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Wirtschaftsumfeld | Slowakei | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Wettbewerb und hohe Inflation treiben auch 2023 die Löhne. Arbeitskräfte wechseln eher die Firma, wenn andernorts mehr bezahlt wird. Der Mindestlohn ist auf 700 Euro gestiegen.

Von Miriam Neubert | Bratislava

Löhne und Gehälter 

Die Lohnkosten ziehen in der Slowakei an, sind aber im Vergleich zu westeuropäischen Ländern noch niedrig. Im Jahr 2021 lagen sie laut Eurostat in der gewerblichen Wirtschaft im Schnitt bei 10,60 Euro pro Stunde. Sie betrugen damit 37 Prozent des deutschen (29 Euro) und knapp die Hälfte des EU-Durchschnitts (21,9 Euro). Unter Hinzurechnung der Lohnnebenkosten waren es 14,20 Euro pro Stunde.

Der gesetzliche Mindestlohn ist in sechs Kategorien gestaffelt, je nach Komplexität der Tätigkeit. Er wurde zum 1.1.2023 monatlich um 54 Euro angehoben. In der niedrigsten Kategorie beträgt er 700, in der höchsten 1.280 Euro.

Nominale Zuwächse, doch reale Verluste

Von Januar bis September 2022 stieg der durchschnittliche Bruttomonatslohn nominal um 8,2 Prozent auf 1.266 Euro. Real aber verlor er in jedem Quartal das Rennen gegen die Inflation und sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum insgesamt um 3,3 Prozent. In allen 19 Wirtschaftszweigen registrierte das Slowakische Statistikamt nominale Lohnzuwächse und, bis auf die Kultur- und Freizeitwirtschaft, reale Einbußen. Der Druck auf die Arbeitgeber, ihren Angestellten mit Lohnerhöhungen zu helfen, bleibt 2023 groß, da die Inflation im Schnitt mit 10 Prozent hoch bleiben soll, wie die Slowakische Nationalbank prognostiziert. Regierung und Nationalbank sehen den Durchschnittslohn 2023 nominal um über 10 Prozent zulegen. 

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2019

2020

2021

2022 1)

2023 1)

nominal (in Euro)

1.092

1.133

1.211

1.312

1.449

reale Veränderung (in %) 2)

5,0

1,9

3,6

-3,6

-2,7

1 Prognose; 2 gegenüber VorjahrQuelle: Statistikamt der Slowakischen Republik 2022; Finanzministerium/Institut für Finanzpolitik 2022

 

Das zeigte sich im Herbst 2022 in den Ergebnissen der Tarifverhandlungen großer Unternehmen der Automobil- und Metallindustrie. So erhöht Kia Slovakia die Tarifgehälter in der Produktion 2023 um 130 Euro, 2024 um 110 Euro und 2025 um 120 Euro. Im Jahr 2022 überstiegen sie im Schnitt das Niveau von 2.000 Euro und würden durch den neuen Vertrag erneut stärker zunehmen als im Marktdurchschnitt, schrieb die Wirtschaftszeitung Trend. Für 2023 kommt ein außergewöhnlicher Bonus in Höhe von 1.300 Euro hinzu, werden Vergünstigungen ausgeweitet.

Es geht dabei auch um die Attraktivität des Unternehmens im Wettbewerb. Denn der Druck, den Arbeitsplatz aus finanziellen Gründen zu wechseln, ist durch Teuerung und Kaufkraftverluste gestiegen. Geringverdiener und junge Menschen neigen Personalberatern zufolge eher zum Job-Hopping. In der Slowakei verdiente im 2. Quartal 2022 ein Viertel der Beschäftigten im Schnitt weniger als 890 Euro brutto im Monat, bei 10 Prozent waren es unter 690 Euro.

Wie bei der Arbeitslosenquote gibt es bei den Lohnkosten ein West-Ost-Gefälle. Lohnkostenvorteile im Osten sind angesichts des Wettbewerbs um Personal gerade in der wichtigen Automobilindustrie aber nicht unbedingt von Dauer. So wird die Großinvestition von Volvo Cars bei Košice in ein Werk für Elektroautos auf die Löhne ausstrahlen - ähnlich wie bereits an anderen Kraftfahrzeugstandorten im Land, die zu Bratislava aufholen. Einen durchschnittlichen Bruttomonatslohn, der 2.000 Euro übersteigt, gibt es nur in der IT- und Kommunikationsbranche, dem Finanz- und Versicherungswesen sowie der Energiewirtschaft.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen

1. Halbjahr 2022 (in Euro) 1)

Veränderung zum 1. Halbjahr 2021 (in %) 2)

Insgesamt

1. 252

7,6

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

975

7,6

Bauwirtschaft

873

10,7

Bergbau

1.417

8,2

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

1.306

6,9

  Nahrungsmittel-/Getränkeindustrie/Tabak

1.063

6,5

  Textilindustrie/Lederindustrie

877

10,4

  Holzindustrie/Papierindustrie

988

10,6

  Chemische Industrie

1.494

8,1

  Gummi- und Kunststoffindustrie

1.367

7,3

  Maschinenbau

1.500

5,8

  Metallurgie

1.241

10,7

  Elektrotechnik/Elektronik

1.306

2,0

  Fahrzeugbau

1.630

7,4

Energieerzeugung und -versorgung

2.118

3,0

Wasserversorgung, Altwasser- und Abfallentsorgung

1.156

4,3

Handel, Reparatur von Kraftfahrzeugen

1.188

10,9

Hotel und Gastronomie

702

13,3

Transport und Logistik

1.195

10,5

Information und Kommunikation

2.224

7,1

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

2.377

10,5

Immobilienbranche

1.166

4,0

Professionelle, wissenschaftliche, technische Tätigkeit

1.424

10,1

Verwaltung, unterstützende Tätigkeit

1.013

9,8

1 Berechnung aufgrund der Quartalsangaben; 2 nominalQuelle: Statistikamt der Slowakischen Republik 2022; Berechnungen Germany Trade & Invest

Töchter ausländischer Unternehmen zahlen mehr 

Geht es nach dem Informationssystem über den Preis der Arbeit (ISCP), das die Löhne vierteljährlich nach verschiedenen Kriterien erfasst und auswertet, zahlen Niederlassungen ausländischer Unternehmen mehr. Das gilt besonders für Managerpositionen. Eine leitende Kraft im Bereich Personal verdiente im 2. Quartal 2022 im Schnitt 2.340 Euro mehr, im Bereich Handel und Marketing waren es 2.065 Euro. Groß sind die Unterschiede auch bei Spezialisten, Technikern und Fachkräften. Den Quartalsbericht über den Preis der Arbeit erstellt der Spezialist für Arbeitsmarktdaten und -prognose Trexima im Auftrag des Arbeitsministeriums.

Mit Fokus auf die Niederlassungen deutscher Unternehmen veröffentlicht die AHK Slowakei Anfang 2023 ein Gehaltsbenchmark. Es enthält Angaben zu einer Vielzahl von Fach- und Führungspositionen, den gewährten Zusatzleistungen und erlaubt regionale Vergleiche.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen

Stellenbezeichnung (Klassifizierung nach SK ISCO-08)

2. Quartal 2022 (in Euro)

Veränderung zum 2. Quartal 2021 (nominal in %)

Geschäftsführung einer größeren Niederlassung (1120)

3.379

2,9

Geschäftsführung eines kleinen bis mittleren Unternehmens (1321)

3.285

2,2

Vertriebsleitung (1221)

3.006

7,0

Ingenieurwesen (2144, 2151)

2.067

5,6

Programmierung (2512, 2514)

2.607

3,4

Sekretariat (4120)

1.225

5,5

Buchhaltung (3313)

1.400

6,0

Kraftfahrende (8332)

1.127

9,1

Quelle: Forschungs- und Beratungsgesellschaft Trexima 2022

 

Bruttolöhne (Produktion)

2. Quartal 2022 (in Euro)

Veränderung zum 2. Quartal 2021 (nominal in %)

Angelernte Arbeitskraft (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist, 9329)

940

3,3

Mitarbeitende mit einer mehrjährigen Berufsausbildung, die unter Aufsicht in der Produktion tätig sind (8114 - 8189)

1.234

7,0

Ausgebildete Arbeitskräfte mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben in Produktions- und Fertigungsprozessen ohne Aufsicht durchführen (7231, 7412)

1.380

8,4

Mitarbeitende mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeitende die Arbeit in verschiedenen Produktionsbereichen verantworten (3122)

1.861

6,1

Quelle: Trexima 2022

 

Weitere Lohnbestandteile

In Zeiten hoher Inflation werden freiwillige finanzielle oder geldwerte Leistungen noch wichtiger. Der Umfang fällt unterschiedlich aus. Die Benefits reichen von Firmenaktivitäten und Beiträgen für Sport, Kultur und Gesundheit über zusätzliche Urlaubstage und Prämien bis hin zu einem 13. und 14. Gehalt. Je nach Position und Tätigkeit werden Mobiltelefone, Notebooks oder ein Dienstfahrzeug zur privaten Nutzung gewährt. Durch die geringe Mobilität der Beschäftigten organisieren viele Firmen den Transport oder bezuschussen die Fahrtkosten. Sonderzahlungen kann es bei Geburt eines Kindes oder einer Hochzeit geben.

Die Mehrheit der Mitarbeitenden bezeichnen einer Umfrage des Beschäftigungsportals Profesia.sk zufolge das 13. und 14. Gehalt und regelmäßige Boni als wichtig. Die Hälfte würde flexiblere Arbeitszeiten begrüßen und ein Drittel mehr Urlaubstage. Ein Fünftel wünscht sich einen Zuschuss zur Altersversorgung.

Sozialversicherungsbeiträge 

Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträge umfassen für Arbeitgeber 34,4 Prozent des Bruttoverdienstes, für Arbeitnehmer 13,4 Prozent. Im Jahr 2021 machten an den durchschnittlichen monatlichen Arbeitskosten von 1.804 Euro die Lohnnebenkosten 505 Euro aus, davon die Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung 465 Euro. Sozialabgaben müssen auch für geringfügige Beschäftigungen, den "Vereinbarungen über die Erbringung von Arbeitsleistungen" (dohoda o pracovnej činnosti) bezahlt werden.

Sozialbeiträge 2023 (Arbeitgeberanteile, in Prozent der Bemessungsgrundlage)

Rentenversicherung, davon

17,0

  Altersrentenversicherung

14,0

  Invaliditätsversicherung

3,0

Krankenversicherung

10,0

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz

1,4

Arbeitslosenversicherung

1,0

Sonstige Versicherungen, davon

5,0

  Reservefonds

4,75

  Garantieversicherung

0,25

Quelle: PricewaterhouseCoopers (PWC) 2022; Gesetze; Sozialversicherung 2022

Erläuterungen zur Beitragsbemessung

Für die Unfall- und Krankenversicherung gibt es keine Beitragsbemessungsgrenzen. Der Beitragssatz für die Unfallversicherung beträgt 0,8 Prozent, er wird vom Arbeitgeber getragen und bezogen auf die Lohnkosten berechnet. Für alle übrigen Sozialabgaben entspricht die Bemessungsgrenze dem siebenfachen Durchschnittslohn aus der Zeit vor zwei Jahren und liegt 2023 bei 8.477 Euro pro Monat.

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