Beherbergungsbranche blickt zuversichtlich in die Zukunft

Nachdem zum 1. Juli 2023 die Coronapandemie im Land für beendet erklärt wurde, will die Hotelbranche erneut durchstarten: Sie erwartet mehr Gäste, vor allem aus dem Ausland, die aufgeschobene Reisen nachholen wollen. Allein durch Neubauprojekte in Polens sechs größten Städten sollen von 2023 bis 2027 laut der Immobilienfirma Emmerson Evaluation 2.851 Hotelzimmer hinzu kommen, fast die Hälfte davon in der Hauptstadt.

Viele Projekte in Warschau

Die US-amerikanische Hotelkette Marriott begann mit dem Bau des Moxy Centrum mit 257 Zimmern in Warschau. Es soll Anfang 2025 eröffnen. Hauptauftragnehmer ist Strabag. Die Hotelkette Puro will mit dem Canaletta ein zweites Hotel im Warschauer Zentrum eröffnen. Es soll gegen Ende 2024 fertig werden und annähernd 200 Zimmer bieten. Die polnische Gruppe Focus Hotels S.A. will mit ihren Business-Hotels weiter expandieren. Sie eröffnete 2022 das Focus Hotel Premium Warszawa mit vier Sternen.

Ebenfalls landesweit aktiv ist die größte Hotelkette, die französische Accor, mit rund 90 Häusern in Polen der Marken Ibis, Ibis Styles, Mercure, Novotel, MGallery, Sofitel und Raffles. Accor will in Polen 2023 sechs und 2024 elf weitere Hotels eröffnen. Hinzu kommt dabei die gehobene Marke Mövenpick, unter der zum Jahreswechsel 2023/2024 als erstes das ehemalige Grand Hotel in Wrocław (Breslau) gegenüber dem historischen Hauptbahnhof eröffnen wird. Drei weitere Mövenpick-Häuser entstehen bis 2024 und 2025 in Karpacz (Krummhübel), Poznań (Posen) und Zakopane.

Accor startete außerdem eine Kooperation mit der Polski Holding Hotelowy (PHH), die noch in Staatshand befindliche Hotels konsolidieren soll. Dazu zählt das Interferie Hotel Medical Spa Świnoujście mit 308 Zimmern in Swinemünde, das ab 2024 ebenfalls unter dem Markennamen Mövenpick firmieren wird. MGallery-Hotels gibt es bereits in Kraków (Krakau), Wrocław und Sopot (Zoppot). Nun soll als viertes Haus das Hotel Sanssouci in Karpacz im 2. Halbjahr 2023 die ersten Gäste empfangen. Das sagte der zuständige Direktor bei Accor, Jacek Stasikowski, gegenüber der Tageszeitung Puls Biznesu.

Mehr Geschäftsreisende erwartet

Polens Großstädte profitieren insbesondere von den in- und ausländischen Geschäftsleuten, die die nun wieder stattfindenden Messen, Kongresse und Konferenzen besuchen. Trotz höherer Preise für Übernachtungen erreichen die Hotels jedoch noch nicht die Rentabilität von vor der Coronakrise, wie das Mitglied der Geschäftsführung von Emmerson Evaluation, Robert Korczyński, laut der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Die Kosten für Energie, Löhne und die Betreibung eines Hotels generell hätten sich ebenfalls erhöht. Hinzu kommen gestiegene Zinsen.

Die Gesamtzahl der Gäste in polnischen Hotels (nur als solche deklarierte, ohne einfachere Herbergen) übertraf 2022 mit annähernd 24 Millionen Personen bereits wieder das Vorkrisenniveau. Es übernachteten jedoch weniger ausländische Touristen. 

Die Gesamtzahl der Touristen, die 2022 in Unterkünften aller Kategorien in Polen übernachteten, erreichte mit 34,2 Millionen noch nicht das Vorkrisenniveau (+54 Prozent zu 2021, aber -4 Prozent zu 2019). Das Gleiche gilt für die insgesamt 90 Millionen registrierten Übernachtungen (+43 Prozent zu 2021, -4 Prozent zu 2019), wie das Statistische Hauptamt GUS errechnete. Durchschnittlich waren die Unterkünfte 2022 zu etwa 40 Prozent ausgelastet (einschließlich der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge; 2021: 32 Prozent).

Einige Neueröffnungen erfolgt

Bereits 2022 war die Anzahl der in Polen vorhandenen Hotels leicht gestiegen, da schon vor der Krise begonnene Bauvorhaben abgeschlossen wurden. Laut GUS gab es im Juli 2022 insgesamt 2.569 Hotels, das waren 1,9 Prozent mehr als im Juli 2021. Diese Häuser boten insgesamt 302.828 Hotelbetten (+2 Prozent). Die Anzahl der Hotels erhöhte sich am stärksten in der Woiwodschaft Wielkopolskie (+5,4 Prozent), die Zahl der Betten in der Woiwodschaft Śląskie (+10,7 Prozent).

Unter den einzelnen größeren Städten führte 2022 laut Emerson Evaluation Łódź (Lodsch) die Liste an, wo die Anzahl der Hotels um 5,6 Prozent gegenüber 2021 zunahm. Hier öffneten unter anderem das Vier-Sterne-Haus The Loom und das Hampton by Hilton Łódź City mit drei Sternen ihre Pforten. Szczecin (Stettin) folgte mit +4,2 Prozent, wo das Ibis Styles Stare Miasto mit drei Sternen in der Altstadt übergeben wurde. Die Stadt Poznań (+3,1 Prozent) bereicherten das Vier-Sterne-Haus Andersia Hotel & Spa Poznań und das B&B Hotel Old Town mit drei Sternen. Im 1. Halbjahr 2023 eröffneten ebenfalls einige Hotels, darunter allein drei Vier-Sterne-Häuser in Warschau: Stay Inn by Frost, Barcelo Warsaw Powisle und Sante.

Laut GUS wurden 2022 fast 2.000 neu gebaute (+17,9 Prozent gegenüber 2021) und 98 erweiterte (+5,4 Prozent) Hotels und andere Unterkünfte, darunter einfache Feriendomizile, übergeben. Fertig gestellt wurde eine gesamte Nutzfläche von 572.300 Quadratmetern. Das waren 133.500 Quadratmeter mehr als 2021 (+30,4 Prozent). Der größte Anteil davon entfiel auf die Woiwodschaft Zachodniopomorskie (22,6 Prozent), gefolgt von Dolnośląskie (19,7 Prozent) und Małopolskie (18,7 Prozent). Bei den neu gebauten Objekten handelte es sich um eher größere Anlagen und vor allem Feriendomizile, da die Durchschnittsfläche in dieser Kategorie kräftig zunahm.      

Eine weitere Belebung der Bautätigkeit ist zu erwarten. Denn laut GUS wurden 2022 Baugenehmigungen erteilt für 1,2 Millionen Quadratmeter Fläche in Hotels und anderen Unterkünften, darunter einfache Feriendomizile (+29,2 Prozent gegenüber 2021).