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Günstige Aussichten für den spanischen Augenoptik-Markt
Die nachlassende Inflation und der Tourismusboom verbessern die Umsatzperspektiven für Augenoptik in Spanien. Modische Brillen und innovativ beschichtete Gläser liegen im Trend.
21.08.2023
Von Oliver Idem | Madrid
Der Umsatz der spanischen Augenoptikbranche erreichte 2022 knapp 2 Milliarden Euro. Die Aussichten für 2023 waren zunächst verhalten wegen der inflationsbedingt sinkenden Kaufkraft. Mittlerweile lässt der Inflationsdruck jedoch deutlich nach. Der Tourismus belebt die Nachfrage nach Sonnenbrillen. Längerfristig dürfte auch die Alterung der Bevölkerung für eine anhaltende Nachfrage sorgen.
Spanien ist der viertgrößte EU-Markt für Augenoptik. Das Land verfügt über eine leicht höhere Dichte an Niederlassungen als Deutschland, Frankreich und Italien. Bei Einwohnerzahl und Wirtschaftsleistung pro Kopf liegt Spanien hinter den genannten Ländern. Die Ausgaben pro Person für Augenoptik fallen ebenfalls am niedrigsten aus. Entsprechend erwirtschaftet das einzelne Geschäft auch einen wesentlich geringeren Durchschnittsumsatz als Filialen in den Vergleichsländern.
Kennzahl | Spanien | Deutschland | Frankreich | Italien |
---|---|---|---|---|
Bevölkerung (in Mio.) | 48,1 | 83,8 | 68,0 | 59,2 |
BIP pro Kopf (in Euro) | 27.870 | 46.180 | 38.550 | 32.390 |
Optikgeschäfte | 10.223 | 12.000 | 13.144 | 9.510 |
Umsatz Optiksektor (in Mrd. Euro) | 1,9 | 6,5 | 7,2 | 3,1 |
Umsatz pro Niederlassung (in Euro) | 187.572 | 541.667 | 547.778 | 325.973 |
Optik-Ausgaben pro Kopf (in Euro) | 40 | 78 | 106 | 52 |
Einwohner pro Niederlassung | 4.701 | 6.983 | 5.177 | 6.229 |
Niederlassungen pro 10.000 Einwohner | 2,13 | 1,43 | 1,93 | 1,61 |
Nachfrage dürfte von Kurz- und Langzeittrends profitieren
Mit der nachlassenden Inflation und dem boomenden Tourismus bringt der Sommer 2023 gleich zwei positive Nachfrageimpulse. In der Sommersaison 2023 werden voraussichtlich 55 Millionen Auslandsgäste das Land besuchen.
Die Aussichten für den privaten Konsum verbessern sich. Im Juli 2023 nahmen die Verbraucherpreise noch um real 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Im Vorjahr war die Teuerung zeitweise bis in den zweistelligen Bereich gestiegen.
Längerfristig dürfte die Alterung der spanischen Gesellschaft den Bedarf an Sehhilfen antreiben. Mit einer Lebenserwartung von rund 83 Jahren und einem Fünftel der Bevölkerung im Rentenalter zeichnet sich dieser Trend bereits heute deutlich ab. Auch bei jüngeren Menschen dürften sich Faktoren wie die Bildschirmarbeit und eine intensive Nutzung von Smartphones auf die Nachfrage nach Augenoptik auswirken.
Einem Marktüberblick des Branchenportals Eyebizz von September 2020 zufolge trugen 36 Prozent der Befragten in Spanien eine Brille und 2 Prozent Kontaktlinsen. Damit lag der Anteil der Brillenträger um 10 Prozentpunkte unter dem Wert in Deutschland, während Kontaktlinsen ähnlich intensiv genutzt wurden.
Modische Fassungen und innovative Beschichtungen sind gefragt
Einer Brancheninformation des Internetportals Statista zufolge zeichnet sich die spanische Nachfrage durch modische Ansprüche und die Erwartung einer fachlich hochwertigen Augenuntersuchung aus. Bei Brillen liegen innovative Beschichtungen von Gläsern gegen die oft intensive Sonneneinstrahlung im Trend. Im Segment der Sonnenbrillen stehen polarisierte Gläser hoch im Kurs. Neben dem sonnigen Klima ist die Beliebtheit von Outdoor-Aktivitäten ein wesentlicher Grund dafür.
Große Optikketten treiben ihre Expansion voran
Spanien ist laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días ein traditionell fragmentierter Markt für Augenoptik. Bei den Niederlassungen handelt es sich mehrheitlich um Einzelgeschäfte. Die Anzahl der Betriebe nahm im Jahresverlauf 2022 um rund 4 Prozent auf 10.223 zu. Von den 413 neuen Optikgeschäften entstanden die meisten in den Autonomen Gemeinschaften Katalonien, Baskenland und Madrid. Große Augenoptikketten setzten in den vergangenen Jahren auf neue Filialen und auf Zukäufe in Spanien. Zu den großen europäischen Namen auf dem spanischen Markt gehören Fielmann aus Deutschland und Alain Afflelou aus Frankreich.
Fielmann stieg Ende 2020 mit einer Übernahme in den spanischen Markt ein. Der erste Schritt war der Kauf von 80 Prozent der Betreibergesellschaft der drittgrößten Optikkette Óptica & Audiología Universitaria. Ende 2022 folgte die vollständige Übernahme von Medical Óptica Audición aus dem Baskenland. Mit dieser Transaktion wechselten 19 Niederlassungen, ein Onlineshop, eine Oberflächen- und Randschleiferei sowie eine Produktion von persönlicher Schutzausrüstung in den Besitz von Fielmann, wie das Branchenportal Eyebizz berichtete.
Der französische Konkurrent Alain Afflelou befindet sich ebenfalls auf Expansionskurs. Spanien bildet den zweitwichtigsten Markt für das Unternehmen. Die Niederlassungen werden zu 75 Prozent von Franchisepartnern und von einem Viertel in Eigenregie betrieben. Im Juli 2023 zählten 355 Filialen in Spanien zu Alain Afflelou. Innerhalb von maximal vier Jahren sollen es 400 Stück werden. Regional betrachtet zielt der Anbieter auf die Hauptstadtregion Madrid, aber auch Andalusien ab. Laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días rechnet sich das Unternehmen auch gute Wachstumschancen in dünn besiedelten Provinzen wie Albacete und Teruel aus.
Onlineshops spielen bislang in Spanien eine untergeordnete Rolle gegenüber dem stationären Handel. Statista bezifferte den Anteil des Onlinehandels am Gesamtumsatz der Augenoptik für 2023 auf 19 Prozent.
Brillen und Gläser stammen zumeist aus dem Ausland
Die inländische Produktion spielt in Spanien nur eine untergeordnete Rolle. Gläser und Rahmen werden zumeist importiert. In allen Segmenten bis auf Teile von Fassungen überschritten die Einfuhren 2022 deutlich das Vorkrisenniveau von 2019.
China stellt das wichtigste außereuropäische Bezugsland dar. Italien und Frankreich zählen ebenfalls zu den bedeutendsten Lieferländern für Gläser und Brillenfassungen. Deutschland war hingegen mit einem Lieferanteil von 8,8 Prozent im Jahr 2022 in den meisten Warengruppen eher schwach vertreten. Zwei positive Ausreißer stellten Kontaktlinsen mit 24,9 Prozent Importmarktanteil und Brillengläser aus anderem Material (als Glas) mit 16,2 Prozent dar.
Warenbezeichnung (HS-Zolltarif) | 2022 (in Mio. Euro) | Veränderung 2022/21 (in %) | aus Deutschland (in Mio. Euro) |
---|---|---|---|
Kontaktlinsen (90013) | 127,3 | 10,8 | 31,7 |
Brillengläser aus Glas (90014) | 9,7 | 19,9 | 0,7 |
Brillengläser aus anderem Material (90015) | 80,9 | 18,2 | 13,1 |
Fassungen aus Kunststoffen (900311) | 88,5 | 12,2 | 1,5 |
Fassungen aus anderem Material (900319) | 55,2 | 1,6 | 2,0 |
Teile von Fassungen (90039) | 4,5 | -35,0 | 0,07 |
Sonnenbrillen (90041) | 254,8 | 31,6 | 8,7 |
Brillen (90049) | 91,8 | 45,0 | 4,9 |
Insgesamt | 712,5 | 21,1 | 62,7 |
Laut der Onlinezeitung Moda en Gafas existieren in Spanien 55 Unternehmen, die optische Produkte herstellen oder importieren. Dabei überwiegt der Handel mit ausländischen Waren. Internationale Unternehmen spielen für die Versorgung des spanischen Marktes eine wichtige Rolle. Große multinationale Gruppen sind entsprechend auch in Spanien vertreten.
Bezeichnung | Anmerkung |
Gesundheitsministerium | |
Federación Española de Asociaciones del Sector Óptico (FEDAO) | Dachverband der Augenoptikbranche |
Asociacion española de Fabricacion, Comercializacion e Importacion General de Optica y Oftalmologia (AEO) | Verband für Herstellung, Vertrieb und Importe von Optik und Augenoptik |
Ophthalmologenkammer | |
Wissenschaftsgesellschaft für Ophthalmologie | |
Salón Internacional de Óptica, Optometría y Audiología (ExpoOPTICA) | Messe für Augenoptik, Optometrie und Audiologie in Madrid. Nächster Termin: 12. bis 14. April 2024 |
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