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Branche kompakt | Spanien | Chemische Industrie

Starker Fokus auf mehr Nachhaltigkeit

Zum Rekordumsatz der Branche von 77,2 Milliarden Euro im Jahr 2021 trugen Preiseffekte wesentlich bei. Der Staat fördert Innovationen bei Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft.

Von Oliver Idem | Madrid

  • Markttrends

    Die chemische Industrie ist einer der größten Wirtschaftszweige Spaniens. Ein Umsatzwachstum von fast 20 Prozent im Jahr 2021 war jedoch vor allem auf Preiseffekte zurückzuführen.

    Teure Energie und Rohstoffe drücken die Margen der Branchenunternehmen

    Die Chemieindustrie zählt zu den größten Wirtschaftszweigen in Spanien. Sie ist wesentlich hinsichtlich ihres Umsatzes und ihrer Bedeutung für den Außenhandel. Bei den Investitionen und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung hat die Chemiebranche ebenfalls eine starke Position.

    Die rund 3.100 Branchenunternehmen erwirtschafteten 2021 einen Umsatz von rund 77,2 Milliarden Euro. Diese Zahlen errechnete der Branchenverband Feique.

    Das Jahresergebnis entsprach einer Zunahme um knapp 20 Prozent gegenüber dem von der Pandemie geprägten Vorjahr 2020. Für Begeisterung in der Branche sorgten diese Zahlen trotz eines deutlichen Anstiegs der Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen jedoch nicht.

    Der Rekord beim Umsatzwachstum war nämlich vor allem auf Preiseffekte zurückzuführen. Rohstoffe und Energie verteuerten sich 2021 massiv. Diese Kostensteigerungen dämpften die Gewinnmargen der Branchenunternehmen. 

    Die Energiekosten befanden sich 2022 auf einem weiterhin besonders hohen Niveau und verteuerten die Produkte insbesondere in energieintensiven Wirtschaftszweigen. Der Trend aus hohen nominalen Ergebnissen und zugleich Druck auf die Margen der Unternehmen dürfte sich erst 2023 abschwächen.

    Schwächeres Wachstum der Gesamtwirtschaft 2023 erwartet

    Die Aussichten für 2023 sind in vielen Branchen bislang nicht leicht abzuschätzen. Die Wirtschaftsleistung soll 2023 real noch um 1 Prozent wachsen. Diese Erwartung formulierte die Europäische Kommission in ihrer Herbstprognose von Mitte November 2022. Nach einem Zuwachs von circa 4,5 Prozent im laufenden Jahr verschlechtern sich die gesamtwirtschaftlichen Aussichten.

    Ein positives Zeichen sendet jedoch mittlerweile die Inflation. Nach ihrem Höchststand von 10,8 Prozent im Jahresvergleich im Juli 2022 zeigt sich eine Entspannungstendenz. Bis November sank die Teuerungsrate auf 6,8 Prozent.

    Im September und Oktober ließ zudem der Anstieg der Erzeugerpreise erstmals im Jahresverlauf spürbar nach. Wenngleich die Prognosen für 2023 mit Unsicherheiten behaftet sind, geben die Preissteigerungen für Industrie und Verbraucher erstmals über einen mehrmonatigen Zeitraum deutlich nach.

    Damit erscheint auch die Erwartung der Europäischen Kommission von 4,8 Prozent Preisanstieg in Spanien für 2023 als realistisch. Diese Prognose liegt um 3,7 Prozentpunkte unter dem erwarteten Wert für 2022.

    Für viele Zweige der spanischen Wirtschaft sind chemische Erzeugnisse unverzichtbar. Der Fachverband Feique schätzt, dass für 96 Prozent der Fertigung im Land Produkte aus der Chemiebranche erforderlich sind. Spanien verfügt beispielsweise über einen großen Komplex aus Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung. Die Kfz-Branche zählt zu den größten Wirtschaftszweigen des Landes. Die Baubranche fasste nach den Einschränkungen des Corona-Jahres 2020 wieder Tritt und baute ihre Aktivitäten aus.   

    Chemiebranche wurde 2021 zum Exporteur Nummer eins in Spanien

    Die spanische Chemiebranche ist sehr stark international vernetzt. Knapp 64 Prozent der Verkäufe entfielen 2021 auf das Ausland. Mit Exporten von knapp 49,3 Milliarden Euro lösten die Chemieunternehmen sogar die Kfz-Branche als Nummer eins bei den Ausfuhren ab.

    Deutschland ist sowohl als Lieferland als auch als Absatzmarkt nicht wegzudenken. Mit Lieferungen von rund 7,9 Milliarden Euro war Deutschland 2021 das wichtigste Lieferland. Bei den Absatzmärkten aus spanischer Sicht befand sich Deutschland auf dem dritten Rang hinter Belgien und Frankreich. Kunden in Deutschland kauften chemische Erzeugnisse aus Spanien im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro.

    Durch die sehr starke Verflechtung mit anderen großen europäischen Chemiemärkten ist auch die dortige Konjukturentwicklung sehr wichtig für den Chemiesektor in Spanien. Somit spielt neben der inländischen Wirtschaft auch die Lage wesentlicher Abnehmerzweige in Belgien, Frankreich, Deutschland und Italien eine zentrale Rolle.

    Forschung und Entwicklung genießen in der spanischen Chemiebranche eine hohe Priorität. Sichtbar wird das in Forschungsausgaben von rund 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2021. Die Chemieunternehmen mobilisieren nach Angaben von Feique mehr Geld für Innovationen als jeder andere Wirtschaftszweig des Landes. Als zentrale Forschungsfelder gelten eine nachhaltigere Produktion, die Senkung von Emissionen und die Wiederverwertung von Rohstoffen.

    Die Chemieindustrie in Spanien zählt auch zu den Branchen, die Jahr für Jahr erhebliche Investitionen umsetzen. Seit 2015 wurde jedes Jahr mehr Geld mobilisiert als im Vorjahr. Feique zufolge lagen die Investitionen 2021 bei knapp 2,85 Milliarden Euro. Das entsprach einer Zunahme um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in Spanien

    Akteur/Projekt

    Investitionssumme (in Mio. Euro)

    Projektstand

    Anmerkungen

    Anlagen für Biokraftstoffe in den Regionen Andalusien und Galicien/ Maersk

    10.000

    In der Planung 

    Die Großreederei Maersk plant den Aufbau von zwei Anlagen in Spanien zur Produktion nachhaltiger Schiffskraftstoffe (Methanol und vermutlich Ammoniak). Die Standorte sind noch nicht entschieden. Bis 2030 soll die jährliche Produktionskapazität 2 Mio. Tonnen Biokraftstoffe betragen. Damit sollen 10 Prozent des internationalen Gesamtbedarfs von Maersk gedeckt werden.

    Wasserstoff -anlagen, Palos de la Frontera und San Roque/Cepsa

    5.000

    In der Planung; 

    Inbetriebnahme 2026 vorgesehen

    Der Erdölkonzern Cepsa plant in Andalusien das bisher größte Vorhaben zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa. Geplante Produktionskapazität 300.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr für den Export von grünem Methanol und Ammoniak.

    Fabrik für Biokraftstoffe in Cartagena/ Repsol

    200

    Im Bau; 

    Inbetriebnahme 

    zweites Halbjahr 2023

    Aufbau der Lagerbehälter angefangen. Erwartete Produktion 250.000 Tonnen Biokraftstoffe (Biodiesel, Biokerosin, Biopropan etc.) für das Betanken von Flugzeugen, Schiffen, Lastwagen und weiteren Fahrzeugen.

    Fabrikerweiterung in Malgrat de Mar/ AGG Pharma Chemicals 

    91

    Im Bau; Fertigstellung erstes Halbjahr 2023

    Steigerung der Herstellungskapazität für pharmazeutische Wirkstoffe um 30 Prozent

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

    Zum 1. Januar 2023 tritt ein neues Gesetz in Kraft, mit dem Einwegverpackungen aus Kunststoff zurückgedrängt werden sollen. Das Gesetz Ley 7/2022 deckt die Bereiche Abfälle, kontaminierte Böden und Kreislaufwirtschaft ab. Nicht wiederverwendbare Verpackungen aus nicht recyceltem Kunststoff werden mit einer Sondersteuer belegt. Diese beträgt 0,45 Euro pro Kilogramm des nicht recycelten Kunststoffs. Unternehmen insbesondere aus der Nahrungsmittelindustrie hatten sich für eine spätere Einführung der Regelungen ausgesprochen.

    Für Verunsicherung in der Wirtschaft sorgt, dass kurz vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes noch keine Ausführungserlasse vorlagen. Damit bleiben viele Einzelheiten ungewiss. Die AHK Spanien hat Details zum neuen Gesetz für Unternehmen zusammengestellt.

    Bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes begannen zum Beispiel Nahrungsmittel- und Getränkehersteller damit, mehr Recyclingmaterial in Verpackungen einzusetzen. Das gilt zum Beispiel für Getränkeflaschen. Manche reduzierten den Kunststoffanteil in Lebensmittelverpackungen. Plastiktüten bestehen bei den meisten Handelsketten zudem mittlerweile mehrheitlich aus Recyclingmaterial. 

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie

    Grüner Wasserstoff, alternative Kraftstoffe und die Kreislaufwirtschaft sind zentrale Aspekte der Nachhaltigkeit. Aus dem Aufbau- und Resilienzplan kommen staatliche Fördergelder.

    Fördergelder beflügeln den nachhaltigen Wandel

    Nachhaltigkeit auch im Zusammenhang mit der Chemiebranche ist sowohl ein politisches Ziel als auch Gegenstand unternehmerischer Innovationen. Insbesondere Schritte zur Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft stehen im Fokus der forschungsintensiven Branche. Erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff sind die großen aktuellen Themen. Zudem wird durch den Trend zur Kreislaufwirtschaft die Wiederverwendung von Materialien künftig eine wesentlich zentralere Rolle spielen.

    Im spanischen Aufbau- und Resilienzplan sind einige Industriezweige genannt, in denen sich die Regierung besondere Dekarbonisierungserfolge durch den Einsatz von Wasserstoff verspricht. Namentlich erwähnt sind Raffinerien, die Düngemittelproduktion und die Herstellung chemischer Erzeugnisse. Allgemein werden industrielle Prozesse mit besonders hohem Wärmebedarf als chancenreiches Einsatzfeld betrachtet.

    In sämtlichen Industriezweigen, die Wasserstoff als Rohstoff oder Energiequelle einsetzen, soll bis 2030 mindestens ein Viertel der Produktion aus erneuerbaren Energien stammen. Zudem wird angestrebt, grünen Wasserstoff in räumlicher Nähe zu dessen Produktionsstandorten zu verwenden.

    Als Paradebeispiel gilt in Spanien ein Projekt des Düngemittelherstellers Fertiberia. Dieser will bis 2035 klimaneutral produzieren. Entsprechend werden große Pläne für die Düngemittelfabrik in Puertollano (Provinz Ciudad Real) umgesetzt. In Kooperation mit dem Energieversorger Iberdrola entsteht ein Solarpark mit 100 Megawatt Kapazität. Dieser soll die Fabrik versorgen. Weitere Komponenten des Vorhabens sind ein Elektrolyseur mit 20 Megawatt Leistung und ein Speichersystem mit Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von 20 Megawattstunden. Insgesamt wird mit einer Investitionssumme von 150 Millionen Euro gerechnet.

    Alternative Kraftstoffe rücken ins Rampenlicht

    Im Herbst 2022 erhielt der Bereich Biokraftstoffe für Schiffe und Flugzeuge starke neue Impulse. Glanzstück ist das Projekt der dänischen Reederei Maersk mit einer Investitionssumme von 10 Milliarden Euro. Nachdem die Suche nach Lieferanten für alternativen Schiffsdiesel gescheitert war, entschied sich Maersk für den Aufbau einer eigenen kompletten Wertschöpfungskette in Spanien. Mittels Biomasse und Elektrolyse sollen nach der Fertigstellung 2 Millionen Tonnen Methanol im Jahr hergestellt werden.

    Die Petrochemiekonzerne Repsol und Cepsa wirken bei der Produktion von Biokerosin für Flugzeuge mit. Dafür haben Repsol mit Iberia und Cepsa mit Etihad Partnerschaften vereinbart. So haben die Hersteller Planungssicherheit für ihre Investitionen und die Fluggesellschaften können ihre Emissionen reduzieren. 

    Die Pläne sorgen dafür, dass Biomasse in Spanien stärker verwertet wird. Mit seinen großen Wirtschaftszweigen Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie befindet sich Spanien in einer günstigen Position, um mehr von diesem Potenzial zu heben. Bei den Projekten geht es nicht um eine Konkurrenz zwischen Teller und Tank. Im Fokus steht die Verwertung von Resten aus der Landwirtschaft und die Nutzung organischer Industrieabfälle.

    Recyclinganteil bei chemischen Erzeugnissen vor erheblicher Steigerung

    Die Wiederverwertung chemischer Erzeugnisse ist bislang in Spanien kaum verbreitet. Eine Broschüre des Fachverbandes Feique zu diesem Thema legt jedoch nahe, dass der Anteil künftig steigen wird. Bislang prägen vor allem Pyrolyseanlagen und eine große andere Verwertungsanlage das Bild. Plastic Energy betreibt zwei davon an den andalusischen Standorten Almería und Sevilla. Die Kapazität liegt bei jeweils 5.500 Tonnen Pyrolyseöl pro Jahr. Reciclalia verfügt über eine wesentlich kleinere Anlage mit einer Kapazität von 500 Tonnen pro Jahr. Hinzu kommt eine Produktionsstätte von Sulayr zur Verwertung durch Auflösung. Diese kann 38.000 Tonnen Material jährlich verarbeiten.

    Dem Bestreben der EU in Richtung Kreislaufwirtschaft folgend ist in diesem Bereich mit hohen Investitionen in den kommenden Jahren zu rechnen. Die Erwartung liegt für das Jahr 2030 bei 500 Millionen bis 650 Millionen Euro. 

    Doch schon bis 2025 wird die Kapazität stark wachsen. Alleine fünf Projekte unter Federführung von Repsol, Plastic Energy und Sacyr sorgen in diesem Zeitraum für mehr als 465.000 Tonnen zusätzlichen Spielraum zum Recycling chemischer Erzeugnisse.

    Fördermittel für saubere Energie sollen aufgestockt werden

    Im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans zur Überwindung der Coronakrise hat Spanien zwei Strategieprojekte auf den Weg gebracht, die Bezüge zur Chemieindustrie haben.

    Ein Strategieplan dreht sich um die Kreislaufwirtschaft. In diesem sind 492 Millionen Euro Fördermittel vorgesehen. Diese sollen private Investitionen anstoßen und insgesamt eine Wirkung von rund 1,2 Milliarden Euro bis 2026 entfalten. Darin sind sektorspezifische Schwerpunkte wie Kunststoff gesetzt. Ein Teil der Mittel kann aber auch von anderen Unternehmen beantragt werden, wenn sie Vorhaben im Sinne des Strategieplans avisieren.

    Ein weiterer Strategieplan umfasst erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff. Der Förderbereich Wasserstoff enthält öffentliche Mittel im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2030 will Spanien 4 Gigawatt Produktionskapazität für grünen Wasserstoff aufbauen. Dieser Energieträger soll den Wandel in Industriezweigen voranbringen, in denen nur schwer nachhaltige Lösungen implementiert werden können. Darunter fällt auch explizit die Chemieindustrie.

    Mitte Dezember 2022 erfuhr die Wirtschaftszeitung Expansión, dass der Strategieplan für Energie um eine Milliarde Euro aufgestockt werden soll. Die ursprüngliche Version war noch vor dem Ukrainekrieg auf den Weg gebracht worden. In der aktuellen Situation sollen die Energieprojekte stärker gefördert werden als ursprünglich geplant.

    Zu den Nutznießern der Fördermittel des Strategieplans Energie und Wasserstoff gehören Expansión zufolge unter anderem Repsol und Cepsa sowie eine Reihe größerer Energieversorger des Landes.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Branchenstruktur

    Der Fachverband Feique rechnet 3.120 vorwiegend kleine Unternehmen der Chemiebranche zu. Chemische Grundstoffe und Arzneimittel erzielen die höchsten Verkaufszahlen.

    Chemische Grundstoffe bilden den Schwerpunkt der Produktion

    Die höchsten Umsätze generieren chemische Grundstoffe und Kunststoffe in Primärformen sowie Arzneimittel. Diese spielen sowohl bei den Verkäufen im Inland als auch bei den Exporten die Hauptrolle.

    Der Fachverband Feique hat aus eigenen Daten, Angaben des Statistikamtes INE sowie Unternehmensbefragungen Zahlen zur sektoriellen Umsatzverteilung zusammengestellt.

    Innerhalb der vierstelligen Untersegmente der Industrieklassifikation CNAE erzielen zwei Zweige besonders hohe Umsatzzahlen. Dabei handelt es sich um organische Chemie (CNAE 2014) mit knapp 14 Milliarden Euro und Kunststoffe in Primärformen (CNAE 2016) mit knapp 13,8 Milliarden Euro.

    Aufsummiert bilden auch Reinigungsmittel, Parfüm und Kosmetika (CNAE 204) mit 9,5 Milliarden Euro Umsatz einen Branchenschwerpunkt.

    Unter Einbeziehung der pharmazeutischen Chemie gehört auch die Kategorie CNAE 212 zu den wesentlichsten. Darin sind Arzneimittel zusammengefasst, die 2021 auf einen Umsatz von knapp 16,5 Milliarden Euro kamen. 

    Katalonien ist das Zentrum der spanischen Chemiebranche 

    Bei einer regionalen Betrachtung zeigen sich klare Schwerpunkte. Die Autonome Gemeinschaft Katalonien ist mit einem Umsatzanteil von 43 Prozent mit deutlichem Abstand führend. Katalonien profitiert davon, Standort des Clusters ChemMed in Tarragona zu sein und auch in der Provinz Barcelona viele Branchenunternehmen zu beherbergen.

    Die Hauptstadtregion Madrid kommt auf einen Anteil von 14 Prozent am gesamten Chemieumsatz Spaniens.

    Die andalusische Hafenstadt Huelva ist ebenfalls ein Schwerpunkt der Chemieproduktion. Damit trägt sie erheblich dazu bei, dass Andalusien gemessen am Umsatz mit 13 Prozent die drittbedeutendste Autonome Gemeinschaft des Landes ist. 


    Markt für chemische Erzeugnisse in Spanien 2021 (Produktion und Marktvolumen in Millionen Euro; Veränderung und Marktanteil in Prozent)

    Sparte

    Marktvolumen 1)

    Veränderung 2021/2020 2)

    Marktanteil 2)

    Chemische Erzeugnisse (20)

    28.946

    0,04

    100

    Grundstoffe, Kunststoffe in Primärform (201)

    20.821

    28,2

    71,9

    Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel, Desinfektionsmittel (202)

    155

    -82,3

    0,5

    Anstrichmittel, Druckfarben, Kitte (203)

    1.554

    -39,1

    5,4

    Reinigungs- und Körperpflegemittel (204)

    1.636

    -54,3

    5,7

    sonstige chemische Erzeugnisse (205)

    4.413

    -19,1

    15,2

    Chemiefasern (206)

    367

    62,7

    1,3

    Arzneimittel (21)

    13.798

    -14,3

    100

    1) Marktvolumen auf Basis der lokalen Produktion plus Importe minus Exporte; 2) In Bezug auf MarktvolumenQuelle: Eurostat 2022

    Die Gesamtzahl der Unternehmen gibt Feique für 2021 mit 3.120 an. Rund 83 Prozent von diesen verfügen über weniger als 50 Beschäftigte. Am anderen Ende der Größenskala stehen lediglich 17 Unternehmen, die mehr als 1.000 Mitarbeiter haben. 

    Mit dieser Verteilung ist die Chemieindustrie ein ungefähres Abbild der spanischen Gesamtwirtschaft. Diese ist ebenfalls von vielen Kleinunternehmen geprägt, während nur wenige sehr große Hersteller existieren.

    Diese Schwergewichte der Branche haben die Mittel, um größere Projekte umzusetzen. Beispielsweise erfinden sich die Petrochemiekonzerne Repsol und Cepsa neu und setzen verstärkt auf die Produktion von Biokraftstoffen.  

    Unter den umsatzstärksten Chemieunternehmen in Spanien befinden sich auch drei DAX-Konzerne. Bayer, BASF und Henkel gehören mit ihren lokalen Niederlassungen zu den zentralen Branchenunternehmen.


    Wichtige Branchenunternehmen in Spanien (Umsatz in Millionen Euro)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2020

    Repsol Química 

    Petrochemie

    2.399

    Cepsa Química

    Petrochemie 

    2.029

    Bayer Hispania

    Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse

    1.601

    BASF Española

    Chemische Erzeugnisse

    1.451

    Antonio Puig

    Sonstige chemische Erzeugnisse, Kosmetika und Parfum

    1.170

    Dow Chemical Ibérica

    Kunststoffe

    950

    Ercros

    Anorganische Grundstoffe

    565

    Henkel Ibérica 

    Sonstige chemische Erzeugnisse, Reinigungs-und Körperpflegemittel

    496

    Indorama Ventures Química

    Kunststoffe

    486

    Fertiberia

    Düngemittel

    479

    Basell Poliolefinas Ibérica

    Kunststoffe

    465

    Quelle: Wirtschaftszeitschrift Actualidad Económica, Las 2.500 mayores empresas de España 2021

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Rahmenbedingungen

    Im EU-Partnerland Spanien gelten grundsätzlich vertraute Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen. Je nach Fachzweig sind unterschiedliche Behörden zuständig.

    Vier wesentliche Institutionen zur Regulierung des Chemiesektors

    Insgesamt vier Stellen in Spanien befassen sich mit der Regulierung des Chemiesektors. Für die Anwendung der Gesetzgebung ist das Gesundheitsministerium zuständig, soweit die menschliche Gesundheit berührt ist.

    Umweltaspekte sind zum Teil beim Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung angesiedelt. Das Umweltressort wurde nach der Parlamentswahl im November 2019 aus dem Landwirtschaftsministerium herausgelöst und im neuen Ministerium für den ökologischen und demografischen Wandel untergebracht. 

    Die Registrierung und Qualitätskontrolle von Arzneimitteln ist Sache der zum Gesundheitsministerium gehörenden Agentur für Medikamente und Sanitärprodukte AEMPS.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Spanien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerio de Industria, Comercio y Turismo (MINCOTUR)Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus 
    ChemSpainInternetportal zur spanischen Chemiebranche
    Federación Empresarial de la Industria Química Española (FEIQUE)Dachverband der chemischen Industrie Spaniens
    Asociación Nacional de Perfumería y Cosmética (Stanpa)Parfüm- und Kosmetikverband
    Asociación Nacional Empresarial de la Industria Farmacéutica (Farmaindustria)Verband der Arzneimittelhersteller
    Associació Empresarial Química de Tarragona (AEQT)Chemieindustrieverband Tarragonas
    Cluster ChemMedChemiecluster Tarragona
    Indústria QuímicaWebportal und monatliche Fachzeitschrift 
    Fachmesse Expoquímia, Barcelona nächster Termin: 30.05.2023 bis 02.06.2023, Fira de Barcelona

     

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