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Branche kompakt | Slowakei | Bauwirtschaft

Branchenstruktur

Das Baugeschehen in der Slowakei ist ungleich verteilt, die Hauptstadtregion Bratislava dominiert. Viele ausländische Konzerne sorgen für einen intensiven Wettbewerb.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Die Baubranche gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in der Slowakei. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt erreichte 2023 fast 8 Prozent. Laut Statistikamt waren Mitte 2024 rund 27.600 Unternehmen im Baugewerbe tätig. Hinzu kommen über 100.000 selbständige Bauunternehmer, bei denen es sich häufig um Bauhandwerker mit Gewerbeschein handelt.

Die meisten Baufirmen sind sehr klein mit weniger als 50 Beschäftigten. Nur rund 150 Unternehmen haben zwischen 50 und 249 Mitarbeitende. Immerhin 14 Baufirmen kommen auf 250 und mehr Beschäftigte.

Jede vierte Baufirma sitzt in Bratislava

Etwa ein Viertel der Baufirmen hat ihren Sitz im Bezirk Bratislava. Im Großraum der Hauptstadt finden auch die meisten Bauaktivitäten statt. Laut Statistikamt entfielen 2022 auf Bratislava und sein Umland rund 27 Prozent der Bauproduktion (1,7 Milliarden Euro). Die meisten anderen Regionen des Landes kommen auf ein Volumen zwischen 500 Millionen und 700 Millionen Euro. Nur in Žilina und Prešov liegen die Bauleistungen deutlich höher. Das liegt vor allem an großen Infrastrukturbauten wie den Ausbau der Autobahn D1 in diesen Regionen.

Auch im Wohnungsbau sind die Hauptstadt und ihr Speckgürtel führend. Von den 80.000 Wohnungen, die sich Ende 2022 landesweit im Bau befanden, entfielen rund 16.000 auf den Bezirk Bratislava. Die Regionen Žilina und Trnava lagen mit rund 13.000 Wohnungen aber nicht weit entfernt davon. Nur halb so viel Wohnungen entstehen in den Bezirken Banská Bystrica und Košice.

Ausländische Akteure spielen wichtige Rolle

Sowohl bei der Bauausführung als auch bei der Produktion von Baustoffen sind viele ausländische Konzerne im Markt aktiv. Umsatzstärkstes Bauunternehmen war 2023 die slowakische Tochter von Strabag. Beim Bau großer Infrastrukturprojekte kommen aber auch einheimische Unternehmen häufig zum Zuge. Bekannte Firmen sind Doprastav und Váhostav. Das Ranking ändert sich häufig, da Aufträge für Infrastrukturprojekte wie den Višňové-Tunnel an der Autobahn D1 für große Verschiebungen beim Umsatz sorgen. 

Bei komplizierten und umfangreichen Projekten schließen sich einheimische und ausländische Baufirmen oft zu Konsortien zusammen, um ihre Stärken zu bündeln. 

Als wichtiger Generalübernehmer in der Slowakei hat sich die japanische Takenaka etabliert. Sie wickelt dort über ihre deutsche Tochterfirma schlüsselfertige Projekte für die Industrie ab, unter anderem die Werke von Kia, Sony und Mobis. Aktuell betreut Takenaka den Bau der Volvo-Fabrik bei Košice.

Wichtige Branchenunternehmen in der SlowakeiUmsatz in Millionen Euro
UnternehmenSparte

Umsatz 2023

Danucem SlovenskoZement, Beton und andere Baustoffe

309,4

StrabagInfrastrukturbau, Asphalt und Beton

259,4

DoprastavTiefbau, Hochbau, Wasserbauten

246,1

Eurovia SKInfrastrukturbau, Hochbau, Wasserbauten

174,6

Skanska SKTiefbau, Hochbau

156,0

VáhostavInfrastrukturbau, Industriebauten, Wasserbauten

137,9

Carmeuse SlovakiaAsphalt, Beton, sonstige Baustoffe

108,6

Metrostav SlovakiaHochbau, Industriebauten

108,4

TSS GradeInfrastrukturbau

100,7

Colas SlovakiaInfrastrukturbau

100,6

Quelle: Finstat.sk 2024

Bauhandwerker händeringend gesucht 

Zu den großen Hemmnissen des Baugewerbes gehört der angespannte Arbeitsmarkt. Im September 2024 gab es über 18.000 offene Stellen für qualifizierte Handwerker wie Maurer, Fliesenleger oder Tischler. Dem standen nur 7.000 Erwerbslose aus diesen Berufsgruppen gegenüber. 

Die Nominallöhne in der Bauwirtschaft waren 2022 und 2023 jeweils zweistellig gewachsen. Auch 2024 legen sie weiter zu und erreichten zur Jahresmitte einen Durchschnittswert von 1.040 Euro pro Monat. Insgesamt zählte die Branche 2023 rund 270.000 Beschäftigte.

Baustoffhersteller leiden unter hohen Energiepreisen

Die Produktion von Baumaterialien war 2023 in vielen Sparten zurückgegangen. Das hing neben der Nachfrageschwäche auch mit den hohen Energiepreisen zusammen, die eine Herstellung unrentabel machte. Wichtige Hersteller wie Saint-Gobain mit drei Werken in der Slowakei oder der Fensterprofilhersteller Slovaktual verzeichneten zweistellige Umsatzrückgänge. Beim Ziegelhersteller Wienerberger in Zlaté Moravce sind die Umsätze laut Wirtschaftszeitschrift Trend sogar um 47 Prozent und der Reingewinn um 83 Prozent eingebrochen. Dagegen konnte sich der größte Zementhersteller Danucem (gehört zur irischen CRH Holding) gut behaupten und seine Umsätze sogar steigern. 

Produktion ausgewählter Bauprodukte in der SlowakeiVerkaufte Produktion in Millionen Euro; Veränderung in Prozent
PRODSLOV-Kategorie *)

2023

Veränderung 2023/2022

08.11 Gewinnung von Naturwerksteinen und Natursteinen, Kalk- und Gipsstein, Kreide und Schiefer

 64,6

 -7,1

08.12 Gewinnung von Kies, Sand, Ton und Kaolin

116,1

0,8

16.10 Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke

 252,9

-32,6 

22.23 Herstellung von Baubedarfsartikeln aus Kunststoffen

 369,4

-13,2

23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

 2.047,5

-2,3

23.51.12.10.00 Herstellung von Portlandzement

391,8

41,0

23.52 Herstellung von Kalk und gebranntem Gips

151,5

25,3

23.61.11 Fliesen, Kacheln, Ziegelsteine

138,2

-20,8

23.63 Herstellung von Frischbeton (Transportbeton)

163,2

-14,9

23.64 Herstellung von Mörtel und anderem Beton (Trockenbeton)

56,9

-11,7

24.10 Erzeugung von Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen

6.639,6

-19,2

24.42 Erzeugung und erste Bearbeitung von Aluminium

474,8

-42,9

24.44 Erzeugung und erste Bearbeitung von Kupfer

29,1

7,0

25 Herstellung von Metallerzeugnissen

4.791,7

1,5

25.12 Herstellung von Ausbauelementen aus Metall

103,7

-11,3

25.21 Herstellung von Heizkörpern und –kesseln für Zentralheizungen

945,6

-14,2

25.72 Herstellung von Schlössern und Beschlägen aus unedlen Metallen

155,2

-1,6

* Slowakische Kategorisierung der Produktion. Betrifft die verkaufte Produktion im In- und Ausland aller Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten oder kleinerer Unternehmen mit einem Umsatz von über 5 Millionen Euro.Quelle: Slowakisches Statistikamt 2024; Berechnungen Germany Trade & Invest 2024.

 

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