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Wirtschaftsumfeld | Norwegen, Ukraine | Entwicklungszusammenarbeit

Norwegens Entwicklungsagentur übernimmt Ukrainehilfe

Die norwegische Regierung überträgt ihrer Entwicklungsagentur Norad das Budget für die Ukrainehilfe. Geschäftschancen ergeben sich aus Norads neuem Portfolio jedoch nur indirekt.

Von Hélène Pestel | Bonn

Bewegung im norwegischen Entwicklungssektor: Das Außenministerium hat der norwegischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit Norad Mitte 2023 die Verwaltung des umfangreichen Unterstützungsprogramms Norwegens für die Ukraine übertragen. Das bedeutet einen signifikanten Mittelzuwachs für Norad.

Norwegens Hilfspaket für die Ukraine

Norwegen gehört zu den großzügigsten Gebern der Ukraine. Seit Kriegsanfang und bis Mitte 2023 gab das skandinavische Land laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft 1,7 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für die Unterstützung der Ukraine aus.

Anfang 2023 verabschiedete die norwegische Regierung das Nansen Support-Programm zur Unterstützung der Ukraine. Das fünfjährige Programm läuft von 2023 bis 2027. Es ist mit 75 Milliarden norwegischen Kronen ausgestattet (etwa 6,5 Milliarden Euro). Pro Jahr zahlt Norwegen der Ukraine damit rund 15 Milliarden norwegische Kronen.

Das Programm finanziert sowohl militärische Unterstützung als auch zivile Hilfsmaßnahmen. Letztere umfassen neben Nothilfe auch Beiträge zur Aufrechterhaltung der zivilen Infrastruktur und zum Wiederaufbau des Landes. Im Jahr 2023 sind 8,5 Milliarden norwegische Kronen zivilen Hilfen zugewiesen, die in Form von Zuschüssen ausgezahlt werden. Das bedeutet einen wichtigen Mittelzuwachs für Norad, die die Mittel für den zivilen Teil des Nansen Support-Programms koordiniert.

Zusätzliche 5 Milliarden norwegische Kronen sollen im Jahr 2023 an Entwicklungsländer gehen, die von den globalen Auswirkungen des Krieges besonders betroffen sind. Auch diese Mittel verwaltet Norad.

Geschäftschancen für deutsche Unternehmen

Die Verausgabung der Mittel aus dem zivilen Teil des Programms ist explizit nicht daran gebunden, dass norwegische Unternehmen Beschaffungsaufträge aus der Ukraine erhalten. Das bedeutet, dass sich auch für deutsche Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten ergeben.

Insbesondere drei Bereiche stehen im Fokus der Hilfen: der Energiesektor, die Verkehrsinfrastruktur und der humanitäre Bereich. 

Unternehmen, die am Geschäft im Rahmen des norwegischen Hilfspakets für die Ukraine interessiert sind, sind beraten, auch Ausschreibungen internationaler Organisationen zu beachten: Im Vergleich zu anderen Entwicklungsagenturen europäischer Länder schreibt Norad relativ wenig selbst aus. Die Vergabe der Aufträge in der norwegischen Entwicklungszusammenarbeit erfolgt überwiegend über internationale Organisationen und multilaterale Entwicklungsbanken. Das gilt auch für das Nansen Support-Programm. Die Gelder sollen großteils über die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Weltbank, die Vereinten Nationen oder über Nichtregierungsorganisationen wie das Rote Kreuz fließen.

Neben Norad unterstützen viele weitere Geber die Ukraine finanziell. Daraus ergibt sich ein großes Geschäftspotenzial für deutsche Unternehmen. Entwicklungsbanken finanzieren zum einen Großprojekte, zu deren Umsetzung vielfältige Leistungen ausgeschrieben werden. Dazu zählen etwa ein Schienenbauprojekt, das die EBRD fördert, oder der Wiederaufbau von Wohnraum, den die Weltbank mitfinanziert. Geber kaufen aber auch Güter für den kurzfristigen Bedarf ein, beispielsweise Fahrzeuge oder Ausrüstung für die Stromversorgung.

Germany Trade & Invest (GTAI) informiert über aktuelle Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen in der Ukraine.

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