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Branchen | Saudi-Arabien | Pharma, Biotechnologie

Lokale Branchenstruktur

Der Marktanteil lokaler Pharmaproduzenten soll stark ausgeweitet werden. Insbesondere die Importeure von Generika müssen mit wachsendem Konkurrenzdruck rechnen.

Von Robert Espey | Dubai

Produktion noch mit geringer Wertschöpfung

In Saudi-Arabien existieren über 40 Produzenten pharmazeutischer Erzeugnisse. Nach Angaben des größten lokalen Pharmaherstellers, der SPIMACO (gegründet 1986), deckt die heimische Fertigung 36 Prozent des Medizinbedarfs. Ein Großteil der Produktion sind Generika, aber es werden auch in signifikantem Umfang ausländische Lizenzprodukte hergestellt. Zudem betreiben einige internationale Pharmaunternehmen selbst Produktionsstätten in Saudi-Arabien. Beispiele sind GlaxoSmithKline (Vereinigtes Königreich), Sanofi (Frankreich) und Pfizer (USA). 

Die lokale Wertschöpfung der in Saudi-Arabien hergestellten Pharmazeutika ist noch relativ gering. Zahlreiche Produkte werden fertig importiert und in Saudi-Arabien lediglich für den Einzelverkauf aufbereitet. SPIMACO gibt für 2021 den durchschnittlichen Local Content seiner Produktionspalette mit 28,9 Prozent an. Damit liegt das Unternehmen über dem von staatlicher Seite (Local Content Authority) für die Pharmaindustrie vorgegebenen Richtwert von 22 Prozent.

SPIMACO verzeichnete 2021 einen Umsatzrückgang bei den in Saudi-Arabien verkauften Pharmaprodukten um 10 Prozent auf 303 Millionen US$. Das negative Ergebnis wird unter anderem zurückgeführt auf den Rückruf von drei Medikamenten (Proton, Lorinase, Lora S) durch die Saudi Food & Drug Authority (SFDA) sowie auf die Neufestsetzung der staatlich kontrollierten Preise. Der Umsatz mit staatlichen Abnehmern schrumpfte um 25 Prozent auf 90 Millionen US$. Das Geschäft mit privaten Kunden sank nur um 2 Prozent auf 213 Millionen US$.

Eine positive Entwicklung meldet SPIMACO für das Auslandsgeschäft. Die Exporte legten 2021 um 2 Prozent auf 41 Millionen US$ zu. Der Umsatz, den ausländische Töchter generierten, (Marokko, Ägypten etc.) stieg um 45 Prozent auf 13 Millionen US$.

In Saudi-Arabien betreibt SPIMACO Produktionsstätten in Al Qassim und Dammam. Die Fabrik in Al Qassim hat bei festen oralen Medikamenten (Tabletten, Kapseln) eine nominale Jahreskapazität (im Einschichtbetrieb) von 953 Millionen Einheiten, die Produktion betrug 2021 etwa 1,4 Milliarden Einheiten. Bei flüssigen Medikamenten zur oralen Einnahme wird eine Kapazität von 24,6 Millionen Einheiten angegeben (Produktion 2021: 20 Millionen Einheiten). Eine wichtige Produktgruppe sind Antibiotika. SPIMACO fertigt in Al Qassim auch Spritzen, Cremes und Zäpfchen. In der 2017 für 35 Millionen US$ fertiggestellten Fabrik in Dammam können jährlich 250 Millionen Tabletten und 60 Millionen Kapseln gefertigt werden.

Der zweitgrößte lokale Pharmahersteller, Tabuk Pharmaceuticals (gegründet 1994), unterhält Produktionsstätten in Tabuk und Dammam. Das Unternehmen gehört zur saudi-arabischen Astra Industrial Group. Die Kapazität in Tabuk beträgt 1,6 Milliarden Einheiten (Tabletten, Kapseln etc.). Ein Produktionsschwerpunkt sind Cephalospine-Antibiotika. Die Anlage in Dammam (seit 2015) kann 50 Millionen Einheiten erzeugen. Dort werden unter anderem lyophilisierte (gefriergetrocknete) Wirkstoffe für Injektionen gefertigt. Das Unternehmen hat auch Fabriken in Algerien und Sudan.

Förderung für Pharmaprojekte

Saudi-Arabien möchte sich zu einem regionalen Zentrum der Pharmaindustrie entwickeln. Anreize sollen lokale und ausländische Investoren anlocken. Es wird unter anderem auf steuerliche Vorteile, Finanzierungshilfen oder eine Bevorzugung bei staatlichen Beschaffungen von Pharmaprodukten hingewiesen. Internationale Investoren können ohne inländische Beteiligung operieren.

Als Teil der saudi-arabischen Entwicklungsplanung (Vision 2030) enthält das National Industrial Development and Logistics Program 2021-2025 auch Zielvorgaben für den Pharmasektor. So soll sich der wertmäßige Anteil der lokalen Produktion am saudi-arabischen Pharmamarkt von derzeit etwa 20 auf 40 Prozent erhöhen.

Dabei strebt das Land an, einen besonderen Fokus auf die Entwicklung und Fertigung innovativer Produkte zu richten. Saudi-Arabien möchte zu einem führenden Pharmaexporteur in der MENA-Region (Middle East & North Africa) und der OIC-Ländergruppe (Organisation of Islamic Cooperation) werden. Beobachter halten die angestrebten Ziele für sehr ambitioniert beziehungsweise wenig realistisch.

Die Investitionsförderagentur Invest Saudi nennt sieben prioritäre Pharmasektoren beziehungsweise Projekte:

  • Biological Medications/Plasma /Insulin,
  • Biopharma Products Manufacturing,
  • Cell And Gene Therapy Manufacturing,
  • Generic Drugs Manufacturing,
  • Oral Solid Medications,
  • Sterile Injectables Medications und
  • Vaccine Manufacturing.

Im Bereich der Herstellung von Pharmazeutika in fester Form zur oralen Einnahme sieht Invest Saudi ein Investitionsvolumen von 3,5 Milliarden US$. Als Schwerpunkte werden Medikamente für Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Herz- und Kreislauferkrankungen genannt. Investitionen von 730 Millionen US$ sollen in den Bereich Sterile Injectables Medications fließen. Hier sind vor allem Medikamente zur direkten Injektion/Infusion in den Blutkreislauf (parenterale Lösungen) gemeint.

In ein Projekt zur Herstellung von Pharmazeutika zur Gen- oder Zelltherapie sollen bis zu 50 Millionen US$ investiert werden. Eine Fabrik zur Generika-Produktion wird mit 394 Millionen US$ veranschlagt. Für ein Biopharmazeutika-Projekt werden 222 Millionen US$ kalkuliert. Die Regierung bietet den Investoren eine Abnahmegarantie an.

Derzeit baut das omanische Pharmaunternehmen Elixir Pharma für 24 Millionen US$ eine Fabrik im Industriepark der King Abdullah Economic City (KAEC 125 Kilometer nördlich von Jeddah mit jeweils einer Produktionslinie für Tabletten und Kapseln. Als geplante Jahreskapazitäten werden 1 Milliarde Tabletten und 300 Millionen Kapseln angegeben. Das Werk soll noch 2023 in Produktion gehen.

Bereits seit 2014 produziert Sanofi in der KAEC. Pfizer hat 2017 in der KAEC eine 50 Millionen US$ teure Fabrik in Betrieb genommen. GlaxoSmithKline produziert seit 1992 in Jeddah.

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