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Schwierige Zeiten für Perus Bergbau
Nach einer Dekade mit Wachstum steht der Bergbau in dem Andenstaat vor zahlreichen Problemen. Proteste und schwierige Rahmenbedingungen machen das Land zunehmend unattraktiv.
15.09.2022
Von Janosch Siepen | Bogotá
Kupfer, Silber, Gold - Peru gehört zu den wichtigsten Bergbauländern weltweit. Damit dies so bleibt, sieht der nationale Entwicklungsplan Plan Estratégico de Desarrollo Nacional al 2050 (PEDN) bis 2050 die Umsetzung von etwa 30 großen Bergbauprojekten vor allem im Süden und Norden des Landes vor. Das Portfolio umfasst Vorhaben mit Gesamtinvestitionen von 53 Milliarden US-Dollar (US$).
Bei einem stabilen politischen Klima könnte die Kupferproduktion Perus bis 2025 um ein Viertel steigen, schätzt die Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie (SNMPE). Gleichzeitig könnten in den nächsten fünf Jahren 15 Milliarden US$ in Minenprojekte fließen. Auch das Wirtschaftsministerium ist optimistisch. Nach einem erwarteten Plus von 1,7 Prozent im Jahr 2022 soll der Sektor 2023 um 7,2 Prozent wachsen. Doch in der Praxis sieht sich Peru mit diversen Herausforderungen konfrontiert.
Hochmoderne Kupfermine Quellaveco beginnt Betrieb
Die Kupfermine Quellaveco ist das wichtigste Projekt im peruanischen Bergbau. Im August 2022 startete die Testproduktion der vollständig digitalen Mine inklusive selbstfahrender Lkw. Allein mit diesem Bergwerk wird sich die Kupferproduktion des Landes künftig um 10 Prozent erhöhen.
Weitere Impulse kommen von der geplanten Erweiterung (2. Phase) der Kupfermine Toromocho. Auch das Unternehmen Buenaventura möchte mittelfristig hunderte Millionen US$ in sein Goldprojekt San Gabriel investieren.
Name (Provinz) | Investitionen (in Mio. US$) | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Quellaveco (Moquegua) | 5.500 | Mine soll Ende 2022 Betrieb hochfahren; bei voller Kapazität wird Quellaveco die peruanische Kupferproduktion um 10 Prozent erhöhen | Kupferbergwerk mit einer Kapazität von 300.000 Tonnen/Jahr; Investor: Anglo American Quellaveco |
La Granja (Cajamarca) | 5.000 | Vormachbarkeitsstudien seit 2021; Baubeginn steht noch nicht fest | Kupferbergwerk mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen/Jahr; Investor: Rio Tinto |
Hierro Apurímac (Apurímac) | 2.900 | Umweltstudie noch nicht nicht durchgeführt; Baubeginn noch nicht festgelegt | Eisenerzmine mit einer Kapazität von 20 Mio. Tonnen/Jahr; Investor: Apurimac Ferrum |
Haquira (Apurímac) | 2.824 | Vormachbarkeitsphase; zweijährige Forschungsbohrungen sollen 2022 beginnen; Gespräche mit Gemeinden laufen; geplanter Betrieb ab Ende 2027 | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 230.000 Tonnen Kupfer und 27.000 Unzen Gold; Investor: Minera Antares Perú |
Los Chancas (Apurímac) | 2.600 | Vormachbarkeitsphase; Arbeit an Umweltstudie; geplanter Baubeginn 2024; geplanter Betrieb ab 2027 | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 130.000 Tonnen Kupfer und 7.500 Tonnen Molybdän; Investor: Southern Peru Copper Corp. (Tochter von Grupo Mexico) |
Pampa del Pongo (Arequipa) | 2.550 | Fünf geotechnische Forschungsbohrungen geplant; Betrieb ab 2023 | Eisenerzmine mit einer jährlichen Kapazität von 23,4 Mio. Tonnen; Investor: Jinzhao Mining Perú |
Río Blanco (Piura) | 2.500 | Arbeit an einer Öffentlichkeitskampagne, um Zustimmung zu gewinnen; Bau ab 2023 geplant | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 200.000 Tonnen Kupfer und 3.000 Tonnen Molybdän; Investor: Río Blanco Copper |
Michiquillay (Cajamarca) | 2.500 | Vereinbarungen mit lokalen Gemeinden unterzeichnet; Explorationsprogramm im Gang; geplanter Bau ab 2025; Betrieb ab 2028 | Kupferbergwerk mit einer Kapazität von 225.000 Tonnen/Jahr; Investor: Activos Mineros |
Yanacocha Sulfides (Cajamarca) | 2.250 | Nach Finanzentscheidung Ende 2022 soll Bau drei Jahre dauern; Betrieb ab 2025 | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 544.310 Tonnen Kupfer und 350.000 Unzen Gold; Investor: Minera Yanacocha |
Antamina Modernisierung (Ancash) | 1.600 | Genehmigung der Umweltbehörde soll Anfang 2023 vorliegen, danach Bau; Betrieb ab 2029 | Projekt soll Betriebszeit des Bergwerks von 2028 bis 2036 verlängern; Betreiber: Minera Antamina |
Lithiumabbau und Automatisierung als neue Trends
Peru kann zudem ein wichtiger Lithium-Produzent werden, so das Institut für Geologie, Bergbau und Metallurgie (Ingemmet). Der steigende weltweite Bedarf könnte die Umsetzung des Falchani-Projekts beschleunigen. Es gilt als die sechstgrößte Lagerstätte für Pegmatitlithium der Welt.
Neben Lithium dürfte auch die Automatisierung stärker in den Fokus rücken. Künftig könnten Roboter und Drohnen in den Minen zum Einsatz kommen. Laut einer Studie des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY) möchte die Bergbaubranche in Peru die Investitionen in Digitalisierung deutlich erhöhen.
Perus Bergbau verliert an Bedeutung
Bereits seit Jahren verliert Peru an Attraktivität als Bergbaustandort. Deutlich wird dies am vom Fraser Institute herausgegebenen Survey of mining companies 2021, in dem das Land 2021 auf Platz 42 abrutschte. Im Jahr 2018 hatte der Andenstaat noch auf Rang 14 gelegen. Im Bergbau-Ranking des Informationsdienstleisters BNamericas erreicht Peru inzwischen nurmehr den vierten Platz in Lateinamerika, vor einigen Jahren belegte es noch Rang zwei.
Unter Experten gelten soziale Konflikte in Bergbaugebieten bereits als chronisch und das generelle politische Klima als unattraktiv für neue Investitionen. Die peruanische Zentralbank (BCRP) korrigierte im Juni 2022 ihre Prognose für das Wachstum des Sektors nach unten, auf lediglich 2,9 Prozent. Im März war die BCRP noch von einem Plus von 5,9 Prozent ausgegangen.
Einer der Gründe: Die Anzahl der sozialen Konflikte in der Branche steigt. Peru zählt die meisten in der Region. Blockaden der Kupfermine Las Bambas von über 50 Tagen sorgten zwischen Mitte April und Anfang Juni 2022 für Ausfälle von 500 Millionen US$ an Bergbauexporten und signalisieren Investoren ein hohes Maß an Unsicherheit. Im August 2022 blockierten lokale Gemeinden zudem einen Bergbaukorridor in der Provinz Espinar. Die Kupferproduktion Perus hätte dieses Jahr eigentlich das Vorpandemieniveau erreichen sollen. Doch der Stopp von Großminen wie Las Bambas oder Cuajone verhindert dies.
Proteste gefährden Investitionen
Obwohl die Kupferpreise in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen sind, fließen in Peru aktuell nur noch 10 Prozent der Investitionen der Privatwirtschaft in den Bergbau (2012: 19 Prozent). Das peruanische Wirtschaftsministerium (MEF) geht davon aus, dass die Investitionen in den Sektor 2022 und 2023 um jeweils über 2 Prozent sinken werden.
Das Unternehmen Las Bambas zögert aufgrund der Konflikte inzwischen mit neuen Investitionen in Höhe von 130 Millionen US$ in das besetzte Chalcobamba-Projekt. Southern Copper stoppte wegen Protesten Investitionen von 850 Millionen US$ in den Ausbau der Lagerstätte Cuajone. Beobachter schätzen, dass das Risiko neuer Proteste auch weiterhin hoch bleibt und die Entwicklungspläne des Landes mittelfristig gefährden könnte.
Rahmenbedingungen verunsichern Unternehmen
Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgen für Zweifel in der Branche. Die Regierungspartei Perú Libre präsentierte im Juni 2022 einen Gesetzesvorschlag, der vorsieht, die Kupferproduktion zu verstaatlichen und die Las Bambas-Mine von einem Staatskonzern betreiben zu lassen (Gesetz 2259).
Im August 2022 trat eine Anti-Outsourcing-Regel in Kraft, die Regulierungen und Verbote für die Auslagerung von Personal vorsieht. Hiervon ist vor allem der Bergbau betroffen, da fast drei Viertel aller Angestellten in der Branche bei externen Auftragnehmern angestellt sind. Experten fürchten eine reduzierte Wettbewerbsfähigkeit, höhere Produktionskosten sowie Personalmangel und schätzen das Dekret als verfassungswidrig ein. Zahlreiche Unternehmen haben bereits Klagen eingereicht. Das Nationale Institut für Wettbewerbsschutz und Schutz des geistigen Eigentums (Indecopi) entschied zugunsten des Bergbauunternehmens Cosapi und erklärte die Regelung für eine illegale Hürde. Der Erfolg der Firma dürfte andere Unternehmen zu weiteren Klagen motivieren.
Branche ist risikoavers
Die Eintrübung der Weltkonjunktur könnte die Kupferpreise und damit einen wichtigen Exportsektor der peruanischen Wirtschaft künftig weiter belasten. Wegen der ungewissen Aussichten denken Fachleute, dass sich die Aktivitäten in der Branche künftig auf bestehende Projekte fokussieren und weniger Kapital in Explorationen und neue Großprojekte fließen wird. Das Gros der Investitionen könnte sich damit auf den Brownfieldbereich konzentrieren, in dem die Risiken geringer sind.
Bezeichnung | Anmerkung |
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Peruanisches Ministerium für Energie und Bergbau | |
Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie | |
Institut der Bergbauingenieure von Peru | |
Institut für Geologie, Bergbau und Metallurgie |