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Investitionen sind ein Tropfen auf den heißen Stein

Pakistans Regierung kündigte zahlreiche Projekte im Gesundheitswesen an. Die Vorhaben werden jedoch nicht ausreichen, um die Engpässe zu beheben.

Von Heena Nazir | Dubai

Die pakistanische Regierung erhöhte ihre Gesundheitsausgaben im Fiskaljahr 2020/2021 (Juli bis Juni) im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent auf umgerechnet 2,9 Milliarden US-Dollar (US$). Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt lediglich 1,2 Prozent. Für das Finanzjahr 2020/2021 wurde pandemiebedingt mit einem leichten Anstieg gerechnet. Für 2021/2022 und das laufende Finanzjahr 2022/2023 gehen Experten von einer Stagnation oder sogar einem Rückgang der Aufwendungen aus. Offizielle Zahlen wurden noch nicht veröffentlicht. Die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage erfordert Sparmaßnahmen. Davon bleibt der öffentliche Gesundheitssektor nicht verschont.

Außerdem verschärft sich die Situation: Wegen der jüngsten Überschwemmungen steigt der Druck auf das ohnehin schwache Gesundheitssystem. Stehende Gewässer erhöhen das Risiko von Krankheiten wie Cholera und Typhus. Der Bedarf an dringender medizinischer Versorgung, Nahrung und Impfungen nimmt zu.

Eigenbeteiligung an Gesundheitskosten ist hoch 

Patienten trugen im Fiskaljahr 2020/2021 mit 54 Prozent den Großteil der Kosten selbst – durch direkte Zahlungen an Gesundheitsdienstleister (Out-of-Pocket-Payments). Nichtregierungsorganisationen übernahmen etwa 5 Prozent der Ausgaben. Auf ausländische Geberorganisationen entfielen 2 Prozent. Der Staat deckte lediglich etwa 36 Prozent. Aus Mitteln der Zentralregierung wurden nur 10 Prozent der Kosten bezahlt. Die Provinzen kamen auf 22 Prozent und die Distrikte auf 4 Prozent.

Ausgewählte Indikatoren zum Gesundheitswesen in Pakistan

Indikator *)

Wert

Bevölkerungsgröße in Millionen (2021)

227

Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre in Millionen (2020; in Prozent)

8,0

Anzahl Ärzte pro 1.000 Einwohner (2021)

1,2

Anzahl Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner (2021)

0,7

Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019/2020; in US$)

36

* Schätzungen, letzte verfügbare Zahlen Quelle: Vereinte Nationen; Weltbank; pakistanische Zentralbank, April 2023

Versicherung für arme Bevölkerung

Es gibt Bemühungen, mehr Menschen abzusichern. Beispielsweise wurde im Jahr 2016 ein Versicherungsprogramm für Familien eingeführt, die unterhalb der Armutsgrenze leben, das Sehat Sahulat Program (SSP). Bisher sind offiziellen Angaben zufolge etwa 42 Millionen Familien für das SSP registriert (Stand: 26. April 2023).

Für die gesundheitliche Sekundärbehandlung beträgt der Versicherungsschutz für eine Familie bis zu 212 US$ pro Jahr (60.000 Pakistanische Rupien pR; Umrechnungskurs vom 26. April 2023). Darunter fallen unter anderem Krankenhausaufenthalte, Entbindungen und Unfallbehandlungen. Für die Primärversorgung werden jährlich umgerechnet bis zu 1.064 US$ (300.000 pR) geboten. Die Leistungen umfassen beispielsweise Operationen, die Behandlung von chronischen Erkrankungen und Krebs.

Medizinisches Personal und Material fehlen

Ein großes Problem des Gesundheitssystems ist der Mangel an medizinischem Personal. Das Verhältnis von 1,2 Ärzten und 0,5 Krankenschwestern pro 1.000 Menschen (2020/2021) ist bezeichnend. Weiterhin sind die Unterschiede bei der Versorgung zwischen den städtischen und den ländlichen Regionen groß. Laut dem Analyseinstitut Economist Intelligence Unit (EIU) konzentrieren sich fast 80 Prozent der gesamten Gesundheitsinfrastruktur auf die Metropolen.

Der Ausbau des Krankenhaussektors entsprach in den letzten zehn Jahren zwar ungefähr dem Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 2 Prozent. Damit wurde jedoch keine Verbesserung der schlechten Versorgungslage erreicht. In der Islamischen Republik gab es 2021 nach offiziellen Angaben bei einer Bevölkerung von über 227 Millionen Menschen 1.276 Krankenhäuser mit 146.053 Betten.

Regierung kündigt Investitionen an

Seit März 2020 hat die Regierung umgerechnet über 840 Millionen US$ für 60 Projekte im Gesundheitssektor bereitgestellt. Mit Stand von April 2023 befinden sich 45 Vorhaben im Wert von 389 Millionen US$ im Bau. Allerdings lässt sich nicht genau zuordnen, in welche Bereiche die Investitionen geflossen sind.

Der angestrebte zügige Ausbau der Krankenhausversorgung wird auch künftig von völlig unzureichenden öffentlichen Mitteln gebremst werden. Zahlreiche Projekte werden mit ausländischer Unterstützung und der Finanzierung privater Investoren oder von Nichtregierungsorganisationen realisiert. Zwar zeigen die Vorhaben einen positiven Trend, bleiben aber angesichts des hohen Bedarfs äußerst dürftig.

Forcierter Ausbau des Gesundheitssystems

Die Internationale Finanz-Corporation (IFC), eine internationale Entwicklungsbank der Weltbankgruppe, hat mit der Provinzregierung von Khyber Pakhtunkhwa eine Vereinbarung über den Bau eines Krankenhauses im Wert von 400 Millionen US$ unterzeichnet. Die medizinische Einrichtung soll als öffentlich-privates Vorhaben realisiert werden und jährlich bis zu 150.000 Menschen behandeln können.

Islamabad benannte Anfang 2021 Projekte im Wert von 436 Millionen US$. Das Geld soll unter anderem für den Bau neuer Gesundheitseinrichtungen, für die Wasseraufbereitung und Verbesserung von Hygienestandards eingesetzt werden. Das teilte Asad Umar, Planungsminister für Entwicklungs- und Sonderinitiativen, in Interviews mit lokalen Nachrichtenagenturen mit. Allerdings gibt es kaum Informationen über den aktuellen Stand oder den Fortschritt der Vorhaben.

Die Indus-Health-Gruppe kündigte Erweiterungspläne an. Die Bettenkapazität des Korangi Campus in der pakistanischen Großstadt Karachi soll bis 2026 von 300 auf über 1.000 erhöht werden. Die Finanzierung steht aber noch nicht fest. Auf der Website der Gruppe wird um Spenden gebeten. Weiterhin soll noch im laufenden Jahr 2023 das Lehrkrankenhaus QF-NST Campus in Lahore mit 600 Betten errichtet werden. Das Universitätsklinikum Memon Medical Institute Hospital gab ebenfalls einen Ausbau bekannt. Auch dort ist das Management auf freiwillige finanzielle Zuwendungen angewiesen.

Die Asian Development Bank (ADB) und die Regierung von Punjab haben eine Absichtserklärung geschlossen, um gemeinsam öffentlich-private Partnerschaftsprojekte zu fördern. In Gilgit-Baltistan ist der Bau eines Onkologie-Krankenhauses für 18 Millionen US$ geplant. Insgesamt gibt es landesweit bereits 18 Einrichtungen. Weitere sollen in Mardan, Azad Jammu und Kashmir sowie in Balochistan entstehen. Ferner soll ein Krankenhaus, das Bacha Khan Hospital in Quetta, mit 30 Betten für umgerechnet 2 Millionen US$ gebaut werden.

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