Branchen | Portugal | Bekleidung, Schuhe
Schuhproduzenten investieren in Nachhaltigkeit
Portugal liegt bei den Exporten von Schuhen weltweit auf Rang 13. Die Hersteller investieren in Qualität und Nachhaltigkeit. Deutschland wird als Handelspartner immer wichtiger.
19.01.2024
Von Oliver Idem | Madrid
Portugals Schuhhersteller wollen durch Investitionen ihre Position auf dem Weltmarkt stärken. Der Fachverband APICCAPS beziffert das Investitionsvolumen bis 2030 auf insgesamt 600 Millionen Euro. Die Gelder speisen sich aus der Schuhindustrie selbst und aus Fördermitteln der EU. So können die Unternehmen auf 140 Millionen Euro aus dem portugiesischen Aufbau- und Resilienzplan zurückgreifen.
Nach einer starken Ausweitung der Produktion in den vergangenen Jahren geht es den Unternehmen heute nicht um mehr Ausstoß. Stattdessen liegt der Schwerpunkt der Investitionen auf einer höheren Wertschöpfung und umweltfreundlichen Innovationen.
Kategorie | Anzahl in Mio. Paar | Wert in Mio. US-Dollar | Preis in US-Dollar |
---|---|---|---|
Produktion | 76 | k.A. | k.A. |
Inlandsverbrauch | 52 | k.A. | k.A. |
Exporte | 69 | 1.981 | 28,60 |
Importe | 45 | 622 | 13,73 |
Der Fokus der Schuhhersteller richtet sich insbesondere darauf, die Energieeffizienz in der Produktion zu verbessern und Fertigungsschritte zu automatisieren. Die Branche arbeitet weiterhin vor allem mit Leder als langlebigem Material. Auch in diesem Bereich wird an neuen Verarbeitungstechniken geforscht.
Darüber hinaus stehen neue biologische Werkstoffe, die Nutzung von recyceltem Kunststoff sowie die Wiederverwendung gebrauchter Fußbekleidung im Blickpunkt. Die Schuhhersteller arbeiten mit Naturmaterialien wie Kork und Holz, aber auch mit Fruchtschalen und anderen natürlichen Ausgangsstoffen. Auf der Konferenz "Novos Caminhos na Indústria de Calçado" im Dezember 2023 wurden einige weitere Beispiele präsentiert.
Schuhe aus Bambus, Kork und Apfelschalen
So entwickelte der Hersteller Savana einen nachhaltigen Schuh ohne Schnürsenkel auf der Grundlage eines Bambusfutters, einer Korkeinlegesohle mit einer recycelbaren Schaumstoffschale und einem Schaft aus Apfelschalen. Zudem arbeitet das Unternehmen mit gebrauchten Kaffeesäcken.
Der Produzent Monteiro Footwear stellte im Rahmen eines Projekts Schuhe aus Kastanienschalen und Olivenkernen her. Der Schuhhersteller Trofal setzt auf pflanzlich gegerbtes Leder als Material sowie Wassersohlen.
Neben der Produktion von Schuhen wächst auch die Herstellung von Schuhkomponenten. Beispielsweise verkaufen sich Sohlen und Absätze aus portugiesischer Fertigung zunehmend auf den größeren Märkten der EU. Die meisten Unternehmen der Schuhbranche sind in Zentral- und Nordportugal angesiedelt. Der Branchenverband APICCAPS hat seinen Sitz in Porto und fungiert auch als Ansprechpartner für das Schuh- und Modecluster des Landes.
Das Forschungszentrum CTCP treibt die Modernisierung der Schuhindustrie an. Es setzt zum Beispiel Projekte zur Automatisierung und Robotik, Software, Biotechnologie und neuen Materialien um. CTCP verfügt über zwei Standorte. Einer davon befindet sich in Felgueiras nordöstlich von Porto, der andere südöstlich in São João da Madeira.
Portugals Schuhbranche ist mit internationalen Märkten eng vernetzt
Die Schuhproduktion und der Schuhhandel sind für Portugal von besonderer Bedeutung. Rund 90 Prozent der im Inland produzierten Schuhe werden exportiert. Zwei Drittel davon sind Lederschuhe. Die Schuhproduzenten profitieren davon, dass Leder als Nebenprodukt in der bedeutenden Nahrungsmittelindustrie des Landes anfällt.
Das Land zählt zu den kleineren Akteuren auf dem Weltmarkt, der zu knapp 90 Prozent von Schuhen aus Asien dominiert wird. Um von dieser Konkurrenz nicht erdrückt zu werden, setzen die portugiesischen Hersteller auf Nachhaltigkeit und Innovationen. Die Exporte in Länder außerhalb der EU nehmen zu. Dafür sind vor allem zwei Zielmärkte verantwortlich: Das Vereinigte Königreich und die USA. Letztere zählen mit einem Importvolumen von knapp 100 Millionen Euro allerdings noch nicht zu den Top-5-Märkten.
Zielland | Wert in Mio. US-Dollar | Anzahl in Mio. Paar |
---|---|---|
Deutschland | 460 | 16,7 |
Frankreich | 395 | 11,3 |
Niederlande | 292 | 8,9 |
Spanien | 154 | 9,1 |
Vereinigtes Königreich | 122 | 4,2 |
Umgekehrt wird der inländische Bedarf zu 87 Prozent aus Importen gespeist. Dabei unterscheiden sich die Materialien wesentlich von den im Inland gefertigten Schuhen. Portugal bezieht aus dem Ausland zu fast 80 Prozent Fußbekleidung aus Textilien, Gummi oder Kunststoffen.
Bezugsland | Wert in Mio. US-Dollar | Anzahl in Mio. Paar |
---|---|---|
Spanien | 241 | 18,2 |
Frankreich | 64 | 4,8 |
Belgien | 63 | 1,9 |
Deutschland | 60 | 3,3 |
China | 59 | 12,1 |
Zwei Faktoren tragen dazu bei, dass Portugal einen Exportüberschuss bei Schuhen erwirtschaftet. Einerseits wurden 2022 mit 69 Millionen Paar anderthalb Mal so viele Schuhe exportiert wie importiert. Zudem betrug der Durchschnittspreis im Export knapp 29 US-Dollar. Importierte Schuhpaare kamen hingegen im Mittel nur auf knapp 14 US-Dollar. Unter dem Strich ergab sich ein Überschuss von knapp 1,4 Milliarden Euro.
Deutschlands Bedeutung als Handelspartner nimmt sprunghaft zu
Deutschland ist der Handelspartner, mit dem der Warenaustausch zwischen 2018 und 2022 am stärksten zunahm. Während die Exporte in andere europäische Länder sanken, legten die Ausfuhren nach Deutschland wertmäßig um 23 Prozent zu.
Auch beim Wachstum der portugiesischen Importe im Betrachtungszeitraum lag Deutschland an der Spitze. Hier betrug die Zunahme sogar 43 Prozent.