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Katar investiert in Wasserwirtschaft
Die Wasserinfrastruktur des Emirats verfügt derzeit über ausreichende Kapazitäten. Aber der Wasserbedarf steigt schnell. Zudem sollen weitere Mega-Wasserspeicher gebaut werden.
21.11.2022
Von Heena Nazir | Dubai
Der Wüstenstaat hat seine Trinkwasserversorgung vorerst gesichert. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die 2018 in Betrieb genommene Umm Al Houl-Meerwasserentsalzungsanlage (Teilbetrieb seit 2017). Das Werk kann täglich 0,62 Millionen Kubikmeter produzieren. Im Mai 2019 hat die Behörde Qatar General Electricity and Water Corporation (Kahramaa) mit dem lokalen Versorgungsunternehmen Umm Al Houl Power (UHP) die Entsalzungskapazität auf 0,9 Millionen Kubikmeter pro Tag aufgestockt. Das Erweiterungsprojekt für 520 Millionen US-Dollar (US$) wurde 2021 fertiggestellt. Aktuell (Stand vom November 2022) sind keine weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen in Planung.
Die nun elf großen Entsalzungsanlagen des Landes verfügten 2020 (letzte verfügbaren Zahlen) über eine Gesamtkapazität von 2,4 Millionen Kubikmeter pro Tag beziehungsweise 894 Millionen Kubikmeter jährlich. Der Wasserverbrauch (Netzeinspeisung) erreichte 2020 mehr als 635 Millionen Kubikmeter. Von 2016 bis 2020 stieg die Trinkwasserproduktion um 26 Prozent auf geschätzt 691 Millionen Kubikmeter.
Indikatoren | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|
Trinkwasserproduktion (Millionen Kubikmeter) *) | 606 | 637 | 671 | 691 |
pro Kopf (Kubikmeter) | 224 | 231 | 242 | 246 |
Trinkwasserverbrauch (Netzeinspeisung; Millionen Kubikmeter) | 579 | 612 | 623 | 635 |
Vernetzte Mega-Wasserspeicher sollen die Kapazitäten erweitern
Kahramaa hat 2015 mit der Umsetzung eines Megaprogramms zum Bau eines Netzes neuer Wasserreservoirs (Water Security Mega Reservoirs Program) begonnen. Die Gesamtkosten werden mit 7,8 Milliarden US$ veranschlagt.
Die erste Phase der Primary Reservoirs & Pumping Stations (PRPS) wurde an fünf Standorten mit insgesamt 14 Reservoirs und einem Fassungsvermögen von jeweils 0,45 Millionen Kubikmetern sowie Pumpstationen gebaut. Die Reservoirs an den Standorten Umm Birka (PRPS 1; Baukosten: 259 Millionen US$) und Umm Salal (PRPS 2; 259 Millionen US$) wurden bereits 2018 fertiggestellt, 2019 dann die Bauarbeiten am Standort Rawdat Rashid (PRPS 3; 608 Millionen US$) und Al Thumama (PRPS 5; 659 Millionen US$). Abu Nakhla (PRPS 4; 659 Millionen US$) wurde mit Stand vom November 2022 zu 96 Prozent vollendet.
Ein 650 Kilometer langes Pipelinesystem (Rohrdurchmesser: DN 900 bis 1.600) verbindet die Reservoirs untereinander und mit den Entsalzungsanlagen im Süden von Doha (Ras Abu Fontas und Facility D) sowie in Ras Laffan (nördlich von Doha). Für den Bau des Netzes wurden Aufträge im Gesamtwert von über 1,3 Milliarden US$ vergeben. Mit Ausnahme eines Teilprojekts, das in Kürze abgeschlossen sein soll, ist das Pipelinesystem im Wesentlichen fertiggestellt.
Die erste Phase des "Water Security Mega Reservoirs Program" erhöhte die Speicherkapazität um 6,4 Millionen Kubikmeter. Damit stiegen die Kahramaa-Speicherkapazitäten zwischen 2017 und 2020 von 4,3 Millionen auf 10,7 Millionen Kubikmeter. Bis 2026 sollen die Speicherkapazitäten an den fünf Standorten um weitere 6,1 Millionen auf insgesamt 16,8 Millionen Kubikmeter erhöht werden. Das entspricht einem Plus von rund 63 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine zweite Phase für weitere 3 Milliarden US$ angekündigt.
Zusätzlich zu den Kahramaa-Speichern verfügen die Meerwasserentsalzungsanlagen über eigene Reservoirs mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Millionen Kubikmetern. Den größten Speicher (0,6 Millionen Kubikmeter) besitzt die neue Umm Al Houl-Entsalzungsanlage.
Projekt | Investitionsvolumen | Status *) | Projektträger |
---|---|---|---|
Water Security Mega Reservoirs: Phase 2 | 3.000 | ST | Public Works Authority (ASHGHAL) |
New district of Doha Tunnel Works: Contracts 2 & 3 (CP796/2 & CP796/3) | 400 | PQ | Public Works Authority (ASHGHAL) |
Pumping Station & Outfall: Contract 1 (CP803/1) | 250 | PQ | Public Works Authority (ASHGHAL) |
South of Wakrah Tunnel Works: Contracts 2 & 3 (CP803/2 & CP803/3) | 250 | PQ | Public Works Authority (ASHGHAL) |
Marine Pumping Station & Outfall: Contract 1 (CP796/1) | 200 | PQ | Public Works Authority (ASHGHAL) |
Inland Pumping Station & Wetland Balancing Lagoons: Contract 4 | 200 | PQ | Public Works Authority (ASHGHAL) |
South Wakrah Pumping Station & Outfall Infrastructure | 150 | FEED | Public Works Authority (ASHGHAL) |
Privatsektor soll in Kläranlage investieren
In den mittlerweile sechs großen (mit Kapazitäten ab 30.000 Kubikmeter pro Tag) und 18 kleinen Kläranlagen kann Katar nahezu das gesamte Abwasseraufkommen verarbeiten. Das aufbereitete Abwasser wird zur Bewässerung und zum Auffüllen der Grundwasserbestände verwendet. Die Kapazitäten der Klärwerke haben sich 2020 auf 292 Millionen Kubikmeter pro Jahr erhöht.
Den stärksten Zuwachs brachte das Klärwerk Doha North in Umm Salal Ali mit einer Tagesleistung von 244.000 Kubikmetern. Die zweitgrößte Kläranlage des Landes ist Doha West (175.500 Kubikmeter), gefolgt von Lusail (60.000 Kubikmeter), Old Doha West (54.000 Kubikmeter) und der Industrial Area-Kläranlage (30.000 Kubikmeter).
Mit dem Bau von Doha North wurde 2008 begonnen. Die Inbetriebnahme erfolgte 2015 und 2016 in zwei Phasen. Die Kosten betrugen 2,7 Milliarden US$, einschließlich Pumpstationen, Pipelines und einer Trocknungsanlage für Klärschlamm. Keppel Seghers (Singapur) war für das Design und den Bau des Projekts verantwortlich und hat einen Zehnjahresvertrag für den Betrieb des Klärwerks erhalten.
Doha North soll im Rahmen des 400-Millionen-US$-Projekts "New District of Doha (NDOD) Pumping Station and Outfall" erweitert werden. Dabei soll eine Abwasserkanalisation entstehen, die Wasser ins Meer pumpt. Das Vorhaben ist wichtig zur Reduzierung des Überflutungssrisikos bei Sturmereignissen und soll 2023 ausgeschrieben werden.
800-Millionen-Dollar-Vorhaben als öffentlich-privates Pilotprojekt
Das im Abwassersektor derzeit wichtigste Projekt ist "Al Wakrah and Al Wukair" im Wert von 800 Millionen US$. Es soll das erste Klärwerk sein, das die für den Abwassersektor zuständige Qatar Public Works Authority (ASHGHAL) als öffentlich-privates Vorhaben umsetzt. ASHGAL beabsichtigt, die Anlage nach einer Laufzeit von 25 Jahren zu übernehmen.
Die Kläranlage soll zunächst über eine Kapazität von 150.000 Kubikmetern pro Tag verfügen, die Infrastruktur jedoch für eine spätere Erweiterung auf 600.000 Kubikmeter ausgelegt werden. Das Projekt umfasst auch eine Pumpstation für Abwasser mit einer Kapazität von 600.000 Kubikmetern pro Tag sowie eine TSE-Infrastruktur (Treated Sewage Effluent) mit Speicherkapazitäten und einer Pumpstation.
Die offizielle Vereinbarung wurde Anfang September 2022 mit einem Konsortium aus der emiratischen Metito, der katarischen Al-Attiya Motors & Trading Company und der kuwaitischen Gulf Investment Corporation unterzeichnet. Synergy Consulting aus Dubai war als Finanzberater tätig.
Projekt | Investitionsvolumen | Stand | Projektträger |
---|---|---|---|
Al Wakrah and Al Wukair STP | 800 | B | |
Integrated Industrial Wastewater Treatment: Phase 1 (CP 798) | 171 | B | |
Wastewater Recycle and Reuse Project (QGWP) in Ras Laffan | 150 | AP | |
Rehabilitation of Doha South Sewage Treatment Works | 75 | B | |
Treated Sewage Effluent Polishing Plant | 40 | B | |
Lusail Boulevard Commercial Waste Collection System Plant & Network | 24 | B | |
Seef Lusail North Pneumatic Waste Collection System Plant & Network | 24 | B | |
MP Steam Boiler and DM Water Plant at QP Refinery | 24 | B | |
Zero Liquid Discharge Plant | 18 | B |