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Wirtschaftsumfeld | Schweden | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Das Wachstum der bereits hohen Löhne soll in den kommenden Jahren weiter zulegen. Ausschlaggebend dafür wird die Tarifrunde 2023 sein.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Löhne und Gehälter

Die durchschnittlichen Arbeitskosten in Schweden 2021 beliefen sich laut Eurostat auf 39,70 Euro pro Stunde und damit 2,50 Euro mehr als in Deutschland. Im Vergleich zu den beiden skandinavischen Nachbarn Dänemark und Norwegen ist das größte Land der Region aber fast günstig.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2018

2019

2020

2021

2022 1)

2023 1)

nominal (in skr)

34.600

35.300

36.100

37.100

38.000

39.100

nominal (in Euro) 2)

3.373

3.334

3.443

3.656

k.A.

k.A.

reale Veränderung (in %) 3)

0,4

0,8

1,6

0,5

-5,0

-1,6

1) Prognose; 2) Umrechnung nach jeweiligem Jahresdurchschnittskurs der Europäischen Zentralbank; 3) gegenüber Vorjahr bezogen auf LandeswährungQuelle: SCB 2022; Medlingsinstitutet 2022; Konjunkturinstitutet 2022

Das nominale Lohnwachstum hielt sich - trotz Pandemie - in den letzten beiden Jahren 2020 und 2021 stabil bei etwa 2,5 Prozent und dürfte auch 2022 einen ähnlichen Wert erreichen. Angesichts der Inflation und des zunehmenden Fachkräftemangels prognostiziert das staatliche Konjunkturinstitutet (KI) für die kommenden Jahre allerdings eine höhere Dynamik. Im Jahr 2023 sollen etwa 3 Prozent Lohnzuwachs bevorstehen, im Zeitraum 2024 bis 2026 sogar etwa jeweils 3,5 Prozent.

Lohnanstieg für 2023 erwartet

Genauere Schätzungen werden 2023 nach Abschluss der nächsten großen Tarifrunde möglich sein. Mehr als 500 der insgesamt 700 meist für zwei Jahre geschlossenen Vereinbarungen werden dann neu verhandelt, unter anderem auch im verarbeitenden Gewerbe. Insgesamt betreffen die Tarifverträge mehr als jeden zweiten Arbeitenden in Schweden. Zudem gelten sie oftmals als Vorlage für Unternehmen, die von ihnen nicht umfasst werden.

"Die Inflationserwartungen der Sozialpartner für die kommenden zwei Jahre sind etwas höher als in den Vorjahren. Die Rentabilität des Unternehmenssektors wird in diesem Jahr überdurchschnittlich hoch sein und voraussichtlich auch im nächsten Jahr relativ gut bleiben", beschreiben die Experten von KI die Ausgangslage für die Tarifgespräche. Demnach werden die Ansprüche allerdings stark variieren. Höhere Forderungen erwarten sie unter anderem im Gesundheitssektor, dem verarbeitenden Gewerbe sowie bei den Kommunen. Im Hotel- und Gastgewerbe sowie im Bauwesen werden dagegen unterdurchschnittliche Abschlüsse erwartet.


Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen

2021 (in Landeswährung)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Insgesamt

37.100

2,8

3.656

Finanz- und Versicherungsbranche

55.200

3,8

5.440

Informations- und Kommunikationstechnologie

50.300

5,5

4.957

Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung

46.500

5,4

4.583

Elektrizität, Gas und Wärme

44.500

1,8

4.386

Bergbau

42.900

4,1

4.228

Grundstücks- und Wohnungswesen

39.700

4,5

3.913

Verarbeitendes Gewerbe

38.800

2,4

3.824

Bauwirtschaft

37.500

2,7

3.696

Wasser, Abwasser, Abfall

36.800

5,1

3.627

Einzelhandel und Kfz-Reparatur

35.500

1,1

3.499

Bildungswesen

35.000

3,9

3.449

Gesundheits- und Sozialwesen

34.200

3,3

3.371

Transport und Lager

33.100

1,5

3.262

Kunst, Unterhaltung und Erholung

31.600

1,0

3.114

Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei

30.200

3,4

2.976

Hotelgewerbe und Gastronomie

27.000

3,1

2.661

1) nominal; 2) Jahresdurchschnittskurs der Europäischen Zentralbank 2021: 1 Euro = 10,1465 skrQuelle: SCB 2022

Die hohe Abdeckung mit Tarifverträgen ist auch der Grund für fehlende nationale Regelungen zum Mindestlohn. Wie die von der Europäischen Union im Juni 2022 vorläufig angenommene Richtlinie über angemessene Mindestlöhne im Land umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Schweden legte gegen die Richtlinie heftige Kritik ein.

Gehälter unterscheiden sich geografisch kaum

Die Gehälter im Land unterliegen geografisch keinen großen Unterschieden. Dies ist ebenfalls auf die Tarifvereinbarungen zurückzuführen. In sieben schwedischen Regionen variiert laut dem schwedischen Statistikamt SCB der durchschnittliche Bruttomonatslohn um weniger als 7 Prozent.

Der einzige Ausreißer ist die Hauptstadtregion Stockholm. Sie war 2021 die einzige, in der mehr als im Landesdurchschnitt verdient wurde und durchbrach als einzige beim durchschnittlichen Monatsbruttolohn sogar die 4.000-Euro-Marke. Dies liegt allerdings weniger an den "normalen" Gehältern, als an der Anhäufung hoch bezahlter Sektoren wie im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien oder Finanzen sowie den Hauptsitzen von Konzernen und öffentlichen Institutionen.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Region

2021 (in Landeswährung)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Landesdurchschnitt

37.100

2,8

3.656

Stockholm

41.400

2,7

4.080

Sydsverige (Südschweden)

36.500

3,1

3.597

Västsverige (Westschweden)

36.300

2,5

3.578

Östra Mellansverige (Östliches Mittelschweden)

35.300

2,6

3.479

Smaland med öarna (Småland und Inseln)

34.400

3,0

3.390

Övre Norrland (Oberes Norrland)

34.400

1,2

3.390

Mellersta Norrland (Mittleres Norrland)

34.300

3,0

3.380

Norra Mellansverige (Nördliches Mittelschweden)

34.200

2,7

3.371

1) nominal; 2) Jahresdurchschnittskurs der Europäischen Zentralbank 2021: 1 Euro = 10,1465 skrQuelle: SCB 2022

Bruttomonatslöhne (Produktion)

2021 (in Landeswährung)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Produktionsleiterin im verarbeitenden Gewerbe

54.300

6,5

5.352

Blech-, Metallbauerin, Gießerin, Schweißerin

30.800

2,0

3.036

Mechanikerin, Monteurin von:

   Maschinen

31.900

4,2

3.144

   elektrischen Geräten

33.700

2,7

3.321

   Elektronik, Telekommunikationstechnik

31.400

2,6

3.095

Maschinenführerin in:

   Bergbau

33.800

-2,0

3.331

   Metallindustrie

29.900

3,5

2.947

   Chemieindustrie, Pharma

28.800

2,1

2.838

   Kunststoffindustrie

27.800

3,0

2.740

   Textilindustrie

24.900

1,6

2.454

   Lebensmittelindustrie

26.400

1,5

2.602

   Holz-, Papierindustrie

29.700

2,4

2.927

Prozessleittechnikerin

32.000

0,9

3.154

Monteurin

28.500

3,6

2.809

Arbeiterin in der Fertigung

25.900

2,0

2.553

1) nominal; 2) Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 Euro = 10,1465 skrQuelle: SCB 2022

Weitere Lohnbestandteile

Prämien sind in Schweden als zusätzliche, freiwillige Gehaltskomponenten weit verbreitet. Üblich ist beispielsweise, dass eine geringfügige Prämie für den Unternehmenserfolg an die Belegschaft ausgezahlt wird. Managementgehälter haben in der Regel größere, variable, leistungsbezogene Komponenten. In Makler- und anderen Verkaufsberufen ist meist ein großer Teil des Einkommens provisionsabhängig.

Für Angestellte schließen die Arbeitgeber vielfach Zusatzversicherungen und Betriebsrentenverträge ab. Je nachdem, zu welchem Arbeitgeberverband ein Unternehmen gehört, sind solche Zusatzversicherungen, die beispielsweise dem Arbeitnehmer ein bestimmtes Rentenniveau sichern sollen, aufgrund bestehender Tarifverträge verpflichtend.

Sozialversicherungsbeiträge 

Sozialbeiträge 2022 (in Prozent der Bemessungsgrundlage)

Beitragsart

Arbeitgeber 1)

Rentenversicherung 2)

10,21

Krankenversicherung

3,55

Elternzeitversicherung

2,60

Arbeitsmarktabgabe

2,64

Arbeitsunfallversicherung

0,20

Sonstige wichtige Abgaben

Allgemeine Abgabe 3): 11,62

Hinterbliebenenrente: 0,60

Gesamt 4)

31,42

Quelle: Skatteverket 2022

1) Abgaben der Arbeitnehmer werden über die Steuer geleistet; 2) hierbei handelt es sich um die Abgabe für die staatliche Rentenversicherung; zusätzlich entrichtet der Arbeitgeber in der Regel entweder einen freiwilligen oder tariflich festgelegten Beitrag zu einer individuellen Rentenversicherung des Arbeitnehmers; 3) formell eine Steuer, keine Sozialabgabe; gilt nicht für Arbeitgeber ohne Sitz in Schweden; 4) abhängig vom Geburtsjahr des Angestellten können ein reduzierter Gesamtsatz gelten oder einzelne Beitragsarten entfallen.


Die Sozialabgaben der Arbeitgeber bleiben in Schweden bis voraussichtlich mindestens Ende 2023 auf dem unveränderten Niveau von 31,42 Prozent. Im europäischen Vergleich rangieren sie damit am oberen Ende der Vergleichsskala. Zu beachten ist, dass die Sozialabgaben in Schweden, zusätzlich zum Bruttogehalt, allein vom Arbeitgeber getragen werden. Arbeitnehmer zahlen keine separaten Sozialabgaben. Ihr Anteil wird über die einkommensabhängige Steuerzahlung abgegolten. Diese wird vom Bruttogehalt (Gehalt ohne Arbeitgeberabgaben) gezahlt. Der fällige Betrag richtet sich nicht nur nach der Einkommenshöhe, sondern auch nach dem Wohnort.

Die Gemeinden in Schweden haben einen erheblichen Einfluss auf die tatsächlich abzuführenden Steuerbeträge. Sie legen fest, welcher Tabelle der gesamten Einkommensteuertabelle (Skattetabell) die Gemeinde zugeordnet wird. Basierend darauf wird dann für die unterschiedlichen Einkommenshöhen die Steuer berechnet.

Arbeitslosengeld wird bei Arbeitslosigkeit nur ausgezahlt, wenn der Arbeitnehmer freiwillig Mitglied einer sogenannten Arbeitslosenkasse ist und in diese mindestens ein Jahr lang die monatlichen Abgaben entrichtet hat.

Wegen der zahlreichen Tarifverträge und der regional unterschiedlichen Steuerabgaben wird die Lohnbuchhaltung oftmals an externe Dienstleister vergeben. Das Gleiche gilt für Formalitäten der Arbeitgeberregistrierung, der Ausarbeitung von Arbeitsverträgen oder bei der Festlegung der steuerlichen Betriebsstätte. Einen speziell auf die Bedürfnisse deutscher Unternehmen ausgerichteten Service bietet beispielsweise die Deutsch-Schwedische Handelskammer (AHK Schweden) an.

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