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Branche kompakt | Spanien | Energiewirtschaft

Erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff im Fokus

Spanien soll künftig eine europäische Schlüsselrolle bei grünem Wasserstoff spielen. Die Stromerzeugungskapazitäten werden bis 2030 um 89 Gigawatt auf 214 Gigawatt anwachsen.

Von Oliver Idem | Madrid

Ausblick der Energiewirtschaft in Spanien

Bewertung:

 

  • Bei erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff besteht ein hohes Potenzial.
  • Unternehmen und Privathaushalte nutzen verstärkt Anlagen für den Eigenverbrauch.
  • Die Projektpipeline bei Solar- und Windparks ist weiterhin gut gefüllt.
  • Kurzfristig dämpfen niedrige Energiepreise und hohe Zinsen die Erträge von Unternehmen.
  • Zwei Regionen planen strengere Landschaftsschutzauflagen.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2024

  • Politische Ziele

    Die spanische Regierung setzt weiterhin mit voller Energie auf erneuerbare Quellen. Dieser Ausbau wird auch von Wirtschaft und Verbrauchern mitgetragen.

    Spanien hat sich den Klimazielen der Vereinten Nationen und der EU verpflichtet. In diesem Rahmen setzt sich das Land eigene Ziele, die in den nationalen Energie- und Klimaplänen (PNIEC) festgeschrieben werden. Im Februar 2024 wurde eine Aktualisierung des PNIEC mit erhöhten Ausbauzielen für erneuerbare Energien im Jahr 2030 erwartet. Der Entwurf liegt seit dem Sommer 2023 vor.

    Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen Spaniens um 90 Prozent sinken. Dazu sollen die reichhaltigen Ressourcen an erneuerbaren Energien genutzt, Prozesse elektrifiziert und grüner Wasserstoff eingesetzt werden.

    Zum Ausbalancieren von Angebot und Nachfrage setzen die Regierungspläne ebenfalls auf eine bessere Konnektivität. Dazu dient eine geplante Stromleitung nach Frankreich durch den Golf von Biskaya ebenso wie der Bau der Wasserstoffpipeline H2med von Barcelona nach Marseille.

    Da zwischen 2027 und 2035 die letzten fünf Kernkraftwerke abgeschaltet werden, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien auch für die Versorgungssicherheit erforderlich.

    Regierung muss zur Zielerreichung den Rhythmus der Auktionen steigern

    Von vorgesehenen 60 Gigawatt Erzeugungskapazität an zusätzlichen erneuerbaren Energien zwischen 2021 und 2030 wurden bis Ende 2022 rund 6,3 Gigawatt von Unternehmen ersteigert. Mit einem etwas gesteigerten Auktionstempo erscheint das Ziel erreichbar.

    Ein zusätzlicher Treiber für mehr regenerative Energien ist die staatliche Marke von 4 Gigawatt Elektrolyseurkapazität für grünen Wasserstoff im Jahr 2030. 

    Die schwache Nachfrage bei den beiden letzten staatlichen Auktionen im Herbst 2022 dürfte wegen des ungünstigen Zeitpunkts eine Ausnahme bleiben. Nach dem Wahljahr 2023 und der Aktualisierung des PNIEC wird bald mit neuen Auktionen gerechnet.

    Wirtschaftliches Potenzial der Energiewende steht im Mittelpunkt

    Trotz vieler politischer Konfliktlinien in Spanien herrscht bei der Energiewende weitgehend Konsens. Pragmatismus und ein Bewusstsein für die wirtschaftlichen Chancen stehen im Mittelpunkt.

    Nicht zuletzt ziehen Wirtschaft und Verbraucher mit, zum Beispiel durch die Installation von Anlagen für den Eigenverbrauch. Somit bringen viele Treiber die Energiewende voran und sie hängt nicht nur an den staatlichen Auktionsplänen.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Markttrends

    Grüner Wasserstoff ist das beherrschende Trendthema in den Medien. Biomasse und schwimmende Windkraftanlagen befinden sich ebenfalls im Aufwind.

    Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zählt zu den großen Themen der spanischen Energiewirtschaft. Das staatliche Ziel lautet, 4 Gigawatt Elektrolyseurkapazität bis 2030 zu errichten. Durch reichhaltige erneuerbare Energiequellen, ein weit verzweigtes Gasnetz und den Ausbau der Interkonnektivität durch die Pipeline H2med von Barcelona nach Marseille sieht sich das Land im Wettbewerb gut gerüstet. Die Pipeline soll 2030 Portugal, Spanien und Frankreich mit weiteren Abnehmerländern verbinden.

    Einen anderen Weg schlägt der Energiekonzern Cepsa ein. Er will eigene Windfarmen, Solarparks und Elektrolyseure in Andalusien errichten. Bereits ab 2026 sollen Wasserstoffderivate per Schiff von Algeciras nach Rotterdam exportiert werden. Diese Pläne versprechen einen zeitlichen Vorsprung, dürften jedoch erheblich höhere Kosten mit sich bringen als ein Transport per Pipeline.

    Ein großes Wasserstoffprojekt des Düngemittelherstellers Fertiberia in Puertollano hat sich als Vorzeigeprojekt im Wasserstoffbereich herauskristallisiert. Zudem konnte sich ArcelorMittal europäische Fördermittel für die Umrüstung des Stahlwerks in Gijón sichern.

    Nach einer ersten Euphoriewelle beim Thema grüner Wasserstoff dürfte sich nun zeigen, welche Projekte zeitnah vorangetrieben werden. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind die Finanzierung der Vorhaben, die Dauer der Genehmigungsverfahren, der Transport, die individuelle Kostenstruktur und die Zahlungsbereitschaft und Verbindlichkeit potenzieller Kunden.

    116

    Wasserstoffprojekte befanden sich im Februar 2024 im Bau oder in der Vorbereitung. 

    Gesunkene Energiepreise und hohe Zinsen als kurzfristige Dämpfer

    Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran. Dennoch sorgen kurzfristig die gesunkenen Energiepreise in Verbindung mit hohen Zinsen für einigen Gegenwind. Geringere Einnahmen durch den Stromverkauf und gestiegene Finanzierungskosten beim Aufbau von Projekten verschlechtern die Rentabilität vieler Projekte. Das ist ein besonderes Problem für Unternehmen, die zu vereinbarten Festpreisen bauen, während ihre Kosten steigen. Sichtbar wird das zum Beispiel beim kapitalintensiven Aufbau neuer Windparks. Wenn für den Strom eine variable Vergütung gezahlt wird, kann diese bei einem temporären Überangebot auf null sinken.

    Dynamische Entwicklung bei Windkraft und Solarenergie zu erwarten

    Erstmals zieht das Thema Offshore-Windkraft konkretes Interesse auf sich. Der maritime Raumordnungsplan von Februar 2023 schafft die Voraussetzung für bis zu 20 Gigawatt Kapazität an schwimmenden Windkraftanlagen. Die spanischen Hoheitsgewässer sind zu tief für verankerte Offshore-Windparks, doch die schwimmende Variante kann neue Potenziale erschließen.

    An Land bieten die Erneuerung von Altanlagen, Stromabnahmeverträge und Eigenverbrauchslösungen Perspektiven für Windkraftunternehmen.

    EDP Renewables kombiniert Wind- und Solarparks in Spanien, um die Ausbeute zu erhöhen. Das erste Projekt wird am Cruz de Hierro (Ávila) umgesetzt. Noch 14 weitere Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von circa 200 Megawatt sollen folgen.

    Rund 3.000 Sonnenstunden im Jahr sorgen dafür, dass Fotovoltaik ein Dauerbrenner in Spanien ist. Eigenverbrauchslösungen waren 2022 bei privaten Verbrauchern, dann 2023 in der Industrie besonders gefragt und dürften weiter eine wichtige Option bleiben. Beim Chemieunternehmen Sabic in Cartagena entsteht Europas größter Solarpark für den Eigenverbrauch. Auch der Automobilzulieferer Gestamp und der Holzverarbeiter Losán setzen auf erneuerbare Energien zum Eigenkonsum.

    Für Batterie- und Pumpspeicher galten in den vergangenen Jahren die Preise trotz technischer Fortschritte noch als hoch. Grundsätzlich könnte Speichertechnik beispielsweise für größere Windparks nützlich sein. Mittlerweile können bei staatlichen Auktionen auch Gebote für hybride Kombinationen aus verschiedenen erneuerbaren Energien abgegeben und diese auch mit Speichertechnik kombiniert werden.

    Nutzung von Biomasse nimmt Fahrt auf

    Biomasse und Biomethan erwachen zunehmend aus dem Dornröschenschlaf. Der Fachverband Sedigas rechnete im Sommer 2023 mit circa 200 Projekten in Vorbereitung. Der Gasanbieter Naturgy beispielsweise baut sein Biomethangeschäft in hohem Tempo aus.

    Die Gasinfrastruktur ist vorhanden und es ist keine aufwendige Umrüstung notwendig. Besonders effizient kann Biogas in Kraft-Wärme-Kopplung mit hohem Wirkungsgrad eingesetzt werden.

    Kraft-Wärme-Kopplung ist bislang in Spaniens Industrie weniger verbreitet als beispielsweise in Deutschland oder Italien. Gerade wärmeintensive Zweige wie Nahrungsmittel, Chemie, Automobile, Raffinerien, Textilien, Papier und Keramik bieten jedoch ein interessantes Einsatzfeld.

    Die Reederei Maersk kündigte im November 2022 an, etwa 10 Milliarden Euro in den Aufbau einer Wertschöpfungskette für alternative Schiffskraftstoffe in Spanien zu stecken. Mit 4 Gigawatt Solar- oder Windkraftkapazität soll grünes Methanol erzeugt werden, um besonders umweltschädlichen Schiffsdiesel zu ersetzen.

    Energiekonzerne und Fluggesellschaften vernetzen bei Kerosin aus Biomasse Angebot und Nachfrage durch Kooperationen. So arbeiten Repsol und Iberia sowie Cepsa und Etihad zusammen.

     

    Auswahl großer Projekte der erneuerbaren Energien in Spanien

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung (MW)

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen
    (in Mio. €)

    Cluster del Maestrazgo/Teruel (Kastilien-La Mancha)

    727

    Forestalia

    Umweltverträglichkeitsprüfung Ende 2023 abgeschlossen. Vor Baugenehmigung. Größtes Windprojekt Spaniens. Es besteht aus 22 Windparks, 125 Windrädern und einer Verbindung zum Umspannwerk Morella. 

    circa 800

    Standorte: Viso de San Juan, Cobeja, Anover de Tajo, Sesena und Borox/ Toledo (Kastilien-La Mancha)

    690

    CepsaUmweltverträglichkeitsprüfung für die 6 Solaranlagen ist abgeschlossen; vorgesehener Baubeginn 2024.

    415

    Garona/ Burgos (Kastilien-Leon)

    595

    Solaria

    Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt. Das größte Solarprojekt Spaniens soll auf 4 Parks mit 1,5 Mio. Modulen verteilt werden. Es wird in der Umgebung des AKW Santa Maria de Garona errichtet, das zurzeit rückgebaut wird. 

    360

    Rehala Solar, Reclamo Solar, Stopper Solar, Volateo Solar/ Malaga (Andalusien)

    467

    Verbund AGUmweltvertraglichkeitsprüfung erfolgt. Das Projekt ist in 4 Solarparks unterteilt. 

    circa 300

    Navabuena Solar/Valladolid (Kastilien-Leon)

    450

    GalpUmweltvertraglichkeitsprüfung der Solaranlage in Villalba de los Alcores ist erfolgt. 

    165

    Rey I, II, III, IV/ Sevilla (Andalusien)

    356

    Progressum EnergyBaugenehmigungen für die 4 Solarparks liegen vor. 

    203

    PFV Mula III, PFV Murcia I/ Mula (Murcia)

    265

    Grupo CobraUmweltverträglichkeitsprüfung für beide Solarparks ist abgeschlossen. 

    115

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Unternehmensangaben und Pressemitteilungen

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Branchenstruktur

    Bei der Windkraft verfügt Spanien über Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Solartechnik stammt hingegen vorwiegend aus China.

    Die Energiewirtschaft in Spanien wird durch eine ganze Reihe von Unternehmen mit verschiedenen Hintergründen geprägt. So sind bei den erneuerbaren Energien neben großen Energiekonzernen auch kleinere Akteure vertreten. Zudem haben sich über die Jahre einige ausländische Unternehmen auf dem spanischen Markt etabliert.

    Für den Markteinstieg empfiehlt die AHK Spanien deutschen Unternehmen, mit erfahrenen spanischen Partnern zu kooperieren. Das bietet sich zum Beispiel in Form von Vertriebspartnerschaften oder in Form gemeinsamer technischer Entwicklungen an. Auch die Auftragsfertigung oder Teilaufträge für spanische Generalunternehmen können Perspektiven bieten. Die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen ist eine weitere Option, um einen Fuß in die Tür zu bekommen.

    Hohe Importabhängigkeit bei Solartechnik

    Bei Solarmodulen und Komponenten der Fotovoltaik besteht in Spanien wie in anderen Ländern der EU eine starke Importabhängigkeit. Die Tageszeitung El Mundo recherchierte im Januar 2023, dass Wafer nahezu komplett aus China stammten. Bei Zellen entfallen etwa 80 Prozent der weltweiten Herstellung auf China, während der Anteil bei vollständigen Modulen bei etwa 75 Prozent liegt.

    Lokale Hersteller konnten im Laufe der Jahre mit den Preisen chinesischer Wettbewerber nicht mehr mithalten. Zwei Initiativen wollen die Fertigung von Solarkomponenten in der EU wieder stärken. Die European Solar Initiative strebt das Ziel von 20 Gigawatt Kapazität für Fotovoltaik-Komponenten an. 

    In Spanien setzt sich die von der AHK Spanien und dem VDMA-Fachverband Photovoltaik-Produktionsmittel gegründete German Spanish Solar Initiative für eine Belebung der europäischen Fertigung ein. 

    Erfahrene Unternehmen im Bereich Solar- und Windkraftanlagen

    Solarenergie und Windkraft wurden in Spanien schon verhältnismäßig früh zur Energieerzeugung genutzt. Entsprechend verfügt das Land heute über viele erfahrene Unternehmen in der Planung und Installation von Anlagen.

    Besonders breit aufgestellt sind die Kompetenzen im Windkraftbereich. Hier wird das gesamte Spektrum entlang der Wertschöpfungskette abgedeckt. Etwa 200 im Fachverband AEE organisierte Unternehmen verteilen sich auf diese Aktivitäten.

    Die Bandbreite des Fotovoltaikverbandes UNEF deckt die Herstellung und den Handel mit Ausrüstung ab. Hier dominiert allerdings wegen der Importabhängigkeit der Handel. Weitere Schwerpunkte der Branchenunternehmen sind Planung und Entwicklung, wobei auch Generalauftragnehmer (EPC) vertreten sind. Zudem bildet die Forschung ein Arbeitsfeld der Solarunternehmen.

    Durch die intensive Nachfrage von Privatleuten im Jahr 2022 und Unternehmen im Jahr 2023 waren die Montagefirmen für Fotovoltaik stark ausgelastet. Nach mehreren Boomjahren beim Eigenkonsum werden 2024 schätzungsweise 3 Prozent des Strombedarfs durch die Selbstversorgung gedeckt.

    Erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff und Biogas sorgen für Dynamik

    Große Energieversorger wie Endesa und Iberdrola sind auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv. Der Strom- und Gasversorger Naturgy erschließt vermehrt das Potenzial von Biomethan als Alternative zu Erdgas.

    Die großen Petrochemiekonzerne Repsol und Cepsa befinden sich im Umbau. Sie orientieren sich mit ihren Geschäftsmodellen weg von fossilen Energieträgern und investieren in Kapazitäten von erneuerbaren Energien. Beim Thema grüner Wasserstoff spielen sie ebenfalls eine wichtige Rolle. Einerseits wird in den eigenen Raffinerien noch mit grauem Wasserstoff gearbeitet, für den der grüne Wasserstoff eine klimafreundliche Alternative ist. Andererseits besteht die Möglichkeit, auch andere Unternehmen mit Wasserstoffderivaten zu versorgen und bei ihrer Dekarbonisierung zu unterstützen.

    Mitte 2021 vereinbarten Siemens Energy und die Messer Group eine Zusammenarbeit, um in Tarragona Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff aufzubauen.

    Diese beiden deutschen Unternehmen sind keine Ausnahme. Auch unter den knapp 400 Mitgliedern des Dachverbandes für erneuerbare Energien APPA findet sich eine Mischung aus spanischen und ausländischen Branchenunternehmen.

    Dort ist Deutschland beispielsweise vertreten durch Ansasol, BayWa, RWE, SMA und Solarwatt. Auch der Projektentwickler UKA Iberia ist in Spanien präsent. Der Speiseölverarbeiter Bunge ist nach eigenen Angaben einer der größten Biodieselhersteller in Südeuropa.

    Aus dem Nachbarland Portugal sind die Branchenschwergewichte EDP Renewables und Galp in Spanien vertreten. Auch Engie aus Frankreich und die Verbund AG aus Österreich haben sich den spanischen Markt erschlossen.

    Außer dem Projektgeschäft mit erneuerbaren Energien und den flankierenden Waren und Dienstleistungen spielen auch strategische Investitionen eine wichtige Rolle in Spanien. In den vergangenen Jahren wechselten beispielsweise etliche Solarparks die Besitzer. Die ehrgeizigen spanischen Energiewendepläne riefen unter anderem internationale Investmentfonds auf den Plan.  

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Neben den staatlichen Auktionen tragen private Investitionen zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei. Zwei Regionen wollen Flächen für Solar- und Windparks strenger regulieren.

    Mittlerweile speist sich die Dynamik bei erneuerbaren Energien in Spanien aus verschiedenen Quellen. Die Zentralregierung unterfüttert ihre Zielpläne durch eigene Auktionen von Kontingenten für verschiedene Energieträger. Darüber hinaus errichten Unternehmen zum Beispiel eigene Wind- und Solarparks. 

    Seit einigen Jahren spielen auch Stromabnahmeverträge (power purchase agreement, PPA) eine wachsende Rolle. Diese werden direkt zwischen Produzent und Abnehmer geschlossen und bieten einen längerfristigen kalkulierbaren Rahmen für beide Seiten. 

    Die schwankenden Energiepreise der vergangenen Jahre und der Ukrainekrieg trugen dazu bei, dass sich die Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien massiv ausgeweitet hat. Außerdem wirkten der Wegfall der Stromsteuer und vereinfachte Bedingungen für gemeinschaftlich genutzte Eigenverbrauchsanlagen als Treiber für mehr Nachfrage in diesem Bereich. Solarunternehmen halten die Mehrzahl der Gebäude in Spanien für technisch geeignet, um Eigenverbrauchslösungen installieren zu können.

    Zentralregierung treibt die Energiewende voran

    Dreh- und Angelpunkt der Energiewende in Spanien ist das Umweltministerium MITECO, in dessen Portfolio auch der demografische Wandel fällt. 

    Der aktuelle Entwurf für den nationalen Energie- und Klimaplan PNIEC bis 2030 sieht eine massive Ausweitung der Stromerzeugungskapazitäten und eine Orientierung zu noch mehr erneuerbaren Energien vor. Bis 2030 soll die installierte Gesamtkapazität um 89 Gigawatt auf 214 Gigawatt ausgebaut werden. Solarenergie und Windkraft stehen im Mittelpunkt dieser Ausbauziele. Nur noch ein Sechstel der Erzeugungskapazitäten wird laut dem Plan noch auf fossiler Basis beruhen. 

    Vorschriften existieren in Spanien auf der Ebene des Zentralstaats, der Autonomen Gemeinschaften und der Gemeinden. Da diese nicht immer aufeinander abgestimmt sind, können sich von Standort zu Standort Unterschiede ergeben und zeitlichen Aufwand erzeugen.

    Bei Anlagen bis zu 50 Megawatt führt beispielsweise die jeweilige Autonome Gemeinschaft die Umweltverträglichkeitsprüfung durch. Größere Anlagen fallen in den Verantwortungsbereich des Umweltministeriums der Zentralregierung in Madrid. In Phasen mit starker Nachfrage kann es auf beiden Ebenen zu längeren Wartezeiten kommen.

    Allgemein sollten nur vollständig ausgefüllte Unterlagen eingereicht werden. Lücken oder fehlende Angaben können zu erheblichen Verzögerungen führen, wenn deswegen Anträge mehrere Runden drehen müssen.

    Baugenehmigungen sind in Spanien üblicherweise leicht zu erhalten. Für die Gemeinden bieten sie den Anreiz, dass sie eine Bausteuer in Höhe von 3 bis 4 Prozent der Gesamtinvestition erhalten.

    Laut der Anwaltskanzlei Rödl & Partner können sich bei erneuerbaren Energien zu einer Umweltverträglichkeitsprüfung auch Hürden durch Wasserämter oder Kulturschutzbehörden addieren.

    Zwei Autonome Gemeinschaften verschärfen ihre Landschaftsschutzregeln

    Für Unruhe in der Branche der erneuerbaren Energien sorgte im Januar 2024 ein Moratorium der Autonomen Gemeinschaft La Rioja. Dieses verschärft den Landschaftsschutz und bedeutet Einschränkungen für Fotovoltaikvorhaben, die sich noch im Genehmigungsprozess befinden. 

    Der Flughafenbetreiber AENA ist mit einem großen Solarpark am Flughafen Logroño betroffen. Das 15 Millionen Euro teure Projekt mit einer Gesamtkapazität von 23,5 Megawatt könnte umgeplant werden oder sogar ganz gestoppt werden. Dabei bestehe rechtliche Unsicherheit, ob das Vorhaben auf dem Flughafengelände überhaupt dem Landschaftsschutz unterliegt, so die Wirtschaftszeitung Cinco Días.

    Ähnliche Risiken für Projekte könnten durch Pläne in der Windkraft-Hochburg Aragonien entstehen. Für 2024 wird ein Gesetz erwartete, das Zonen für Solar- und Windparks definiert. Außerdem sollen verbotene Gebiete und solche definiert werden, in denen Projekte mit Einschränkungen durchgeführt werden dürfen. 

    Bislang waren derartige Beschränkungen unüblich. Als fast anderthalbmal so großes Land wie Deutschland verfügt Spanien über viele Freiflächen. Damit könnten Projekte mit hohem Platzbedarf theoretisch einfacher umgesetzt werden.

    Obwohl die Akzeptanz für erneuerbare Energien in Spanien hoch ist, flammen punktuell Widerstände gegen Vorhaben auf. Dabei handelt es sich um lokale Widerstände, die bis vor wenigen Jahren unüblich waren.

    Hinsichtlich der Fachkräftesituation verfügt Spanien über ein gutes universitäres Niveau. Andere technische und handwerkliche Fachkräfte können jedoch knapp sein. Manche Unternehmen setzen auf eigene Initiativen und schulen selbst. 

    Ein positives Beispiel ist der Solarsektor. Dort hat sich aufgrund der langjährigen Erfahrung der Branchenunternehmen ein solides Ausbildungssystem herausgebildet.

    "Geisterprojekte" erschweren die genaue Netzplanung

    Seit Jahren gibt es eine "Genehmigungsblase" bei erneuerbaren Energien, die trotz gesetzgeberischer Gegenmaßnahmen immer noch eine erhebliche Größe hat. Manche wirtschaftlich tragfähigen Projekte sind mit Verzögerungen konfrontiert, weil früher Vorhaben genehmigt wurden, deren Umsetzung ungewiss ist. 

    Bei manchen Altgenehmigungen ist unklar, ob jemals eine Umsetzung erfolgen wird. Manche Unternehmen handelten zudem mit Genehmigungen und es bildete sich ein diffuser Zweitmarkt. Für den Netzbetreiber REE stellen die möglichen "Geisterprojekte" ebenfalls eine Schwierigkeit dar, da sie die Netzplanung und den passgenauen Netzausbau erschweren.

    Bei Netzanschlusspunkten bestehen Risiken, die Projekte verteuern können. Wenn die Zuteilung geringer ausfällt als beantragt oder ein anderer Netzknoten zugewiesen wird, treibt das die Anschlusskosten in die Höhe.

    Ausgereifte Förder- und Finanzierungslandschaft für Projekte der erneuerbaren Energien

    Fördermittel und Finanzierungen existieren in Spanien durch Gelder der EU, des Staates und durch privatwirtschaftliche Finanzierungsangebote.

    Insgesamt 10,8 Milliarden Euro EU-Förderung flossen in den Strategieplan "PERTE de energías renovables, hidrógeno renovable y almacenamiento". Aus diesem werden zum Beispiel Projekte für grünen Wasserstoff und innovative Lösungen mit erneuerbaren Energien unterstützt. Speichertechnik, Wissenschaft und Forschung gehören ebenfalls zu den Zielbereichen.

    Das Institut für die Diversifizierung und Einsparung von Energie IDAE bietet breit gefächerte Informationen zu Förderprogrammen an. Diese beziehen sich unter anderem auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Gebäudeklimatisierung.

    Banken und andere Akteure werben mittlerweile intensiver für Finanzierungen für Eigenverbrauchslösungen. Hier traten zum Beispiel Banco Sabadell und SolarProfit für Privatkunden auf den Plan. Die CaixaBank und EDP aus Portugal arbeiten ebenso zusammen wie Repsol und der Telekommunikationsanbieter Telefónica mit seinem ausgedehnten Filialnetz.

    Das Umweltministerium MITECO informiert über bevorstehende Ausschreibungen von Kontingenten der erneuerbaren Energien. Im Staatsanzeiger Boletín Oficial del Estado werden die erfolgreichen Bieter mit ihren Projekten und deren Kapazitäten veröffentlicht. Dort lassen sich auch die Ergebnisse vergangener Auktionen nachvollziehen.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestGermany Trade and Invest- Spanien

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Spanien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerio para la Transicion Ecologica y el Reto Demografico (MITECO)Ministerium für Umwelt und Demografie
    Ministerio de Industria y Turismo (MINTUR)Ministerium für Industrie und Tourismus
    Red Electrica de Espana (REE)Nationaler Übertragungsnetzbetreiber 
    Asociación de Empresas de Energías Renovables (APPA)Dachverband der Erneuerbaren Energie Unternehmen
    Asociación Empresarial Eólica (AEE) Windenergieverband
    Union Espanola Fotovoltaica (UNEF)Solarenergieverband
    Genera Internationale Fachmesse für erneuerbare Energien und Umwelt in Madrid. Nächster Termin: Frühjahr 2025

     

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