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Branchenstruktur
Das Gesundheitssystem soll mehr Leistungen abdecken und die Versicherten entlasten. Die Regierung will Hersteller von Medizintechnik ansiedeln, um weniger importieren zu müssen.
23.04.2025
Von Boris Alex | Kuala Lumpur
Die Philippinen haben 2019 mit dem "Universal Health Care Act" die allgemeine Gesundheitsversorgung eingeführt. Der Großteil der Bevölkerung ist über die Philippine Health Insurance Corporation (PhilHealth) versichert. Rund zwei Drittel des Budgets stammen aus Haushaltsmitteln, der Rest wird über Pflichtbeiträge - hauptsächlich von formell Beschäftigten und deren Arbeitgebern (jeweils 2,5 Prozent des Bruttogehalts) - finanziert. Zwar wurden die Gesundheitsleistungen unter PhilHealth in den letzten Jahren erweitert, decken aber nach wie vor nur die medizinische Grundversorgung ab. Für darüber hinaus gehende Behandlungen greifen entweder private Zusatzversicherungen oder die Patienten zahlen aus eigener Tasche.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2024 in Mio.) | 115,8 |
Bevölkerungswachstum (2024 in % p.a.) | 0,8 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2024) |
|
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 28,6 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 5,3 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023 in Jahren) | 72,2 |
Durchschnittliches Haushaltseinkommen (2023 in US$) | 6.385 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2023 in US$) | 199 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2023 in %) | 5,9 |
Registrierte Ärzte (2022) | 143.721 |
Registrierte Zahnärzte (2022) | 55.084 |
Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2022) | 98 |
Regierung will staatliche Gesundheitsversorgung ausbauen
Diese "Out of Pocket Spendings" hatten 2023 mit 44 Prozent den größten Anteil an den gesamten Gesundheitsausgaben in Höhe von knapp 26 Milliarden US-Dollar (US$). Dicht dahinter folgten die Haushaltsmittel und Beiträge für die staatliche Gesundheitsversorgung mit 43 Prozent. Die restlichen Zahlungen wurden über private Krankenversicherungen geleistet. Die philippinische Regierung will die Belastung der Haushalte durch Direktzahlungen für medizinische Dienste in den nächsten Jahren verringern. Denn diese könnten Prognosen zufolge bis 2029 auf 13 Milliarden US$ steigen.
Zur Entlastung der privaten Haushalte bei den Gesundheitsausgaben soll der Umfang der staatlichen Leistungen erweitert werden. Zur Finanzierung müssten die öffentlichen Mittel erhöht und die Beiträge für PhilHealth weiter angehoben werden. Diese sind seit 2019 von 2,75 auf jetzt 5 Prozent gestiegen. Um die Belastung für die Steuer- und Beitragszahler zu verringern will die Regierung die Effizienz im Gesundheitssystem erhöhen und so Kosten einsparen. Dies könnte unter anderem durch die Digitalisierung des Gesundheitssektors erreicht werden, so die Pläne des Department of Health (DOH).
Privatsektor bietet Chancen im Hochpreissegment
Nach Angaben des DOH gab es 2022 landesweit 2.838 Einrichtungen zur medizinischen und zahnmedizinischen Erstversorgung (Primary Care Facility; PCF). Diese bedienen vor allem den ländlichen Raum und sind personell und technisch gering ausgestattet. Im Schnitt arbeiten dort 1,4 Ärzte und die wenigsten PCF verfügen über Röntgengeräte. Zur weiteren Behandlungen werden die Patienten in eine der knapp 1.284 Kliniken überwiesen. Diese sind zu 54 Prozent in privater Hand. Weitere 33 Prozent werden von den jeweiligen Provinzen oder Kommunen und die übrigen Krankenhäuser vom DOH bestrieben.
Qualität und Ausstattung der Hospitäler unterscheiden sich sehr stark. Staatliche Spezialkliniken sowie private Krankenhäuser in den Großstädten sind meist technisch am besten ausgestattet. Dort kommen zum Beispiel auch roboterassistierte Chirurgiesysteme zum Einsatz. Die größte Klinikkette des Landes, Metro Pacific Health, betreibt landesweit 27 Hospitäler mit 4.500 Betten sowie weitere Gesundheitseinrichtungen. Daneben gibt es kleinere private Betreiber wie St. Luke's Medical Center, The Medical City, AC Health oder Mount Grace, die jeweils mehrere modern ausgestatteten Krankenhäuser sowie kleinere Kliniken betreiben.
Deutschland zählt zu den wichtigsten Lieferländern
Die Philippinen sind bei medizintechnischen Geräten fast vollständig auf Importe angewiesen. Lediglich Verbrauchsmaterialien wie Spritzen und Katheter, Orthopädietechnik und Prothesen sowie einfache Diagnosegeräte werden lokal montiert und zum Teil auch exportiert. Die Einfuhr von Medizintechnik ist seit 2019 um durchschnittlich 7,4 Prozent pro Jahr auf zuletzt 694 Millionen US$ gestiegen. Auf Rang 1. der Lieferländer stand 2023 Singapur mit 125 Millionen US$. Daneben sind China, die USA, Japan und Deutschland die wichtigsten Lieferanten von Medizintechnik. Im Vergleich zum Vorjahr legten die deutschen Lieferungen um 16 Prozent auf 56 Millionen US$ zu.
SITC | Import (2023) | Anteil Import aus Deutschland | |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 63,9 | 1,6 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 91,8 | 8,5 |
741.83 | Sterilisierapparate | 5,4 | 9,3 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 4,6 | 34,8 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 98,4 | 3,7 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 10,9 | 29,4 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 160,1 | 20,9 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 38,1 | 3,7 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 21,1 | 5,7 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 199,7 | 1,0 |
Der philippinische Medizintechnikmarkt ist nach Einschätzung eines Branchenvertreters sehr kompetitiv. Vor allem im öffentlichen Sektor is der Preis meist das entscheidende Kriterium. Die Absatzchancen sind für Geräte im Hochpreissegment bei den privaten Gesundheitsdienstleistern zwar höher. Allerdings sind angesichts der starken Konkurrenz in diesem Segment auch die Anforderungen an After-Sales-Services deutlich größer. Bei der bildgebenden Diagnostik sind beispielsweise die führenden internationalen Anbieter mit Vertriebs- und Servicebüros vertreten. Der Archipel ist auch logistisch eine Herausforderung, da die Ballungszentren mit den meisten Hospitälern über die drei größten Inselgruppen Luzon, Mindanao und Visayas verteilt sind.
Sonderwirtschaftszonen für Produktion von Medizintechnik
Auf dem Weltmarkt für Medizintechnik spielen die Philippinen bislang eine untergeordnete Rolle. Allerdings machten die Exporte 2023 einen Sprung um 36 Prozent auf 548 Millionen US$. Wichtigste Abnehmerländer waren Japan und die USA mit jeweils rund 90 Millionen US$. Es gibt 40 bis 50 größere lokale Hersteller von medizinischen Verbrauchsmaterialien und einfachen Instrumenten und Geräten schätzt die Medical Device Association of the Philippines.
Die Regierung hat in ihrem "2023-2028 Philippine Development Plan" die Medizintechnik als eine Zukunftsbranche für die Entwicklung der verarbeitenden Industrie identifiziert. Ziel ist es, die Philippinen als Fertigungsstandort in diesem Segment zu etablieren. Die Investitionsbehörde Philippine Economic Zone Authority (PEZA) wurde damit beauftragt, Sonderwirtschaftszonen für Unternehmen aus der Medizintechnik- und Pharmabranche zu schaffen. Im März 2025 hat PEZA die Richtlinien und steuerlichen Incentives für eine Ansiedlung in diesen "Pharmazones" veröffentlicht (PEZA Board Resolution No. 25-050).