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Markttrends

Spätestens ab 2026 soll der Absatz von Medikamenten in Argentinien wieder steigen. Außerdem hat sich das Land als wichtiger Standort für klinische Forschung etabliert.

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Argentinien ist nach Brasilien und Mexiko der drittgrößte Pharmamarkt Lateinamerikas. Im Jahr 2023 fielen etwa 12,7 Prozent der Arzneimittelverkäufe der Region auf Argentinien. Der Branchenverband Cámara Industrial de Laboratorios Farmacéuticos Argentinos (CILFA) prognostiziert für Lateinamerika insgesamt ein Jahresplus von 3 bis 5 Prozent zwischen 2024 und 2028.

Ab 2026 sind die Aussichten besser

Die Wirtschaft steckt tief in der Rezession – ein Umstand, der auch die Pharmabranche trifft. CILFA erwartet deshalb in seiner jüngsten Studie eine Verringerung des Inlandsabsatzes (ohne Importe) von minus 5 Prozent für 2024 auf und für 2025 eine Stagnation. Ab 2026 soll der Absatz wieder anziehen. CILFA-Chefökonom Mauricio Claveri hält diese Berechnung allerdings für zu konservativ; wenn makroökonomisch nicht "alles aus dem Ruder läuft", müsste schon 2024 der Tiefpunkt durchschritten sein und es bereits 2025 wieder aufwärtsgehen.

Bereits seit Jahren steigt die Armut in der argentinischen Bevölkerung; auch die Kaufkraft der Mittelschicht bröckelt. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Präsidenten Javier Mileis 2024 war eine Liberalisierung der Preise, um die seit Jahren aufgestauten Preisverzerrungen zu beseitigen. Speziell die privaten Krankenversicherer erhöhten deshalb ihre Beiträge. Viele Menschen sahen sich daraufhin gezwungen, ihre Policen zu kündigen. Andere können sich nach Auskunft von Ärzten die benötigten respektive gewünschten Medikamente nicht mehr leisten.

Spürbar sind die Einbußen bei rezeptfreien Medikamenten und solchen mit Zuzahlung (je höher die Zuzahlung, umso stärker die Einbußen). Im Wesentlichen stabil blieb Branchenangaben zufolge der Absatz von Medikamenten, die zu 100 Prozent übernommen werden. Wertmäßig sind laut CILFA 90 Prozent aller auf dem argentinischen Markt verkauften Arzneimittel Markenprodukte. Rund 88 Prozent entfielen 2023 auf per Rezept verschriebene Produkte (75 Prozent der Einheiten) respektive 12 Prozent (25 Prozent der Einheiten) auf frei verkäufliche Waren.  

Grundsätzlich sind die Chancen auf dem argentinischen Pharmamarkt positiv, erklärt Ariela Goldschmit, Expertin für das argentinische Gesundheitswesen von der Universität Buenos Aires: "Argentinien ist trotz vieler institutioneller Schwächen, Finanzproblemen und Instabilität ein Land mit vielen Möglichkeiten für die Pharmabranche, auch weil alle Menschen das Recht auf eine kostenlose medizinische Grundversorgung durch den Staat haben." 

Argentinien ist weltweit bedeutend in klinischer Forschung

Neben dem Absatz ist Argentinien für Pharmafirmen im Bereich klinischer Forschung von großem Interesse. Künftig könnten auch Public-Private-Partnership-Projekte im Forschungsbereich an Bedeutung gewinnen, meint Kato Mastai, Professor für Gesundheitswirtschaft an der Universidad de San Andrés in Buenos Aires. Dem kommen ein gutes universitäres Umfeld und ein Bildungssystem entgegen, das innovationsfreudige und improvisationsfähige Fachkräfte hervorbringt.

In den letzten Jahren hat sich Argentinien zu einem der weltweit besten Ökosysteme für klinische Forschung entwickelt. Zugleich wurde der Sektor zu einem bedeutenden Devisenbringer, wobei auch Auftragsforschung eine wichtige Rolle spielt. Allein die in der  Cámara Argentina de Especialidades Medicinales (CAEME) zusammengeschlossen Firmen stellten 2022 mit ihrer klinischen Forschung 44 Prozent aller F&E-Investitionen des Landes; Tendenz  steigend (2018 noch 26,9 Prozent; inflationsbereinigter Zuwachs zwischen 2018 und 2022: 126,6 Prozent). Mit anderen Worten: Weniger als 5 Prozent aller Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, vereinten auf sich 44 Prozent der F&E-Anstrengungen des gesamten Unternehmenssektors.

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