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Special | Pakistan | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Pakistan – Flutkatastrophe verstärkt Bewusstsein für Klimaschutz

In Pakistan zeigt sich der Klimawandel besonders stark. Das Land hat sich hohe Ziele für den Klimaschutz gesetzt und ist dabei dringend auf ausländische Unterstützung angewiesen. 

Von Heena Nazir | Dubai

  • Klimastrategie: Pakistan investiert in Klimaschutz

    Das Thema Umwelt nimmt in den Regierungsüberlegungen eine immer wichtigere Rolle ein. Der Anteil an den weltweiten CO₂-Emissionen ist gering, steigt allerdings rasant an.

    Laut dem UN-Gremium für Klimaschutz Intergovernmental Panel on Climate Change zählt Pakistan zu den Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Das zeigt sich auch an den jüngsten Überschwemmungen: Die Republik erlebte 2022 die schwerste Flutkatastrophe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Klimaerwärmung dürfte Experten zufolge zu den verheerenden Regenfällen maßgeblich beigetragen haben. Fast 15 Prozent des Landes standen auf dem Scheitelpunkt der Flutwelle unter Wasser. Etwas mehr als 33 Millionen Menschen waren davon betroffen. Der Schaden wird auf 40 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt.

    Der Anteil des Landes an den weltweiten CO₂-Emissionen im Jahr 2021 bleibt mit 0,6 Prozent sehr gering, die Entwicklung im Zeitraum 2000 bis 2021 ist allerdings beunruhigend. Für den beobachteten Zeitraum stellte das Global Carbon Project, ein Verbund von Klimaexperten, einen Anstieg um 114 Prozent fest.

    "Das Umweltbewusstsein in Pakistan ist im Vergleich zu entwickelten Ländern nicht stark ausgeprägt. Die mediale Aufmerksamkeit ist aber zuletzt kontinuierlich gestiegen. Der Druck, in Klimaschutz zu investieren, wird in den nächsten Jahren wachsen. Die schwere Flutkatastrophe beschleunigt diese Entwicklung“, erklären Experten in Gesprächen mit der GTAI. Dadurch ergeben sich auch Chancen für deutsche Unternehmen.

    Pakistan: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Pakistan

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    231,4

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    k.A

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in Prozent)

    0,6

    1,5

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    230

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    1,0

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 2))

    0,2

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (MJ 3)/US$ PPP 2017 4)) 5)

    4,59

    2,76

    1 2023; 2 Bruttoinlandsprodukt; 3 Megajoule; 4 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität); 5 2019.Quelle: Global Carbon Atlas 2023; Ministry of Energy Pakistan 2023; IEA 2023


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Klimaziele: Emissionen sollen bis 2030 um 50 Prozent sinken

    Pakistan hat im Oktober 2021 seine nationale Strategie für Klimaschutz überarbeitet und sich dabei verstärkt an internationalen Standards orientiert.

    Pakistan ist Mitglied des Pariser Abkommens und hat bereits im Jahr 1992 die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen ratifiziert. Die erste Umweltstrategie des Landes, Pakistan’s Intended Nationally Determined Contribution (NDC), wurde im Jahr 2012 veröffentlicht und in die allgemeine nationale Strategie Vision 2025 integriert. Anlässlich der Konferenz United Nations Framework Convention on Climate Change (COP26) hat die Regierung im Oktober 2021 eine Neufassung herausgegeben. Schwerpunkte sind die Verbesserung der Planung auf politischer Ebene und die Förderung eines Umfelds für eine erfolgreiche Implementierung von Klimastrategien. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen finden nun stärkere Beachtung.

    Dabei verfolgt Islamabad das sehr ehrgeizige Ziel, seine CO₂-Emissionen bis 2030 um insgesamt 50 Prozent zu senken. Um diesen Vorsatz zu erreichen, will Pakistan den Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Strommix des Landes um 60 Prozent steigern. Bei einer erfolgreichen Umsetzung könnten allein dadurch bis zu 22 Millionen Tonnen CO2e (Kohlendioxidäquivalent) eingespart werden.

    Weiterhin soll der Anteil von Elektrofahrzeugen bis 2030 um 30 Prozent gesteigert werden. Dafür wurde eine eigenständige Strategie, die Electric Vehicle Policy, formuliert. Der Import von Kohle soll vollständig verboten und der Bau von weiteren Kohlekraftwerken zugunsten von Wasserkraft gestoppt werden. Diese Maßnahmen würden den Treibhausgasausstoß um weitere 25,7 Millionen Tonnen CO2e eindämmen.

    Darüber hinaus sieht die NDC eine zusätzliche mögliche Reduzierung von 70 Millionen Tonnen CO2e durch Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft vor. Das Vorzeigeprojekt ist das "Billion Tree Tsunami"-Programm, bei dem eine Fläche von 1,2 Millionen Hektar bepflanzt werden soll. Dadurch ließen sich in den nächsten 10 Jahren Emissionen in Höhe von 145 Millionen Tonnen CO2e kompensieren. Die geschätzten Projektkosten belaufen sich auf etwa 800 Millionen US$ und werden durch die eigene Staatskasse gedeckt.

    Daneben gibt es eine große Anzahl weiterer Initiativen: Das Programm Clean Green Pakistan wurde für 19 Städte ins Leben gerufen, um die Energieeffizienz in unterschiedlichen Sektoren zu verbessern. Der Pakistan Clean Green Index ist ein Ranking, das Städte nach ihrer Sauberkeit beurteilt und dadurch Transparenz bieten soll. Die Protected Areas Initiative soll den Naturschutz fördern.

    Emissionswerte und -ziele Pakistans (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

    Jahr

    Treibhausgasemissionen

    1990

    188

    2000

    266

    2010

    368

    2017

    382

    2030 (Ziel)

    k.A.

    Quelle: Gütschow, Johannes; Jeffery, Louise; Gieseke, Robert; Günther, Annika (2019): The PRIMAP-hist national historical emissions time series (1850-2017). V. 2.1.


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Gesetze zum Klimaschutz: Aufbau von Behörden für Umweltschutz

    In Pakistan wurde eine Reihe von Gesetzen erlassen, die den Klimaschutz fördern sollen. Es handelt sich dabei in erster Line um die Gründung eines institutionellen Rahmens. 

    Eines der ersten Gesetze zum Thema Klimaschutz hat Islamabad im Jahr 2010 verabschiedet – The Pakistan Council of Renewable Technologies Act, erneuert im Jahr 2016. Im Rahmen der Gesetzgebung wurde das Pakistan Council of Renewable Energy Technologies geschaffen, welches erneuerbare Energietechnologien fördern soll.

    Der Alternative Energy Development Board Act 2010 wurde ins Leben gerufen, um erneuerbare Energien weiter zu forcieren. Unter anderem soll das Gremium eine nationale Strategie formulieren. Das Gesetz erlaubt dem Vorstand auch, ein Institut für grüne Energietechnologien zu gründen.

    Der National Energy Efficiency and Conservation Act 2016 ersetzt den Pakistan Energy Efficiency and Conservation Act (2011) und treibt die institutionelle Entwicklung für die Verbesserung von Energieeffizienz weiter voran. Dafür wurde die National Energy Efficiency and Conservation Authority (NEECA) gegründet, die für die Energieeinsparprogramme des Landes zuständig ist.

    Außerdem entwickelt die National Energy Efficiency and Conservation Authority Mindeststandards für die Energieeffizienz für Elektromotoren, Klimaanlagen und LED-Leuchten. Der Entwurf des Strategieplans der NEECA (2020 bis 2023) sieht eine Reduzierung der Primärenergieversorgung des Landes von 3 Millionen Tonnen Öläquivalent vor. Weiterhin sollen durch die Maßnahmen der Behörde die Kohlenstoffemissionen um 6,4 Millionen Tonnen CO2e gesenkt werden.

    Der Pakistan Climate Change Act aus dem Jahr 2017 richtet den Pakistan Climate Change Council unter der Leitung des Premierministers ein. Der Rat ist in erster Linie für die Umsetzung der internationalen Vereinbarungen zum Klimawandel verantwortlich.

    Die Umsetzung von Klimaschutzrichtlinien gestaltet sich schwierig, berichten Unternehmensvertreter in Interviews mit Germany Trade und Invest. Viele der Gesetzgebungen werden auf nationaler Ebene verabschiedet und von den Provinzen nur mangelhaft aufgenommen. Es drohen kaum Strafen bei Nichteinhaltungen.


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Investitionen zum Klimaschutz: Pakistan braucht Geld

    Um seine Klimaziele zu erreichen, braucht die Republik internationale finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe.

    Pakistan hat sich das Ziel gesetzt, seinen CO₂-Ausstoß zwischen 2015 und 2030 um insgesamt 50 Prozent zu verringern. Davon soll die Reduzierung um 15 Prozent aus eigener finanzieller Kraft getragen werden, während 35 Prozent vorbehaltlich durch internationale finanzielle Unterstützung gestemmt werden sollen. Insgesamt benötigt das südasiatische Land umgerechnet circa 101 Milliarden US-Dollar (US$), um seine Ziele zu erreichen und die grüne Energiewende einzuläuten.

    Die benötigte Summe setzt sich folgendermaßen zusammen: Der Ausbau von Wind- und Solarenergie würde laut Hochrechnungen der pakistanischen Klimabehörde circa 20 Milliarden US$ kosten. Für die Erweiterung von Wasserkraftwerken werden 50 Milliarden US$ benötigt. Laut einer Studie der Weltbank braucht das südasiatische Land weitere geschätzte 11 Milliarden US$, um die Produktion der Kohlekraftwerke durch Solarenergie zu ersetzen. Schätzungsweise 20 Milliarden US$ sind erforderlich, um das Übertragungsnetz bis 2040 zu modernisieren und somit die Effizienz des Stromsektors zu steigern.

    Pakistan bekommt internationale Unterstützung

    Pakistan gehörte neben Indien, der Türkei, Ägypten und Brasilien zu den Hauptempfängern von Klimafinanzierung der multilateralen Entwicklungsbanken im Jahr 2021. Im Jahr 2022 erhielt das südasiatische Land Spenden in Höhe von schätzungsweise 8 Milliarden US$ für den Wiederaufbau nach den schwersten Überschwemmungen, die das Land seit Jahrzehnten erlebt hat. Deutschland hat Unterstützung in Höhe von 60 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau von Infrastruktur geleistet. 

    Weitere Unterstützung kommt unter anderem von der Weltbank, die für die Förderung von Solarenergieprojekten in der Provinz Sindh 100 Millionen US$ zur Verfügung stellt. Der saudi-arabische Stromerzeuger ACWA Power signalisierte im Februar 2019, dass er in Pakistan etwa 4 Milliarden US$ in erneuerbare Energien investieren möchte. Es wurde unter anderem über CSP-Projekte (Concentrated Solar Power) gesprochen. Allerdings gibt es keine Informationen zum aktuellen Stand. 


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Strategie Energie: Energiemix soll umweltfreundlicher werden

    Ein Großteil der Stromerzeugung Pakistans basiert auf fossilen Brennstoffen. Künftig soll der Anteil erneuerbarer Energien stark ansteigen. 

    Pakistan investiert in Energiesektor 

    Rund die Hälfte der Bevölkerung Pakistans hat keinen Zugang zu Energiequellen wie Erdgas oder Elektrizität zum Kochen und Heizen. Diese Haushalte sind daher auf emissionsintensive feste Brennstoffe wie Holzkohle, Pflanzenabfälle oder Viehdung angewiesen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) fehlt zudem noch über 40 Millionen Einwohnern der Anschluss an das Stromnetz. 

    Aber Pakistan baut seine Kraftwerkskapazitäten deutlich aus. Vom Finanzjahr 2000/2001 (1. Juli bis 30. Juni) bis 2021/2022 wuchsen die Kapazitäten von rund 17 Gigawatt auf 40,6 Gigawatt an, das schätzt das pakistanische Finanzministerium. Der Zuwachs betrifft im Wesentlichen konventionelle Kraftwerke, die einen Anteil an den Kapazitäten von etwa 61 Prozent erreichen. Wasserkraft liegt bei 24 Prozent, Nuklearenergie bei 12 Prozent, auf erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Biomasse) entfallen circa 3 Prozent.

    Die pakistanische Regierung strebt als Gesamtkapazität aller Kraftwerktypen im Jahr 2030 etwa 60 Gigawatt an. Sie will dann für erneuerbare Energien eine Quote von 30 Prozent erreichen. Der Entwurf einer Renewable Energy Policy 2019 sieht 2030 auch einen Anteil von 30 Prozent für große Wasserkraftwerke vor. Die verbleibenden 40 Prozent würden sich auf fossile Brennstoffe und Atomkraft verteilen.

    Bedeutung von erneuerbaren Energien nimmt zu

    Nach Angaben des zur Förderung erneuerbarer Energien gegründeten Alternative Energy Development Board (AEDB) sind mittlerweile Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,3 Gigawatt am Netz. Die 26 Anlagen befinden sich an zwei Standorten in dem 60 Kilometer breiten und 180 Kilometer langen Windkorridor Gharo – Kati Bandar in der Provinz Sindh. In Planung oder bereits im Bau sind Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 675 Megawatt.

    Die Daten des AEDB zeigen, dass Pakistan 22 Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 890,8 Megawatt plant, wobei sechs Vorhaben mit einer Kapazität von 430 Megawatt bereits in Betrieb sind. Davon werden 400 Megawatt im Quaid-e Azam Solar Park erzeugt, ein Projekt der CPEC (China Pakistan Economic Corridor), das um weitere 600 Megawatt erweitert werden und dann insgesamt 1.000 Megawatt erzeugen soll.

    Prominente Rolle für die Kernkraft

    Derzeit sind sechs Atomkraftwerke mit einer Kapazität von über 2.400 Megawatt in Betrieb. Ein weiteres ist im Bau, das KANUPP 3 (Karachi Nuclear Power Plant) mit einer Kapazität von 1,1 Gigawatt, die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Das Kraftwerk wird von der China National Nuclear Corporation gebaut und zu 80 Prozent von der Export-Import-Bank of China finanziert.

    Im Chashma Nuclear Power Complex (Provinz Punjab) arbeiten vier Reaktoren (Chashma 1 bis 4), die zwischen 2000 und 2017 fertiggestellt wurden. Die Gesamtleistung beträgt 1,2 Gigawatt. Auch alle Chashma-Reaktoren sind mit chinesischer Hilfe errichtet worden. Als Chashma 5 ist ein 1,1-Gigawatt-Kraftwerk geplant. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit China unterzeichnet, mit der Inbetriebnahme wird 2025 gerechnet.

    Umsetzung der Planung schwierig

    Unklar ist, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden soll. Insbesondere der Einstieg in die massive Nutzung der Braunkohlevorkommen müsste gestoppt werden. Notwendige Korrekturen könnten zu erheblichen Konflikten mit Akteuren der Energiewirtschaft führen. Auch einige der ölbefeuerten Kraftwerke dürften außer Betrieb genommen oder umgerüstet werden. Die dafür notwendigen Kosten summieren sich dabei auf über 100 Milliarden US-Dollar (US$). Dies ist Experten zufolge aus eigener Kraft kaum zu bewältigen.

    Stromsektor steht vor Herausforderungen

    Die tatsächlich verfügbare Kraftwerksleistung in Pakistan liegt immer noch deutlich unter der installierten Kapazität. Die Stromerzeugung erreicht nach Schätzungen von Experten nur die Hälfte der installierten Kapazität, da die Netzverluste extrem hoch sind und auch die Versorgung der Wärmekraftwerke mit Öl und Gas unzureichend ist. Kraftwerksbetreiber und Stromverteiler haben erhebliche finanzielle Probleme.

    Fehlende oder unzureichende Reservekapazitäten erfordern geplante Lastabschaltungen (load shedding) und führen bei ungeplanten Ausfällen von Großkraftwerken häufig zu großflächigen Stromausfällen. So brach beispielsweise am 23. Januar 2023 das überlastete Stromnetz des Landes für mehrere Stunden zusammen. Die Stromausfälle betrafen Belutschistan und Sindh einschließlich der dicht besiedelten Städte Karachi, Lahore sowie Rawalpindi und führten zu erheblichen Produktionsausfällen.

    Pakistan hat ein großes Potenzial, das Problem der Stromknappheit zu lösen, das derzeit das industrielle und wirtschaftliche Wachstum des Landes bremst. Um dieses Potenzial zu nutzen, muss zunächst die Energiesicherheit erhöht werden, indem der Anteil der importierten Brennstoffe reduziert wird (Pakistan importiert fast ein Drittel seiner Energie). Da die vorhandene Infrastruktur weitgehend erschöpft ist, müssen die Verteilungs- und Übertragungsnetze dringend modernisiert werden, erklärten Experten im Gespräch mit Germany Trade and Invest.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Strategie Verkehr: Pakistan setzt auf Elektrofahrzeuge

    Elektromobilität soll ein wichtiges Element einer klimagerechten Energie- und Verkehrspolitik werden. Pakistan hat dafür eine Strategie verfasst.

    Aktuell gibt es kaum elektrisch betriebene Automobile auf den Straßen des südasiatischen Landes, auch der Aufbau der Ladeinfrastruktur verläuft schleppend. Das soll sich ändern: Pakistan hat 2019 Pläne zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors konkretisiert. Im Rahmen der National Electric Vehicle Policy will das Land den Anteil von Elektrofahrzeugen an den Pkw-Verkäufen bis 2030 auf 30 Prozent steigern.

    Die Richtlinie der Strategie umfasst verschiedene Phasen, in denen eine Erhöhung des Anteils von Elektrofahrzeugen schrittweise erreicht werden soll. Um die Nutzung von Elektroautos attraktiver zu gestalten, wurden zusätzliche Impulse beschlossen. Das Gesamtpaket besteht unter anderem aus Kaufanreizen sowie aus steuerlichen Maßnahmen. Beispielsweise wurden weitere Zollvergünstigungen bei der Einfuhr von E-Fahrzeugen angekündigt.

    Ziele für Elektrofahrzeuge bis 2040 (Zahl der Neuverkäufe und Anteil in Prozent)

    Mittelfristiges Ziel bis 2025

    Langfristiges Ziel bis 2030

    Ultimatives Ziel bis 2040

    Pkw und leichte Nutzfahrzeuge

    (einschließlich Vans, Jeeps und Kleinlaster)

    100.000

    30 % der Neuverkäufe

    (Circa 60.000)

    90 % der Neuverkäufe

    Zwei- und Dreiräder (Motorräder, Mopeds usw.)

    500.000

    50 % der Neuverkäufe

    (Circa 900.000)

    90 % der Neuverkäufe

    Busse

    1.000

    50 % der Neuverkäufe

    90 % der Neuverkäufe

    Lastwagen

    1.000

    30 % der Neuverkäufe

    90 % der Neuverkäufe

    Quelle: National Electric Vehicle Policy 2022

    Autobauer kündigen Investitionen an

    Das Interesse am pakistanischen Markt für Elektromobilität ist groß. So hat beispielsweise BMW seine Elektroautos i3 und i8 in dem südasiatischen Land vorgestellt. Nissan, Hyundai, Audi und Renault sind bereits in Gesprächen mit dem pakistanischen Verkehrsministerium, um strombetriebene Fahrzeuge lokal zu produzieren. Audi hat im April 2020 sein Modell e-Tron 50 Quattro auf den lokalen Markt gebracht.

    Die Rahmat Group plant eine Produktionsstätte für Elektroautos in Nooriabad zu errichten. In der Anfangsphase will das Unternehmen Elektrobusse produzieren, um den Transportmarkt zu erschließen. In den weiteren Phasen sollen Elektroautos und Zweiräder (Mopeds, Motorräder usw.) hergestellt werden. Laut lokalen Zeitungsberichten wird die Rahmat Group mit zwei chinesischen Herstellern zusammenarbeiten, um ihre Pläne umzusetzen.


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Strategie Gebäude: Energieeffizienz soll steigen

    Es gibt in Pakistan zwar Vorschriften zum grünen Bauen. Allerdings mangelt es an Experten und an der Umsetzung von Maßnahmen auf nationaler und Provinzebene.

    Der Building Energy Code of Pakistan wurde 1990 entwickelt, um die Energieeffizienz in Gebäuden zu verbessern. Seitdem hat sich das Konsumverhalten der Menschen um einiges verändert, der Stromverbrauch in Gebäuden ist über die Jahre stetig gestiegen. Im Jahr 2011 hat Pakistan daher ergänzend neue Energievorschriften entwickelt und 2013 in die Bauordnung aufgenommen.

    Die Verordnung gilt unter anderem für Gebäude mit einer Gesamtanschlussleistung von mindestens 100 Kilowatt. Die Vorschriften decken ein breites Spektrum ab. Beispielsweise gibt es Vorgaben zu den Innentemperaturen in Bauten. Die Kühlung darf auf maximal 21 °C im Sommer herunterreguliert werden. Gleichzeitig soll die Heizung den Raum im Winter nicht über 26 °C erhitzen. Diese Richtlinien sind im ganzen Land gültig.

    Der Building Energy Code of Pakistan konzentriert sich hauptsächlich auf gewerbliche Gebäude. Ein- oder Mehrfamilienhäuser stehen nicht im Fokus. In den letzten Jahren wurde der Privatsektor dazu verpflichtet, umweltfreundlichere Baumaterialien zu verwenden. Die Qualität vieler verfügbarer Materialien ist oft unzureichend. Viele Häuser werden immer noch ohne den Rat eines qualifizierten Energiespezialisten gebaut, wodurch auch in den letzten Jahren der Bestand an schlecht isolierten und nicht energieeffizienten Gebäuden gewachsen ist.

    Weiterhin wurde im Jahr 2016 die National Energy Efficiency & Conservation Authority (NEECA) gegründet. Die NEECA hat die Aufgabe, in Pakistan eine Politik der Energieeinsparung zu entwickeln und entsprechende Energieeinsparungspraktiken einzuführen und umzusetzen. Dafür soll die Behörde mit den Provinzen zusammenarbeiten. Bisher gibt es nur in Punjab eine Dienststelle, die Punjab Energy Efficiency and Conservation Agency, die mit der NEECA kooperiert. In den übrigen Provinzen fehlt es an einer solchen Einrichtung.

    Es besteht ein dringender Bedarf, eine bessere und langfristige Strategie zur Energieeffizienz für den Wohnsektor in Pakistan zu formulieren. Dafür sollten Interessengruppen und qualifizierte Fachleute einbezogen werden. Für eine bessere Umsetzung und Durchsetzung der Richtlinien sind auch Schulungen, Bildung und Kompetenzentwicklung auf verschiedenen Ebenen erforderlich.


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Ausbildungsniveau noch gering

    In Pakistan gibt es einen Fachkräftemangel. Ausländisches Know-how wird gebraucht.

    Ob nachhaltige Mobilitätslösungen, Stromerzeugung, Netzausbau, Gebäudesanierung und -technik oder Umstellung der Energieversorgung: Für all diese Innovationen braucht es Fachkräfte, von denen es in Pakistan zu wenige gibt. Dabei hat das südasiatische Land viel Potenzial: Die Bevölkerung ist sehr jung. Circa 27 Prozent sind im Alter von 15 bis 29 Jahren.

    Es gibt landesweit schätzungsweise 144 Universitäten. Circa 256.000 Ingenieure sind bei der Behörde Pakistan Engineering Council PEC registriert, darunter 239.000 Männer und 17.000 Frauen. Insgesamt arbeiten allerdings 30 Prozent der pakistanischen Ingenieure im Ausland.

    Außer Ingenieurwesen gibt es an den Hochschulen kaum Programme, die eine Ausbildung in den notwendigen Bereichen für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende anbieten, auch deshalb ist man hier stark auf ausländische Unterstützung angewiesen.


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Ministry of Climate Change

    Pakistanisches Umweltministerium

    Ministry of Energy, Power Division

    Pakistanisches Energieministerium

    The National Electric Power Regulatory Authority (NEPRA)

    Stromaufsichtsbehörde

    National Energy Efficiency and Conservation Authority (NEECA)

    NEECA ist eine Behörde, die dem Energieministerium unterstellt ist und für die Energieeinsparungsaktivitäten zuständig ist

    Alternative and Renewable Energy Development Board

    Behörde, die für die Entwicklung erneuerbarer Energien in Pakistan zuständig ist

    Pakistan Atomic Energy Commission

    PAEC ist eine vom Bund finanzierte unabhängige Regierungsbehörde, die sich mit der Erforschung und Entwicklung von Kernkraft befasst

  • Angebote der AHK

    AHK der Vereinigten Arabischen Emirate

    Die Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer betreut seit Anfang 2022 den pakistanischen Markt mit einem eigenen Mitarbeiter aus Dubai heraus („Pakistan Desk“). Schrittweise werden Potenziale deutscher Unternehmen insbesondere in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien sowie E-Mobilität eruiert. Hierbei wird eng mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) kooperiert, die seit geraumer Zeit lokale Firmen bei der Einführung energieeffizienter Fertigungsprozesse sowie dezentraler und nachhaltiger Stromerzeugung unterstützt.

    Im Rahmen der Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sieht der Länderfahrplan bis 2025 eine Serie von Aktivitäten vor. Zu den Veranstaltungen gehören eine digitale Informationsveranstaltung im 4. Quartal 2023 und eine Reise (2. Quartal 2024) deutscher Unternehmen nach Pakistan zu den Themen "Stabilisierung und Modernisierung der Energieinfrastruktur“. Für 2025 lädt die AHK zu einer Delegationsreise nach Pakistan zu den Themen Energieeffizienz und erneuerbaren Energien ein.

    Kontakt


    Telefon: +971 4 44 70 100

    E-Mail: info.pakistan@ahkuae.com

    Homepage: http://vae.ahk.de/laender/pakistan

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