer Energiegenehmigung

    400 bis 500

    Fotovoltaik-Freiflächenanlage Promina (Šibenik-Knin)

    189

    Acciona Energía (Spanien)Zur Marktprämienförderung berechtigt; geplanter Baubeginn: zweites Halbjahr 2025

    100

    Windkraftpark Brda Umovi samt einem Umspannwerk (Split-Dalmatien)

    130

    DRI/ DTEK UkraineEnergiegenehmigung und Umweltverträglichkeitsstudie liegen vor

    k. A.

    Solarpark Korlat: Teil der PV-Wind-Hybridanlage Korlat (Windanlage ist seit 2021 in Betrieb) / (Zadar)

    99

    Hrvatska elektroprivreda (HEP)Präqualifikationsverfahren abgeschlossen; Darlehen von der EIB und EBRD genehmigt

    70

    Geothermisches Kraftwerk Legrad (Koprivnica-Križevci)

    98

    Terra Energy Generation Company/ Soyak Enerji (Türkei)Umweltgenehmigung eingeholt

    600

    Geothermisches Kraftwerk Zagocha bei Slatina (Virovitica-Podravina)

    20

    Geo Power Zagocha/ Enna KroatienVertrag über die Nutzung von geothermischem Wasser mit dem Staat abgeschlossen; Bohrungsarbeiten

    140

    Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest, Webseiten der Unternehmen, 2024

     

    Der deutsche Anlagenbauer VSB ist seit 2018 in Kroatien aktiv. VSB entwickelt in Kroatien in erster Linie Windkraft- und Fotovoltaikanlagen. Aktuell plant VSB einen Windpark mit einer Leistung von 400 Megawatt. Das bis zu 500 Millionen Euro teure Projekt wartet allerdings noch auf die Genehmigung des kroatischen Wirtschaftsministeriums. Was die Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Ausrüstern angeht, präferiert der Kroatien-Chef von VSB bei der Projektentwicklung lokale Unternehmen mit länderspezifischem Wissen. Beim Bau und bei der Beschaffung von Ausrüstung orientiert sich VSB eher in Richtung deutscher Ausrüster. 

    Auch in der Windenergie nimmt die Billig-Konkurrenz aus China zu. Hersteller von Ausrüstungen sind gut beraten, frühzeitig und eng mit Entwicklern zusammenzuarbeiten und entsprechende Risiken einzugehen.

    Ante Renić Managing Director, VSB Croatia

    Ausrüstungsteile werden auch lokal hergestellt 

    In Kroatien stellen aber auch mehrere hundert Unternehmen Ausrüstungsteile für die Energiewirtschaft her. Das sind zum Beispiel Kraftmaschinen, Schalttechnik oder Elektrokabel. Eine wichtige Rolle spielen lokale Dienstleister im Fernleitungs- und Verteilernetzausbau sowie beim Projektieren von Anlagen. Dabei ist auffällig, dass vermehrt ausländische Unternehmen in die kroatische Energiewirtschaft investieren. Insbesondere nach dem EU-Beitritt Kroatiens gingen die ausländischen Investitionen massiv nach oben und erreichten Mitte 2024 eine Milliarde Euro. Eurostat zufolge waren 2021 acht kroatische Hersteller elektrischer Ausrüstungen in deutschem Besitz, ebenso wie 28 weitere Unternehmen der Energiewirtschaft.

    Wichtige Branchenunternehmen in KroatienUmsatz in Millionen Euro
    Unternehmen, SitzSparteUmsatz 2023 1)
    Končar-DST, Zagreb 2)Verteil- und Spezialtransformatoren, Drosseln

    328,6

    Končar – Energetski transformatori, Zagreb 2) 3)Große Leistungstransformatoren

    206,9

    Končar – KET, Zagreb 2)Ingenieurdienstleistungen für schlüsselfertige Projekte im Bereich der Energietechnik

    137,1

    Dalekovod, Zagreb 2)Ingenieurdienstleistungen und Bau von Übertragungsleitungen, Umspannwerken, Verlegung von Elektrokabeln

    124,6

    Elka, ZagrebStarkstromkabel

    109,7

    Solvis, VaraždinSolarmodule

    82,5

    Đuro Đaković Montaža, Slavonski BrodPlanung, Instandsetzung sowie Instandhaltung von Kraftwerken und petrochemischen Anlagen

    69,2

    Končar - Generatori i motori, Zagreb 2)Generatoren und Motoren

    41,4

    Končar - Mjerni transformatori 2)Messwandler

    40,1

    Eurocable Group, JakovljeStarkstromkabel, Leiter und Seile 

    39,2

    1 außer Verkaufserlösen sind auch sonstige Einnahmen einbezogen, 2 Teil der Končar-Gruppe, 3 im Mitbesitz von Siemens Energy.Quelle: Finanzagentur FINA, Wirtschaftsmagazin Lider


     

    Von Kirsten Grieß | Zagreb

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Der kroatische Energiesektor ist formal liberalisiert, der staatliche Einfluss bleibt dennoch hoch. Regulierungslücken und lange Genehmigungsverfahren bremsen Investoren aus. 

    Schaut man auf die politischen Rahmenbedingungen des kroatischen Energiemarkts, wirken diese auf Investoren zunächst einladend: Die Regierung unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien und ist generell unternehmerfreundlich eingestellt. Die Probleme beginnen dann aber schnell in der Praxis: Langwierige Genehmigungsverfahren und eine ineffiziente, teils überforderte Verwaltung sind eine Herausforderung für die Umsetzung von Investitionsplänen. 

    Hinzu kommt: Der Energiemarkt wurde nur halbherzig liberalisiert. Der Staat bestellt weiter die Leitungsposten von offiziell unabhängigen Institutionen. Machtmissbrauch und Korruption führen zu häufigen Personalwechseln. So trat etwa 2022 der Leiter der Regulierungsbehörde HERA in Folge von Unregelmäßigkeiten zurück, der Posten ist nach wie vor unbesetzt. Auch die Wirtschaftsminister wechselten zuletzt beinahe jährlich. Marktkenner kritisieren die mangelnde Kontinuität der kroatischen Energiepolitik.

    Regulierungsbehörde ächzt unter Aufgabenfülle 

    Wichtigster Akteur auf dem kroatischen Energiemarkt ist die Regulierungsbehörde HERA (Hrvatska energetska regulatorna agencija). Als unabhängige Behörde ist sie dem Parlament unterstellt und für die Regulierung des gesamten Energiesektors zuständig, also des Strom-, Wärme-, Öl- und Gasmarkts in Kroatien. Zu den vielfältigen und komplexen Aufgaben von HERA gehört etwa das Festlegen des kompletten kroatischen Energiepreisrahmens. Gleichzeitig ist HERA die zuständige Genehmigungsstelle für Energieaktivitäten und gibt Investitions- und Entwicklungspläne der Netzbetreiber frei. 

    Die enorme Aufgabenfülle kann HERA nur bedingt bedienen. Marktakteure berichten von verschleppten Verfahren und Regulierungslücken, die hohe Kosten erzeugen. Am Strommarkt warten Investoren beispielsweise seit mehr als zwei Jahren auf die Umsetzung einer neuen Berechnungsgrundlage für den Netzanschluss. Im künftigen Modell werden Netzkosten breiter verteilt, was für Investoren ein deutlich geringeres Risiko bedeutet. Doch HERA hat es bis jetzt versäumt, Einheitsnetzanschlussgebühren festzulegen, was private Investitionsprojekte aktuell blockiert. Auch der kroatische Rechnungshof stellt immer wieder Mängel in der Aufgabenwahrnehmung fest.  

    Genehmigungsprozesse führen zu Verzögerungen

    Die Umsetzung von Energieprojekten ist an eine Reihe von Genehmigungen geknüpft. Dazu gehören Standort-, Energie- und Baugenehmigungen sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen und die Zusage zum Netzanschluss. Kleinere Projekte mit einer Kapazität von weniger als 10 Megawatt Leistung können ohne Baugenehmigung umgesetzt werden, kleinere private Projekte sind auch von der Energiegenehmigung ausgenommen. Ist die Energiegenehmigung einmal erteilt, hat der Investor sieben Jahre Zeit, das Investitionsprojekt umzusetzen. 

    In der Praxis ist die Erteilung der Energiegenehmigung eines der ersten größeren Probleme von Investoren. Das liegt vor allem an langwierigen Bearbeitungszeiten, schlechter Kommunikation und mangelnder Transparenz bei den zuständigen Ämtern und Behörden. In der Energiedirektion des Wirtschaftsministeriums sind derzeit viele beratende und leitende Positionen nicht besetzt. Marktteilnehmer kritisieren, dass Sachbearbeiter fachlich nicht qualifiziert seien. Dazu kommen hohe Bearbeitungsgebühren, die bei rund 8.000 Euro pro Megawatt liegen. Investoren gehen schon mit dem Antrag eine erhebliche finanzielle Verpflichtung ein. 

    In der jüngsten EU-Verordnung zu erneuerbaren Energien RED III (Renewable Energy Directive III) schreibt die Kommission den Mitgliedstaaten explizit beschleunigte Genehmigungsverfahren und klare Fristen vor. Kroatiens Regierung hat bislang kein umfassendes Gesetz zur Umsetzung der Direktive vorgelegt und wurde dafür von der EU im September 2024 verwarnt. 

    Übertragungs- und Verteilnetze benötigen hohe Investitionen

    Das Stromübertragungsnetz liegt in der Hand eines einzigen Netzbetreibers. HOPS (Hrvatski operator prijenosnog sustava) arbeitet formal unabhängig von der Muttergesellschaft, dem staatlichen Energiekonzern HEP und stellt die Übertragungsleitungen als öffentliche Dienstleistung marktneutral zur Verfügung. In der Praxis benachteiligt HOPS mitunter Marktteilnehmer, etwa indem nach Erteilung von Energiegenehmigungen dafür erforderliche technische Anschlussbedingungen modifiziert werden. 

    Die Verteilnetze gehören dem Betreiber HEP-ODS, der unter dem Dach der HEP-Gruppe operiert und für Betrieb, Wartung und Ausbau zuständig ist. Die kroatischen Verteilnetze sind genauso wie die Übertragungsnetze chronisch überlastet und stark veraltet. In den kommenden Jahren müssen die Betreiber auch angesichts zunehmender Schwankungen in der Stromerzeugung massiv in die Modernisierung investieren. Der Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) kalkuliert dafür bis 2030 Kosten in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. 

    EU-Gelder stehen für energiepolitische Maßnahmen bereit 

    Kroatien steht als EU-Mitglied nicht nur in der Pflicht, die klimapolitischen Ziele der Gemeinschaft zu erreichen. Das Land kann dafür auch auf hohe Summen an EU-Fördermitteln zurückgreifen. Die EU ergänzte 2022 den EU-Wiederaufbaufonds (ARF) um die energiepolitische Komponente REPowerEU. In diesem Zuge wurden die ARF-Gelder aufgestockt und die Empfängerländer aufgefordert, konkrete Maßnahmenpläne aufzusetzen. Alle aus dem Wiederaufbaufonds finanzierten Projekte müssen bis Ende 2026 abgeschlossen sein.

    Im kroatischen REPowerEU-Plan sind insgesamt 864,6 Millionen Euro für den Energiesektor vorgesehen. Davon fließen mit 559 Millionen Euro mehr als zwei Drittel in den Ausbau des LNG-Terminals auf der Insel Krk und den Bau neuer Pipelines. Wasserstofflösungen sollen mit 101 Millionen Euro gefördert werden. Für die Modernisierung des Stromübertragungs- und Verteilnetzes sind 99,5 Millionen Euro vorgesehen. Bereits 2022 wurden aus dem ursprünglichen Wiederaufbaufonds 235,7 Millionen Euro an den Übertragungsnetzbetreiber HOPS vergeben. 

    Weitere Gelder stehen Kroatien aus diversen Fonds des laufenden EU-Haushalts zur Verfügung. Allein aus dem EU-Modernisierungsfonds fließen bis 2030 geschätzt 1,3 Milliarden Euro in die Modernisierung des Energiesektors. Die Mittel werden über größere Ausschreibungsrunden vergeben, bisher vor allem für Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen und im Wärmebereich. Der letzte Projektaufruf wurde im Juli 2024 veröffentlicht. Zusätzlich laufen jährlich Sonderprogramme für private Haushalte. 

    Tipps für den Markteinstieg in Kroatien
    • Nutzen Sie lokale Netzwerke und Fachverbände, um frühzeitig Projekte zu identifizieren. 
    • Arbeiten Sie mit kroatischen Partnern, die fundierte Kenntnisse der regulatorischen Vorgaben mitbringen und bürokratische Hürden meistern können. 
    • Verzögerungen von Projekten sind nicht unüblich, planen Sie entsprechende zeitliche und finanzielle Puffer ein.  
    • Projekte für erneuerbare Energien werden staatlich gefördert, informieren Sie sich über verfügbare Fördermittel. 
    • Der kroatische Energiemarkt ist vergleichsweise klein, eignet sich aber zur Erschließung benachbarter Märkte.

     

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Kirsten Grieß | Zagreb

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestAuslandsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Kroatien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Wirtschaft /Direktion für EnergieZuständig für Energiepolitik und Marktordnung im Energiesektor, erteilt Energiegenehmigungen

    Ministerium für Umweltschutz und grünen Wandel/ Direktion für Klimawandel 

    Zuständig für die Ausarbeitung des Nationalen Energie- und Klimaplans

    HERA - Hrvatska energetska regulatorna agencija

    Regulierungsbehörde für den Energiesektor
    HROTE - Hrvatski operator tržišta energijeOrganisation der Energiemärkte, führt Ausschreibungen für Marktprämien durch
    CROPEXKroatische Strombörse
    Kroatischer Fonds für Umweltschutz und Energieeffizienz (FZOEU)Förderung von Projekten in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien
    Erneuerbare Energiequellen Kroatiens (OIEH)Interessenvereinigung
    Vereinigung für erneuerbare Energien bei der kroatischen WirtschaftskammerInteressenvereinigung
    HUGE - Kroatischer Verband für Geothermie Interessenvereinigung
    EGEFachzeitschrift zu Energie- und Umweltschutzthemen; fünf Ausgaben im Jahr
    Energetika-netInternetportal mit dem Schwerpunkt auf Energiethemen
    Tage der Erneuerbaren Energien 2025 Fachkonferenz; 21. bis 23. Mai 2025 in Split
    Solar Flex Croatia 2025Fachkonferenz zur Solarenergie; 12. März 2025 in Zagreb

     

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