Ein Großteil der Stromerzeugung Pakistans basiert auf fossilen Brennstoffen. Künftig soll der Anteil erneuerbarer Energien stark ansteigen.
Pakistan investiert in Energiesektor
Rund die Hälfte der Bevölkerung Pakistans hat keinen Zugang zu Energiequellen wie Erdgas oder Elektrizität zum Kochen und Heizen. Diese Haushalte sind daher auf emissionsintensive feste Brennstoffe wie Holzkohle, Pflanzenabfälle oder Viehdung angewiesen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) fehlt zudem noch über 40 Millionen Einwohnern der Anschluss an das Stromnetz.
Aber Pakistan baut seine Kraftwerkskapazitäten deutlich aus. Vom Finanzjahr 2000/2001 (1. Juli bis 30. Juni) bis 2021/2022 wuchsen die Kapazitäten von rund 17 Gigawatt auf 40,6 Gigawatt an, das schätzt das pakistanische Finanzministerium. Der Zuwachs betrifft im Wesentlichen konventionelle Kraftwerke, die einen Anteil an den Kapazitäten von etwa 61 Prozent erreichen. Wasserkraft liegt bei 24 Prozent, Nuklearenergie bei 12 Prozent, auf erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Biomasse) entfallen circa 3 Prozent.
Die pakistanische Regierung strebt als Gesamtkapazität aller Kraftwerktypen im Jahr 2030 etwa 60 Gigawatt an. Sie will dann für erneuerbare Energien eine Quote von 30 Prozent erreichen. Der Entwurf einer Renewable Energy Policy 2019 sieht 2030 auch einen Anteil von 30 Prozent für große Wasserkraftwerke vor. Die verbleibenden 40 Prozent würden sich auf fossile Brennstoffe und Atomkraft verteilen.
Bedeutung von erneuerbaren Energien nimmt zu
Nach Angaben des zur Förderung erneuerbarer Energien gegründeten Alternative Energy Development Board (AEDB) sind mittlerweile Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,3 Gigawatt am Netz. Die 26 Anlagen befinden sich an zwei Standorten in dem 60 Kilometer breiten und 180 Kilometer langen Windkorridor Gharo – Kati Bandar in der Provinz Sindh. In Planung oder bereits im Bau sind Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 675 Megawatt.
Die Daten des AEDB zeigen, dass Pakistan 22 Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 890,8 Megawatt plant, wobei sechs Vorhaben mit einer Kapazität von 430 Megawatt bereits in Betrieb sind. Davon werden 400 Megawatt im Quaid-e Azam Solar Park erzeugt, ein Projekt der CPEC (China Pakistan Economic Corridor), das um weitere 600 Megawatt erweitert werden und dann insgesamt 1.000 Megawatt erzeugen soll.
Prominente Rolle für die Kernkraft
Derzeit sind sechs Atomkraftwerke mit einer Kapazität von über 2.400 Megawatt in Betrieb. Ein weiteres ist im Bau, das KANUPP 3 (Karachi Nuclear Power Plant) mit einer Kapazität von 1,1 Gigawatt, die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Das Kraftwerk wird von der China National Nuclear Corporation gebaut und zu 80 Prozent von der Export-Import-Bank of China finanziert.
Im Chashma Nuclear Power Complex (Provinz Punjab) arbeiten vier Reaktoren (Chashma 1 bis 4), die zwischen 2000 und 2017 fertiggestellt wurden. Die Gesamtleistung beträgt 1,2 Gigawatt. Auch alle Chashma-Reaktoren sind mit chinesischer Hilfe errichtet worden. Als Chashma 5 ist ein 1,1-Gigawatt-Kraftwerk geplant. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit China unterzeichnet, mit der Inbetriebnahme wird 2025 gerechnet.
Umsetzung der Planung schwierig
Unklar ist, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden soll. Insbesondere der Einstieg in die massive Nutzung der Braunkohlevorkommen müsste gestoppt werden. Notwendige Korrekturen könnten zu erheblichen Konflikten mit Akteuren der Energiewirtschaft führen. Auch einige der ölbefeuerten Kraftwerke dürften außer Betrieb genommen oder umgerüstet werden. Die dafür notwendigen Kosten summieren sich dabei auf über 100 Milliarden US-Dollar (US$). Dies ist Experten zufolge aus eigener Kraft kaum zu bewältigen.
Stromsektor steht vor Herausforderungen
Die tatsächlich verfügbare Kraftwerksleistung in Pakistan liegt immer noch deutlich unter der installierten Kapazität. Die Stromerzeugung erreicht nach Schätzungen von Experten nur die Hälfte der installierten Kapazität, da die Netzverluste extrem hoch sind und auch die Versorgung der Wärmekraftwerke mit Öl und Gas unzureichend ist. Kraftwerksbetreiber und Stromverteiler haben erhebliche finanzielle Probleme.
Fehlende oder unzureichende Reservekapazitäten erfordern geplante Lastabschaltungen (load shedding) und führen bei ungeplanten Ausfällen von Großkraftwerken häufig zu großflächigen Stromausfällen. So brach beispielsweise am 23. Januar 2023 das überlastete Stromnetz des Landes für mehrere Stunden zusammen. Die Stromausfälle betrafen Belutschistan und Sindh einschließlich der dicht besiedelten Städte Karachi, Lahore sowie Rawalpindi und führten zu erheblichen Produktionsausfällen.
Pakistan hat ein großes Potenzial, das Problem der Stromknappheit zu lösen, das derzeit das industrielle und wirtschaftliche Wachstum des Landes bremst. Um dieses Potenzial zu nutzen, muss zunächst die Energiesicherheit erhöht werden, indem der Anteil der importierten Brennstoffe reduziert wird (Pakistan importiert fast ein Drittel seiner Energie). Da die vorhandene Infrastruktur weitgehend erschöpft ist, müssen die Verteilungs- und Übertragungsnetze dringend modernisiert werden, erklärten Experten im Gespräch mit Germany Trade and Invest.
Von Heena Nazir
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