Branche kompakt | Schweden | Abfallwirtschaft
Branchenstruktur
Die schwedische Entsorgungsindustrie ist gut aufgestellt und bietet viele Möglichkeiten. Einige deutsche Unternehmen haben die guten Rahmenbedingungen bereits für sich entdeckt.
29.05.2024
Von Judith Illerhaus | Stockholm
Laut Avfall Sverige, dem schwedischen Branchenverband der Entsorgungsindustrie, ist es oberste Priorität, Abfälle zu vermeiden. Das gilt sowohl für die schwedische als auch für die europäische Abfallgesetzgebung.
Nach dem schwedischen Umweltgesetz ist jede Kommune dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass Siedlungsabfälle innerhalb der Gemeinde transportiert und recycelt oder entsorgt werden. Dabei besteht eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den Kommunen. Aufgrund immer größerer Anforderungen an die Branche gibt es tendenziell immer mehr Zusammenschlüsse, wodurch eine kosteneffizientere Verwaltung der Abfallentsorgung ermöglicht wird und zudem auch die Beschaffung gemeinsam abgewickelt werden kann.
Abfallarten | 2020 |
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Gesamtmenge, davon | 152 |
Grubenabfälle | 116,3 |
kommunale Abfälle | 4,5 |
Gewerbe- und Industrieabfälle | 17 |
Bauabfälle | 14,2 |
Neues Gesetz schreibt Trennung von Lebensmittelabfällen vor
Ab 2024 wird in Schweden ein neues Gesetz für die Trennung von Lebensmittelabfällen umgesetzt. Dies gilt für Haushalte und Unternehmen gleichermaßen. Darüber hinaus ist es für alle Kommunalbehörden Schwedens verpflichtend, eine getrennte Sammlung von Lebensmittelabfällen bereitzustellen. In vielen Teilen des Landes wird dies bereits seit Jahren praktiziert, bislang war dieses Vorgehen jedoch nicht gesetzlich geregelt. Lebensmittelabfälle sind eine wertvolle Energiequelle und werden unter anderem als Biogas genutzt – als Ersatz für fossile Brennstoffe.
Strengeres Textilrecycling ab 2025
Bereits 2017 hat die schwedische Regierung das Steuersystem reformiert, damit Menschen günstigere Reparaturen an gebrauchten Gegenständen erhalten können. Und auch Schwedens wohl bekanntester Fashion-Export H&M bietet seinen Kunden in Stockholm seit 2020 an, ihre nicht mehr genutzten Lieblingsteile über ein Kleidung-zu-Kleidung-Recyclingsystem namens Looop in neue Kleidungsstücke umwandeln zu lassen. Hier werden die alten Kleidungsstücke zunächst gereinigt, dann in Fasern zerkleinert und zu neuem Garn gesponnen. Daraus werden dann neue Kleidungsstücke gestrickt.
Auch die Regierung sucht beim Thema Textilrecycling neue Standards zu setzen: Seit 2022 ist bereits das Gesetz zur erweiterten Herstellerverantwortung bei Textilien in Kraft. Ab dem 1. Januar 2025 müssen sich Unternehmen bei einem lizenzierten Textilsammelsystem registrieren sowie die geschätzte jährliche Abfallmenge melden. Schweden hat sich zum Ziel gesetzt, die Menge an weggeworfenen Textilien langfristig deutlich zu reduzieren. Bis 2028 soll der erste Meilenstein erreicht werden: eine Reduzierung des Gewichts der ausrangierten Textilien um 70 Prozent im Vergleich zu 2022. Bis 2036 sollen sogar 90 Prozent erreicht werden.
Ebenfalls passend dazu erfolgte kürzlich eine gemeinsame Stellungnahme Schwedens, Dänemarks und Frankreichs bezüglich der Exporte von Textilabfällen in Entwicklungsländer. Auch Textilabfälle sollen den Kontrollmechanismen des Basler Übereinkommens, das die globalen Handlungsströme problematischer Abfallarten regelt, unterliegen.
Abfalltrennung größtenteils durch die Privatwirtschaft
In 61 Prozent der Kommunen des Landes wird die Sammlung von Lebensmitteln und Restmüll überwiegend von privaten Auftragnehmern durchgeführt. 36 Prozent der Kommunen führen die Sammlung selbst durch, die übrigen nutzen eine Kombination aus privaten Auftragnehmern und eigenen Sammlungsdiensten. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Kommunen, die ihre Sammlung selbst durchführen: im Jahr 2014 lag dieser Anteil bei 25 Prozent. Dies folgt einem internationalen Trend und ist auf den Wunsch der Kommunen nach mehr Flexibilität und Entscheidungsbefugnis zurückzuführen. Die Abfallbehandlung erfolgt entweder durch die Kommunen selbst oder durch einen externen Auftragnehmer, der im Rahmen eines Vergabeverfahrens ausgewählt wird. Dabei kann es sich um eine andere Kommune, ein anderes kommunales Unternehmen oder ein privates Unternehmen handeln.
Deutsche Unternehmen sind bereits am Markt etabliert
Mit Remondis mischt ein großer deutscher Player der Branche als etablierter Marktteilnehmer mit. Übernommen hat Remondis einen ursprünglich familiengeführten, traditionsreichen Recyclingbetrieb, der 1948 gegründet und zuletzt vom Wettbewerber Veolia geführt wurde. Von Veolia hat Remondis insgesamt 34 Standorte in den Geschäftsbereichen Recycling und Industrie Service übernommen. Remondis verweist auf die Teilnahme am schwedischen Markt vor allem als Chance für neue Maßstäbe in der Kreislaufwirtschaft.
Auch BASF ist ein langjähriger Akteur am schwedischen Markt und hat mit der schwedischen Stena Recycling eine Vereinbarung über den Kauf von Schwarzmasse geschlossen. Hierbei handelt es sich um eine umfassendere Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und schwedischen Unternehmen mit dem Ziel, eine Wertschöpfungskette für das Batterierecycling auf dem europäischen Markt für Batterien von Elektrofahrzeugen aufzubauen.
Der Anteil der energetischen Verwertung von Siedlungsabfällen wächst
Die gesammelten und behandelten Mengen an Haushalts- und Gewerbeabfällen beliefen sich im Jahr 2022 auf 4,7 Millionen Tonnen. Jeder Schwede erzeugte 449 kg Hausmüll, was einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber 2021 entspricht.
Tatsächlich hat sich der Anteil der Abfälle, die in Schweden für die energetische Verwertung genutzt werden, von 2018 bis 2022 um 5 Prozent erhöht.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2023 |
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Ragn-Sellsföretagen AB | Sammlung und Rückgewinnung | 729 |
Returpack Svenska AB | Rückgewinnung | 343 |
Kuusakoski Sverige AB | Rückgewinnung | 163 |
Sydskånes Avfalls AB, Sysav | Sammlung und Rückgewinnung | 113 |
Cronimet Fagersta AB | Rückgewinnung | 107 |
Svenska Förpacknings- och Tidningsinsamlingen AB | Sammlung | 93 |
Fortum Waste Solutions AB | Sammlung und Beseitigung gefährlicher Abfälle | 90 |