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Von Nordafrika aus die Märkte südlich der Sahara erschließen
Eine Reihe von Nahrungsmittelherstellern der Region will mehr in den Süden des Kontinents exportieren. Aber auch Recycling und Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung.
01.03.2022
Internationale Konzerne investieren in ihre ägyptischen Standorte
Das Hapi Journal berichtete im November 2021 auf seiner Internetseite von der Eröffnung der ersten Filiale eines Géant Hypermarkts in Ostkairo. Anlässlich dessen wurde die Ankündigung gemacht, dass die französische Einzelhandelskette in den nächsten Jahren noch 15 weitere Filialen mit Investitionen von umgerechnet circa 5,6 Millionen Euro eröffnen wird.
In einer Pressemitteilung vom November 2021 teilte die ägyptische Edita mit, dass sie der Egyptian Belgian Company for Industrial Investments ein Übernahmeangebot für die Marke Ole (Croissants, Kekse und Doughnuts) gemacht hat. Ein Vertreter von Edita erklärte, die Akquise des Backwarenherstellers solle zum Anlass genommen werden, Investitionen in neue Produkte sowie in Forschung und Entwicklung zu tätigen. Im Januar 2022 berichtete Enterprise, die Akquise werde noch verhandelt. Davon abgesehen plane Edita für dieses Jahr Investitionen in neue Kapazitäten von umgerechnet etwa 22,5 Millionen Euro. Die Summe fließt hauptsächlich in den Ausbau lokaler Standorte, teilweise aber auch in die marokkanische Produktion.
Großinvestition in die Getränkeabfüllung
Premierminister Mustafa Madbouly gab in einer auf Facebook im November 2021 veröffentlichten Pressemitteilung Gespräche mit Ahmed Afify bekannt, dem Geschäftsführer der Coca-Cola Hellenic Bottling Company. Daraus geht hervor, dass der schweizerische Verpackungshersteller in den nächsten fünf Jahren am ägyptischen Standort Investitionen im Wert von 1 Milliarde US-Dollar (US$) plant. Das Geld soll für den Bau von Anlagen und Fabriken verwendet werden.
In einer Pressemitteilung vom Januar 2022 berichtete Madbouly von einer Werksbesichtigung bei Nestlé Egypt am Standort 6th of October City westlich von Kairo. Anlässlich dieses Besuchs kündigte der Geschäftsführer Moataz El Hout an, sein Unternehmen plane bis 2025 Erweiterungsinvestitionen in Höhe von umgerechnet etwa 39 Millionen Euro.
Danone produziert in Ägypten für den Afrikaexport
Der ägyptische Fünfjahresplan von Danone sieht Investitionen von umgerechnet rund 56 Millionen Euro vor. Der französische Lebensmittelmulti plant, neue Kapazitäten aufzubauen und vorhandene aufzustocken. Denn trotz der Coronakrise, so erklärte der Ägyptenchef Haitham Sadek der Onlinenachrichtenseite Al Borsa im Dezember 2021, habe sein Unternehmen 2021 das beste Ergebnis der letzten fünf Jahre einfahren können. Insbesondere habe Danone kaum Lieferkettenausfälle beklagen müssen, da 70 Prozent der Rohmaterialien lokal eingekauft werden. Nun solle der Fokus auf den Export nach Subsahara-Afrika gerichtet werden.
Al Borsa berichtet auch über Pläne des Fruchtsaftherstellers Allord für Erweiterungsinvestitionen für das Jahr 2022 im Wert von 15 Millionen US$. Das ägyptische Unternehmen will mit der Aufstockung seiner Kapazitäten sein Exportgeschäft Richtung Golfstaaten, Europäische Union (EU) und USA vorantreiben.
Regierung will Nahrungsmittelversorgung sichern
Die Daily News Egypt hat im Januar über das "Qaha and Edfina"-Projekt informiert. Dabei geht es um den Bau eines Industriekomplexes für Nahrungsmittel in Sadat City. Insgesamt sollen neun Fabriken für Lebensmittelkonserven und Kühlanlagen entstehen. Die Investitionssumme wird auf umgerechnet knapp 309 Millionen Euro veranschlagt. Das Vorhaben ist eine Kooperation von Regierung und Militär und bildet einen weiteren Baustein zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung des Landes. Ein Teil der dort produzierten Lebensmittel soll exportiert werden. Wegen der Projektträger und der teilweisen Ausrichtung auf den Export ist davon auszugehen, dass der Komplex mit hochwertiger Ausrüstung ausgestattet wird.
Algerien fördert lokale Molkereiindustrie
Die Nahrungsmittelindustrie Algeriens verzeichnete nach Angaben des Nationalen Statistikamts im 3. Quartal 2021 ein Wachstum von 8,3 Prozent, nach mehr als 24 Prozent im 2. Quartal. Auch die weniger gut laufenden Sparten der Getreideverarbeitung und Molkereiindustrie erzielten signifikante Wachstumsraten von 10,7 Prozent beziehungsweise 6,3 Prozent.
Die Molkereiindustrie des Landes steckt aber weiter in Turbulenzen. Die Regierung bemüht sich, die Versorgung zu verbessern. Zwischenzeitlich war es zu Engpässen gekommen. Importeure von Milchpulver hatten offenbar keine Einfuhrgenehmigungen mehr. Nach Medienberichten hat die Regierung reagiert und die Genehmigungen erteilt. Importeure beklagten weiterhin bestehende Engpässe. Wegen der Verzögerung seien die georderten Kontingente anderweitig vertrieben worden. Der Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung betonte daraufhin den Willen der Regierung, die lokale Milchproduktion zu fördern. Algerien gehört zu den weltweit größten Importeuren von Milchpulver.
Selbstversorgung mit Getreide angestrebt
Langfristig möchte Algerien seinen Getreidebedarf selbst decken. Der lokale Anbau von Getreide soll durch eine Reihe von Maßnahmen gefördert werden. Dazu beitragen soll das Office National des Terres Agricoles (ONTA). Dieses wurde vor einigen Jahren geschaffen, um den Zugang zu den etwa 2,5 Millionen Hektar Ackerland in Staatsbesitz für Landwirte zu erleichtern. Das Landwirtschaftsministerium kündigte zudem an, Investitionen in Bewässerungssysteme mit bis zu 50 Prozent der Kosten zu subventionieren. Auch Ausrüstung wie Silos und Landmaschinen sollen stärker als bisher bezuschusst werden.
Die Nachfrage nach bestimmten Landmaschinen könnte bald zunehmend aus algerischer Montage oder Produktion befriedigt werden. In einem Radiointerview sagte der Generaldirektor des staatlichen Entreprise Nationale de Production de Matériels Agricoles Trading (PMAT), der Anteil lokaler Fertigung an der Produktion bei Mähdreschern läge bei etwa 70 Prozent, bei Traktoren bei circa 45 Prozent. Die Kapazität des Gemeinschaftsunternehmens der PMAT mit Massey Ferguson stieg auf inzwischen 5.000 Traktoren. Zusammen mit der finnischen Sampo werden etwa 1.000 Mähdrescher pro Jahr montiert.
Marokko setzt sichere Lebensmittel auf die Agenda
Die Lebensmittelsicherheit steht in Marokko im Fokus: Zumindest sind Änderungen der Gesetzgebung geplant. Dabei geht es insbesondere um die Registrierungspflicht landwirtschaftlicher Betriebe, die Rückverfolgbarkeit tierischer und pflanzlicher Produkte sowie die Bekämpfung illegaler Praktiken. Inwieweit sich die neuen Regelungen auf Verpackungsvorschriften auswirken, ist noch unklar.
Erfrischungsgetränke erfreuen sich bei marokkanischen Verbrauchern großer Beliebtheit. Einer Studie der Groupe Sunergia zufolge hat der Markt für Sodagetränke mittlerweile ein Volumen von umgerechnet rund 585 Millionen US$ erreicht. Coca-Cola Maroc hält dabei etwa die Hälfte der Marktanteile. Neben dem Flagship-Getränk hat der Marktführer unter anderem die Marken Fanta, Sprite oder Hawaii im Angebot. Die größten Konkurrenten sind die drei Anbieter Varun Beverages Morocco, VCR-Sodalmu sowie Les Eaux Minérales d'Oulmes.
Nachhaltigkeit steht für die Branche hoch im Kurs
Das weltweit agierende indische Unternehmen für Recycling und Umverpackungen im Nahrungsmittelsektor, Sumilon Industries, baut sein Engagement in Marokko weiter aus. Derzeit recycelt das Werk von Sumilon ECO PET in Tanger rund 1 Milliarde Getränkeflaschen. BOPET- und metallisierte PET-Folien werden ausschließlich aus recycelten Materialien hergestellt. Mit neuen Investitionen in Höhe von circa 20 Millionen US$ soll die Kapazität etwa verdreifacht werden. Sumilon sieht Marokko als Wachstumsmarkt, nimmt aber auch andere afrikanische Länder ins Visier. Nach Fertigstellung des Hafens von Dakhla soll dort ein Hub für Afrika aufgebaut werden.
Auch Marokkos Nahrungsmittelindustrie bereitet sich auf das Inkrafttreten der CO2-Abgabe für Exporte in die EU vor, die ab Januar 2023 in Kraft tritt. Nachdem größere Branchenunternehmen wie Nestlé oder Lesieur bereits frühzeitig in ihre Versorgung mit erneuerbaren Energien investierten, sind die mittelständischen Produzenten jetzt angehalten, nachzuziehen. Unter anderem plant die Radi-Gruppe, ein regionaler Meeresfrüchteverarbeiter, die Errichtung eines fotovoltaischen Solarkraftwerks mit einer Gesamtleistung von 1 Megawatt in Dakhla.
Verbraucher bestellen mehr Online
Der E-Commerce und speziell Online-Bestellungen von Nahrungsmitteln nehmen im Königreich zu. Das tunesische Start-up Lamma hat daher beschlossen, seine internationale Expansion in Marokko zu beginnen. Neben Lebensmitteln verspricht das Unternehmen, auch weitere ausgewählte Produkte des täglichen Bedarfs innerhalb von 45 Minuten an Kunden zu liefern.
Der marokkanische Exportverband ASMEX (Association Marocaine des Exportateurs) will lokale Nahrungsmittelhersteller beim Einstieg in den senegalesischen Markt unterstützen. Dort wird besonderes Wachstumspotenzial gesehen. Generell geht der Verband davon aus, dass sich die Nahrungsmittelexportindustrie, die sich weiterhin auf europäische Märkte konzentriert, zunehmend auch in Richtung Süden orientieren sollte.
Der Nahrungsmittelverarbeiter Land'Or Maroc Industries erhält ein Darlehen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro von der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD). Das Tochterunternehmen der tunesischen Land'Or wird damit die Lagererweiterung seiner Käsefabrik in Kenitra finanzieren. Bislang hat die EBRD 80 Projekte in Marokko mit einem Gesamtvolumen von knapp 3,2 Milliarden Euro unterstützt.
Unterstützung für die Fischereiwirtschaft Mauretaniens
Die mauretanische Regierung hat im September 2021 mit dem Abu Dhabi Fund for Development eine Absichtserklärung für die Finanzierung eines Hafenprojekts unterzeichnet. Rund 6,5 Millionen US$ fließen in die Modernisierung des Fischereihafens von Tanit, der rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nouakchott liegt. Zum Projekt gehören auch der Bau einer Eisfabrik, gekühlte Lagerräume und Ausrüstung zur Fischverarbeitung. Ziel der Maßnahmen ist es, die lokale, handwerklich orientierte Fischerei zu unterstützen und ihren Zugang zum Exportmarkt zu verbessern.
Tunesiens Nahrungsmittelverarbeiter sind investitionsfreudig
Entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend legten die Investitionsankündigungen in der Nahrungsmittelindustrie Tunesiens im Jahresverlauf 2021 deutlich zu. Nach Angaben der Agence de Promotion de l'Industrie et de l'Innovation (APII) wurden zwischen Januar und November Projekte im Wert von etwa 250 Millionen Euro angekündigt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 178 Millionen Euro gewesen. Über alle Industriesparten hinweg hatte es einen Rückgang von 830 Millionen auf 690 Millionen Euro gegeben. In der Landwirtschaft Tunesiens blieben die Investitionsankündigungen nach Informationen der Agence de Promotion des Investissements Agricoles (APIA) immerhin konstant bei etwa 340 Millionen Euro.
Das Defizit in der Nahrungsmittelbilanz des Landes wuchs stark an. Im Jahr 2021 konnte Tunesien nur etwa 70 Prozent des Bedarfs selbst decken, 2020 waren es noch knapp 85 Prozent. Grund ist vor allem die Preisentwicklung der einzelnen Produktgruppen. Vor allem Getreide, Pflanzenöle, Zucker und Milch waren deutlich teurer. Das Hauptexportprodukt Tunesiens, Olivenöl, verzeichnete zwar auch einen Preisanstieg, allerdings fiel die Ernte geringer aus. In der Folge sanken die Exporterlöse um 25 Prozent.
Nestlé mit neuem Vertriebspartner
Der Nestlé-Konzern vertreibt seine Produkte in Tunesien zukünftig über die Kilani Groupe. Beide Unternehmen gaben eine Partnerschaft bekannt, die zudem den Verkauf der Marke Grain d'Or an die Kilani Groupe umfasst.
Das tunesische Haushaltsgesetz für das Jahr 2022 sieht einige Maßnahmen zur Förderung der Landwirtschaft vor. So sollen Gerste und andere Futtermittel von Zöllen befreit werden. Abzuwarten bleibt, ob die Mehrwertsteuerbefreiung für die Provision, die Großmarktvertreter für verkaufte Agrarerzeugnisse erhalten, den Landwirten zugutekommt.