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Branche kompakt | Slowakei | Chemische Industrie

Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie

Die slowakischen Chemiebetriebe haben viel Nachholbedarf beim ökologischen Umbau und der Dekarbonisierung. Besonders die finanzstarken Unternehmen investieren in diesem Bereich.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Die Themen Nachhaltigkeit, schonender Ressourceneinsatz und Dekarbonisierung spielen für die slowakische Chemieindustrie eine zunehmend wichtige Rolle. Allerdings konzentrieren sich die Investitionen meist auf die großen, finanzstarken Branchenunternehmen. 

Der Raffineriekonzern Slovnaft muss sich darauf einstellen, dass die Nachfrage nach seinen fossilen Kraftstoffen tendenziell sinkt. Das Unternehmen bereitet sich daher auf die Produktion von Biokraftstoffen und von grünem Wasserstoff vor. Schon jetzt produziert Slovnaft pro Jahr über 90.000 Tonnen Wasserstoff für den Eigenbedarf - allerdings durch klimaschädliche Dampfreformierung aus Erdgas. Ein Teil davon wird in einem Joint Venture mit der deutschen Messer Group für den Einsatz in Wasserstofffahrzeugen aufbereitet.

Außerdem stattet der Konzern mehrere Tankstellen zurzeit mit Photovoltaik zur Eigenversorgung aus. Ausgewählte Standorte sollen künftig auch Wasserstoff anbieten. Zusammen mit der Technischen Universität STU in Bratislava erarbeitet Slovnaft ein Konzept zu effizienteren Energienutzung von Kesselabgasen. 

Durch die Elektrifizierung wichtiger Maschinen zur Benzinproduktion, höhere Effizienz bei der Wärmeerzeugung und einen Brennstoffwechsel im Heizkraftwerk will Slovnaft seinen CO2-Fußabdruck deutlich verringern. Außerdem ist der Bau eines neuen emissionsarmen Pyrolyseofens und die Elektrifizierung des Verdichterantriebs in der Ethylenanlage geplant. Durch diese Projekte könnten pro Jahr 370.000 Tonnen CO2 eingespart werden, heißt es im Jahresbericht des Konzerns.

Raffinerie nutzt Abfall zur Energiegewinnung

In Bratislava plant Slovnaft eine große Verbrennungsanlage für Siedlungsabfälle, Industrieschlämme und Altlasten mit einer Gesamtkapazität von 316.700 Tonnen. Dort sollen auch Industrierückstände der Autofabriken von Volkswagen, Stellantis und Kia verarbeitet werden. Die dadurch gewonnene Wärme und der Strom werden direkt in der Raffinerie von Slovnaft verbraucht sowie zur Beheizung von Haushalten in Bratislava genutzt. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen, der Betrieb könnte 2029 starten. Die Investitionskosten belaufen sich auf 200 Millionen US-Dollar (etwa 184 Millionen Euro).

Ende 2023 nahm Slovnaft in seiner Raffinerie Bratislava einen neuen Speicher für 6.000 Tonnen verflüssigtes Ethylen in Betrieb. Dadurch kann die Produktion von Polyethylen niedriger Dichte stabilisiert und somit Kohlendioxidemissionen und Stromverbrauch reduziert werden, teilte der Konzern mit. Die Investitionskosten betrugen 70 Millionen Euro.

Wasserstoff als neuer Energieträger

Der größte industrielle Gasverbraucher der Slowakei, Ammoniakproduzent Duslo, will den Energieträger Erdgas perspektivisch durch Wasserstoff ersetzen. Die dafür nötigen Elektrolysekapazitäten sollen mit Hilfe von Fotovoltaik und Windparks entstehen, auch ein Batteriespeicher ist geplant. Laut Branchendienst Energie-Portal.sk strebt Duslo eine Jahresproduktion von 2.100 Tonnen Wasserstoff an. Die Hälfte der geschätzten Gesamtkosten (120 Millionen Euro) kommt aus dem EU-Modernisierungsfonds. Das Vorhaben soll bis 2030 abgeschlossen sein, verzögert sich derzeit aber wegen Anwohnerprotesten.

Im Sommer 2024 kündigte Duslo außerdem an, die Emission von Stickoxiden bei der Produktion von Salpeter zu senken. Dafür installiert das Unternehmen effizientere katalytische Reduktionssysteme. Ziel ist eine Verringerung des Stickoxidausstoßes um über 90 Prozent. Wie Duslo mitteilte, könnten damit pro Jahr rund 22.000 Tonnen CO2-Äquivalent vermieden werden.

Ein weiteres Projekt zur ökologischen Transformation bei Duslo ist eine Anlage, in der Kraftstoffe aus Kunststoffabfällen produziert werden (Pyrolyseöl). Dafür sind 23 Millionen Euro Investitionen vorgesehen. Derzeit testet das Unternehmen die Produktion und sucht Kunden für den Biokraftstoff.

Mehrere Projekte zur Batterieproduktion

Bei der Batterieproduktion könnte die Slowakei in naher Zukunft zu den führenden Produktionsstandorten in Europa gehören. Das erzeugt Bedarf an chemischen Vorprodukten. Im Sommer 2024 startete das einheimische Unternehmen InoBat mit der industriellen Herstellung von Batteriezellen in Voderady bei Trnava. Die Fertigungslinie bildet den gesamten Prozess von Anoden- und Kathodenmischungen bis zur Formierung der Zellen ab und hat eine Jahreskapazität von 50.000 Einheiten. Gemeinsam mit der chinesischen Gotion High-Tech plant InoBat außerdem eine Gigafactory in Šurany. Dort ist ab 2026 eine Jahreskapazität von 20 Gigawattstunden geplant.

Porsche errichtet über seine Werkzeugbautochter einen "Smart Battery Shop" im slowakischen Horná Streda, wo die Batterien für den elektrischen Porsche Cayenne produziert werden sollen.

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