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Branchen | Katar | Wasserwirtschaft

Katar investiert in Wasserwirtschaft

Die Wasserinfrastruktur des Emirats verfügt derzeit über ausreichende Kapazitäten. Aber der Wasserbedarf steigt schnell. Zudem sollen weitere Mega-Wasserspeicher gebaut werden.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Wüstenstaat hat seine Trinkwasserversorgung vorerst gesichert. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die 2018 in Betrieb genommene Umm Al Houl-Meerwasserentsalzungsanlage (Teilbetrieb seit 2017). Das Werk kann täglich 0,62 Millionen Kubikmeter produzieren. Im Mai 2019 hat die Behörde Qatar General Electricity and Water Corporation (Kahramaa) mit dem lokalen Versorgungsunternehmen Umm Al Houl Power (UHP) die Entsalzungskapazität auf 0,9 Millionen Kubikmeter pro Tag aufgestockt. Das Erweiterungsprojekt für 520 Millionen US-Dollar (US$) wurde 2021 fertiggestellt. Aktuell (Stand vom November 2022) sind keine weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen in Planung.

Die nun elf großen Entsalzungsanlagen des Landes verfügten 2020 (letzte verfügbaren Zahlen) über eine Gesamtkapazität von 2,4 Millionen Kubikmeter pro Tag beziehungsweise 894 Millionen Kubikmeter jährlich. Der Wasserverbrauch (Netzeinspeisung) erreichte 2020 mehr als 635 Millionen Kubikmeter. Von 2016 bis 2020 stieg die Trinkwasserproduktion um 26 Prozent auf geschätzt 691 Millionen Kubikmeter. 

Entwicklung der Wasserversorgungssektors in Katar 2017 bis 2020

Indikatoren

2017

2018

2019

2020

Trinkwasserproduktion (Millionen Kubikmeter) *)

606

637

671

691

 pro Kopf (Kubikmeter) 

224

231

242

246

Trinkwasserverbrauch (Netzeinspeisung; Millionen Kubikmeter)

579

612

623

635

*) Erzeugung der MeerwasserentsalzungsanlagenQuelle: General Electricity & Water Corporation (Kahramaa), November 2022

Vernetzte Mega-Wasserspeicher sollen die Kapazitäten erweitern

Kahramaa hat 2015 mit der Umsetzung eines Megaprogramms zum Bau eines Netzes neuer Wasserreservoirs (Water Security Mega Reservoirs Program) begonnen. Die Gesamtkosten werden mit 7,8 Milliarden US$ veranschlagt.

Die erste Phase der Primary Reservoirs & Pumping Stations (PRPS) wurde an fünf Standorten mit insgesamt 14 Reservoirs und einem Fassungsvermögen von jeweils 0,45 Millionen Kubikmetern sowie Pumpstationen gebaut. Die Reservoirs an den Standorten Umm Birka (PRPS 1; Baukosten: 259 Millionen US$) und Umm Salal (PRPS 2; 259 Millionen US$) wurden bereits 2018 fertiggestellt, 2019 dann die Bauarbeiten am  Standort Rawdat Rashid (PRPS 3; 608 Millionen US$) und Al Thumama (PRPS 5; 659 Millionen US$). Abu Nakhla (PRPS 4; 659 Millionen US$) wurde mit Stand vom November 2022 zu 96 Prozent vollendet.

Ein 650 Kilometer langes Pipelinesystem (Rohrdurchmesser: DN 900 bis 1.600) verbindet die Reservoirs untereinander und mit den Entsalzungsanlagen im Süden von Doha (Ras Abu Fontas und Facility D) sowie in Ras Laffan (nördlich von Doha). Für den Bau des Netzes wurden Aufträge im Gesamtwert von über 1,3 Milliarden US$ vergeben. Mit Ausnahme eines Teilprojekts, das in Kürze abgeschlossen sein soll, ist das Pipelinesystem im Wesentlichen fertiggestellt.

Die erste Phase des "Water Security Mega Reservoirs Program" erhöhte die Speicherkapazität um 6,4 Millionen Kubikmeter. Damit stiegen die Kahramaa-Speicherkapazitäten zwischen 2017 und 2020 von 4,3 Millionen auf 10,7 Millionen Kubikmeter. Bis 2026 sollen die Speicherkapazitäten an den fünf Standorten um weitere 6,1 Millionen auf insgesamt 16,8 Millionen Kubikmeter erhöht werden. Das entspricht einem Plus von rund 63 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine zweite Phase für weitere 3 Milliarden US$ angekündigt.

Zusätzlich zu den Kahramaa-Speichern verfügen die Meerwasserentsalzungsanlagen über eigene Reservoirs mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Millionen Kubikmetern. Den größten Speicher (0,6 Millionen Kubikmeter) besitzt die neue Umm Al Houl-Entsalzungsanlage.

Ausgewählte Projekte in der Wasserwirtschaft in Katar (in Mio. US$)

Projekt

Investitionsvolumen

Status *)

Projektträger

Water Security Mega Reservoirs: Phase 2

3.000

ST

Public Works Authority (ASHGHAL)

New district of Doha Tunnel Works: Contracts 2 & 3 (CP796/2 & CP796/3)

400

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

Pumping Station & Outfall: Contract 1 (CP803/1)

250

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

South of Wakrah Tunnel Works: Contracts 2 & 3 (CP803/2 & CP803/3)

250

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

Marine Pumping Station & Outfall: Contract 1 (CP796/1)

200

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

Inland Pumping Station & Wetland Balancing Lagoons: Contract 4

200

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

South Wakrah Pumping Station & Outfall Infrastructure

150

FEED

Public Works Authority (ASHGHAL)
1) PQ = Präqualifizierung, FEED = Front End Engineering Design, ST = StudieQuelle: Recherchen von GTAI; MEED Projects, November 2022

Privatsektor soll in Kläranlage investieren

In den mittlerweile sechs großen (mit Kapazitäten ab 30.000 Kubikmeter pro Tag) und 18 kleinen Kläranlagen kann Katar nahezu das gesamte Abwasseraufkommen verarbeiten. Das aufbereitete Abwasser wird zur Bewässerung und zum Auffüllen der Grundwasserbestände verwendet. Die Kapazitäten der Klärwerke haben sich 2020 auf 292 Millionen Kubikmeter pro Jahr erhöht.

Den stärksten Zuwachs brachte das Klärwerk Doha North in Umm Salal Ali mit einer Tagesleistung von 244.000 Kubikmetern. Die zweitgrößte Kläranlage des Landes ist Doha West (175.500 Kubikmeter), gefolgt von Lusail (60.000 Kubikmeter), Old Doha West (54.000 Kubikmeter) und der Industrial Area-Kläranlage (30.000 Kubikmeter).

Mit dem Bau von Doha North wurde 2008 begonnen. Die Inbetriebnahme erfolgte 2015 und 2016 in zwei Phasen. Die Kosten betrugen 2,7 Milliarden US$, einschließlich Pumpstationen, Pipelines und einer Trocknungsanlage für Klärschlamm. Keppel Seghers (Singapur) war für das Design und den Bau des Projekts verantwortlich und hat einen Zehnjahresvertrag für den Betrieb des Klärwerks erhalten.

Doha North soll im Rahmen des 400-Millionen-US$-Projekts "New District of Doha (NDOD) Pumping Station and Outfall" erweitert werden. Dabei soll eine Abwasserkanalisation entstehen, die Wasser ins Meer pumpt. Das Vorhaben ist wichtig zur Reduzierung des Überflutungssrisikos bei Sturmereignissen und soll 2023 ausgeschrieben werden.

800-Millionen-Dollar-Vorhaben als öffentlich-privates Pilotprojekt

Das im Abwassersektor derzeit wichtigste Projekt ist "Al Wakrah and Al Wukair" im Wert von 800 Millionen US$. Es soll das erste Klärwerk sein, das die für den Abwassersektor zuständige Qatar Public Works Authority (ASHGHAL) als öffentlich-privates Vorhaben umsetzt. ASHGAL beabsichtigt, die Anlage nach einer Laufzeit von 25 Jahren zu übernehmen.

Die Kläranlage soll zunächst über eine Kapazität von 150.000 Kubikmetern pro Tag verfügen, die Infrastruktur jedoch für eine spätere Erweiterung auf 600.000 Kubikmeter ausgelegt werden. Das Projekt umfasst auch eine Pumpstation für Abwasser mit einer Kapazität von 600.000 Kubikmetern pro Tag sowie eine TSE-Infrastruktur (Treated Sewage Effluent) mit Speicherkapazitäten und einer Pumpstation.

Die offizielle Vereinbarung wurde Anfang September 2022 mit einem Konsortium aus der emiratischen Metito, der katarischen Al-Attiya Motors & Trading Company und der kuwaitischen Gulf Investment Corporation unterzeichnet. Synergy Consulting aus Dubai  war als Finanzberater tätig.

Ausgewählte Projekte in der Abwasserwirtschaft in Katar

Projekt

Investitionsvolumen

Stand 

Projektträger

Al Wakrah and Al Wukair STP

800

B

Public Works Authority (ASHGHAL)

Integrated Industrial Wastewater Treatment: Phase 1 (CP 798)

171

B

Public Works Authority (ASHGHAL)

Wastewater Recycle and Reuse Project (QGWP) in Ras Laffan

150

AP

Qatar Gas

Rehabilitation of Doha South Sewage Treatment Works

75

B

Public Works Authority (ASHGHAL)

Treated Sewage Effluent Polishing Plant

40

B

Veolia pro Katara Cultural Village

Lusail Boulevard Commercial Waste Collection System Plant & Network

24

B

Lusail Real Estate Development Company

Seef Lusail North Pneumatic Waste Collection System Plant & Network

24

B

Lusail Real Estate Development Company

MP Steam Boiler and DM Water Plant at QP Refinery

24

B

Qatar Energy

Zero Liquid Discharge Plant

18

B

Ras Laffan Olefins Company

*) AP = Angebotsprüfung, B= im Bau Quelle: Recherche GTAI, Meed Projects, November 2022

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