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Klimaschutz-AtlasVerkehr: EU fordert Reformen und Investitionen
Die Aussicht auf Fördermittel aus Brüssel erhöht den Druck auf die Regierung, Reformen für mehr Luftreinheit umzusetzen und Investitionen in alternative Mobilität voranzubringen.
04.09.2023
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Rumänien folgt den Grenzwertregeln für Autoabgase der Europäischen Union (EU). In allen Mitgliedstaaten müssen neue Fahrzeuge weniger als 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen, um zugelassen zu werden. Ziel ist es, den Ausstoß von Schadstoffen zu verringern.
Verbraucher erhalten Kaufprämien
Das rumänische Umweltministerium bietet Kaufprämien für Elektroautos (Rabla Plus) und für die Anschaffung neuer Autos mit konventioneller Antriebstechnik, wenn deren CO2-Ausstoß nicht mehr als 100 Gramm CO2 pro Kilometer beträgt (Rabla Clasic). In dieser letztgenannten Kategorie gibt es eine Prämie von umgerechnet rund 1.500 Euro für ein neues Auto.
Für ein Elektroauto bietet das Ministerium eine Prämie von 4.500 bis 9.000 Euro. Wer den maximalen Förderbetrag erhalten will, muss ein mindestens 15 Jahre altes Auto mit den Abgasnormen Euro-1, -2 oder -3 verschrotten. Für das Abwrackprogramm stehen insgesamt rund 250 Millionen Euro bereit.
Im Jahr 2022 haben die rumänischen Behörden mehr als 11.600 neue vollelektrische Autos zugelassen. Das ist ein Anstieg von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zeigt, wie effizient die Abwrackprämie ist. Der Absatz von Elektroautos wird sich weiter fortsetzen, was einen noch größeren Bedarf an Ladestationen bedeutet.
Infrastrukturausbau geht schleppend voran
Rumänien hat aber noch keine ausreichende Strategie, um die nationale Ladenetzinfrastruktur zu entwickeln. Derzeit gibt es 1.700 Ladestationen für Elektroautos. Dabei konzentrieren sich die Ladepunkte in den Großstädten. Es fehlt an Ladestationen entlang der Hauptverkehrsadern. Dies sei schwierig, weil die Energienetze eine flächendeckende Ladeinfrastruktur nicht aushalten würden, kritisiert Bogdan Varga, Professor an der Technischen Universität Cluj-Napoca. "Der Zustand der Netzinfrastruktur verzögert den Ausbau der Ladestationen".
In der Privatwirtschaft gibt es erste Projekte für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. So haben die Tankstellenbetreiber OMV und Petrom vor, mindestens 40 Schnellladestationen auf ihren Serviceflächen einzurichten. Ebenso hat die Supermarktkette Kaufland Ladestationen an 30 Standorten im Land errichtet.
Umweltsteuer für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erhöht Druck
Zudem fördert das Umweltministerium den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Dafür stehen bis 2025 rund 52 Millionen Euro an Finanzmitteln bereit. Die Hauptstadt Bukarest erhöht den Druck auf Unternehmen und Verbraucher, sich ein umweltfreundlicheres Auto anzuschaffen. Dort wird seit Januar 2021 eine zusätzliche Umweltgebühr zur Kfz-Steuer für Fahrzeuge der Abgasnormen Euro-3 und Euro-4 erhoben.
Rumänien benötigt massive Investitionen in den Schienenverkehr
Der nationale Aufbau- und Resilienzplan sieht allein für die Modernisierung der rumänischen Eisenbahn und der Schienenverkehrsinfrastruktur 416 Millionen Euro Fördermittel vor. Zudem stehen aus dem mehrjährigen Finanzrahmen der Europäischen Union rund 10 Milliarden Euro für Investitionen in die Infrastruktur bereit. Mit diesen Fördermitteln will Rumänien folgende Projekte voranbringen:
- Anschaffung von 20 Elektrozügen, 12 Wasserstoffzügen und 55 Elektroloks
- Bau der Metro in Cluj-Napoca, Ausbau der Metro in Bukarest
- Modernisierung der Eisenbahnstrecken Ploieşti Triaj-Focşani; Focşani-Roman; Roman-Paşcani-Iaşi-Frontieră; Paşcani-Dărmăneşti; Dărmăneşti-Vicşani.
Derzeit erarbeitet die Nationale Eisenbahngesellschaft CFR gemeinsam mit dem französischen Beratungsunternehmen Egis und dem rumänischen Tiefbauunternehmen Italrom Inginerie Internațională SRL eine Machbarkeitsstudie für die Modernisierung der Eisenbahnstrecke Apahida-Suceava. Auf dieser Strecke sollen die Züge statt mit 50 Kilometer pro Stunde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Kilometern pro Stunde fahren können. Die Partner unterzeichneten im Januar 2022 einen Vertrag über die Erstellung der Machbarkeitsstudie im Wert von rund 10 Millionen Euro.
Der Betreiber der Metro in Bukarest, Metrorex, hat einen Auftrag zur Planung einer sechsten Metrolinie vergeben, die von der Station 1. Mai zum Flughafen Otopeni führen soll. Die Strecke soll eine Länge von 7,6 Kilometern haben und über sechs Stationen verfügen. Diese Linie wird den Flughafen an das Metronetz anschließen. Wenn sie in Betrieb ist, wird es möglich sein, mit der Metro vom Flughafen aus direkt zum Bukarester Hauptbahnhof, Gara de Nord, zu fahren.