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Branchen | Oman | Öl- und Gasförderung

Oman: LNG-Produktion soll stark expandieren

Oman ist derzeit vor allem als zukünftiger Produzent von grünem Wasserstoff im Gespräch. Zugleich will das Sultanat jedoch die Öl- und Gasförderung steigern.

Von Robert Espey | Dubai

Omans Gasförderkapazitäten sind in den letzten Jahren erheblich gewachsen, jedoch kann das Sultanat diese nicht voll ausschöpfen. Der heimische Bedarf und die Exportkapazitäten stiegen langsamer als die Förderleistung.

Die Industrie ist in Oman der mit Abstand größte Gasverbraucher. Neben der Petrochemie ist die Flüssiggasproduktion der wichtigste Abnehmer. Im 1. Halbjahr 2024 entfielen auf den industriellen Sektor etwa 64 Prozent der Gasnachfrage. Die Ölbranche folgte mit 20 Prozent. Sie verwendet das Gas vor allem für Injektionen in Ölfelder zur Erhöhung des Förderdrucks. Kraftwerke verbrauchten 16 Prozent.

LNG-Exportkapazitäten sollen deutlich steigen

Nach der Beseitigung von Engpässen im Produktionsprozess (Debottlenecking) verfügen die drei existierenden LNG-Produktionslinien (Trains) in Sur über Kapazitäten von 11,4 Millionen Tonnen, die derzeit voll ausgeschöpft werden. Die LNG-Produktionsanlagen gingen zwischen 2000 und 2005 in Produktion. Betreiber ist die Oman LNG. Das Unternehmen ist ein Joint Venture mit einer Beteiligung der staatlichen Oman Investment Authority von 51 Prozent. Die anderen Shareholder sind Shell (30 Prozent), TotalEnergies, Korea LNG, Mitsui, Mitsubishi, PTTEP Oman und Itochu.

Im Juli 2024 gab Omans Energieministerium bekannt, dass in Sur für 500 Millionen US$ eine vierte LNG-Produktionslinie errichtet werden soll. Dadurch steigt die Kapazität der Gesamtanlage auf 15,2 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Fertigstellung des Erweiterungsprojekts ist für 2029 vorgesehen. Mit einer Vergabe des Bauauftrages wird erst Ende 2025 gerechnet.

Seit 2018 ist der Bau einer LNG-Anlage in der nördlichen Hafenstadt Sohar im Gespräch. Eine Vereinbarung zur Gründung des Joint Ventures Marsa Liquefied Natural Gas LLC schlossen Ende 2021 TotalEnergies (80 Prozent) und die staatliche Holding OQ (20 Prozent). Die LNG-Anlage mit einer Kapazität von 1 Million Tonnen pro Jahr soll Gas aus dem neuen Mabrouk North East Feld erhalten.

Das LNG-Werk in Sohar soll Solarstrom beziehen. Das sogenannte "Low Carbon LNG" ist als Treibstoff für Schiffe vorgesehen. Der Bauauftrag ging an Technip Energies aus Frankreich. Die Inbetriebnahme ist für 2026/2027 vorgesehen.

Gasproduktion verzeichnet neuen Rekord

Die omanische Gasförderung dürfte 2024 einen neuen Spitzenwert erreichen. Nach Angaben des Energieministeriums stieg im 1. Halbjahr 2024 die Gasproduktion gegenüber der Vorjahresperiode um 5,3 Prozent auf 27,6 Milliarden Kubikmeter.

Die Erschließung der Khazzan-Felder durch BP trug wesentlich zum Wachstum der omanischen Gasförderung bei. Die Fertigstellung der ersten Phase des Frackingprojekts steigerte die Förderkapazität um 28 Millionen Kubikmeter pro Tag. Im Herbst 2020 begann die schrittweise Inbetriebnahme der zweiten Projektphase mit einer Kapazität von 14 Millionen Kubikmetern pro Tag. Mittlerweile verfügen die Khazzan-Felder über eine Gesamtkapazität von 57 Millionen Kubikmetern pro Tag.

Im Gasfeld Mabrouk North East (Block 10) begann Shell Integrated Gas Oman 2023 mit der Förderung. Die angestrebte Produktionskapazität beträgt 14 Millionen Kubikmeter pro Tag. Neben Shell sind am Gasprojekt die französische TotalEnergies und OQ beteiligt. Ein weiterer Shareholder ist Marsa LNG.

Shell arbeitet an der Erschließung weiterer Gasfelder. Dazu gehört ein Gasfeld im Block 11 A & B, das auch gemeinsam mit TotalEnergies und OQ betrieben wird. Weitere Shell-Projekte sind die Entwicklung von Gasvorkommen im Block 42 (mit dem Partner OQ) sowie im Block 55.

Das Unternehmen Petroleum Development Oman (PDO) will die Gasförderung in den Feldern Budour und Tayseer erhöhen. Dazu sollen neue Anlagen für 250 Millionen US$ gebaut werden. Eine entsprechende Ausschreibung wird bis Ende 2024 erwartet. Der Präqualifizierungsprozess ist bereits abgeschlossen.

PDO ist Omans führendes Öl- und Gasunternehmen. Der Staat hält über Energy Development Oman eine Beteiligung von 60 Prozent. Die weiteren Shareholder sind Shell mit 34 Prozent, TotalEnergies mit 4 Prozent und PTT aus Thailand mit 2 Prozent.

Rohölförderung durch Drosselungspolitik begrenzt

Omans Ölförderung (Rohöl und Kondensate/Leichtöl) erreichte 2022 mit durchschnittlich 1,06 Millionen Barrel pro Tag ihren bisherigen Höhepunkt. Die OPEC+ Gruppe vereinbarte zur Stützung des Ölpreises eine Drosselungspolitik. Diese führte 2023 zu einer leichten Fördersenkung auf 1,05 Millionen Barrel. Im 1. Halbjahr 2024 schrumpfte die Produktion um 5,3 Prozent auf 1 Million Barrel pro Tag.

Die Drosselungspolitik der OPEC+ bezieht sich im Fall von Oman nur auf Rohöl. Für die Kondensatproduktion gilt dagegen keine Obergrenze. Gemäß den Vereinbarungen wird Omans Rohölförderung 2024 um 6 Prozent auf durchschnittlich 0,77 Millionen Barrel pro Tag schrumpfen. Bei Kondensaten ist mit einem Anstieg um 2 bis 3 Prozent auf etwa 0,24 Millionen Barrel pro Tag zu rechnen. Dies würde eine Verminderung der gesamten Ölproduktion um nur 4 Prozent auf 1,01 Millionen Barrel pro Tag bedeuten.

Für 2025 ist bei Rohöl ein Anstieg auf durchschnittlich 0,79 Millionen Barrel pro Tag geplant. Der Kondensatausstoß könnte auf 0,25 Millionen Barrel pro Tag zulegen.

Offizielle Daten über die aktuellen Ölförderkapazitäten liegen nicht vor. Schätzungen gehen von mindestens 1,1 Millionen Barrel pro Tag aus. Auf das Unternehmen PDO entfallen mehr als zwei Drittel der Förderkapazitäten. Es kann derzeit etwa 0,66 Millionen Barrel pro Tag Rohöl und zusätzlich 0,1 Millionen Barrel Kondensate fördern.

Mittelfristig will PDO durch den Einsatz von EOR-Technologien (Enhanced Oil Recovery) bei Rohöl die eigenen Förderkapazitäten auf 0,7 Millionen Barrel pro Tag steigern. Langfristig strebt das Unternehmen eine Rohölförderkapazität von 0,8 Millionen Barrel pro Tag an. Bis 2031 will PDO den Anteil des mit EOR-Technologien geförderten Rohöls auf 28 Prozent erhöhen. Aktuell sind es weniger als 14 Prozent.

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