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Special | Saudi-Arabien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Saudi-Arabien – Grünes Image mit vielen Fragezeichen

Saudi-Arabien will bis 2060 klimaneutral werden und zugleich seine hohen Ölexporte beibehalten. Bislang fehlt ein umfassendes Konzept zur Erreichung der Klimaziele.

Von Robert Espey | Dubai

  • Klimastrategie: "Net Zero" bis 2060 angekündigt

    Die saudi-arabische Klimastrategie zeichnet sich durch wenig Transparenz aus. Wie die angekündigte Klimaneutralität erreicht werden soll, ist bislang unklar.  

    Saudi-Arabien gehört zu den weltweit größten CO₂-Verursachern, will sich jedoch als ambitionierter Akteur im Kampf gegen den Klimawandel etablieren. Kronprinz Mohammed bin Salman erklärte im Oktober 2021 auf dem "Saudi Green Initiative Forum", sein Land strebe an, bis 2060 klimaneutral zu werden. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, hat Saudi-Arabien bislang nicht dargelegt. Auch ist unklar, ob sich das "Net Zero"-Ziel auf alle Treibhausgase bezieht oder lediglich auf die CO₂-Emissionen.

    Saudi-Arabien: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Saudi-Arabien

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    34,1

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 62

    Punktezahl: 22,41

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %) 2)

    1,4

    1,5

    CO₂-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    672

    675

    CO₂-Ausstoß pro Kopf (in t CO₂/Kopf und Jahr)

    19

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 3))

    0,4

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 4)/2017 US$ PPP 5)) 2)

    5,6

    2,76

    1 CCPI 2023; Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: General Authority for Statistics 2023; CCPI 2023; Climatewatch 2023; Global Carbon Atlas 2023; International Energy Agency 2023

    Die Klimastrategie wird an die Bedingung geknüpft, dass Ölexporte auch langfristig einen robusten Beitrag zur Volkswirtschaft erbringen können. Praktisch dürfte das eine kontinuierliche Ölförderung von 10 Millionen bis 12 Millionen bpd (barrel per day) bedeuten. Saudi-Arabien hat angekündigt, die Produktionskapazitäten von 12 Millionen bpd bis 2027 auf 13 Millionen zu erhöhen. Das Königreich dürfte im Jahr 2023 durchschnittlich über 10 Millionen bpd fördern.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Klimaziele: Senkung der Emissionen ist wenig aussagekräftig

    Saudi-Arabien hat die bis 2030 angestrebte Emissionssenkung nachgebessert. Das beinhaltet jedoch nur eine Reduktion gegenüber einem nicht spezifizierten ungebremsten Wachstumspfad.

    Saudi-Arabien ist der UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) 1992 beigetreten, hat das Kyoto Protokoll 2005 und das Pariser Klimaabkommen 2016 ratifiziert. Im Rahmen der UNFCCC legte Saudi-Arabien drei nationale Berichte (National Communications/NC) vor, den ersten Bericht 2005 (NC1), den zweiten 2011 (NC2) und den dritten 2016 (NC3).

    Die erste Erklärung über Saudi-Arabiens geplante Beiträge zum Klimaschutz (Nationally Determined Contributions/NDC) wurde 2016 veröffentlicht, im Oktober 2021 folgte ein Update. Gemäß dem Pariser Abkommen müssen die einzelnen Länder eine langfristige Planung (Long Term Strategy) erstellen. Saudi-Arabien gab diese bislang nicht bekannt.

    Angestrebtes Emissionsniveau bleibt unklar

    Das NDC-Update erhöht die bis 2030 angestrebte jährliche Reduzierung von Treibhausgasemissionen gegenüber einem "Business As Usual"-Szenario (BAU) von 130 Millionen auf 278 Millionen Tonnen. Doch genaue Angaben zum BAU-Szenario fehlen. Damit ist unklar, ob die Absenkung lediglich zu einer Begrenzung des Anstiegs der Treibhausgasemissionen führen soll oder zu einer absoluten Verminderung gegenüber dem aktuellen Niveau beziehungsweise einem Basisjahr. Das staatliche King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC) entwickelte ein BAU-Modell, das zwischen 2018 und 2030 eine Zunahme der Treibhausgasemissionen von 670 Millionen auf 868 Millionen Tonnen und bis 2050 auf 1.093 Millionen Tonnen ausweist.

    Staat knüpft Klimaschutz an Bedingungen

    Das im NDC-Report genannte Reduktionsziel wird an eine Bedingung geknüpft. Die angekündigte Treibhausgasreduzierung soll nach unten revidiert werden, falls der Ölexport aufgrund abnehmender Nachfrage heruntergefahren werden muss. Dann will Riad mehr Öl im Land verbrauchen oder weiterverarbeiten und entsprechend den CO₂-Ausstoß steigern. Es würden unter anderem die petrochemische Industrie, die Metallerzeugung und die Zementproduktion stärker ausgebaut. Als Maßnahmen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen werden unter anderem der Einsatz von CCUS-Technologien (Carbon Capture Utilization and Storage), die Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzstrategien, ein Baumpflanzprogramm und Investitionen in den Ausbau öffentlicher Nah- und Fernverkehrssysteme genannt.

    Klimaziele gelten als "highly insufficent"

    Der "Climate Action Tracker" (CAT) klassifiziert in seiner neuesten Analyse vom November 2021 die saudi-arabischen Klimaziele als "highly insufficent". Einer CAT-Modellierung zufolge könnten die für 2030 angestrebten Klimaziele dazu führen, dass die Emissionen bis etwa 2025 weiter ansteigen und sich dann auf diesem Niveau stabilisieren. Wenn alle Staaten ähnlich wie Saudi-Arabien agieren würden, wäre das 1,5-Grad-Ziel nicht zu schaffen, so die CAT-Einschätzung. Der globale Temperaturanstieg könnte dann mehr als 4 Grad betragen. Abgesehen von Investitionen in die Schieneninfrastruktur und in den ÖPNV (Metro in Riad etc.) sowie erste Solar- und Windkraftprojekte habe Saudi-Arabien bislang kaum konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen, so der CAT.

    Keine Drosselung der Ölexporte

    Die saudi-arabischen Klimaziele beziehen sich nur auf die im Land erzeugten Treibhausgase. Emissionen durch exportiertes Öl bleiben unberücksichtigt. Saudi-Arabien hat auch mittel- und langfristig nicht die Absicht, seine Exporte von Rohöl und Ölerzeugnissen zu drosseln. Das Niveau der kontinuierlichen Ölförderung dürfte bei 10 Millionen bis 12 Millionen bpd (barrel per day) verbleiben. Vor diesem Hintergrund ist die Erklärung der saudi-arabischen Ölgesellschaft Aramco zu bewerten, bis 2050 Klimaneutralität anzustreben. Die Ankündigung schließt auch die zahlreichen Joint Ventures nicht ein, an denen Aramco beteiligt ist.

    Gasabfackeln soll beendet werden

    Eine hohe Emissionsbelastung entsteht bei der Ölförderung durch das Abfackeln von assoziiertem Gas. Saudi-Arabien hat sich schon sehr früh entschlossen, das assoziierte Gas aufzufangen und in der petrochemischen Industrie einzusetzen.

    Gemäß dem "Global Gas Flaring Tracker Report 2023" der Weltbank lag Saudi-Arabien 2022 im weltweiten Vergleich beim Abfackeln von assoziiertem Gas auf dem 13. Rang. Das abgefackelte Gasvolumen schwankte im Zeitraum 2016 bis 2021 zwischen 2,1 Milliarden und 2,3 Milliarden Kubikmeter. Für 2022 belief es sich auf 1,9 Milliarden Kubikmeter.

    Saudi-Arabien hat sich der 2015 von der Weltbank gegründeten "Zero Routine Flaring by 2030"-Initiative angeschlossen. Deren Ziel ist die Beendigung von routinemäßigem Gasabfackeln bis 2030.

    Von Robert Espey | Dubai

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz weltweit

    Saudi-Arabien

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Bei Solar- und Windprojekten ist Saudi-Arabien im Verzug

    Bis 2030 müssten jährlich Solar- und Windkapazitäten von mehr als 7 Gigawatt hinzukommen, um das Planungsziel zu erreichen. Dies erscheint aber wenig realistisch.

    In Saudi-Arabien entfällt der Primärenergieverbrauch fast vollständig auf Öl und Gas. Für den Stromsektor ist bei erneuerbaren Energien (EE) bis 2024 eine Steigerung der Kraftwerkskapazitäten auf 27,3 Gigawatt vorgesehen und bis 2030 auf 58,7 Gigawatt. Davon sollen 40 Gigawatt auf Fotovoltaik, 16 Gigawatt auf Windenergie und 2,7 Gigawatt auf CSP (Concentrated Solar Power) entfallen. Diese Zielvorgaben schließen keine Solar- und Windkraftprojekte ein, die zur Erzeugung von grünem Wasserstoff notwendig sind.

    Gegenwärtig sind neben einigen kleineren EE-Anlagen nur das 335-Megawatt-Fotovoltaikkraftwerk Sakaka, die 400-Megawatt-Windfarm Dumat al Jandal und die Fotovoltaikanlage Rabigh mit einer Leistung von 300 Megawatt fertiggestellt. Sakaka produziert seit 2020. Dumat al Jandal ging 2021 in den Teilbetrieb, die volle Leistung dürfte aber erst im Jahresverlauf 2023 zur Verfügung stehen. Das Kraftwerk Rabigh wird in Kürze ans Netz gehen.

    Die Projekte in Sakaka und Dumat al Jandal gehören zur ersten Ausschreibungsrunde des National Renewable Energy Programm (NREP). Das Projekt in Rabigh ist Teil der zweiten Ausschreibungsrunde. Das NREP liegt in der Zuständigkeit des Renewable Energy Project Development Office (REPDO), das 2022 in die staatliche Saudi Power Procurement Company (SPPC) integriert wurde. Alle NREP-Projekte werden mit privaten Investoren auf PPP-Basis (Public-private-Partnership) realisiert.

    Ausbau der erneuerbaren Energien müsste stark beschleunigt werden

    Aktuell beträgt der EE-Anteil an den gesamten Kraftwerkskapazitäten (2022: 85 Gigawatt) rund 1 Prozent. Unklar ist, ob oder wie die für 2030 angestrebte EE-Leistung erreicht werden kann. Im Rahmen des NREP sind EE-Projekte der zweiten und dritten Ausschreibungsrunde mit einer Gesamtleistung von 2,4 Gigawatt im Bau. Weitere fünf NREP-Projekte (vierte Ausschreibungsrunde) mit einer Gesamtleistung von 3,3 Gigawatt sind derzeit ausgeschrieben. Damit summieren sich die Kapazitäten der ersten vier Ausschreibungsrunden auf lediglich 6,7 Gigawatt.

    Würden alle EE-Projekte, deren Inbetriebnahme für 2023 vorgesehen ist, planmäßig fertiggestellt, ergäbe sich Ende 2023 eine EE-Kapazität von rund 1,7 Gigawatt. Davon wären 1,3 Gigawatt Fotovoltaik. Jedoch ist dieses Szenario unwahrscheinlich. Die eigentlich für 2024 angestrebte EE-Leistung von 27,3 Gigawatt sollte sich auf 20 Gigawatt Fotovoltaik und 7 Gigawatt Windkraft verteilen.

    Unter den NREP-Projekten der vierten Ausschreibungsrunde befinden sind zwei Solaranlagen mit Leistungen von 1.100 Megawatt (Al Hinakiyah; Fotovoltaik und Combined Solar Power/CSP) sowie 400 Megawatt (Tubarjal; Fotovoltaik). Ferner sind drei Windprojekte ausgeschrieben (Yanbu, 700 Megawatt; al Ghat, 600 Megawatt; Waad al Shamal, 500 Megawatt). Eine fünfte NREP-Ausschreibungsrunde, die aus fünf Solaranlagen bestehen soll, ist in Planung. Details sind aber noch nicht bekannt.

    Staatlicher Investmentfonds ist im EE-Sektor engagiert

    Außerhalb des NREP ist vor allem der staatliche Public Investment Fund (PIF) im EE-Sektor aktiv. Im April 2021 vergab der PIF (gemeinsam mit ACWA Power und Saudi Aramco) einen 725-Millionen-US$-Auftrag zum Bau einer 1,5-Gigawatt-Fotovoltaikanlage in Sudair (Provinz Riad) an die indische Larsen & Toubro. Die Fertigstellung wird 2025 erwartet. Am Projektpartner ACWA Power ist der PIF mit 50 Prozent beteiligt.

    Im Oktober 2022 hat die PIF-Tochter Badeel (gemeinsam mit ACWA Power) die China Energy Engineering Corporation beauftragt, in Shoaiba (Provinz Mekka) für 2,6 Milliarden US$ ein 2,1-Gigawatt-Fotovoltaikkraftwerk zu errichten. Die Inbetriebnahme ist für 2026 anvisiert.

    Für ein weiteres Projekt von PIF/ACWA Power liegen Angebote vor. Es handelt sich um eine 300-Megawatt-Fotovoltaikanlage in Rabigh (Provinz Mekka). Die Vergabe des mit 450 Millionen US$ kalkulierten Bauauftrages könnte in Kürze erfolgen.

    Zur Versorgung der bestehenden Meerwasserentsalzungsanlage in Jubail mit einer Kapazität von 1 Million Kubikmetern pro Tag lässt die Saline Water Conversion Corporation (SWWC) für 320 Millionen US$ eine 110-Megawatt-Fotovoltaikanlage bauen. Das Projekt soll 2025 abgeschlossen sein.

    Weitere konventionelle Kraftwerke werden gebaut

    In Saudi-Arabien entfallen derzeit rund 99 Prozent des Energieverbrauchs der Stromerzeuger auf fossile Brennstoffe. Saudi Aramco hat drei gasbetriebene Kraftwerke für insgesamt 1,3 Milliarden US$ im Bau. Auch andere Betreiber wollen Milliarden in neue konventionelle Kraftwerke investieren.

    Die Saudi Power Procurement Company hat zwei Kraftwerke mit jeweils 3,6 Gigawatt an den Standorten Taiba und Al Qassim ausgeschrieben. Die Investitionen sollen sich auf insgesamt 8 Milliarden US$ belaufen.

    Die Saudi Electricity Company (SEC) hat die zeitweise gestoppte Planung für ein 3,6-Gigawatt-Kraftwerk in der Region Riad (Power Plant 15) im April 2023 wieder aufgenommen. Die weitere Entwicklung eines von der SEC seit Jahren geplanten, auf 3 Milliarden US$ kalkulierten Großprojekts (Power Plant 16) erscheint ungewiss. Das Kraftwerk soll in drei Phasen mit einer Kapazität von jeweils 1,2 Gigawatt gebaut werden.

    Atomkraft soll Teil des Energiemix werden

    Das saudi-arabische Atomprogramm sieht bis 2032 den Bau von 16 Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt vor. Beobachter bezweifeln jedoch die Realisierungschancen. Als Berater wurden Ernst & Young (Financial Advisor, seit 2022) und WorleyParsons (Project Management Consultant, seit 2018) engagiert. Die Korea Electric Power Corporation (KEPCO) ist seit 2016 als technischer Planer/Berater dabei.

    Die erste Phase des Atomprogramms soll aus zwei Reaktoren mit einer Leistung von insgesamt 2,8 Gigawatt bestehen. Ferner sind zwei SMART-Reaktoren mit jeweils 100 Megawatt in Planung. Auf der Arabischen Halbinsel existieren bereits vier Atomkraftwerke mit einer Leistung von jeweils 1,4 Gigawatt. Sie wurden durch ein Konsortium unter Leitung von KEPCO zwischen 2012 und 2022 im Emirat Abu Dhabi errichtet.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Verkehr: Elektromobilität und mehr öffentliche Transportangebote

    Saudi-Arabien setzt nicht nur auf die Nutzung vollelektrischer Fahrzeuge, sondern baut auch eine lokale Produktion auf. Das erste Metrosystem steht kurz vor der Inbetriebnahme.

    Für die Hauptstadt Riad wird angestrebt, bis 2030 den Anteil elektrisch angetriebener Fahrzeuge auf 30 Prozent zu erhöhen. Dies hat die Royal Commission for Riyadh im Oktober 2021 erklärt. Bislang spielt Elektromobilität allerdings noch keine große Rolle. Die notwendige Ladeinfrastruktur müsste aufgebaut werden.

    Lokale Produktion von Elektrofahrzeugen

    Das US-Unternehmen Lucid Motors mit dem saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF) als größtem Anteilseigner (67 Prozent) baut in der King Abdullah Economic City (KAEC) eine Fabrik für Elektrofahrzeuge mit einer Jahreskapazität von 155.000 Fahrzeugen. Der staatliche Saudi Industrial Development Fund hat eine Finanzierung in Höhe von 1,3 Milliarden US$ bereitgestellt. Bereits im Herbst 2023 sollen erste Fahrzeuge montiert werden.

    Unter dem Markennamen CEER hat der PIF zudem gemeinsam mit der taiwanesischen Hon Hai Precision Industry Company (Foxconn Technology Group) im Jahr 2022 ein Joint Venture zur Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen in Saudi-Arabien gegründet. Der Auftrag für den Bau einer 200-Millionen-US$-Produktionshalle in der KAEC befindet sich derzeit (Mai 2023) in der Ausschreibungsphase.

    In Riad eröffnet ein Metrosystem

    Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielt in Saudi-Arabien bislang keine große Rolle. Jedoch steht in der Hauptstadt ein 23 Milliarden US$ teures Metrosystem kurz vor der Eröffnung. Neue Busnetze wurden in Riad und Mekka in Betrieb genommen. Weitere schienengebundene ÖPNV-Systeme für über 60 Milliarden US$ sind in der Diskussion. Viele Projekte kommen aber nicht voran.

    Metroprojekte in Mekka, Medina, Jeddah sowie in der Ostprovinz stecken seit Jahren in der Planungsphase fest. Da Saudi-Arabien Klimaneutralität anstrebt, könnte es jedoch bei diesen Vorhaben zukünftig Fortschritte geben.

    Schienennetz soll stark wachsen

    Das nationale Eisenbahnnetz (North and East Train Network) hat eine Länge von etwa 4.500 Kilometern und verbindet Riad mit der Ostprovinz und dem Norden des Landes. Zusätzlich existiert an der Westküste zwischen Mekka und Medina eine 450 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitstrasse (Haramain High Speed Rail), auf der jährlich bis zu 60 Millionen Passagiere transportiert werden können. Anfang 2022 bekräftigte das Ministry of Investment (MISA), den 2010 präsentierten "Saudi Railway Masterplan" bis 2040 realisieren zu wollen. Für das Schienennetz ist eine Erweiterung auf 8.000 Kilometer vorgesehen.

    Stadt ohne Individualverkehr in Planung

    In einer Wüstenregion am Roten Meer im Nordwesten des Königreichs (Provinz Tabuk) ist das visionäre Megaprojekt "New Future" (NEOM) im Aufbau, das unter anderem neue Maßstäbe für urbanes Leben und "Smart Cities" setzen will.

    Anfang 2021 stellte Kronprinz Mohammed bin Salman die Vision "The Line" als Teil des NEOM-Projekts vor. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2050 soll die Stadt bis zu 9 Millionen Einwohner beherbergen und ohne Individualverkehr auskommen. "The Line" soll aus einem modular errichteten, 170 Kilometer langen, 500 Meter hohen und 200 Meter breiten Gebäudekomplex bestehen.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Industrie: Erste Schritte in Richtung Dekarbonisierung

    Saudi-Arabien setzt bei der Dekarbonisierung der Industrie vor allem auf die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid. Hier gibt es derzeit wachsende Aktivitäten.

    Das größte Industrieunternehmen des Landes, die nationale Ölgesellschaft Aramco, will bis 2050 klimaneutral sein. Einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie sollen CCUS-Technologien (Carbon Capture, Utilization, Storage) leisten. Regierungsvertreter haben auf der UN Klimakonferenz (COP 27) in Ägypten im November 2022 die Bedeutung von CCUS unterstrichen. Energieminister Abdulaziz bin Salman erklärte, bis 2035 eine CCUS-Kapazität von jährlich 44 Millionen Tonnen CO₂ erreichen zu wollen.

    Erste CCUS-Projekte in Betrieb

    Das größte saudi-arabische CCUS-Projekt ist ein Pilotprojekt von Aramco im Gaswerk Hawiyah. Seit 2015 werden hier täglich 850.000 Kubikmeter CO₂ aufgefangen und zum Uthmaniyah-Ölfeld transportiert. Dort wird es zur Steigerung des Förderdrucks in das Ölreservoir injiziert.

    In Jubail hat das saudi-arabische Chemieunternehmen SABIC 2015 ein "CO₂-to-Chemicals"-Projekt in Betrieb genommen. Das CO₂ fällt bei der Produktion von Ethylenglykol an. Jährlich werden 500.000 Tonnen CO₂ vor allem zur Herstellung von Methanol und Urea (Harnstoff) verwendet. In flüssiger Form wird CO₂ an die Lebensmittelindustrie verkauft.

    Die Rabigh Refining & Petrochemical Company arbeitet derzeit an einem Vorhaben zur Abscheidung von CO₂ mit einer Jahresleistung von 300.000 Tonnen. Die Anlage kostet 320 Millionen US$ und soll noch 2023 fertiggestellt werden. Der Bauauftrag ging 2021 an das in Dubai ansässige Unternehmen Gulf Cryo.

    CCUS-Hub in Jubail geplant

    Im großen Chemiecluster von Jubail ist der Bau eines CCUS-Hubs mit einer jährlichen Kapazität von 9 Millionen Tonnen geplant. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten im November 2022 Saudi Aramco, SLB (früher Schlumberger) und Linde.

    Für den Bau des mit 700 Millionen US$ kalkulierten CCUS-Hubs haben sich folgende Firmen präqualifiziert: GS Engineering & Construction (Südkorea), Hyundai E&C, Maire Tecnimont (Italien), Tecnicas Reunidas (Spanien), Saipem (Italien), Larsen & Toubro (Indien) und die JGC Corporation (Japan). Mit der Ausschreibung wird in Kürze gerechnet. Als FEED-Berater (Front End Engineering Design) ist die Wood-Group tätig.

    Der CCUS-Hub soll 2027 in Betrieb gehen. Er ist Teil einer im Oktober 2022 zwischen Linde und SLB vereinbarten strategischen Kooperation bei CCUS-Projekten, um weltweit die Dekarbonisierung der Industrie zu beschleunigen. Linde-CEO Sanjiv Lamba erklärte: "Wir sind bestrebt, unseren Kunden zu helfen, kosteneffektiv ihre Produktion zu dekarbonisieren."

    Zahl der CCUS-Projekte steigt

    Die Saudi Arabian Mining Company (Ma'aden) arbeitet an einem 300 Millionen US$ teuren CCUS-Projekt für einen Phosphatkomplex in Ras al Khair. Eine Kapazität von 300.000 Tonnen CO₂ ist vorgesehen. Das CO₂ soll für verschiedene industrielle Prozesse sowie bei der Ölförderung (Enhanced Oil Recovery) verwendet werden. Ma'aden hat Gulf Cryo und das italienische Unternehmen Tecno Project Industriale mit der Projektdurchführung beauftragt. Die erste Phase soll 2024 fertiggestellt sein.

    Im November 2022 hat die Saudi Electricity Company mit der King Abdullah University for Science and Technology (KAUST) eine Zusammenarbeit beim Bau einer CO₂-Abscheideanlage für das Kraftwerk Duba vereinbart. Das Vorhaben wird mit 350 Millionen US$ veranschlagt. Das Duba-Kraftwerk ist eine mit Gas und Solarenergie betriebene 565-Megawatt-Anlage. Die Solarkomponente verfügt über eine Leistung von etwa 40 Megawatt und wurde mit wesentlicher deutscher Beteiligung (sbp sonne/Stuttgart, Flabeg/Köln) gebaut.

    Die Saline Water Conversion Corporation (SWCC) hat im Januar 2023 mit der zur südkoreanischen DL Engineering and Construction gehörenden Firma Carbonco eine Absichtserklärung über mögliche CCUS-Projekte zur Dekarbonisierung von gasbetriebenen SWCC-Kraftwerken unterzeichnet. Diese Kraftwerke liefern Strom für Meerwasserentsalzungsanlagen.

    Im Jahr 2021 startete Saudi-Arabien das Circular Carbon Economy National Program. Dabei ist ein 100 Millionen US$ teures CCUS-Projekt geplant. Einzelheiten sind jedoch noch nicht bekannt.

    SABIC, BASF und Linde kooperieren bei Dekarbonisierungsprojekt

    SABIC, BASF und Linde haben in Ludwigshafen mit dem Bau einer Demonstrationsanlage für großtechnische elektrisch beheizte Steamcracker begonnen. BASF erklärt, die Nutzung von Strom aus erneuerbarer Energie anstelle von Erdgas ermögliche es der Technologie die CO₂-Emissionen eines der energieintensivsten Produktionsprozesse der chemischen Industrie um mindestens 90 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Technologien zu reduzieren.

    BASF und SABIC investieren gemeinsam in das Projekt. BASF betreibt die Demonstrationsanlage. Linde ist Partner für die Planung, Beschaffung und den Bau und wird die entwickelten Technologien vermarkten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt im Rahmen des Förderprogramms "Dekarbonisierung in der Industrie" mit 14,8 Millionen Euro.

    Herstellung von "Low Carbon" Beton

    Nach Berechnungen von Global Carbon Project erreichte der CO₂-Ausstoß der saudi-arabischen Zementindustrie 2014 und 2015 mit 30 Millionen Tonnen den bisherigen Spitzenwert. In den Folgejahren sanken die CO₂-Werte aufgrund rückläufiger Zementproduktion, sind dann aber bis 2021 wieder auf 29 Millionen Tonnen gestiegen.

    Die World Cement Association hat im Frühjahr 2022 ihre Mitglieder in der MENA-Region (Middle East and North Africa) aufgerufen, Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu ergreifen. In Saudi-Arabien gibt es jedoch noch keine substanziellen Fortschritte zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes.

    Im Oktober 2022 veranstaltete KAUST einen Workshop zur Dekarbonisierung der Zementindustrie. Diskutiert wurden alternative Brennstoffe, der Einsatz sekundärer Rohstoffe als Klinkerbeimischungen sowie CCUS-Verfahren. Ein KAUST-Projekt beschäftigt sich mit der Herstellung von Beton unter Beimischung von Puzzolanen und Kalkstein. Dieses Verfahren führt zu einem insgesamt geringeren CO₂-Ausstoß.

    Metallsektor könnte grünen Wasserstoff nutzen

    Saudi-Arabiens Stahlproduzenten verfügen über eine nominale Kapazität von geschätzten 14 Millionen Tonnen pro Jahr. Ein weiteres integriertes Stahlwerk will Saudi Aramco in Ras al-Khair (Ost-Provinz) für 400 Millionen US$ errichten lassen. Die Nutzung von grünem Wasserstoff wäre im Stahlsektor mittelfristig denkbar.

    In Ras Al Khair betreibt seit 2015 ein aus der staatlich kontrollierten Saudi Mining Company (Ma'aden) und dem US-Unternehmen Alcoa bestehendes Joint Venture einen Aluminiumkomplex, der jährlich bis zu 1,8 Millionen Tonnen Alumina und 0,74 Millionen Tonnen Aluminium erzeugen kann. Das Walzwerk verfügt über eine Kapazität von 0,38 Millionen Tonnen.

    Die industrielle Nutzung von grünem und blauem Wasserstoff würde durch die in Saudi-Arabien geplanten Wasserstoffprojekte möglich. In der neuen Entwicklungszone NEOM soll grüner Wasserstoff produziert werden. Die Erzeugung großer Mengen von grauem beziehungsweise blauem Wasserstoff ist im Rahmen des 2021 gestarteten Jafurah-Schiefergasprojektes vorgesehen.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Gebäude: Energieeffizienz gewinnt an Bedeutung

    Im Neubausektor ist ein Trend zu mehr Energieeffizienz zu verzeichnen. Im Altbestand hingegen sind Maßnahmen zur energetischen Sanierung selten.  

    In Saudi-Arabien haben sich die CO₂-Emissionen des Gebäudesektors in den letzten zehn Jahren deutlich vermindert. Dennoch lagen im Jahr 2021 die direkten und indirekten CO₂-Emissionen mit jährlich 3,6 Tonnen pro Kopf weit über dem Durchschnitt von 1,5 Tonnen der G20-Ländergruppe.

    Der Trend zu mehr Energieeffizienz wird unter anderem durch gestiegene Energiekosten (Subventionsabbau) und geänderte regulatorische Rahmenbedingungen befördert. Beispiele sind die seit 2012 geltenden Standards für die Gebäudeisolation oder den Energieverbrauch von Klimaanlagen.

    National Energy Services Company fördert Energieeffizienz

    Die staatliche, zum Public Investment Fund (PIF) gehörende National Energy Services Company (Tarshid) wurde 2017 als Super ESCO (Energy Services Company) gegründet, um die Entwicklung der Branche zu forcieren. Der Schwerpunkt der Tarshid-Aktivitäten liegt auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden. Auch die Förderung von Projekten im Privatsektor steht auf dem Programm, jedoch gibt es hier bislang nur beschränkte Erfolge. Tarshid kooperiert mit dem Ministry of Energy, dem Ministry of Industry and Mineral Resources, dem Ministry of Finance und dem Saudi Energy Efficiency Center (SEEC).

    Auf Grundlage eines "Royal Decree" wurde 2010 unter der Schirmherrschaft des Ministry of Municipalities & Rural Affairs das Saudi Green Building Forum (SGBF) als Kommunikationsplattform gegründet. SGBF-Gründer und Generalsekretär ist Faisal S. Alfadl, ein in den USA ausgebildeter Architekt und Stadtplaner.

    LEED-Zertifizierung ist wichtiger Maßstab

    Als Maßstab für grünes Bauen ist in Saudi-Arabien das LEED-Zertifizierungssystem (Leadership in Energy and Environmental Design) des USGBC (US Green Building Council) führend. Nach Angaben des USGBC (LEED Project Directory) gab es im April 2023 in Saudi-Arabien 711 LEED-zertifizierte Projekte sowie 489 Projekte, die sich für eine Zertifizierung registriert haben. Die meisten Zertifizierungen entfallen auf die Kategorie Silver (560), gefolgt von 101 in der Kategorie Gold, 36 mit einfacher Zertifizierung und 14 Projekte mit Platinum.

    Die Modernisierung und Sanierung des Wohngebäudebestandes hat in Saudi-Arabien nur einen geringen Stellenwert. Vielfach sind selbst relativ junge Gebäude aus den 80er- und 90er-Jahren in einem Zustand, der eine Sanierung kaum mehr wirtschaftlich erscheinen lässt. Zudem ist die ursprüngliche Bausubstanz oft schlecht. Ältere Gebäude werden zumeist an asiatische und afrikanische Arbeitsmigranten vermietet und müssen schließlich Neubauten weichen. In Jeddah läuft der Abriss ganzer Stadtbezirke.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Land- und Forstwirtschaft: Begrünung soll Mikroklima verbessern

    Saudi-Arabien hat mehrere Initiativen angestoßen, die das Klima und die Lebensqualität durch Bepflanzungen verbessern sollen.

    In der Hauptstadt sollen im Zuge der Riyadh Green Initiative bis 2030 insgesamt 7,5 Millionen Bäume gepflanzt werden. Damit würde der Grünflächenanteil der Stadt von aktuell 1,5 auf 9 Prozent steigen. Die Bepflanzungen sollen in den Sommermonaten zur Senkung der Durchschnittstemperatur um bis zu 2 Grad Celsius führen.

    Milliarden Bäume sollen das Land begrünen

    Im Rahmen der 2021 verkündeten, landesweiten Saudi Green Initiative will Saudi-Arabien bis 2030 insgesamt 650 Millionen Bäume und Sträucher pflanzen. Ohne einen Zeitplan zu nennen, wird als langfristiges Ziel von 10 Milliarden Bäumen gesprochen. Nach offiziellen Angaben wurden 2022 etwa 18 Millionen Bäume gepflanzt und 60.000 Hektor degradierte Flächen rehabilitiert.

    Auch die Erweiterung von Naturschutzgebieten gehört zur Saudi Green Initiative. Derzeit sind 16 Prozent der Landesfläche als Naturschutzgebiete ausgewiesen, bis 2030 sollen es 20 Prozent werden. Letztlich gelten 30 Prozent als Zielmarke. Insgesamt sind Investitionen in Höhe von 187 Milliarden US$ für die erste Phase der Initiative geplant.

    Mangrovenwälder für den Klimaschutz

    Das Ministerium für Umwelt, Wasser und Landwirtschaft gab 2021 Pläne zur Errichtung erster nationaler Mangrovenparks bekannt. Dem Ministerium zufolge sollen 875.000 Mangrovenbäume an zwei Standorten in der südlichen Küstenregion des Roten Meeres gepflanzt werden. Am ersten Standort Bahar 1 südlich von Jizan sind 440.000 Bäume geplant. Für Bahar 2 in der Stadt Al-Sawarmah sind 435.000 Mangrovenbäume vorgesehen.

    An der Ostküste entwickelt die nationale Ölgesellschaft Aramco seit 1993 Mangrovenwälder. Nach eigenen Angaben wurden bereits mehr als 4 Millionen Mangroven gepflanzt. Der 64 Quadratkilometer große Aramco-Mangrovenökopark bietet seit 2022 Räume für neues Meeresleben mit Salzwiesen und Seegräsern.

    In Yanbu werden derzeit 2 Millionen Mangrovensetzlinge gepflanzt. Auch das Megatourismusprojekt Red Sea plant neue Mangrovenkulturen. Nach UNESCO-Angaben hatten Saudi-Arabiens Mangrovenwälder 2022 eine Gesamtfläche von 204 Quadratkilometern.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Auf Arbeitsmigranten angewiesen

    Saudi-Arabien ist in allen Sektoren stark von ausländischen Arbeitskräften abhängig. Dies gilt in besonderem Maße für den Bereich Klimaschutz. 

    Saudi-Arabien ist weiterhin sehr stark auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Dies gilt auch für den Bereich von Technologien, die zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen relevant sind. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes liegt der Anteil der einheimischen Erwerbstätigen an der Gesamtbeschäftigung bei lediglich 26 Prozent (Stand: 4. Quartal 2022). Besonders gering ist der Anteil in der Bauwirtschaft mit etwa 15 Prozent.

    Das Angebot von in Saudi-Arabien ausgebildeten Absolventen technisch-naturwissenschaftlicher Studienfächer und beruflicher Ausbildungsgänge (Vocational Training) zeigt einen ansteigenden Trend. So erhöhte sich beispielsweise die Zahl der in technischen Hochschulen (Technical Colleges) eingeschriebenen Studenten im Zeitraum 2014 bis 2019 um 84 Prozent auf über 180.000. Im Bereich beruflicher Ausbildungsgänge wurde eine Steigerung um 69 Prozent auf rund 26.300 verzeichnet.

    Trotz des wachsenden Interesses der einheimischen Bevölkerung an technischen Berufen wird Saudi-Arabien auch langfristig auf die Anwerbung ausländischer Fachkräfte angewiesen sein. Da weltweit ein Mangel an Fachkräften für den Klimaschutz besteht, dürfte es für Saudi-Arabien schwierig werden, die benötigten Fachkräfte anzuwerben.

    Erschwerend kommt hinzu, dass das Königreich unter westlichen, aber auch unter asiatischen Fachkräften ein wenig beliebter Standort ist. Daran hat bislang auch die beschränkte gesellschaftliche Liberalisierung (gelockerte Kleiderordnung, Aufhebung des Fahrverbots für Frauen, neue Freizeitangebote etc.) kaum etwas geändert.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest Saudi-Arabien

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Saudi-Arabien/Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Energy

    Fachministerium (zuständig für den Stromsektor)

    Ministry of Industry and Mineral Resources

    Fachministerium

    Ministry of Environment, Water and Agriculture

    Fachministerium

    Ministry of Municipal Rural Affairs & Housing

    Fachministerium

    Saudi Electricity Company

    Staatlicher Kraftwerksbetreiber und zuständig für Strombeschaffung, -übertragung und -verteilung

    Saudi Power Procurement Company

    Zuständig für Abschluss von Stromabnahmeverträgen

    Renewable Energy Project Development Office (REPDO)

    Ausschreibungsportal des Renewable Energy Project Development Office

    Public Investment Fund

    Staatlicher Investor unter anderem in NEOM und im Solarsektor

    NEOM (New Future)

    Megaprojekt mit geplantem  grünen Wasserstoffsektor

    International Trade Exhibition for Electricity, Alternative Energy, Air Conditioning, Lighting, and Water Technology

    Fachmesse in Riad (jährlich; nächster Termin: 6. bis 9. November 2023)

    The Big 5 Saudi

    Fachmesse der Bauwirtschaft (jährlich in Riad; nächster Termin: 26. bis 29. Februar 2024, mit Gemeinschaftsstand des Bundes)

    WETEX- Water, Energy Technology and Environment Exhibition & Dubai Solar Show

    Regionale Fachmesse in Dubai (jährlich; nächster Termin: 15. bis 17. November 2023, mit Gemeinschaftsstand des Bundes)

  • AHK-Angebote

    AHK Saudi-Arabien

    Wasserstoff

    Die Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen unterstützt, gemeinsam mit der Firma Guidehouse, den im Dezember 2019 initiierten Energiedialog zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem saudischen Energieministerium einschließlich der im März 2021 vereinbarten Wasserstoffallianz. Dies gilt unter anderem für die Koordinierung der Arbeitsgruppe „Business“. Im Rahmen des Energiedialoges positioniert die Delegation deutsche Unternehmen im Bereich der saudischen Wasserstoffprojekte.

    Darüber hinaus organisiert die Delegation regelmäßige Arbeitsgruppentreffen in Saudi-Arabien mit saudischen Stakeholdern, Ministerien und Unternehmen rund um das Thema Wasserstoff.

    Umgekehrt werden auch Studienreisen zum Thema Wasserstoff für saudische Unternehmen nach Berlin, Hamburg und Brüssel angeboten.


    Erneuerbare Energien, Energieeffizienz

    Zu den erneuerbaren Energien und zur Energieeffizienz hat sich die Delegation im Rahmen der BMWK-Exportinititative Energie einiges an Fachkompetenz aufgebaut. In diesem Zusammenhang kommt der Solarenergie (PV-Dachanlagen, PV und CSP-Kraftwerke, Solarthermie, solare Kühlung) eine Schlüsselrolle zu. Die Delegation bietet hierzu Kontaktanbahnungen in den Bereichen Stromerzeugung, Meerwasserentsalzung und Kühlung an.


    E-Mobilität

    Die Delegation bietet auch im E-Mobilitätssektor deutschen Unternehmen den Zugang zu potenziellen Kunden. Das bezieht sich unter anderem auf Großprojekte wie die geplante Fabrik für Elektrofahrzeuge in King Abdullah Economic City mit einer Kapazität von 150.000 Fahrzeugen pro Jahr.

    Kontakt


    Telefon: +9 66-92-00 05 863

    E-Mail: info@ahk-arabia.com

    Homepage: http://saudiarabien.ahk.de

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