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Spanien: Rund 400 Millionen Euro für nachhaltige Forstwirtschaft
Spanien setzt auf mehr nachhaltige Forstwirtschaft. Fördermittel aus Brüssel sollen die Modernisierung voranbringen. (Stand: 21. Oktober 2021)
Von Oliver Idem | Madrid
Spanien stand 2019 laut Eurostat für 4 Prozent der Rundholzproduktion in der Europäischen Union. Und die Erzeugung könnte wesentlich ausgeweitet werden. Das Land ist zu einem Drittel von Wald bedeckt. Der Bestand hat seit 1990 stark zugenommen. Laubbäume überwogen 2019 mit 56 Prozent, während 37 Prozent auf Nadelbäume entfielen. Der Rest bestand aus Mischwäldern.
2018 | 2019 | 2020 | |
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Produktion von Rundholz (in 1.000 Kubikmetern) | 18.963 | 18.961 | k.A. |
Beschäftigung in der Forstwirtschaft (in Tausend) | 29,4 | 28,0 | 25,9 |
Produktion der Forstwirtschaft (in Millionen Euro)*) | 1.866 | k.A. | k.A. |
Bruttowertschöpfung (in Millionen Euro) | 1.010 | k.A. | k.A. |
Die Holzproduktion blieb 2019 knapp unter dem Vorjahresergebnis. Im Vorjahr war der Spitzenwert seit Beginn der Aufzeichnungen registriert worden. Spanien nutzt trotzdem nur einen Teil seines Potenzials. Im Januar 2021 berichtete die Wirtschaftszeitung El Economista, dass nur knapp 40 Prozent des jährlich möglichen Produktionsvolumens ausgereizt würde. Andere europäische Länder verwerteten hingegen 75 Prozent des zur Verfügung stehenden Holzes. Der stärkere inländische Holzeinschlag könnte die Importabhängigkeit reduzieren.
Holzeinschlag konzentriert sich auf Nordspanien
Von der gesamten Holzmenge wurden 87 Prozent auf privatem Gelände gewonnen und 13 Prozent auf öffentlichen Grundstücken. Auch die regionale Konzentration war stark. Lediglich 6 der 50 Provinzen erreichten mehr als 1 Million Kubikmeter Holzeinschlag. Alle liegen im Norden des Landes: Asturien, die galizischen Provinzen A Coruña, Lugo und Pontevedra sowie die baskischen Gebietseinheiten Bizkaia und Gipuzkoa.
Vorherrschende Baumarten sind Eukalypten mit 39 Prozent, die Monterey-Kiefer mit 26 Prozent sowie die See-Kiefer (pinus pinaster) mit 16 Prozent. In ihrem Aufbau- und Resilienzplan übt die Regierung Kritik an Monokulturen wie Eukalypten wegen fehlender Biodiversität.
Die Produktionszahlen können Unschärfen aufweisen. Dem Umweltministerium zufolge beruhen die Angaben wegen fehlender Daten aus dem Privatsektor teils auf Schätzungen.
Die wirtschaftliche Bedeutung der spanischen Wälder reicht erheblich über die Holzproduktion hinaus. Im Jahr 2019 wurden 48.798 Tonnen Kork gewonnen. Jeweils rund 11.000 Tonnen erreichte die Produktion von Pilzen, Kastanien und Harzen. Hinzu kamen 1.401 Tonnen Pinienkerne und 8.055 Kilogramm Trüffel.
Private Eigentümer dominieren die Struktur. Im Jahr 2018 befanden sich 72 Prozent des Waldes in Spanien in Privatbesitz und 28 Prozent in öffentlichem Eigentum.
Firma | 2019 | Veränderung 2019/18 |
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Central Forestal Sociedad Anónima | 77,5 | 4,6 |
Maderas Kepa Atutxa | 12,7 | 122,8 |
Bizkaiko Basalan Azkiozko Baltzua AB | 8,6 | 14,7 |
Maderas Campos | 7,1 | -6,6 |
Maderas Saratxaga | 4,8 | 14,3 |
Carbodiaz | 4,6 | 43,7 |
Veolia Biomasa España | 4,5 | 18,4 |
Ionaritz | 4,2 | 13,5 |
Firma | 2019 | Veränderung 2019/18 |
---|---|---|
Financiera Maderera | 660,3 | -0,5 |
Garnica Plywood 2) | 171,2 | -1,9 |
Sonae Arauco España | 148,0 | -3,6 |
Kronospan | 105,7 | -3,1 |
Industrias del Tablero | 82,7 | -5,8 |
Tableron Losan | 50,9 | -4,5 |
Pina | 48,8 | 20,8 |
Tableros Hispanos | 41,9 | -3,2 |
Topform | 38,1 | k.A. |
Der Anteil nachhaltig bewirtschafteter Waldflächen nimmt seit 2006 zu und lag 2019 bei 5,5 Millionen Hektar. Das entsprach 20 Prozent des Gesamtbestands. Nach dem PEFC-Standard waren 12,5 Prozent der Flächen zertifiziert sowie 1,8 Prozent gemäß der FSC-Vorgaben.
Auf der Ebene des Zentralstaats und der 17 Autonomen Gemeinschaften existieren viele Regeln, Pläne, Programme und Kommissionen, die sich ganz oder teilweise mit der Forstwirtschaft beschäftigen. Der spanische Aufbau- und Resilienzplan bündelt und verzahnt Aktivitäten und bietet einen guten Überblick.
Nachhaltigkeit und Schutz vor Waldbränden soll verbessert werden
Schwerpunkte der politischen Ziele sind mehr Nachhaltigkeit und ein besserer Schutz vor Waldbränden. Davon waren 2020 knapp 66.000 Hektar Wald betroffen. Insbesondere in Aragón richteten Feuer hohe Schäden an.
Neben Bränden ist die Forstwirtschaft auch von Bodenerosion, Wassermangel, Desertifikation und steigenden Temperaturen bedroht. Zudem sinkt die Bevölkerungszahl in vielen dünn besiedelten Provinzen. Auf 73 Prozent der Fläche Spaniens leben nur 13 Prozent der Bevölkerung.
Seit Beginn der Coronakrise erhält der Holzbedarf der Bauwirtschaft vor allem Impulse durch Renovierungen und Modernisierungen von Privathaushalten. Das Geschäft mit Hotels, Restaurants und dem Handel brach hingegen wegen Umsatzrückgang und Beschränkungen ein.
Tendenziell genießt Holz durch den Trend zu nachhaltigem Konsum einen Vorteil. Der komplette Holzbau von Gebäuden konnte sich hingegen weniger durchsetzen als in anderen Ländern. Eine Schätzung von 2015 besagte, dass es seinerzeit nur etwa 20.000 Holzhäuser im Land gab. Laut der Zeitung El País bestanden vor allem Zweifel an der Stabilität und Haltbarkeit der Häuser.
Unternehmen aus dem Zweig der Holzverpackungen organisieren sich seit 30 Jahren im Fachverband Fedemco. Dessen Mitglieder stellen unter anderem Verpackungen für Obst, Gemüse und Fisch her.
Der Aufbau- und Resilienzplan unterstreicht die Chancen von Biomasse als erneuerbarer Energie. In diesem Bereich sind bereits viele Aktivitäten zu verzeichnen: Auf der Fachveranstaltung Expobiomasa im September 2021 präsentierten sich rund 300 Aussteller.
Aufbauplan umfasst 401 Millionen Euro für nachhaltige Forstwirtschaft
Die staatliche Förderung der Forstwirtschaft stützt sich ab 2021 hauptsächlich auf die Mittel aus der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität. Die Gesamtinvestitionen betragen 401,1 Millionen Euro.
Angekündigt sind technische Unterstützung für Waldbesitzer und öffentliche Eigentümer. Zudem soll die Abwanderung aus ländlichen Gebieten bekämpft werden. Im Sinne des Brandschutzes wird insbesondere eine bessere Ausrüstung mit Fahr- und Flugzeugen sowie Hubschraubern zur Waldbrandbekämpfung angestrebt.
Die Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Maschinen legte im 1. Halbjahr 2021 deutlich zu. Der Produktionsindex des Statistikamts INE lag um 23,2 Punkte über dem Vorjahreswert.
Spanien importierte 2020 Land- und Forstmaschinen für knapp 1,03 Milliarden Euro. Damit sank die Einfuhr um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aus Deutschland wurden sogar 24 Prozent weniger Maschinen bezogen als 2019. Der Importwert lag bei 233 Millionen Euro.
Eine Investition des Energiekonzerns Iberdrola weist in die Zukunft der Forstwirtschaft. Iberdrola verstärkte sich mit dem Wiederaufforstungs-Start-up CO2 Revolution, das mithilfe von Drohnen und Big Data das Wiederaufforsten massiv beschleunigen will. Laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días können bis zu 100.000 Samen von Bäumen, Gräsern oder Sträuchern pro Tag ausgebracht werden.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Ministerio para la Transición Ecológica y el Reto Demográfico | Ministerium für Umwelt und Demografie |
Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus | |
Spanische Forstwissenschaftsgesellschaft | |
Verband der Forstunternehmen | |
Asociación Española del Comercio e Industria de la madera (AEIM) | Verband der Holzindustrie |
Asociación Española de Fabricantes de Pasta, Papel y Cartón (ASPAPEL) | Verband der Papier- und Zellstoffhersteller |
Verband der Investitionsgüterhersteller | |
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Umweltkongress in Madrid. Nächster Termin im Sommer 2023. | |
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