Wirtschaftsumfeld | Südafrika
Investitionsklima: Reformen zeigen Erfolge
Südafrika bietet ausländischen Investoren eine Reihe von Anreizen. Doch die teils protektionistische Industriepolitik bringt auch Herausforderungen mit sich.
28.08.2024
Von Jenny Tala | Johannesburg
Südafrika ist stark in den Welthandel eingebunden und der mit Abstand wichtigste Standort für ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Subsahara-Afrika. Laut Angaben der Zentralbank flossen 2023 Direktinvestitionen in Höhe von 5,2 Milliarden US-Dollar (US$) nach Südafrika. Das entspricht 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 10 Prozent aller FDI-Zuflüsse nach Afrika. Die FDI-Bestände lagen 2023 bei 124 Milliarden US$, 2022 bei 172 Milliarden US$ und 2021 bei 174 Milliarden US$, wovon 5,1 Prozent auf deutsche Investitionen entfielen. Die wichtigsten Zielbranchen waren 2022 das verarbeitende Gewerbe (38,4 Prozent), gefolgt von Bergbau (24,2 Prozent) und Finanzdienstleistungen (20,0 Prozent).
Bankensystem ist gut entwickelt
Das südafrikanische Investitionsumfeld ist verglichen mit anderen Ländern in Subsahara-Afrika stabil, wenngleich nicht unkompliziert. Ein großes Plus ist das hoch entwickelte Bankensystem. Die südafrikanischen Banken gehören zu den größten des Kontinents und sind in vielen Nachbarländern präsent. Die Zentralbank ist unabhängig. Im Venture Capital and Private Equity Country Attractiveness Ranging der IESE Business School, das die Qualität des Investitionsumfelds weltweit vergleicht, belegt Südafrika 2023 Rang 66 von 125 Ländern vor Kenia (68) und Nigeria (69).
Unternehmen | Branche | Investitionssumme in Mio. Euro (Jahr) | Beschreibung |
---|---|---|---|
BMW | Automobil | 215,5 (2023) | Produktion des BMW X3 (Plug-in Hybrid) im Werk in Rosslyn (Gauteng) |
Volkswagen | Automobil | 195,8 (2024) | Ausbau des Werks in Kariega (East London, Provinz Eastern Cape) |
Daimler (Mercedes-Benz) | Automobil | 153,9 (2021) | Ausbau und Modernisierung des Lkw-Montagewerks in East London (Provinz Eastern Cape) |
Fuchs | Chemie | 11,2 (2023) | Erweiterung einer Anlage in Isando (Gauteng) zwecks Kapazitätserweiterung |
JUWI Renewable Energies | Erneuerbare Energie | 10,3 (2023) | Wolf Wind Project: Bau einer 84 Megawatt-Windanlage in der Provinz Eastern Cape. Zuschlag erfolgte im Rahmen des Renewable Energy Independent Power Producers Procurement Programme (REI4P) der Regierung |
DHL Global Forwarding | Logistik/Fracht | 7,0 (2022) | Neues Umschlagzentrum und neue Zentrale im Sky Park Industrial Estate, Johannesburg (Gauteng). Komplex wird überwiegend mit Solarenergie betrieben |
Defizite im öffentlichen Dienstleistungssektor
Doch Südafrikas strukturelle Probleme beeinträchtigen auch das Investitionsumfeld. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International büßte das Land in den letzten Jahren mehrere Ränge ein und erreichte 2023 nur 41 von 100 Punkten. Die internationale Financial Action Task Force (FATF) setzte Südafrika 2023 auf ihre "graue Liste" von Ländern, die unter besonderer Beobachtung hinsichtlich Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stehen. Südafrika ist bemüht, 2025 wieder von der Liste gestrichen zu werden. Die einjährige Zwischenbilanz der FATF fiel positiv aus.
Zentrale Sektoren wie Energie, Wasser und Infrastruktur sind stark reguliert und werden von Südafrikas hoch verschuldeten Staatsunternehmen dominiert. Im Zuge ihres Reformkurses treibt die Regierung die Öffnung für private Investoren voran. Mit ersten Erfolgen: Die Stromversorgung hat sich in der ersten Jahreshälfte 2024 deutlich verbessert. Doch der Weg bleibt weit, da die Umsetzung von Reformen meist deutlich langsamer als geplant erfolgt.
Fachkräftemangel gilt als eines der größten Hindernisse für Wirtschaftswachstum und Investitionen in Südafrika. Dennoch hatten viele Unternehmen in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten, Führungs- oder Fachkräfte ins Land zu bekommen, da Visumsanträge über Monate hinweg nicht bearbeitet oder abgelehnt wurden. Unter der neuen Regierung zeichnet sich eine Besserung ab: Innenminister Leon Schreiber gelang es bereits in den ersten Monaten nach Amtsantritt, den Rückstand signifikant zu reduzieren.
BBBEE: Südafrikas Punktesystem für Chancengleichheit
Für alle Unternehmen, die sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen, gelten die Kriterien des Broad-Based Black Economic Empowerment (BBBEE). Dabei handelt es sich um ein Punktesystem zur wirtschaftlichen Einbindung ehemals benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Je nach erreichter Punktzahl werden Unternehmen bei Ausschreibungen bevorzugt oder auch ausgeschlossen. Viele Unternehmen beschreiben das System als kompliziert, intransparent und teuer. Große Firmen haben daher meistens eigene BBBEE-Abteilungen. Zudem bieten zahlreiche auf BBBEE-spezialisierte Dienstleister Unterstützung bei der Entwicklung konformer Strukturen an.
Investitionsförderung: Sonderwirtschaftszonen locken mit Vergünstigungen
Über ihre One-Stop-Shops unterstützt die Investitionsbehörde InvestSA ausländische Investoren bei allen notwendigen Verwaltungsschritten. Sie sollte daher frühzeitig in Vorhaben eingebunden werden.
Investitionsanreize werden insbesondere in den zwölf Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones, SEZ) gewährt. Dort zahlen Unternehmen nur 15 Prozent Umsatzsteuer (statt 27) und profitieren von Baukostenzuschüssen, Steuer- sowie Zollerleichterungen. Die SEZ haben unterschiedliche Branchenschwerpunkte und liegen strategisch günstig in der Nähe wichtiger Exporthäfen und Verkehrsachsen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene, teils sektorspezifische Förderprogramme, wie beispielsweise das Produktions- und Entwicklungsprogramm für die Automobilindustrie (APDP), welches Anreize für die lokale Kfz-Produktion bietet.
Sonderwirtschaftszone (Provinz) | Branchenfokus | Link |
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Atlantis (Western Cape) | Green Tech | Atlantis SEZ | Investors |
Coega (Eastern Cape) | Agrarwirtschaft, Automobil, Aquakultur, Energie, Metalllogistik | Coega Development Corporation |
Dube Trade Port (KwaZulu-Natal) | Agrarwirtschaft, Automobil, Elektronik, Healthcare, Textil, Verarbeitendes Gewerbe | Dube TradePort | Home |
East London (Eastern Cape) | Agrarwirtschaft, Automobil, Aquakultur | East London IDZ SOC Ltd - Industrial Development Zone (elidz.co.za) |
Maluti-A-Phofung (Free State) | Agrarwirtschaft, Automobil, Logistik, verarbeitendes Gewerbe, ITC, Pharma | |
Musina-Makhado (Limpopo) | Agrarwirtschaft, Bergbau, Energie, Logistik, Metallverarbeitung, Verarbeitendes Gewerbe | Corporate Profile | Musina Makhado SEZ (mmsez.co.za) |
Nkomazi (Mpumalanga) | Agrarwirtschaft, Bergbau, Energie, Logistik | Nkomazi Special Economic Zone - MEGA |
OR Tambo International Airport (Gauteng) | Verarbeitendes Gewerbe | Home - Ortambo Sez (gidz.co.za) |
Platinum Valley/ Bojanala (North-West) | Agrarwirtschaft, Automobil, Bergbau, Biotechnologie, Business Services, Erneuerbare Energie und Green Tech, Pharma, Metallverarbeitung | Bojanala SEZ established in the North West – NWDC |
Richards Bay (KwaZulu-Natal) | Agrarwirtschaft, Energie, Maritime Industrie, Metallverarbeitung, Tech | Richards Bay Industrial Development Zone (rbidz.co.za) |
Saldanha Bay (Western Cape) | Öl- und Gas, Schiffsreparaturen, Logistik | Home | FreeportSaldanha | Freeport Saldanha IDZ |
Tshwane Automotive (Gauteng) | Automobil (Südafrikas erste und einzige Automotiv City) |
"Das Investitionsklima hat sich seit den Wahlen verbessert"
Methembeni Moyo, NSDV | © NSDVMethembeni Moyo ist Rechtsanwalt bei NSDV, einer südafrikanischen Kanzlei, die auf Bergbau, Energie, Umwelt und Baurecht spezialisiert ist. Er hat langjährige Erfahrung im Bereich grenzüberschreitender Investitionen und Vertragsabschlüsse. Moyo hat Deutsch an der Universität in Pretoria studiert und ist Mitglied der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika.
Herr Moyo, welches sind die größten Standortvorteile Südafrikas für ausländische Investoren?
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Südafrika ein günstiger Standort für ausländische Investitionen ist. Zunächst hat Südafrika ein hoch entwickeltes, transparentes und verlässliches Rechtssystem, das in vielerlei Hinsicht mit den Systemen in der entwickelten Welt vergleichbar ist. Die Justiz ist unabhängig, Verträge werden durchgesetzt und Eigentumsrechte, einschließlich bilateraler Investitionsschutzabkommen, werden respektiert.
Dazu kommt Südafrikas strategisch günstige geographische Lage, die Investoren Zugang zu den Wachstumsmärkten des südlichen Afrikas ermöglicht. Über den gemeinsamen Währungsraum mit Lesotho, Namibia und Eswatini und die Südafrikanische Zollunion ist Südafrika wirtschaftlich eng mit seinen Nachbarn verbunden. Für Binnenländer wie Botsuana, Sambia und Simbabwe bietet das Land zudem Zugang zu wichtigen Exporthäfen. Die regionale Integration manifestiert sich auch in Form der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA), in der Südafrika Mitglied ist.
Und wo liegen die Herausforderungen?
Vor den diesjährigen Wahlen war das größte Risiko für internationale Investoren das politische Risiko. Dies war gekennzeichnet durch endemische Korruption in staatlichen Unternehmen, zivile Unruhen angesichts der hohen Arbeitslosigkeit, sozioökonomische Ungleichheit, verfallende Infrastruktur und schlechte Grundversorgung. All diese Faktoren wirken sich negativ auf die Wachstumsaussichten und die innenpolitische Stabilität aus. Seit die neue Regierungskoalition im Amt ist, haben sich die politischen Risikoprognosen jedoch verbessert.
Welche Maßnahmen zur Investitionsförderung gibt es für Unternehmen?
Attraktiv sind die Sonderwirtschaftszonen, in denen Unternehmen von einer Vorzugs-Körperschaftssteuer, Baukostenzuschüssen, Steuererleichterungen und Beschäftigungsanreizen profitieren. Mittels des neuen Steueranreizes "12i" will die Regierung zudem Greenfield- und Brownfield-Investitionen unterstützen - sowohl für Kapitalinvestitionen als auch für Ausbildungsmaßnahmen.
Unternehmen sollten zudem Südafrikas Reformagenda "Operation Vulindlela" im Blick behalten. Die Agenda umfasst ein ganzes Paket von Maßnahmen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln sollen - darunter die Verbesserung der Infrastruktur und eine Reform der Einwanderungspolitik zwecks vereinfachter Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte.
Bund bietet Investitionsgarantien für Südafrika
Zwischen Südafrika und Deutschland gibt es seit 2014 keinen Investitionsförderungs- und -schutzvertrag mehr. Aufgrund der Bedeutung des südafrikanischen Marktes für deutsche Unternehmen werden seit 2021 aber wieder Investitionsgarantien auf Basis der innerstaatlichen Rechtsordnung übernommen.
Näheres zur Investitionsgesetzgebung und den rechtlichen Rahmenbedingungen finden Sie in der Publikation Recht kompakt Südafrika. Germany Trade & Invest stellt zudem ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.