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Aserbaidschans Bergbau: Kupfer und Eisen im Fokus

Das gas- und ölreiche Land stellt seine Wirtschaft breiter auf. Mehr metallische Erze werden gefördert, aufbereitet und verarbeitet. AzerGold und AAM sind die Hauptinvestoren.

Von Uwe Strohbach | Baku

Die Regierung Aserbaidschans setzt verstärkt auf die Montanindustrie als zentralen Bestandteil ihrer Industriepolitik. Ziel ist es, Bodenschätze zu fördern, aufzubereiten und weiterzuverarbeiten sowie die rohstoffverarbeitende Schwerindustrie auszubauen, um den Nichtölsektor zu stärken. Diese Projekte eröffnen vielfältige Möglichkeiten für Ausrüstungszulieferungen.

Montanindustrie soll mehr zur Wirtschaftsleistung beitragen

Das Wirtschaftsministerium schätzt den möglichen Beitrag des Abbaus von Edel-, Bunt- und Eisenmetallen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2035 auf über 10 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht rund 13,2 Prozent des heutigen BIP.

Der Erzbergbau und seine nachgelagerten Bereiche haben bisher nur einen bescheidenen Stellenwert. Von 2021 bis 2024 steuerten Hütten- und Metallerzeugnisse sowie Erzförderung und -aufbereitung wertmäßig durchschnittlich 800 Millionen US$ beziehungsweise 220 Millionen US$ pro Jahr zum BIP bei.

Energiewende treibt Kupferförderung an 

Die Hauptakteure des aserbaidschanischen Erzbergbaus sind das staatliche Unternehmen AzerGold und die britische Anglo Asian Mining Plc (AAM). Beide befinden sich aktuell im Wandel zu größeren regionalen Bergbauunternehmen, im Zuge dessen sie auch ihre Produktionsstruktur breiter aufstellen wollen. 

Auftrieb erhalten die beiden Akteure durch die zunehmende Nachfrage nach Metallen für die Energiewende. In den Fokus rückt daher zunehmend Kupfer. Parallel dazu sollen Edelmetalle in den Hintergrund rücken, die bisher den Schwerpunkt der Aktivitäten von AzerGold und AAM bildeten.

AzerGold intensiviert Investitionen in strategische Rohstoffe

AzerGolds Projekte basieren auf einer Entwicklungsstrategie bis 2035 und einem Aktionsplan bis 2029. Das Unternehmen plant massive Investitionen in die Erkundung und Erschließung von Buntmetall- und Eisenerzlagerstätten. AzerGold will von 2022 bis 2028 insgesamt 475.000 Unzen Gold exportieren. 

Projekte von AzerGold

  • Kapazitätsausbau der Goldmine Tschowdar und Erschließung der Goldvorkommen Märäh, Agjochusch, Tülallar und Nartschala.
  • Erschließung der Pyrit-Polymetalllagerstätten Filistschai, des Polymetallvorkommens Masimtschai und der Goldlagerstätte Ortakend in der Autonomen Republik Nachitschewan (industrielle Förderung ab etwa 2028).
  • Erkundung des Gold-, Silber- und Kupfererzgebiets Tutchun (Wirtschaftsregion Karabach; industrielle Förderung ab etwa 2030).
  • Erkundung des Felds Schorbulag (Wirtschaftsregion Ost-Sangesur) mit vermuteten Vorkommen an Gold, Chrom und Quecksilber.
  • Erkundung von Erz- und Nichterzlagerstätten auf 6.080 Quadratkilometern in mehreren Regionen des Landes (Projekt läuft von 2024 bis 2026).
Polymetalllagerstätte Filistschai
Standort

Nordwestaserbaidschan (Region Balakän)

Jahr der Entdeckung

1959

Struktur des Vorkommens 

Kupfer, Zink, Blei, Gold und Silber *)

Nachgewiesene unterirdische Erzvorräte laut JORC-Standard (in Mio. t) 

112,7 

Gesamtwert der unterirdischen Metallreserven (in Mio. Unzen Goldäquivalent)

10,7 

Veranschlagte Kosten für die Erschließung der Lagerstätte  (in Mio. US$) 

circa 235 

Geplanter Start der industriellen Erzförderung 

2028 

Erwartete Dauer der Exploration (in Jahren)

circa 27 Jahre 

* auch seltene Elemente wie Cadmium und Selen, insgesamt ca. 100 verschiedene Mineralien.Quelle: AzerGold 2025

Neues Großprojekt in Westaserbaidschan: Von Eisenerz bis Stahl

Im Jahr 2020 wurde die Eisenerzförderung im westaserbaidschanischen Gebiet Daschkäsän (Daşkəsən) wieder aufgenommen. Die Regierung beauftragte die Tochtergesellschaft Daschkäsän Dämir Filiz/DFF (Dashkasan Iron Ore) von AzerGold mit der Erschließung.

Von 1954 bis 1994 wurden hier 92 Millionen Tonnen Eisenerz abgebaut. Neue geologische Untersuchungen zeigen, dass die Gesamtreserven in zwei der sechs Lagerstätten, Daschkäsän-Nordwest und Daschkäsän-Südost, 185 Millionen Tonnen betragen und im Tagebau abgebaut werden können. AzerGold und das britische Unternehmen Micon International entwickelten einen 21-Jahres-Förderplan für beide Felder, die nun forciert industriell erschlossen werden sollen.

Ausländische Investoren für die gesamte Wertschöpfungskette gesucht 

Die Boston Consulting Group schätzt die Kosten für den Aufbau der Wertschöpfungskette von der Erzförderung bis zur Stahlherstellung auf 1 Milliarde US-Dollar. 

Das umfasst die gesamte geplante  Wertschöpfungskette: die Erzförderung, die Produktion von Konzentrat und Pellets, die Herstellung von Briketts aus Eisenschwamm im Direktreduktionsverfahren und die Stahlerzeugung. 

DFF plant, jährlich 3,0 bis 3,2 Millionen Tonnen Erz zu fördern, 1,3 Millionen Tonnen Konzentrat und Pellets zu produzieren und 0,9 Millionen Tonnen Eisenschwamm herzustellen. Für diese Projekte werden ausländische Investoren gesucht.

AAM entwickelt mehrere Kupferminen

Zu den wichtigsten Ausbauvorhaben von AAM zählen vier neue Kupfer- und Polymetalllagerstätten: 

  1. Säfär, 
  2. Gilar, 
  3. Kharkhar und 
  4. Garadagh. 

Die Mine Gilar startet 2025, die Mine Säfär ein Jahr später.

Projekte der Anglo-Asian Mining PLC (AAM) in Aserbaidschan

AAM erkundet und erschließt Edelmetall- und Kupfervorkommen in Aserbaidschan auf Grundlage einer Production-Sharing-Vereinbarung. 

Für 2024 und 2025 wird eine Goldproduktion von bis zu 75.000 Unzen angestrebt, in den beiden Folgejahren bis zu 125.000 Unzen. 

Die Kupferproduktion soll 2025 bis zu 6.800 Tonnen und im Folgejahr mindestens 10.000 Tonnen erreichen, gegenüber durchschnittlich weniger als 2.000 Tonnen jährlich von 2021 bis 2024.

  • Industrielle Erschließung neuer Erzgruben im Vertragsgebiet Gardabay (Gədəbəy): Afschandschli (Afşanclı; ab 2022), Säfär (Zəfər; ab 2023) und Gilar (ab 2023).
  • Erweiterung der Förderkapazitäten in der Grube Ugur ((Uğur) im Vertragsgebiet Gardabay (ab 2023). 
  • Beschleunigte Erschließung von Erzlagerstätten in den Ende 2020 von Armenien zurückeroberten Landesteilen in Karabach (Vertragsgebiete Vejnäli/Vejnəli und Gisilbulak/Qızılbulaq), darunter Vejnäli ab dem 2. Halbjahr 2022 (Vorräte: 6.516 Tonnen Gold).
  • Erschließung von Erzlagerstätten in drei neuen Vertragsgebieten (882 Quadratkilometer), darunter Garadag/Qaradağ und Charchar/Xarxar (Kupfer) und Dämirli/Dəmirli (Kupfer-Molybdän-Vorkommen).

Wiederbelegung der Mine Dämirli in Region Karabach für Ende 2025 geplant 

Kupfer soll bei AAM ab 2026/2027 Edelmetalle als wichtigstes Produkt ablösen. Ab 2029 wird eine Erzproduktion von 50.000 bis 55.000 Tonnen Kupferäquivalent (Prozentsatz marktfähigen Kupfers in den Erzen) erwartet. 

Die Wiederbelebung der Exploration in der Kupfer-Molybdän-Lagerstätte Dämirli im Wirtschaftsgebiet Karabach (frühere Region Berg-Karabach) ist dabei noch nicht berücksichtigt. 

Die Wiederinbetriebnahme von deren Tagebaugruben und Flotationsanlagen für die Produktion von Kupfer- und Molybdänkonzentrat ist für Ende 2025 geplant. Die Lagerstätte wurde von 2014 bis 2022 industriell genutzt. 

AAM schätzt die verbleibenden Erzreserven auf 239.000 Tonnen Kupfer und die jährliche Produktion auf etwa 15.000 Tonnen.

 

Mineralische Ressourcen der Gesellschaft AAM nach JORC-Standard *)
Vorkommen oder Mine

Kupfer (in Tonnen)

Gold (in Unzen) 

Ressourcen insgesamt 

1.174.272

428.000

Gedabek/Gadir

76.781

100.000

Gilar

53.391

255.000

Säfär

28.000

73.000

Kharkhar

119.100

-

Garadagh

897.000

-

* nachgewiesene und vermutete Ressourcen (ohne Mine Dämirli). Quelle: Anglo Asian Mining (AAM) 2025

 

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